Ich war dann mal weg

So sah die Google-Startseite bei mir an Weihnachten aus (Ausriss: Google)

Gestern abend habe ich mich gefragt, wieso ich mich an Beinen schuppe. Dann fiel mir ein: ich war ja in Afrika und der Sonnenbrand war im Preis inbegriffen.

Eigentlich ist Weihnachten für mich eine komplett durchritualisierte Veranstaltung. Kirche, Abendessen, Bescherung – daran hat sich bei mir in den letzten 30 Jahren kaum etwas geändert. Jedoch ist nichts ewig. Zumindest nicht, wenn man 30 ist und sich eine Gelegenheit auf ein ganz anderes Weihnachten bietet, die man besser nicht verstreichen lassen sollte. Schon alleine deswegen, weil Reisen in ferne Länder zumeist etwas sind, was sich nicht alle Tage bietet, und wenn man sie vorbeiziehen lässt, kommen sie nicht so schnell wieder.

Diese Gelegenheit führt mich nach Afrika, genauer nach Tansania – jenes Land, das einmal Deutsch-Ostafrika war und in mir v.a. Assoziationen an meinen früheren Erdkundelehrer, Herrn Schieß, auslöst, der dort einige Jahre gearbeitet hat. Sonst blieb aber nichts weiter hängen, und ich kann auch nicht verhehlen, dass dieser Kontinent bislang auf der Liste meiner Topreiseziele in Gänze fehlte.

Der Trip wurde so auch nicht gerade mit profunder Kenntnis der Umgebung geplant. Das Programm stand trotzdem bald: 5 Tage Safari, gefolgt von einem Bustrip durch das ganze Land nach Dar-Es-Salaam, dann weiter mit der Fähre nach Sansibar, ein paar Tage Sansibar-Stadt. Ich hatte für den Rückweg die grandiose Idee, alleine noch einen Tag auf Sansibar zu bleiben und den Flug mit Nachtaufenthalt in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abbeba zu nehmen, um vielleicht noch etwas von dort zu sehen und die äthiopische Küche auszutesten.

Ich konnte also bis zur Mitte der Weihnachtszeit das volle Programm erleben mit Schnee, Julbord und dem Weihnachtsmarkt im Skansen. Nur eines hatte ich nicht, und das betrachte ich als meine größte Errungenschaft: ich bin um „Last Christmas“ von Wham herumgekommen.

Eine weitere annähernde Unmöglichkeit ist ebenso wahr geworden. Vor der Reise besaß ich nur eine Speicherkarte mit 4 GB. Ich kaufte mir dann zwei 16-GB-Speicherkarten in der Erwartung, dass es praktisch unmöglich sei, auch nur eine davon zu füllen. Denn eine davon fasst über 2700 Bilder, und wer kann schon soviel fotografieren?

Zurückgekommen bin ich mit über 4000 Fotos, und sie sind noch lange nicht sortiert.

So gibt es für’s erste nur einen Vorgeschmack aus der Hinreise. Auf dieser legte ich einen Zwischenstopp in Deutschland ein, der aber nur 11 Stunden währte und in der die Deutsche Bahn von allen Beteiligten bei dieser Hinreise die geringste Pünktlichkeit aufwies. Lange nach dem ersten Schneechaos und etwas vor dem zweiten fuhr ich mit fünf Zügen (laut meinem Reiseplan). Pünktlich war: keiner, und ich durfte mehrfach umdisponieren. Von einem Zugbegleiter erfuhr ich auch den Grund. Am Tag zuvor war das vollkommen überraschende Ereignis des Fahrplanwechsels eingetreten, was den Betrieb anscheinend öfters außer Takt bringt.

Ich will aber nicht zu sehr auf die Bahn schelten. Das Personal war freundlich und meine Verspätung noch ganz ok. Ich konnte meinen Flug mit Ethiopian Airlines planmäßig antreten. Jedes Mal, wenn ich aufwachte, gab es etwas zu essen. So kann man sich das gefallen lassen. Die einzige Überraschung war letztendlich, dass der Flug von Addis Abbeba zum Kilimandscharo-Airport noch eine Zwischenlandung in Mombasa einlegte, von der in meinem Flugplan nichts zu lesen war.

So starte ich mit einer halb sortierten Fotosammlung ins Blogjahr 2011. Mehr wird hoffentlich noch kommen.

Tack för i år

Jahresrückblicke erinnern mich an diesen aus dem Jahr 2008

und dieser wiederum an das noch ein kleines bisschen ältere Originallied von Lilian Harvey

In diesem Sinne einen guten Rutsch ins Jahr 2011

PS: Wer es noch nicht gemerkt hat: ich bin derzeit verreist, weswegen auch die Kommentare auf Moderation gesetzt sind. Neues Material gibt es hoffentlich in Kürze.

Stockholm im Panorama

Ich versuche mich auch immer mal wieder an Panoramen – mal mehr, mal weniger erfolgreich.

So etwas wie das hier würde ich aber keinesfalls hinbekommen: ein 360-Grad-Panorama Stockholms vom Turm des Stadshuset herunter. Das schon einmal deswegen, weil diese Bilder mit einer Sondergenehmigung aufgenommen wurden.

Noch imponierender ist dieses 80 Gigapixel (!) große Panorama von London.

Ein Blick lohnt sich jedenfalls – auch auf viele andere Panoramen auf 360cities.net.

[via DN und PetaPixel]

Börks

Ich schaue mir gerade heldenmutig den am 5. Dezember im ZDF gelaufenen Film „Inga Lindström – Millionäre küsst man nicht“

Die ersten 10 Minuten enthielten: ein schnöseliger Millionär mit einem gescheiterten Unternehmer als Butler wird heute heiraten. Währenddessen hat die zukünftige Braut einen Streit mit ihrer Mutter, die eine alternativ angehauchte Malerin (mit schickem Häuschen, versteht sich) ist und den turbokapitalistischen Bald-Schwiegersohn noch gar nicht kennt, aber wenig von ihm hält. Die Braut ist auf dem Weg ins Brautmodengeschäft, als sie einen Mann mit Karohemd anfährt, der glücklicherweise unverletzt bleibt. Sie kennt ihn offenbar.

Den Rest der Geschichte (frei von der Leber weg geraten): sie verknallt sich in den Karomann, zweifelt an ihrem Neuehemann, und am Ende schnappt sich die beste Freundin der Braut, die gerade vorkam, den schicken Millionär. Ende.

Ich werde mal austesten, ob ich recht habe. Börks ist übrigens kein schwedisches Wort, könnte aber eines bei Inga Lindström und beschreibt den Laut, den ich machen möchte, wenn ich an das intellektuelle Niveau dieses Schunds denke.

Bester Satz:
1. „Tut mir leid, dass ich dich überfahren hab.“
2. „Was fällt ihnen ein, in meine Beziehung hereinzuplatzen?“

Unglaubwürdigste Szene: der ganze Film, aber v.a.:
1. Die Szene, als die Mutter der Braut den Bräutigam bei einem Geschäftstermin kennenlernt. Anscheinend weiß sie zwar, dass ihr Schwiegersohn in spe Tubrokapitalist ist, aber seinen Namen scheint sie nicht zu kennen.
2. Als die Braut zu ihrem Ex aufs Boot kommt und er ganz begeistert ist, nachdem er ihr kurz vorher gesagt hat, sie solle ihn in Ruhe lassen.

Unglaubwürdigster Charakter: Carin C. Tietze als die Mutter der Braut, der man beim besten Willen nicht abkaufen kann, dass sie eine linksalternative Künstlerin sein soll. Dazu sind aber auch ihre Dialoge zu platt.

Unwahrscheinlichste Szene: der Bräutigam trifft die Schwiegermutter zunächst, als er den vergessenen Brautstrauß abholen will, und dann wieder, als er nackt an einem verlassenen Strand schwimmen geht. Und später nochmal bei einem Geschäftstermin.

Bemerkenswerter Dialog:
Frau: „Sind sie…..“ (stockt)
Mann: „Ihrer Frage fehlt noch ein Adjektiv.“
Frau: „… verletzt.“
Gute Nacht Grammatik. Ich kaufe ein ä und will lösen: Prädikat wäre der richtige Begriff gewesen, von mir aus auch Verb.

Fazit: Anscheinend ist Frau Sadlo gerade auf dem Ende ihres Hochzeits-Trips und hat irgendwo was über Kunstgeschichte und die Ungerechtigkeit in der Welt gelesen. Die Geschichte ist natürlich (wie immer) vollkommen hanebüchen. Ich hatte teilweise recht, denn die Braut (Lina) kriegt natürlich den Karomann (Max), der dafür aber seine Verlobte in den Wind schießt. Die ist damit aber in dem Fall die einzige Unglückliche, denn die Mutter der Braut kommt mit dem Ex-Bräutigams-Millionär zusammen. Und die beste Freundin der Protagonistin ist nun doch mit einem anderen liiert. Das Ganze ist immerhin erträglicher als das letzte Mal, zumal die Geschichte soweit von Schweden losgelöst ist, was das Land zwar wieder mal zu einer Naturkulisse erniedrigt, aber immerhin die Zuschauer nicht permanent für blöd verkauft.

Terroranschlag in Stockholm

Ich kann schlecht Reporter spielen, aber möchte über die gestrigen Ereignissen einige Dinge anfügen, die in deutschen Medien vielleicht bislang gar nicht oder nur verkürzt zu finden sind.

Hier eine Übersetzung der Bekennermail, die bei der Nachrichtenagentur TT einging (arabische Teile sind kursiv):

Im Namen des barmherzigen Gottes. Gebet und Frieden dem Prophen Mohammed, Friede sei mit ihm.

Im Namen des barmherzigen Gottes:
Sehr kurz und umfassend an Schweden und das schwedische Volk. Dank Lars Vilks und seinen Malereien des Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm, und euren Soldaten in Afghanistan und euer Schweigen über all dies sollen eure Kinder, Töchter, Brüder, Schwestern genauso sterben wie unsere Brüder und Schwestern und Kinder sterben.

Nun hat der islamische Staat erfüllt, was sie [sic!] euch versprochen haben . Es gibt uns nun hier in Europa und in Schweden, wir sind eine Wirklichkeit, keine Erfindung, mehr will ich dazu nicht sagen.

Unsere Aktionen werden für sich selbst sprechen. Solange ihr euren Krieg gegen den Islam und die Erniedrigung des Propheten, Friede sei mit ihm, und eure dumme Unterstützung für das Schwein Vilks nicht beendet.

Und zu allen Muslimen in Schweden sage ich: hört auf zu kriechen und euch zu erniedrigen für ein erniedrigendes Leben weit entfernt des Islam. Helft euren Brüdern und Schwestern und fürchtet niemanden und nichts, nur Gott, den ihr anbetet.

Und an meine Familie: versucht mir zu vergeben. Ich konnte nicht sitzen bleiben und zuschauen wenn alles Unrecht gegen den Islam und den Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm gescheht, wenn das Schwein tat, was er tat. Vergebt mir meine Lügen. Ich fuhr nie in den Nahen Osten, um zu arbeiten und Geld zu verdienen, ich fuhr dorthin für den Dschihad. Ich hoffe, ihr könnt mich irgendwann verstehen. Ich hätte euch oder jemand anderem das alles niemals erzählen können. Meine liebe Frau und Kinder, ich liebe euch. Ich liebe dich, meine Frau. Meine Liebe für dich war nie eine Lüge. Vergib mir, wenn ich dir etwas nicht erzählt habe. Küsse die Kinder von mir. Sag ihnen, dass Papa sie liebt, sie immer lieben wird.

Zum Schluss grüße ich alle Mudschahidin, vergesst mich nicht in euren Gebeten. Betet für mich. Betet für mich, weil die Musline hier in Schweden so erniedrigt sind, dass sie für Nicht-Muslime in ihren Moscheen beten. Und zum Schluss an alle Mudschahidin in Europa und Schweden: jetzt wird es Zeit, zuzuschlagen, wartet nicht länger. Tut es mit was auch immer ihr habt, auch wenn es ein Messer ist, und ich weiß, dass ihr mehr habt als ein Messer. Fürchtet niemandem, fürchtet kein Gefängnis, fürchtet nicht den Tod.

Ich sage mein Wort und ich bete zu Gott, mir zu vergeben und euch zu vergeben. Brüder. Die Treuen.

Die Übersetzung ist natürlich ohne Gewähr. Ich weiß zur Stunde, zu der viele Dinge noch nicht aufgeklärt sind – eingeschlossen die Echtheit dieses Textes – nicht so recht, was ich davon halten soll.

Neben dem ganzen Fanatismus spricht eine große Traurigkeit aus diesen Zeilen.

Das Auto, in dem die Bombe war, gehörte einem 28-jährigen Mann, der im småländischen Tranås lebt und heute Geburtstag gehabt hätte. Er sei in Bagdad geboren, lebe sei seit 1992 in Schweden und habe zeitweise in England gelebt, wo er ein Studium zum Sporttherapeut machte.

Laut Expressen gehörte er vielleicht zu den Männern, die regelmäßig in der Fußgängerzone in der Drottninggatan stehen und dort Schilder mit Werbung für Restaurants hochhalten. Sollte das stimmen, dann wundert mich nicht, dass so jemand langsam aber sicher dem Wahnsinn verfällt. Seine Tage als menschliches Werbeschild zu verbringen ist einer der deprimierendsten Jobs, die ich mir vorstellen kann. Schlüssig scheint mir aber der Zusammenhang nicht zu sein. Wenn er wirklich in Tranås lebt, dann wird er wohl nicht in Stockholm gearbeitet haben. Das macht geographisch keinen Sinn.

Das ist aber alles im Moment spekulativ. Ich begrüße es jedenfalls, dass die schwedische Regierung besonnen reagiert, und hoffe inständig, dass sie nicht in innenpolitischen Aktionismus verfällt. Das Ganze sollte zu keinem Wind auf den Segeln der Islamophoben und Überwachungsfanatiker werden.

Alles weitere wird man abwarten müssen.

Schwedisch-Kaffee

Man lernt ja nie aus, auch nicht über die Gebräuche, des Landes, in dem man seit über 5 Jahren lebt. Manchmal entdeckt man Neues aber auch an Orten, wo man es nicht erwarten würde. Heute durfte ich bei dem Comiczeichner Flix lernen, was Schwedisch-Kaffee ist.

Schwedisch Kaffee (Copyright: Flix, www.der-flix.de)
Schwedisch-Kaffee (Mit freundlicher Genehmigung von Flix, Copyright: Flix, www.der-flix.de)

Mir ist dieses Getränk (zum Glück) noch nie begegnet, denn Kaffee ist nicht mein Fall und mein letztes Zusammentreffen mit Wodka endete, nun ja, übel. Ich will aber nicht ausschließen, dass in den winterkalten Weiten dieses Landes derlei Getränk zur Winterzeit zu sich genommen wird.

Es ist jedenfalls der eindrückliche Beweis, dass Schweden schon jetzt eurotauglich ist und die Eigenheiten und Traditionen des Landes unter der Euro-Umstellung nicht leiden werden.

Nachtrag 11.12.: das Getränk ist in Schweden wirklich bekannt und heißt „kaffeekask“, wobei der Alkohol aber auch aus anderen Branntweinvarianten bestehen kann.

Right Livelihood Award – der „alternative Nobelpreis“ und ein gelungener PR-Coup

Eher dünn besetzt: die Pressekonferenz des Right Livelihood Award 2009 (Bild: Prolineserver 2010, Wikipedia/Wikimedia Commons (cc-by-sa-3.0))

Er ist heute unter den aktuellen Meldungen , aber viel mehr Aufmerksamkeit bekommt er auch nicht: der Right Livelihood Award, ein Preis, der jedes Jahr an Menschen vergeben wird, die Gutes tun für unseren Planeten und seine Bewohner.

Eine schöne Sache, dass es so etwas gibt. Doch etwas macht diesen Preis so besonders: die Bezeichnung „alternativer Nobelpreis“. Diese wird in den deutschen Medien so penetrant verwendet, dass es schon in der Überschrift steht. Vor einiger Zeit hörte ich eine Folge der Talksendung „SWR1 Leute“, bei der dieser Begriff so verwendet wurde, als sei es der offizielle Name.

Die deutschsprachigen Medien sind auch so ziemlich die einzigen, die diesem Preis eine nennenswerte Bedeutung zumessen – bei den Pressekonferenzen des Awards sieht es ansonsten ziemlich leer aus. Selbst die schwedischen Medien interessiert das alles nur sehr bedingt, und wenn man heute mal bei Google News in internationalen Medien sucht, ist das Ergebnis dürftig.

Warum ausgerechnet Deutschland so auf diese Sache anspringt, weiß ich nicht. Vielleicht hat man in den anderen Ländern einfach erkannt, wieviel Schaumschlägerei dieser Preis im Grunde ist.

Warum dieser Preis nie zu einem Nobelpreis werden konnte

Die Legende geht nämlich so, dass Jakob von Uexküll einst der Meinung war (und immer noch ist), es bräuchte einen Nobelpreis für Ökologie, Menschenrechte und andere philanthropische Aktivitäten. Daher verkaufte er seine Briefmarkensammlung, was die stolze Summe von 1 Million US-Dollar erbrachte.

Er wandte sich an die Nobelstiftung und wollte mit dem Geld einen oder zwei neue Nobelpreise einrichten. Diese lehnte jedoch ab, und alle Welt glaubt bis heute, dies sei alleine so, weil die Stiftung einfach keinen neuen Preis einrichten wollte. Wohl auch, weil man nach den doch eher zwiespältigen Erfahrungen mit dem ab 1969 verliehenen „Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel“, besser bekannt als Wirtschaftsnobelpreis, keine Erweiterungen an dem Preis mehr machen wollte.

Klingt schön, aber man kann doch stark bezweifeln, dass das so stimmt. Zum Einen musste von Uexküll damit rechnen, dass die Nobelstiftung nein sagen würde. Diese Organisation existiert nämlich einzig und allein zu dem Zweck, das Vermögen Alfred Nobels zu verwalten und die Erträge im Nobelpreis auszuteilen. Alles jenseits dessen darf nicht aus diesem Geld finanziert werden.

Wenn die Nobelstiftung also ihr Tätigkeitsfeld ausdehnt, dann ist nicht nur der gewaltige Effekt in der Öffentlichkeit zu beachten, der hierdurch zwangsläufig entsteht. Es muss auch die Finanzierung dieser Aktivitäten sichergestellt sein.

Und genau hier hat die ganze Sache einen massiven Haken. Die schwedische Reichsbank hat genug Geld, um auf lange Sicht die Preissumme und auch alle anderen anfallenden Kosten zu finanzieren. Von Uexküll hingegen hatte nur 1 Million US-Dollar, was im Jahr 1980, als er das Angebot machte, maximal 4.530.000 schwedischen Kronen entsprach.

Der Preis hätte nie finanziert werden können

Der echte Nobelpreis hatte im Jahr 1980 aber eine Preissumme von 880.000 schwedischen Kronen. Es hätte also zwei Möglichkeiten gegeben: man hätte Uexkülls Geld investieren können und den neuen „Nobelpreis“ von den Zinsen nehmen können. Dazu hätte man aber einen jährlichen Ertrag von fast 20% erzielen müssen – ein Wert, der mit seriösen Methoden niemals dauerhaft erreicht werden kann. Die Alternative wäre gewesen, das Geld auszugeben, was aber bedeutet, dass nach 5 Jahren ohne Hilfe von außen Schluss gewesen wäre.

Und bei all dem ist noch nicht einmal eingerechnet, dass für Verwaltung, Verleihung etc. auch Kosten anfallen.

Kurzum: Jakob von Uexküll hatte zu keiner Zeit das Geld, um einen, geschweige denn zwei „Nobelpreise“ zu stiften. Selbst wenn die Nobelstiftung weitere Preise hätte hinzufügen wollen, so hätte sie das Angebot ablehnen müssen, weil eine nachhaltige Finanzierung unmöglich hätte gewährleistet werden können. Es wäre unverantwortbar gewesen, jemandem, der mit einer 1 Mio. US-Dollar und guten Absichten hereinschneit, einen neuen Quasi-Nobelpreis zuzugestehen. Und auch wenn es böse klingt: Jakob von Uexküll hatte schlichtweg nicht das Format, das dem Nobelpreis angemessen wäre.

Es fällt mir schwer, zu glauben, er habe das nicht gewusst und sei so naiv gewesen, etwas anderes anzunehmen.

Der „Right Livelihood Award“

Das Ganze erscheint mir eher als ein brillanter PR-Trick: die Aufmerksamkeit aus einem aussichtslosen Angebot an die Nobelstiftung zu benutzen, um die inoffizielle Bezeichnung „alternativer Nobelpreis“ für sich zu reklamieren. Die Stiftung des Right Livelihood Award verwendet die Bezeichnung gerne und oft in Anführungsstrichen (um keinen Ärger mit der Nobelstiftung zu kriegen).

Von Uexküll Egomanie vorwerfen möchte ich nicht. Zwar sieht die ganze Aktion schon ein bisschen nach dem Versuch eines Berufsphilatelisten und Weltverbesserers aus, sich in eine Reihe mit einer historischen Figur wie Alfred Nobel zu stellen. Aber im Zentrum der Veranstaltung steht nicht er, sondern die Preisträger.

Das ist wohl auch besser so, denn sein Geld von damals ist natürlich schon lange weg. Das Preisgeld – dieses Jahr immerhin 800.000 € (auf vier Preisträger verteilt) – wird aus Spenden finanziert, und die Homepage der Stiftung wirbt mit Steuervergünstigungen für Spendebereite.

Es mag eine schöne Sache sein, Menschen, die Gutes tun, einen Preis zu geben, damit die Welt von ihren Taten weiß und auf dass sie mit ihrem Preisgeld weiterarbeiten können. Auf die Posse, es handele sich hier um einen verkappten Nobelpreis, den die Nobelstiftung trotz der edlen Absichten schroff ablehnte, sollte man aber nicht hereinfallen.

TÜV mit Hindernissen

Blick nach draußen: optimales TÜV-Wetter...

Ich hatte mir alles so schön ausgedacht: rechtzeitig vor dem Winter wechsele ich die Reifen und lasse die Tachobeleuchtung im Armaturenbrett reparieren. Dann kann ich vor Schnee und Eis zu Bilprovningen, dem schwedischen TÜV, fahren und die Sache ist erledigt. Es läuft hierzulande nämlich so, dass man je nach Endziffer des Kennzeichens jedes Jahr in einem bestimmten Zeitraum zur Überprüfung muss. Bei mir ist das September bis Januar.

Brillanter Plan mit Hindernissen

Da es bei sehr kaltem Wetter schonmal passieren kann, dass die Türen nicht mehr aufgehen (letzten Winter musste ich einmal durch den Kofferraum einsteigen), und dies für ein Bestehen der Kontrolle nötig ist, dachte ich mir, ich mache es schlau, bereite das Auto vor und gehe so früh, dass ich den Winter komplett umgehe.

Tja, Pustekuchen.
Nicht nur meine kreuzdämliche Reifenwechselaktion war ein Desaster. Es erwies sich auch, dass das Licht am Tacho nicht nur kaputt war, sondern auch einen Wackelkontakt hat. Zu allem Überfluss ging nun auch noch die Temperatur zeitweise auf -17°C herunter, so dass ich befürchten musste, die Batterie wäre bald sehr leer und ich würde mit vereisten Türen nichtmal vom Parkplatz wegkommen. Nach einer panischen Aufladeaktion letztes Jahr hatte ich auch hier „vorgesorgt“ und mir einen neuen Parkplatz mit Stromanschluss besorgt. Dumm nur, dass der Stromzugang ausschließlich über Zeitschaltuhr geht. Einfach mal ne Nacht aufladen ist nicht vorgesehen – sehr schlau. Immerhin konnte ich mir jetzt eine Standheizung für Arme bauen: Verlängerungskabel durchs Fenster und Heizlüfter drinnen. Funktioniert bemerkenswert gut, solange das Fenster nicht so vereist ist, dass man es nicht öffnen kann.

Auch das mit dem früh zum TÜV gehen scheiterte grandios. Seit diesem Jahr hat Bilprovningen nämlich sein Monopol verloren. Das heißt, andere Firmen können sich akkreditieren lassen und dann selbst die Kontrolle durchführen. Das soll Preise senken usw.

Die neue Konkurrenz für den schwedischen TÜV: eine Kontrollstation im ganzen Land

Klingt schön in der Theorie, klappt aber in der Praxis nur so mittelprächtig: während ich letztes Jahr noch kurzfristig den Termin umbuchen konnte, betragen derzeit die Wartezeiten über einen Monat. Der erste Termin, den ich erhalten konnte, war heute morgen – obwohl ich schon Anfang November gebucht hatte. „Geh‘ ich halt zur Konkurrenz“, dachte ich mir.

Tja, auch Pustekuchen.
Es gibt in ganz Schweden nämlich genau eine (in Worten: eine einzige) Station, die bisher diese Akkreditierung hat. Die liegt in Tyresö, also gar nicht mal so schlecht für mich. Aber: bei der sind die Wartezeiten genauso lang und es kostet genauso viel.

Auch schön, wie die Terminzuteilung nun funktioniert. Bislang bekam man einmal im Jahr Post mit einem Terminvorschlag gegen Ende des zulässigen Zeitraums (bei mir also Januar), den man bei Bedarf umbuchen konnte. Das neue System funktioniert so, dass Bilprovningen einen Termin vorschlägt, den man bestätigt, indem man die ganze Gebühr von 300 kr überweist! Der Vorschlag kam übrigens auch dann, als ich schon lange einen anderen Termin gebucht hatte.

Liberalisierung bisher sehr bescheiden

Die tolle Marktliberalisierung ist schlichtweg daran gescheitert, dass Bilprovningen sicherheitshalber kein Personal eingestellt, damit bei dem sich ändernden Markt keine Überkapazitäten vorhanden sind. Dementsprechend haben sie jetzt zu wenig. Ob das so schnell besser wird, ist fraglich. In den letzten Wochen ist es wohl eher noch schlimmer geworden. Gestern merkte ich, dass mir der Termin nicht so wirklich passt und wollte umbuchen. Nächste Vakanz in meiner nächstliegenden Station: 18. Februar, also über zwei Wochen, nachdem ein totales Fahrverbot eintritt.

Die Bilanz ist also grandios: man zahlt nicht nur genausoviel wie vorher, sondern soll dies teilweise sogar im voraus tun und kriegt irgendwelche Termine in ferner Zukunft.

Also habe ich gestern nacht noch die Batterie gecheckt und den Schnee entfernt. Die Batterie war glücklicherweise noch unter den Lebenden, aber heute nacht fielen nochmal 10 cm Schnee. Zum Glück hatte ich meine „Standheizung“.

Die Überprüfung lief dann super ab. Das ist alles sehr effizient organisiert (wenn man mal ran darf). Die Stoßdämpfer, die letztes Jahr schon etwas verschlissen waren, sind mittlerweile anscheinend entschlissen – zumindest hat er nichts dazu gesagt – und auch sonst ist alles molto bene.

Na dann: ein Jahr schwedischer Straßenverkehr, ich komme.