Frühling da

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Etwas überrascht war ich heute morgen ob dieser Anzeige unseres am Küchenfenster angebrachten Thermometers. Natürlich hat das die direkte Sonneneinstrahlung verursacht, aber an der Nordseite des Hauses ist es doch ein bisschen erstaunlich.

Die reale Temperatur betrug freilich nur 11 °C, in Spitzen aber auch bis zu 15 °C. Der Umschwung am Ende des schwedischen Winters ist schon erstaunlich. Während die kleinen Seen und manche Buchten hier draußen in den Schären noch gefroren sind, jogge ich schon mit T-Shirt.

Passend dazu ist ab heute Frühlingsdesign angesagt.

Noch 180 Tage

Vor wenigen Tagen las ich diesen Artikel hier, in dem Ärzte die SPD auf 15 Prozent drücken wollen. Gestern demonstrierten auch Ärzte in Gaggenau nahe meiner Heimat.

Es liegt ohne Frage in der Natur der Gesundheitspolitik, dass niemand mit ihr zufrieden ist. Das soll keine Verteidigung sein, denn in der Tat liegt einiges im Argen. Gerade in Diskussionen mit Leuten, die in Schweden den perfekten Sozialstaat sehen, erlebe ich aber immer wieder, dass ein Kritikpunkt am schwedischen System damit abgetan wird, dass es woanders (d.h. Deutschland) vermeintlich noch schlimmer sei. Viermonatige Wartezeiten, wie ich sie erlebt habe, sind dann anscheinend dadurch zu rechtfertigen, dass in Schweden der Fernseher im Krankenhaus kostenlos ist. Das Thema wird jedenfalls leidenschaftlich debattiert, denn wenn es um die eigene Gesundheit geht, fühlt man sich nie perfekt behandelt.

Vor allem hat mir jener Bericht aber bewusst gemacht, dass die Bundestagswahl 2009 doch tatsächlich am 27. September stattfindet. Ich werde selbstverständlich wählen, und wollte die entsprechenden bürokratischen Schritte unternehmen. Als Auslandsdeutscher wählt man nämlich nicht in der Botschaft oder dem Konsulat, sondern als Briefwähler. Sinnigerweise muss man dies in dem Wahlkreis, in dem man zuletzt gemeldet war. Ob man noch irgendeinen Bezug zu der Region hat, spielt keine Rolle. Eine der wenigen Voraussetzungen neben der deutschen Staatsbürgerschaft ist, dass man in seinem Leben mindestens 3 Monate in Deutschland gelebt hat.

Bei mir ist es zum Glück so, dass ich einen Bezug zu meinem letzten Meldeort habe, und so wähle ich gerne dort. Die bürokratische Hürde ist zum Glück nicht so hoch, auch wenn man wie immer ein Formular ausfüllen darf. Dieses erhält man auch bei der Botschaft, aber ein am Computer ausfüllbares PDF-Dokument ist definitiv praktischer.

In Kürze bin ich also hoffentlich Briefwähler.

Zeit, sich auf die Bundestagswahl vorzubereiten.

Ich habe dieser Tag mit einer Freundin aus Juso-Tagen gesprochen, die seit kurzem im Vorstand der Linksjugend ist. Ich gehöre zwar zu denjenigen, die der Meinung sind, dass es links der SPD nicht nur eine Partei geben kann, sondern dass man mit dieser auch koalieren kann und sollte. Trotzdem ist mir Die Linke mit dem teilweise schon demagogischen Gebahren ihres Führungspersonals sowie den doch noch reichlich vorhandenen Betonkommunisten und Ostalgikern weder sympathisch noch erscheint sie mir direkt wählbar.
Besagte Freundin meinte, es käme weniger auf die Personen als auf die Programme an. Damit hat sie prinzipiell natürlich recht, auch wenn es nur zu oft so ist, dass Programme prächtig nebulös sind und die Mandatsträger letztendlich doch machen, was ihnen gerade richtig erscheint (sollen sie ja auch). Ich werde das aber zum Anlass nehmen, die Wahlprogramme durchzuschmökern.

Dazu werde ich mich aber bei den großen Parteien etwas gedulden müssen, denn das sind die Termine der Wahlparteitage:

  • CDU/CSU: keine Ahnung. Die CDU hat außer ihrem Tagesgeschäft anscheinend gar nichts zur Bundestagswahl auf ihrer Webseite, und die CSU nur wenige bescheidene Seiten ohne brauchbaren Inhalt. Auch sonst war meine Suche fruchtlos.
  • SPD: 14. Juni 2009 in Berlin – gefunden nicht auf der SPD-Website, aber immerhin hier
  • FDP: 15. bis 17. Mai in der Messe Hannover, siehe hier.
  • Bündnis ’90/Die Grünen: 8. bis 10. Mai im Velodrom Berlin, siehe hier.
  • Die Linke: 20. bis 21. Juni in Berlin, siehe hier – übrigens die einzige Partei, die auch schon einen Vorschlag fürs Wahlprogramm online zu haben scheint.

Manche Leute sind jedoch der Meinung, man sollte gar nicht wählen. Der Leiter des Washington-Büros des SPIEGEL, Gabor Steingart, hat gerade ein Buch mit dem Titel „Die Machtfrage. Ansichten eines Nichtwählers“ veröffentlicht. Darin legt er dar, wieso er dieses Mal nicht wählen wird. Er tat dies auch kürzlich in einer SWR1-Leute-Sendung (zum Anhören). Auch wenn ich seine Haltung nicht unterstütze, Politikern einen Denkzettel zu verpassen, den sie ohnehin nicht verstehen würden, so ist es doch einmal interessant, die Meinung eines Nichtwählers zu hören, der über die übliche Stammtischrhetorik hinaus geht. Bei echten Gegenvorschlägen bleibt er aber leider etwas kleinlaut, denn wenn man sagt, dass das bisherige System schlecht ist, sollte man zumindest überlegen, wie es verbessert werden könnte. Vielleicht tut er es in seinem Buch. In der Sendung war er in der Hinsicht recht abweisend.

In einem Punkt muss ich ihm aber rechtgeben: dass das deutsche Wahlrecht einige massive Schwächen hat. Zwar bin ich nach wie vor klarer Gegner von bundesweiten Referenden. Jedoch halte ich es für möglich, den Bundespräsidenten direkt zu wählen. Die größte Schwäche ist aber das Listenwahlrecht zum Deutschen Bundestag. Es kann nicht sein, dass Leute nur deswegen ein Mandat erhalten, weil sie von ihrer Partei in der Liste nach oben gesetzt wurden. Das bisherige Listenwahlrecht bringt den Wählerwillen in vielen Fällen wenig zum Ausdruck. Steingart brachte als Beispiel, dass Andrea Ypsilanti, obwohl sie in ihrem Wahlkreis fast 20% der Stimmen einbüßte, immer noch im hessischen Landtag sitzt. Dass die Wähler ihr hierfür ein Mandat gegeben haben sollen, ist da kaum nachzuvollziehen.

Das ist nichts neues. Interessant ist das Thema aber trotzdem, denn der Bundespräsident hat sich erst kürzlich für eine Änderung des Wahlrechts ausgesprochen, aber das verhallte im Nichts – schade.

Beginn des Laufjahres

Weil wir die Anmeldefrist verpennt hatten und auch keine guten Leistungen zu erwarten waren, haben wir den offiziellen Beginn des Laufjahres nach hinten verschoben. So fiel Två sjöar runt dieses Jahr also aus.

Heute war nun die Premiärmilen – 10 km nicht weit entfernt von meinem früheren Studentenzimmer auf altbekannten Wegen. Der Lauf hingegen ist sehr neu, und ein fast schon erschreckendes Beispiel dafür, wie eine professionelle Organisation innerhalb kürzester Zeit einen Lauf aus dem Boden stampfen kann, der Teilnehmerzahlen jenseits dessen hat, was ein kleiner Verein jemals erreichen kann.
Der Lauf wurde letztes Jahr noch als der erste „IT-Lauf“ beworben, was letztendlich nichts anderes hieß, als dass alles über das Internet geregelt wurde – im Prinzip also nichts besonderes mehr. Heute fand er zum dritten Mal statt, und von den rund 2600 angemeldeten Läufern kamen 1835.
Das ist enorm viel in einer Jahreszeit, in der die Temperaturen in Stockholm kaum den Gefrierpunkt überschreiten. Natürlich kommt das nicht von ungefähr, denn alle Teilnehmer beim Team Stockholm Marathon erhielten automatisch einen Startplatz, was alleine schonmal 500 Läufer bei einem in der Läufercommunity gut vernetzten Klientel ausmacht.

Zu diesem Team gehöre ich eigentlich auch, aber ich war bislang nur ein einziges Mal dort. Umzug, Weihnachten, Krankheit, dann ein langer Anfahrtsweg und eine tiefe Winterunlust haben mich schnell davon abgebracht, dort hinzufahren – nicht weil es schlecht wäre, sondern weil man sich nach einer gewissen Zeit der Abwesenheit auch einfach nicht mehr traut.

Während die nämlich einmal in der Woche 15 km und mehr laufen, reiße ich gerade einmal 6 km herunter.

Das muss sich jetzt ändern, denn in zwei Monaten ist Marathon. Der heutige Lauf war also der Fitnesstest. Das Ergebnis: 58:58 Minuten auf 10 km.

Man könnte sagen: ganz passabel, denn immer noch besser als der Midnattsloppet vor zwei Jahren, und die Saison hat erst begonnen. Die Bahn war zwischendrin auch so matschig, dass dort eine schnellere Gangart auch kaum drin gewesen wäre.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Wer in zwei Monaten einen Marathon machen will, sollte einen 10-km-Lauf mit links machen können und bei einer derart flachen Strecke (Höhenunterschied 7 Meter) mehr herausholen als ein gutes Trainingsergebnis.

Es liegt also noch viel Arbeit vor mir. Wie gut, dass endlich der Frühling kommt.

Für Anita und Andreas hingegen war heute eine durchweg positive Leistung.
Anita hatte später zwar Blasen an den Füßen, erreichte aber eine Steigerung auf 1:02, und verbesserte sich damit um gut 2 Minuten gegenüber ihrer Leistung bei der Tömilen.
Auch Andreas konnte eine persönliche Bestleistung verbuchen. Mit 42:22 Minuten verbesserte er diese um über eine Minute.
Glückwunsch!

Danke auch an Lutz und Stefan für die moralische Unterstützung am Straßenrand. Die beiden haben Fotos gemacht, von denen man einige hier sehen kann. Von mir gibt es auch welche, aber da muss ich die beiden erstmal um Erlaubnis fragen.

Licht an!

Gestern abend war das Licht eine Stunde aus. Und der Computer. Und der Fernseher. Unsere Kommune Värmdö nahm auch teil, so dass unsere Vermieter im Vorfeld per Zettel an der Tür darauf hingewiesen hatten.

Auch wenn Dinner beim Kerzenschein etwas schönes ist, wird einem doch bewusst, wie albern die Earth Hour eigentlich war. Seit Wochen wurde in Schweden dafür getrommelt, und letzten Endes brennt das Flutlicht am Parkplatz trotzdem. Die Nachbarn machen zwar das Licht aus, schauen aber fern – was zeigt, dass sie den Sinn der Aktion nicht verstanden haben.

Den Sinn kann man ohnehin bezweifeln. Es ist eine dieser Aktionen, bei denen alle gerne mitmachen, weil es nicht weh tut und gut aussieht. Aus demselben Grund sponsern Firmen mit Begeisterung den Christopher Street Day oder Europride, um zu zeigen, wie tolerant und modern sie doch sind.

Erreicht wird freilich weniger als erhofft, aber mehr als nichts. Daher ist es irgendwo auch schade, dass Deutschland die Aktion praktisch vollständig ignoriert hat.

Mit Elin aus der Krise

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Schweden ist für viele Deutsche das gelobte Land, was Jobs angeht. Dieses Image hält sich so hartnäckig, dass sogar jetzt während der Krise viele noch glauben, in Schweden würden immer noch händeringend Arbeitskräfte gesucht.
Dass Schweden ein Interesse haben könnten, nach Deutschland zu kommen, ist offenkundig weniger naheliegend. Jedenfalls haben die Schwedische Handelskammer in Deutschland, die Firma mit dem wenig originellen Namen „Investor AB“ und die Sprachenschule IS Internationella Skolorna eine Zusammenarbeit begonnen, in deren Rahmen Praktikanten aus Schweden nach Deutschland geschickt werden.

So hat Elin Lindberg, Teilnehmerin des Kurses „Deutsch in der Praxis“, ihre Stelle in Düsseldorf im Januar angetreten. Sie arbeitet dort an einem Online-Stellenmarkt, der Schweden in den deutschen Arbeitsmarkt vermitteln soll. Das ist der DN ein Interview wert (siehe oben). Elin sagt darin, dass die Deutschen ein sehr positives Schwedenbild haben – was zweifellos stimmt – und dass auf lange Sicht (also nach der Krise) ein ziemlicher Fachkräftemangel in Deutschland herrschen wird – was anzunehmenderweise auch stimmt.

Viele Männer werden sich, wenn sie das Foto von Elin gesehen habe, wohl sehr gerne von ihr vermitteln lassen. Frauen hoffentlich auch.

Alleine die leider unscheinbar auf der Seite platzierte Datenbank ist bisher dürftig ausgestattet. Nach Aushilfen für einen Frühstücksservice und den unvermeidlichen Leuten fürs Call-Center wird bislang gesucht.

Dass man um Schweden werben muss, zeigt die Diskrepanz in der gegenseitigen Wahrnehmung der beiden Länder. Daran wird sich hoffentlich etwas ändern, denn neben der schwedischen Mobilität würde davon wohl auch das Selbstbild der Deutschen profitieren.

Frohe Weihnachten

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Ja ist denn schon Weihnachten?

Eine Brücke nach Schweden

Nun ist es absolut schlussendgültig (mit Brief und Siegel sowie einer Tüte Chips dazu) beschlossen: die Brücke über den Fehmarnbelt wird gebaut. Damit soll es ab 2018 möglich sein, mit dem Auto oder Zug ohne Fährfahrt in 2 Stunden von Deutschland bis nach Schweden durchzufahren, und zwar ohne den 160 km langen Umweg über den Storebaelt.

Die Ratifizierung des Staatsvertrags durch das dänische Parlament war hierfür der letzte Schritt. Zuvor hatten schon der deutsche Bundestag und der Bundesrat ihre Zustimmung zu dem im September 2008 unterzeichneten Vertrag gegeben.

Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen. Deutschland hat sich dabei ziemlich praktisch aus der Affäre gezogen: den Bau der Brücke überlässt man praktisch komplett der dänischen Seite, während man selbst nur die Autobahn nach Fehmarn bauen wird.

Kritik an dem Projekt gibt es durchaus. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern stimmte als einzige im Bundesrat dagegen – offiziell, weil sie Subventionen unfair verteilt sah. Weniger offiziell allerdings mehr deswegen, weil sie lieber eine Brücke von Rostock nach Gedser gehabt hätte und damit die wirtschaftlich wichtige Strecke durch ihr Bundesland gelaufen wäre.
Umweltschützer warnen vor ökologischen Risiken. Neben dem NABU ist auch Greenpeace sehr kritisch, u.a. weil die dort lebenden Schweinswale bedroht seien.

Die deutsche Politik maß dem offenbar wenig Bedeutung zu. Selbst den Grünen scheint das Geld näher gewesen zu sein als die ökologischen Folgen. Mittlerweile hat die Bundesregierung den Vertrag als Gesetzesentwurf vorgelegt, so dass er bald auch als Teil der Bundesgesetzgebung verabschiedet werden kann.
Auch in der dänischen Politik griffen die Argumente der Gegner anscheinend wenig: es gab 104 Stimmen dafür, aber nur drei dagegen.

Das spiegelt ungefähr auch mein Meinungsbild wider. Vielleicht bin ich da einfach etwas zu wenig naturverbunden veranlagt, aber die ökologischen Bedenken gehen mir kaum nahe.
Umso begeisterter bin ich jedoch von den Aussichten auf eine Brücke. Gerne wird vorgebracht, dass es doch so schön sei, wenn man im Urlaub einen Zwischenstopp hätte und etwas Schiff fahren darf. Auf manche Urlauber mag das zutreffen, aber weder Dänemark noch Schweden oder Norwegen leben vom Tourismus. Er macht gerade einmal 3% der schwedischen Wirtschaft aus, und das ist viel zu wenig, als dass die Überfahrt alleine der schönen Urlaubsreise wegen erhaltenswert wäre.

Zudem kann ich gerne darauf verzichten, wenn ich sehe, wie praktisch die Öresund-Brücke ist. Dort stoppt man im Idealfall für weniger als eine Minute, und schon ist man wieder unterwegs. Bei der Fähre Puttgarden-Rödby steht man, wenn man Pech hat, ewig lang in der Schlange, bis man aufs Schiff darf, und selbst wenn man sofort hinein darf, so ist mit Be- und Entladen letztendlich doch eine ganze Stunde weg.

Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen für den Güterverkehr (und damit die skandinavische Wirtschaft) ist die Sache aber auch aus Sicht des Personenverkehrs in der Bahn interessant. Der schnellste ICE von Hamburg nach Kopenhagen braucht derzeit 4:43 Stunden, wovon alleine 55 Minuten für die Strecke Puttgarden-Rödby veranschlagt sind. 40 Minuten Einsparpotenzial sind da problemlos drin.
Ich erhoffe mir ja immer noch einen direkten Nachtzug nach Deutschland – allerdings muss ich da wohl annehmen, dass dies weniger an einer Brücke sondern mehr an der Unfähigkeit (oder auch Unwilligkeit) der Bahn besteht, mit dem Flugzeug zu konkurrieren.