Umgezogen

Ein kurzer Abriss der letzte 8 Tage:

Dienstag, 2. Dezember: Rückkehr aus Berlin. Das Flugzeug von Ryanair war bemerkenswert leer, was sehr erfreulich war. Nach Ankunft sind wir sofort nach Gustavsberg gefahren, um die Schlüssel abzuholen. Die Wohnung ist echt gut, aber wir haben noch einige Anmerkungen zum Besichtigungsprotokoll. Unser Keller ist nicht leergeräumt, die Namensschilder fehlen und ein Hakenkreuz ist im Treppenhaus in die Wand geritzt. Wir ziehen noch Abend einige kleinere Möbelstücke um.
Mittwoch, 3. Dezember Ich fahre zur Hausverwaltung und trage unsere Anliegen vor.
Donnerstag, 4. Dezember Wie der Berlintrip lange vorgeplant, erhalte ich im Vorhinein mein Geburtstagsgeschenk: das Elton-John-Konzert im Globen. Zunächst waren wir sehr abgelenkt wegen der Wohnung und dem eigentlich viel wichtigeren Umzug, aber der Mann ist ein großer Entertainer, und der Abend war prima.
Freitag, 5. Dezember Nach einigen Schwierigkeiten mit der Anhängerkupplung kann ich nun doch einen Anhänger mieten. Die Kupplung ist abnehmbar, und vor nicht allzu langer Zeit wusste ich nichtmal, dass das Auto überhaupt eine hat. Sie war wegen der jahrelangen Nichtbenutzung so schwergängig, dass ich zunächst dachte, sie wäre abgeschlossen. Der Schlüssel tauchte nach etwas Suche bei meinen Eltern auf. Er kam rechtzeitig mit der Post, und nach einer Menge Salatöl und richtig Öl lief alles wie geschmiert. Stefan half uns am Freitag mit dem Umräumen, so dass am Samstagmorgen vorwiegend die großen schweren Sachen übrig waren.
Samstag, 6. Dezember Wir hatten glücklicherweise viele Umzugshelfer, obwohl es ja sehr kurzfristig organisieren mussten. Am Nachmittag war alles in der neuen Wohnung. Vielen Dank an die ganzen Umzugshelfer!
Sonntag, 7. Dezember Es hat sich herausgestellt dass der Küchentisch zu groß ist. Wir fahren zu IKEA und verbringen letztendlich fast den ganzen Tag dort. Derweil ist die Wohnung natürlich noch ein Riesendurcheinander.
Montag, 8. Dezember Selten war mir ein Geburtstag so egal wie dieser, denn die ganzen anstehenden Arbeiten lassen ihn vollkommen in den Hintergrund treten. Vielen Dank für die ganzen Geburtstagsanrufe und -mails! Tagsüber bin ich bei einem Experiment an der Uni, aber ich verabschiede mich früh. Ich quäle mich den ganzen Abend mit einer Dose für einen Netzwerkanschluss. An mir ist wirklich kein Elektriker verloren gegangen, und dieser Verkabelung ist so nervig, dass ich verstehe, wieso WLAN erfunden worden ist. Erst am Dienstagabend gelingt es mir (mit einer anderen Dose), einen einigermaßen stabilen Anschluss zu fabrizieren.
Dienstag, 9. Dezember Die Wohnzimmervorhänge passen farblich nicht. Immerhin ist die Wohnung langsam einigermaßen aufgeräumt, auch wenn es noch massiv an Regalen, Vorhängen und der Installation des Küchentischs mangelt. Ich werde am Donnerstag wohl noch einmal zu IKEA aufbrechen müssen, um Regale zu besorgen.

Heute kommt nun der erste Besuch. Mittlerweile bin ich guter Dinge, dass bis nächste Woche so etwas wie ein Normalzustand eintreten wird.

Vertrag unterzeichnet

Vielen Dank für die Glückwünsche zur ersten eigenen schwedischen Mietwohnung!

Mittlerweile ist der Vertrag unterzeichnet. Die Freude ist groß, denn die Wohnung ist wohl nicht schlecht (habe sie selbst noch nicht gesehen).

Einem Durchschnittsdeutschen mag es als grotesk erscheinen, dass jemand den Erhalt einer Mietwohnung, die er nicht einmal selbst gesehen hat, derart zelebriert.
Wenn man aber eine Weile in Stockholm gelebt hat, wird man das gut verstehen können. Wie ich in meinem Auswandererguide umfänglich beschreibe, soll das hiesige Wohnungssystem für mehr Gerechtigkeit sorgen. Daher werden Mietwohnungen zumeist per Warteschlange (Bostadskö) abgegeben. Wer am längsten wartet, kriegt die Wohnung. Das soll dafür sorgen, dass nicht immer der reichere zum Zuge kommt.
In der Realität begünstigt dies aber diejenigen, die vertragswidrig die Wohnung untervermieten, so dass diese Objekte auf dem Schwarzmarkt durchgereicht werden, anstatt den in der Warteschlange stehenden angeboten zu werden. Dazu verzerren die künstlich niedrige Mieten den Markt bei den Wartezeiten, die man haben muss, um eine Wohnung zu erhalten.

Derzeit ist es sehr schwer, eine Wohnung mit unseren Voraussetzungen zu erhalten. Man kann annehmen, dass die Finanzkrise und die damit einhergehenden härteren Kreditbedingungen den Zulauf zum Mietmarkt noch verstärken werden. Diese Leute haben oft viele Jahre passiv in der Warteschlange gestanden und nun genügend Wartezeit angehäuft, um freie Wahl zu haben.
Wir haben jedoch gerade einmal 2 Jahre Wartezeit, in vielen Warteschlangen sogar noch deutlich weniger. Das reicht derzeit gerade einmal für Listenplätze ab 40 aufwärts – aussichtslos.
Wir hatten uns schon frühzeitig darauf verlegt, nur noch in den Warteschlangen der umliegenden Kommunen zu suchen, denn jede Wohnung, die wir bei der Stockholmer Bostadskö kriegen würden, wäre die Wartezeit nicht wert, die wir dafür hergeben müssten.

In unserem Fall spielte das Glück eine erhebliche Rolle. Ich stand seit knapp 2 Jahren in Värmdö in der Warteschlange. Värmdö ist ein gutes Stück außerhalb, wunderschön auf den Schären gelegen. Drei Faktoren dürften Värmdö aber weniger attraktiv machen für die Wohnungssuchenden:

  1. Es gibt zwar eine Autobahn direkt nach Stockholm, aber der Nahverkehr hat die Schwäche, dass es keinerlei Schienenverkehr in die Kommune gibt. Man ist zwar normalerweise in 30 Minuten in der Stadt, aber wenn einmal Wetter oder Verkehrsverhältnisse nicht mitspielen, steckt man fest. Weiter entfernte Teile der Kommune sind zwar landschaftlich ein Traum und in vielen Fällen geradezu ein Schwedenklischee, aber die Fahrtzeiten in die Stadt steigen enorm an.
  2. Die Bostadskö kostet Geld, was nur in wenigen Kommunen des Län der Fall ist.
  3. Die Einkommenssteuern in Schweden sind vom Wohnort abhängig. Man zahlt in Stockholm rund 30%, in Värmdö sind es aber 33%, und das ist für Groß-Stockholm vergleichsweise viel.

Inwieweit dies alles eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen. Ich erhielt jedoch eine Einladung zur Wohnungsbesichtigung, die meine Freundin wahrnahm. Anscheinend waren nur 4 Leute dazu erschienen, und so reduzierte sich das Feld potenzieller Mieter erheblich. Zwar ist ein Erscheinen keine Pflicht, aber in vielen Fällen wirkt sich dies positiv aus.
Ich war freilich auf Platz 4. Wir gingen daher nicht davon aus, zum Zuge kommen zu können. Drei Wochen später war die Wohnung immer noch nicht vermittelt. Auf Nachfrage teilte man mir vor knapp 2 Wochen mit, ich sei nun auf Platz 3.

Dann letzte Woche der Anruf: was ich denn beruflich machen würde, denn meine Einkommenssteuererklärung von letztem Jahr würde ja nicht viel aufweisen. Ich solle möglichst schnell Unterlagen einschicken, denn die Wohnung wäre schon zum 1. Dezember zu beziehen. Genau dies war wohl auch der Grund, wieso die beiden, die in der Liste vor mir standen, abgesagt hatten: das war denen zu kurzfristig.
Uns natürlich auch, denn das heißt, doppelt Miete zu bezahlen und zu einer Zeit umzuziehen, in der wir nicht an Langeweile leiden. Heute geht es für ein Wochenende nach Berlin, und ab 10. Dezember haben wir fast durchgehend Gäste bis Ende des Monats.
Aber es gab keine Alternativen, und wir wären dumm gewesen, nein zu sagen. Schon alleine die Tatsache, dass wir auf Platz 1 vorgerückt waren, ist ein kleines Wunder, und da durfte das keine Rolle spielen.

So ziehen wir nächste Woche mit viel Stress um – es verspricht ein erlebnisreicher Dezember zu werden.