Satire online

Als ehemaliger TITANIC-Abonnent versorge ich mich heute über das Netz mit Satire. Dazu dient mir natürlich nicht zuletzt die Homepage des Magazins.

Neuerdings hat die Seite auch gewissermassen noch einen Ableger, nämlich die SPAM-Seite von SPIEGEL Online, wofür sich der ehemalige TITANIC-Chefredakteur Martin Sonneborn verantwortlich zeigt.

In letzter Zeit beobachte ich bei mir aber eine gewisse Müdigkeit gegenüber des Humors dort. Es scheint mir, dass die Redakteure die immer gleichen und mittlerweile recht ausgelutschten Stilmittel anwenden. Besonders fällt mir auf:

  • Man versucht eine Pointe einzubauen, indem man in einer Klammer einen vorher nicht dagewesenen Bezug herzustellen versucht. Aktuelles Beispiel: in SPAM wird eine Online-Umfrage mit der Frage

    Welche Länder sollen Ihrer Meinung nach noch mehr Truppen nach Afghanistan schicken?

    gemacht. Unter den Antworten befindet sich

    Deutschland jedenfalls nicht, wir haben schon genug geleistet (20. Jahrhundert)!

    Ist das komisch? Beim ersten Mal vielleicht ja, aber nach dem 30. Mal wirkt es doch sehr bemüht. Ähnliches Beispiel vom 13.11.2006 aus der TITANIC

    Daum: Absage an Telekom

    (…) Daum betonte aber auch, daß die Telekom ihm eine Herzensangelegenheit sei. Schließlich sei er mit einem Telefon großgeworden und habe mit dem Internetanschluß der Telekom unvergeßliche Erfolge gefeiert (Kokain-Großbestellung 1999). (…)

  • In diesem Zusammenhang werden gerne ungebräuchliche Abkürzungen verwendet. Beispielsweise „i.e.“, das der Anglophile als Entsprechung zu „d.h.“ kennen dürfte. Mit derlei Kunstgriffen mag zwar eine gewisse Intellektualität entstehen, die die Macher sicherlich haben – aber für mich ist da eher die Frage, ob man sich dabei nicht zuweit von den zu parodierenden Medien entfernt, denn sowas dürfte auch in DIE ZEIT oder der FAZ selten anzutreffen sein.
  • Die immer wieder angebrachten Anspielung auf den Zigaretten- und Alkoholkonsum der Redaktion sind auch nicht gerade neu.
  • Der SPAM-Rubrik sieht man leider viel zu sehr an, von wem sie gemacht ist. Dass man die entrüstete Kritik einiger Leser an den Beiträgen in voller Länge einbringt, steht zwar in der guten Tradition „TITANIC-Leser stellen sich vor“, ist aber nicht einmal halb so amüsant, und die Kritik leider auch ziemlich berechtigt. Richtig gute Lacher waren bisher jedenfalls die Ausnahme. Kurze Stücke mit häufig mässigen Pointen dominieren das Bild. Sich über Hinterbänkler im Bundestag lustig zu machen oder vermeintliche Heimatkunde zu betreiben geht leider auch am Ziel vorbei, wenn man es mit brillianten Aktionen wie den Einsätzen als falsches Wahlkampfteam für die SPD oder die FDP vergleicht. Dass derartige Perlen der TITANIC-Vergangenheit nun recycelt werden, ist zwar gut gemeint, aber dass man einen schon ziemlich angestaubten Anti-Nazi-Werbespot wieder bringt oder ohne jeglichen aktuellen Bezug darüber berichtet, wie man einmal Eckart von Klaeden auf dem Höhepunkt der CDU-Spendenaffäre vor 7 Jahren hereinlegte, zeugt vielmehr von der Misere des ganzen Angebots.

So brilliant das TITANIC-Magazin oft ist – SPAM sollte ein getrenntes Angebot sein und statt drei mässigen Beiträgen lieber zwei gute veröffentlichen. Die tagesaktuellen Comics sind auf alle Fälle mal ein Ansatz.
Die neue Seite des TITANIC-Magazins ist in vieler Hinsicht auch besser als die alte. Aber auch könnte man Qualität durch Quantität ersetzen. Die exzellente Rubrik „Vom Fachmann für Kenner“ ist etwas, was ich mir täglich wünschen würde.

Es lohnt sich in dem Fall auch mal ein Blick über den Teich. Dort produziert The Onion eine tagesaktuelle Satire-Zeitung mit garantiert erfundenen Meldungen. Das ist in vieler Hinsicht besser als Satire auf die Internet-Nachrichtenseiten als SPAM.

Kansas Outlaws Practice Of Evolution

The Onion

Kansas Outlaws Practice Of Evolution

TOPEKA, KS—Any living being that undergoes genetic modification favoring survival could face jail time under the new law.

Da lache ich mich zwar nicht tot, aber die Nachrichtensatire ist treffend und erweckt auf den ersten Blick den Anschein richtiger Nachrichten. The Onion bezeichnet sich ja auch als „America’s finest news source“. Dorthin muss SPAM mit seinem erfundenen Bundespräsident Bob Schneider erst noch kommen.

Polit-Ticker (5): Ganz kurz

Zurück aus Åland geht es mit dem Tagesgeschäft weiter.

Daher nur eine wahnsinnig spektakuläre Meldung heute: die Verantwortlichen für den grossen Spionageskandal im Wahlkampf werden nun angeklagt – insgesamt stehen 6 Leute auf der Liste. Der Prozess soll im Januar beginnen.

Sehr interessieren würde mich aber auch, was mit dem Folkpartiet-Stadtrat passiert ist, der in einem Pornokino festgenommen wurde.

Åland sehen und sterben

Eine neue Öllåda (Bierpalette) steht in meinem Zimmer – ja, ich bin gerade aus Åland zurück.


Mariehamn am frühen Montagmorgen – da geht einiges

Kurz die harten Fakten: Alkohol in Schweden ist teuer wegen exorbitanter Steuern. Schweden betrachten Alkohol meist rein ökonomisch. Da es teuer ist, muss es sich auch lohnen – konkret heißt das, dass so lange getrunken wird, bis nichts mehr hineingeht, da ja sonst das Geld verschwendet wäre. So sieht man jedes Wochenende Leute in die U-Bahn kotzen, die ein oder zwei Getränke zu spät aufgehört haben.
Die Åland-Inseln sind schwedischsprachig, gehören aber zu Finnland. Geographisch liegen sie ungefähr auf halbem Weg zwischen Helsinki und Stockholm. Wegen dieser besonderen Rolle gelten für die Inseln (26.500 Einwohner) auch besondere Regeln. Sie haben weitgehende Autonomie, was sich vor allem daran zeigt, dass sie eigene Autokennzeichen haben. Auf der Fahrt von und nach Åland darf zudem steuerfrei eingekauft werden. Letzteres machen sich Fährlinien zunutze, die die Strecke von Stockholm nach Mariehamn (Hauptstadt der Inseln) bedienen. Da man in nur wenigen Stunden dort hinfahren kann, gibt es Rundfahrten, die „Kryssning“ genannt werden. Man steigt in Stockholm am späten Nachmittag ein, fährt über Nacht nach Åland, und nach zweistündigem Aufenthalt fährt man direkt wieder zurück. Sinn und Zweck der Veranstaltung ist nicht etwa, zu den Inseln zu fahren. Nein, vielmehr ist es der steuerfrei Einkauf von Spirituosen und Kosmetika. Kurzum ist es ein Saufdampfer. Niemand will nach Åland, alle wollen trinken, feiern, einkaufen. die Fährlinie Viking Line setzt hierzu auch noch Ryanair-artige Methoden ein. Die Fahrt selbst ist in der Regel kostenfrei. Meist muss man nur das Buffet an Bord bezahlen, was aber keinen stört, da man sich dort für 24 € exzellent den Bauch vollschlagen kann. Um die Kundschaft auch bald wieder zu einer Reise zu bringen, gibt es beim Einkauf an Bord gleich wieder Gutscheine, die 3 Monate gelten und zu einer neuerlichen Buchung einer kostenlosen Kabine berechtigen. Das führt dazu, dass eine Fähre mit einer Kapazität von gut 800 Passagieren täglich zu guten Teilen besetzt nach Åland fährt, und zwar mit lauter Leuten, die eigentlich gar nicht nach Åland möchten. Dementsprechend ist das Schiff voll mit Menschen, die eigentlich nur saufen (andere Bezeichnungen wären hier unpassend) wollen und durch dieses Konsumverhalten das Überleben der Fährgesellschaft sichern. Derartige Extreme hatten wir zwar nicht vor, aber da wir im September schon so eine Fahrt gemacht hatten, musste der Gutschein natürlich noch weg, bevor er verfällt. Also wurde daraus eine Fahrt von Christine und mir nach Åland.

Eine Sonntagskryssning unterscheidet sich auf jeden Fall beträchtlich von dem, was wir kannten. Anscheinend fahren junge Leute vorwiegend auf das Wochenende zu, was dazu führte, dass wir weit unter dem Altersdurchschnitt lagen. Es gab nur eine handvoll Passagiere unter dreißig.

Senioren sieht man in Deutschland vergleichsweise wenig Alkohol trinken – zumindest in meiner Erinnerung. Auf der Cinderella hingegen – so heißt das Schiff – trinken Senioren sogar Cocktails.

Nach dem Buffet begaben wir uns in den „Fun Club“, um der großen Weihnachtsshow beizuwohnen. Wir setzen uns an einen Tisch, auf dem zwei halbleere Gläser standen und eine Zigarettenschachtel lag. Weiterhin deutete aber nichts darauf hin, dass dort jemand saß. Christine brachte 10 Minuten später die Gläser zurück. Kurz darauf kamen diejenigen zurück, die vorher dort gesessen waren. Wir hatten aus deutscher Sicht heraus angenommen, dass die Plätze unbesetzt waren. Ein Schwede würde aber nie einen halbvollen Drink stehen lassen (lohnt sich sonst ja nicht). Nach einem etwas unfreundlichen Anfang übernahm Christine den entstandenen Schaden. Bei einer weiteren Diskussion wurde den beiden aber auch klar, dass es uns nicht darum gegangen war, sie zu verarschen. Damit war die Sache bereinigt und später spendierten sie uns sogar noch einen Drink.


Panorama vom Schiff aus

Unangenehmer war hingegen ein Mann mittleren Alters, der schon um 19 Uhr sturzbetrunken war und mit fragwürdigem Charme Christine Avancen machte, indem er Komplimente über ihre schönen Augen zum Besten gab. Zum Glück können wir in solchen Fällen darauf zurückgreifen, so zu tun, als ob wir kein Schwedisch verstünden. In seinem Zustand war er leider auch noch in der Lage, ein paar Fetzen auf englisch zu lallen. Ich solle ihm bescheid geben, wenn wir ein Bier trinken wollten. Er würde es dann bezahlen. Ein echter Gentleman…
Natürlich haben wir das nicht in Anspruch genommen und später waren wir ihn auch los.
Später in der Disco trafen wir auf einen ähnlichen (aber deutlich jüngeren) Helden, der Christine unbedingt ein Bier zahlen wollte. Dumm nur, dass seine Freundin in Sichtweite stand und dementsprechend wenig begeistert war. Manchmal kann man doch auch froh sein, ein Mann zu sein – sowas dürfte einem selten passieren. Christine war natürlich dadurch unverschuldet im Eifersuchtszielgebiet gelandet. Was sich zum Glück aber dann auch gleich geklärt hat.
Nach etwas Zeit in der Disco hatten wir beide gut einen sitzen und ließen es dabei bewenden.


Stadtplan von Mariehamn – nun ja, sagen wir mal, übersichtlich…

Nun wollte ich nicht zweimal nach Åland gefahren sein, ohne die Inseln auch zu betreten. Also ging ich zwanzig Minuten vor der Abfahrt von Bord und fotografierte das reichlich verschlafene Mariehamn. Beim Verlassen des Schiffs kamen mir ganze drei Passagiere entgegen. Die Frau am Check-In schien sogar überrascht, dass es noch jemanden gibt, der das Schiff verlassen hat und nun zurück will. Jedenfalls bin ich jetzt einmal dort gewesen. Die allermeisten Passagiere gehen natürlich nicht von Bord, sondern schlafen ihren Rausch aus.


Mariehamn – I was here

Nicht wenige starten Tag aber gleich mit etwas Konteralkohol, oder haben erst gar nicht aufgehört zu trinken. So auch ein Herr, den wir Mr. Absturz tauften. Der war schon kurz nach 12 Uhr derart betrunken, dass er sich überall festhalten musste. Wir hätten zu gerne gesehen, wie er später das Schiff verlässt. Sonderlich schnell kann das nämlich nicht gegangen sein.

Auch sehr drollig ein Ehepaar (zumindest ist das anzunehmen) im reichlich fortgeschrittenen Alter, das sich im „Admiral Hornblower’s Pub“ die Kante gab. Er schaute griesgrämig drein, sie guckte belämmert und hatte ihre Gehhilfe neben sich stehen. Ich hatte zunächst vermutet, dass es da wohl schon erhebliche Artikulationsschwierigkeiten geben müsste, aber beim Vorbeigehen durften wir einen Teil ihrer Konversation belauschen:

Sie: nuschel…lall…nuschel…
Er: „Håll käften!“ („Halt’s Maul!“)

Das muss Liebe sein.

Ja, das war sie, die Fahrt nach Åland. Beim Bingo konnten wir leider nicht abräumen, aber lustig war’s.

PS: Das habe ich im Tax-Free-Shop gesehen:


Da stellt sich die Frage, was sich der Marketingmensch wohl gedacht haben mag, als er einen Frauenrasierer „Vibrance“ nannte…

Diversity Challenge

So, nun habe ich gerade meinen Beitrag zur Diversity Challenge abgeschickt. Vielleicht klappt es ja und ich darf irgendwo als Trainee anfangen oder etwas in der Art.

Eine Challenge der anderen Art wird die gefährliche Reise mit der Cinderella nach Åland – die begehe ich in einer Stunde. Es wird die Fahrt vom September in klein. Wir hatten nämlich noch einen Gutschein übrig, den wir nicht verfallen lassen wollten. Abgesehen davon ist es auch eine gute Gelegenheit, Bier zu kaufen und lecker zu essen. Morgen dann wieder von gewohntem Terrain 🙂

Schönes Web 2.0

Da gibt es Dinge wie das hier:

Worthy Breast Man
85% Breast Worthy!
You like a good breast, and you might be my kind of breast man. For playing and scoring SO well, I’ll give you a little tease. Here is a good cleavage shot. Thanks for playing!

My test tracked 1 variable How you compared to other people your age and gender:

free online dating free online dating
You scored higher than 85% on Breast Worthy

Link: The Want To See My Breasts? Test written by AspiringDiva on OkCupid Free Online Dating, home of the The Dating Persona Test

Die Idee ist ja ganz nett, Tests zu machen und damit den perfekten Partner zu finden (der Brüste-Test ist lediglich der populärste heute – es gibt auch andere). Leider ist das alles sehr USA-zentriert, und es sieht nicht so aus, als würde sich der Europäer-Anteil erhöhen.

Erstaunlich

Es scheint mir so, als würde ich in den einschlägigen Blog-Verzeichnissen langsam etwas besser wegkommen. Konnte ich bis vor kurzem noch meine Besucher einzeln identifizieren, scheinen sich jetzt die Wellen immer mit der Veröffentlichung neuer Beiträge heranzubewegen.

Das freut mich natürlich sehr und spornt mich an. Weiterhin nutze ich diesen Beitrag für dreiste Eigenwerbung:
Studentradio Top 20 mit meiner Wenigkeit ab 21 Uhr auf www.thsradio.se (auf lyssna live klicken) oder 95,3 MHz – Viel Spaß!

Noch ne Länderliste

Heute wird ja mächtig gelistet – noch ein internationales Ranking, bei dem Schweden ganz vorne liegt: das World Economic Forum hat heute seinen Gender Gap Report 2006 vorgestellt. Der beurteilt, wie unterschiedlich die beiden Geschlechter in der Gesellschaft sind, und zwar nach vier Kategorien:

  • Wirtschaftliche Teilnahme und Möglichkeiten – Löhne, Beteiligung und Zugang zu hochqualifizierter Beschäftigung
  • Erlangung von Bildung – Zugang zu niederer und hoher Bildung
  • Politische Macht – Repräsentation in Entscheidungsstrukturen
  • Gesundheit und Überleben – Lebenserwartung und Verhältnis der Geschlechter

Die Skala ging von 0 bis 1. Die Liste:

  1. Schweden – 0,8133
  2. Norwegen – 0,7994
  3. Finnland – 0,7958
  4. Island – 0,7813
  5. Deutschland – 0,7524
  6. Philippinen – 0,7516
  7. Neuseeland – 0,7509
  8. Dänemark – 0,7462
  9. Grossbritannien – 0,7365
  10. Irland – 0,7335

Man beachte, dass der Abstand zwischen Deutschland und Island beträchtlich ist. Allzusehr freuen sollte man sich also nicht. Die Platzierung der Philippinen hat mich etwas überrascht, um ehrlich zu sein. Ebenso das schlechte Abschneiden Dänemarks. Die übliche Nähe der skandinavischen Länder zueinander ist hier nicht gegeben.
Das gute Abschneiden Deutschlands ist auch eine „Teamleistung“ – keine massiven Schwächen, aber nirgendwo auch richtig gut.

In der Kategorie der wirtschaftlichen Möglichkeiten sind wir nur auf Platz 32. Schweden ist hier auf Platz 9. Interessanterweise führt hier Tansania. Auf Platz 2 liegt Moldawien, was auch etwas überraschend wirkt. Die nächsten Plätze sind USA, die Philippinen und Ghana.

Bei der Bildung gibt es zahlreiche erste Plätze: die Philippinen, Dänemark, Grossbritannien, Irland, Australien, Jamaika, Lesotho, Luxemburg, Dominikanische Republik, Frankreich und Honduras – eine wahrhaft illustre Auswahl. Deutschland landet hier auf Platz 31, Schweden auf Platz 22.

Bei der politischen Beteiligung, wo wohl der politische Wille zur Gleichstellung und die politische Kultur am meisten einfliessen dürften, ist es kein Wunder, dass das Gesamtranking weitgehend widergespiegelt ist. Die Plätze 1 bis 4 sind identisch, auf 5 kommt Spanien, Deutschland auf 6.

Bei er Gesundheit dann Deutschland wieder im Mittelfeld auf Platz 36. Hier schneidet Schweden sogar nur auf Platz 70 ab, Island gar nur auf Platz 92. Den wiederum mehrfachen ersten Platz belegen die Philippinen, Sri Lanka, Moldawien, Kolumbien, USA, Österreich, Costa Rica, Belgien und noch eine ganze Reihe weitere, darunter auch Mauretanien, das in der Gesamtwertung nur Platz 106 belegt.

Auffällig sind für mich Moldawien und die Philippinen. Moldawien liegt insgesamt auf Platz 17 mit 0,7128 Punkten, und scheitert vor allem an politischer Beteiligung und der Bildung. Die Philippinen haben nur bei der politischen Beteiligung einen Ausreisser nach unten (Platz 16).

Die letzten sind übrigens Nepal, Pakistan, Tschad, Saudi-Arabien und der Jemen – was wiederum wenig überraschend ist.

Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen

SBAB.SE Besserwisser

Bitte nicht so genau auf die Überschrift achten – sie hat wenig mit dem Text zu tun.
Eigentlich suchte ich nur einen albernen Titel für einen Post über etwas Verlorenes – hier wird derzeit nämlich allerhand verloren. Kürzlich stellte man in der Regierung fest, dass die E-Mails aus der Zeit der Tsunami-Katastrophe 2004 fehlten. So kann wohl vorerst keiner mehr das dürftige Krisenmanagement damals nachvollziehen. Jetzt ist auch noch ein Video der Estonia verschwunden. Wenn die Archivare so weitermachen, freuen wir uns sicher bald über das Verschwinden von Zeugnissen über Tschernobyl, die Kuba-Krise und Stalingrad.

Verloren hat man auch den Überblick im Karolinska-Krankenhaus in Huddinge, etwas südlich von Stockholm. Dort hat man schon zum dritten Mal in diesem Jahr Leichen vertauscht und somit versehentlich den falschen Toten verbrannt. Das ist natürlich bitter und vor allem äusserst peinlich. Sollte ich in absehbarer Zeit ein Testament aufsetzen, wird es eine Klausel enthalten, dass ich nicht dorthin gebracht werden will.

Gefunden wurde hingegen etwas ganz anderes – eine Waffe, und zwar genau die, mit der Olof Palme ermordet worden sein könnte. Die Zeitung Expressen hatte einen Tipp bekommen, dass die Pistole in einem See bei Mockfjärd liegt. Den Ort muss man nicht kennen, schätze ich. Man hatte wohl schon bei den ursprünglichen Ermittlungen nach dem Palme-Mord festgestellt, dass die Zusammensetzung der Kugeln, die Palme töteten, der entsprach, die die Kugeln hatten, die 1983 bei einem Postraub abgefeuert worden waren. Die Waffe sieht auch nicht mehr so wahnsinnig gut aus und es ist daher fraglich, ob überhaupt irgendwelche Schlüsse daraus gezogen werden können. Am meisten begeistert ist Expressen ohnehin davon, dass in der Pistole noch scharfe Kugeln sind. Ich stelle mir natürlich einfach die Frage, was wahrscheinlicher ist: dass jemand erst einen Postraub durchführt, dann die Waffe bis 1986 aufbewahrt, Palme erschiesst und die Waffe anschliessend ausgerechnet in der Nähe des Postraubtatorts entsorgt, wo man sie ohnehin suchen würde, oder dass jemand nach dem Postraub die Waffe in den See geworfen hat und Palme 3 Jahre später von jemand ganz anderem mit einer sehr ähnlichen Pistole und dem selben Kugeltyp umgebracht wurde? Ich bin zwar kein Ballistiker und vielleicht kann man die zweite Variante sicher ausschliessen – aber mal ehrlich: sonderlich logisch klingt die erste Variante nicht. Aber was ist am Palme-Mord schon logisch?

Zu grossen Diskussionen führt ein Vorschlag der Göteborger Reichstagsabgeordneten, man solle doch Frauenparkplätze einführen. Zu obigem verlinkten Artikel sind fast nur negative Stimmen zu hören (wenn man mal von meinem Eintrag absieht). So wie ich die Schweden kenne, würde man das natürlich hochoffiziell einführen und Nichtbeachtung mit mindestens 200 € Strafe belegen. Die Idee, dass man die Leute einfach darauf hinweisen kann, dass es Menschen gibt, die ein erhöhtes Sicherheitsrisiko oder andere Unannehmlichkeiten in einem Parkhaus hinnehmen müssen und man ihnen daher auf gewissen Parkplätzen den Vortritt lässt, scheint wohl eher befremdlich zu sein. Naja, man muss allerdings auch anmerken, dass in Deutschland auch jedes noch so unsinnige Schild kaum angezweifelt und meist auch befolgt wird – man hatte bei uns also leichtes Spiel.

Interessiert übrigens auch, dass unser Bundespräsident angeblich gelegentlich handgreiflich wird: Danke, Stern, für diese unpassende und irritierende Überschrift.

Die Organisation Economist Intelligence Unit hat eine interessante Studie zusammengestellt. Beurteilt wurden 167 Länder danach, wie demokratisch sie sind. Die Skala ging dabei von 1 bis 10. Insgesamt gab es 60 Indikatoren.
In den deutschen Medien hat diese interessante Beurteilung offenbar noch keinen Niederschlag gefunden. Daher hier einige Infos daraus. Eingeteilt wurden die Länder in vier Kategorien:

  • full democracies (vollwertige Demokratien, 28 Länder)
  • flawed democracies (Demokratien mit Defiziten)
  • hybrid regimes (Mischregimes)
  • authoritarian regime (Autoritäre Regimes)

Hier einige Rankingplätze:

  • Platz 1: Schweden (darüber kam ich jetzt auch darauf) räumt mit 9,88 voll ab und liegt damit auch noch knapp vor den anderen skandinavischen Ländern
  • Platz 2: Island
  • Platz 3: Die Niederlande
  • Platz 4: Norwegen
  • Platz 5: Dänemark
  • Platz 17: USA – damit auch noch eine vollwertige Demokratie
  • Platz 18: Tschechien
  • Platz 22: Griechenland
  • Platz 23: Grossbritannien – interessant, dass die Briten gegenüber den Amerikanern schlechter abschneiden, obwohl ihr Parteiensystem deutlich mehr diversifiziert ist. Anscheinend spielte die Parteienstruktur keine allzu grosse Rolle
  • Platz 27: Slowenien
  • Platz 34: Italien – und damit eine Demokratie mit Defiziten. Das Land wurde kürzlich auch von The Economist als „der kranke Mann Europas bezeichnet“.
  • Platz 38: Ungarn – mit einem Score von 7,53 auch nur eine Demokratie mit Defiziten
  • Platz 110: Armenien mit einer Score von 4,33 – den gleichen Wert haben auch Usbekistan, Kenia und Singapur. Es gilt damit als Mischregime. In der Gruppe der Mischregime landeten übrigens auch Russland (wenig überraschend), Georgien (schon etwas mehr überraschend) und die Türkei (sehr überraschend). Vor allem letzteres lässt ein bisschen Zweifel an der Beurteilung der Situation. Die Türkei ist eine klare Demokratie, wenn auch mit erheblichen Defiziten.
  • Platz 129: Aserbaidschan – damit schon klar im Bereich autoritärer Regimes
  • Platz 167: die rote Laterne kriegt Nordkorea – ich beschäftige mich ja seit einiger Zeit mit dem Land und habe ja auch schon darüber geschrieben. Ich bin sicher, dass die Pyongyang Chronicles die ganze Analyse als von den „Faschisten“ in den USA gefälscht abtun würden. Die berichten nämlich heute über die Wahlen am 1. Dezember und dass Nordkorea ja die einzige wirkliche Demokratie sei. Ob die die Studie gelesen haben?

Deutschland konnte ich leider nicht finden.

Es ist gerade kurz nach 13 Uhr und die Abendsonne scheint herein – ja, die Abendsonne. Eine schnelle Messung ergab, dass der Schatten meines 22 cm-Lineals ungefähr einen Meter lang ist. Dies ergibt einen Sonnenstand von ca. 13 Grad – und viel höher steigt sie im Moment auch nicht mehr.

Zu guter Letzt eine Erklärung des Bildes oben – es ist einfach eine Demonstration davon, wie unsere deutsche Sprache auf andere Sprachen wirkt. Im Englischen finden sich so schöne Worte wie „Angst“ und „Blitzkrieg“. Die Schweden haben den „Besserwisser“ übernommen. Es handelt sich übrigens um eine Anzeige eines Kreditgebers für Wohnungskäufer usw.

Pissed off

Wie schlecht gute Abende enden können. Heute (bzw. jetzt schon gestern) besuchte ich zusammen mit Michael, einem Studenten aus Wien, der seit kurzem hier wohnt, zwei Filme des Stockholm Filmfestival. Zum Einen „Wal-Mart: The High Cost of Low Price„, eine kritische Dokumentation über Wal-Marts Geschäftsverhalten. Zum Anderen „Clerks II„, die passable Fortsetzung des legendären Film „Clerks“.

Weniger toll, was danach kam – erst quatscht uns ein Deutscher blöd im McDonald’s mit Referenz auf den „schwäbischen Dialekt“ an. Auf sowas reagiere ich mächtig allergisch, insbesondere wenn es in einem derart abfälligen Ton daher kommt. Danach sind wir weiter in einen überfüllten Irish Pub in Södermalm, aus dem wir gleich wieder raus sind. Beim Rausgehen greift mir ein offensichtlich Alkoholisierter an den Hintern. Ich berichtete das dem Türsteher, der das mit einem lakonischen „Good for you“ quittierte. Naja, ich kann ja auch verstehen, dass er nicht so enthusiastisch zulangte wie Babak Jamei Anfang des Jahres. Allerdings habe ich auch keinen Zweifel daran, dass er umso beherzter eingegriffen hätte, wenn ich dem Idioten im Pub sein Getränk ins Gesicht geschüttet oder einfach einen Schwinger verpasst hätte. An manchen Tagen sollte ich vielleicht doch agressiver sein, auch wenn ich dafür selbst was einstecken müsste. Auch schön dann in der U-Bahn: wegen irgendwelcher Störungen um Gamla Stan herum kamen die U-Bahnen in seltsamen Abfolgen. Nach rund 30 Minuten hatte ich endlich eine U-Bahn. In der Zwischenzeit durfte ich beobachten, wie jemand auf den Boden gefallene Chips aufhob und aß – widerlich. Mir geht das dauernde Herumgespucke in der U-Bahn schon auf die Nerven, aber sowas ist dann doch noch eine Nummer ekliger irgendwie.

Versöhnliches Ende: ich konnte das letzte Stück mit dem Bus fahren.

Zu den Filmen: der Stil des Wal-Mart-Films lag mir zwar nicht ganz so, aber die Fakten sind klar und haben sich abgeschwächter Form in Deutschland gezeigt. Wal-Mart ist ein Unternehmen, dem Mitarbeiter, Umfeld und teilweise sogar die Kunden vollkommen egal sind, solange es Profite einbringt. Die im Film gezogenen Schlüsse muss man dennoch kritisch bewerten. Dass Wal-Mart Mitarbeiter im eigenen Laden überwacht, um die gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterbinden, ist schon höchst fragwürdig. Aber Wal-Mart vorzuwerfen, dass sie diese Kameras wiederum nicht auf ihren Parkplätzen haben, ist grotesk. Konkret ging es um zahlreiche Verbrechen, die auf den Parkplätzen von Wal-Mart verübt worden sind. Die Liste enthielt aber auch zahlreiche Punkte, die eben nicht direkt mit einem Einkauf bei Wal-Mart in Verbindung gebracht werden können – Morde und Vergewaltigungen können an vielen öffentlichen Plätzen passieren. Die Installation solcher Kameras und das Einstellen von Wachleuten in diesem Kontext ist zwar wünschenswert, aber keineswegs verpflichtend. Andere Märkte in den USA haben solche Einrichtungen sicher auch nicht – und darüber beschwert sich auch keiner. Die Fixierung auf Wal-Mart stellt die Firma auch als einziges großes Evil Empire dar. Ich habe große Zweifel, dass die Konkurrenz wie Kmart deutlich bessere Geschäftsgebahren hat. Was bei der ganzen Sache nur angedeutet wird: das Versagen liegt hier auch in den Gesetzen und vor allem deren Kontrolle. Wenn ein Mitarbeiter regelmäßig unbezahlte Überstunden schiebt und das nie auffällt, ist das auch ein Versagen der Behörden.

„Clerks II“ ist eigentlich ein würdiger Nachfolger. Der Humor ist gewohnt ordinär und flach, die Dialoge glänzen aber oft. Der Ausgang ist leider sehr offensichtlich – viel mehr als beim ersten Film, soweit ich mich erinnere. Dafür wird einem das Ganze mit abwegigen Diskussionen über die Transformers sowie mit einer absurden Tiersex-Show versüßt. An den Szenen wie dem kollektiven Tanz zu „ABC“ von den Jackson Five und den Gastauftritten von Jason Lee sowie Ben Affleck merkt man auch, dass es zum guten Teil darum ging, einfach eine Menge Spaß zusammen zu haben. Und den hatte ich auf alle Fälle.

Dehydriert und verschenkt

Und wieder eine Folge aus der Reihe „Pannenreiche Possen und Peinlichkeiten“:
Gestern kam ich nach dem Training zurück in mein Zimmer, um zu duschen und mich fertig machen, zum Allhuset zu gehen. Ich hatte mich mit Michael aus Wien verabredet, der erst seit einer Woche in Stockholm ist und zu dem ich über eine Bekannte Kontakt bekommen habe, damit er auch gleich hier jemand kennenlernt. Also war ich in Eile. Ich öffnete den Wasserhahn und es kam – so gut wie nichts. Kaltes Wasser ging gar nicht, und das warme Wasser war nur ein Rinnsal, das zudem auch nicht sonderlich gut roch. Das Wasser war also ausgefallen. Ich ging zum Testen in die Küche, wo mich schon meine englische Mitbewohnerin erwartete und mir einen riesigen Schwall an Informationen präsentiert, die ich vielleicht zu 30% mitbekam. Wenn ich es richtig verstand, sei das Problem schon bekannt und halb Lappis habe kein Wasser. Im Waschraum ginge das Wasser aber. Zum Glück fiel mir ein, dass es ja auch bei der Sauna Duschen gibt – und die sind in der Nähe des Waschraums. In der Tat funktionierten sie, so dass ich sogar noch einigermassen rechtzeitig ankam. Derzeit funktioniert in dieser Stadt irgendwie nicht allzuviel.

Etwas Panne ist auch der diesjährige Geschenktipp von Svenska Dagbladet: ein Hörbuch. Zumindest behauptet Handelns utredningsinstitut, dass das dieses Jahr das meistgekaufte Geschenk werden wird. Hörbücher sind aus deutscher Sicht seit Dieter Bohlens Weisheiten im Wesentlichen durch, schätze ich.

Hier die Knüller der vergangenen zwei Jahrzehnte:

  • 2005: Ein Pokerset – dieser Geschenktipp geht wohl auf die hohe Beliebtheit von Poker in diesem Land zurück
  • 2003: Eine Mütze – wie originell
  • 2001: Werkzeug – Heinz Becker lässt grüssen. Wer freut sich nicht über neue Schleifscheiben oder eine Laubsäge unterm Baum?
  • 1999: Ein Buch – vom Verlegenheitsgeschenk zum Trendgeschenk
  • 1997: Das elektronische Haustier – über den Verbleib zahlreicher Tamagotchis breiten die Besitzer heute wohl lieber den Mantel des Schweigens
  • 1995: eine CD – riesige CD-Regale luden zum Kauf der Silberscheiben ein. Plattenbosse liessen ihre Kloschüsseln vergolden. Heute sitzen sie auf diesen und träumen von den seligen Tagen, als Geld noch vom Himmel fiel.
  • 1994: ein Mobiltelefon – die Schweden als eine Nation der „early adopters“. Damals im Angebot gab es schon die gigantische Möglichkeit, mehrere Nummern zu speichern und SMS zu schreiben (maximal 160 Zeichen natürlich). Unvergessen der Werbespot, in der eine hübsche junge Frau in einem Café voller Geschäftsmänner Platz nahm und die ganze Bande in helles Staunen versetzte mit der Tatsache, dass ihr Telefon sogar mehrere verschiedene Klingeltöne hatte. Die Gesprächsminute kostete ungefähr soviel wie ein Kleinwagen, Auslandsgespräche waren schon zum Preis eines Einfamilienhauses zu machen. Alternativ liessen sich die Geräte auch als Briefbeschwerer, Backstein oder Hantel verwenden.
  • 1991: ein CD-Spieler – brauchte man natürlich, um 4 Jahre später die geschenkte Take That-CD anhören zu können. Ansonsten hatte man meist nur eine CD, nämlich die, die man gleich zum Test mitgekauft hatte. In den frühen Tagen der CD-Spieler soll das angeblich „Night Shift“ von The Commodores gewesen sein. Exzellenter Titel übrigens, aber der eigentliche Grund dafür war, dass der Song eigentlich richtig laut gehört werden muss, was auf Vinyl nicht ganz so glasklar ging. 1991 war das eher, sagen wir mal, die neue CD von den New Kids on the Block.
  • 1990: ein Wok – 18 Monate nach dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens hatt man wohl schon erkannt, dass man über Menschenrechtsverletzungen und Korruption beruhigt hinwegsehen kann, solange China eine tolle Goldgrube für die westliche Wirtschaft wird, bei uns alles billiger wird, und vor allem solange die Chinesen so tolles leckeres Essen machen, das man dann in vermeintlich authentischer Exotik in einem China-Restaurant konsumieren kann. Alternativ konnte man sich natürlich in den Asia-Wochen bei ALDI ordentlich mit Material eindecken und eben dann mit diesem Wok sich selbst an dem Essen versuchen. Die Ergebnisse dieser Versuche bleiben hier unerwähnt, aber es ist anzunehmen, dass 99% der damals verschenkten Woks ein kurzes Leben hatten und schon bald in einem Kellerregal verschwanden.

Na dann fröhliches Schenken…