St. Maaartin

Diese Stadt ist immer wieder für Überraschungen gut. Gestern regnete es in Strömen – das ist natürlich weniger ungewöhnlich. Aber wer hätte schon gedacht, dass die deutsche Gemeinde in Stockholm eine einen Sankt-Martins-Umzug macht. Dazu gab es einen Basar und Flohmarkt sowie einen Waffelstand. Der Pfarrer trug ein spezielles Gewand und nach kurzer Einführung in der Kirche drehten wir eine kure Runde in der Altstadt – bei dem Wetter musste sie auch kurz sein. Aus den Fenstern schauten einige Stockholmer offenbar verwundert darüber, was eine Horde Kinder mit Laternen da macht. Bei dem Wetter eine durchaus berechtigte Frage. Genau aus diesem Grund gibt es leider auch keine Fotos.

Abschluss des gestrigen Abend war dann ein Kinobesuch – wir schauten „World Trade Center„. Ich bin immer noch nicht so recht sicher, was ich davon halten soll. Er ist sehr gut gemacht und die Art der Aufarbeitung sicher passend – schon alleine, weil die Terroristen und die Flugzeuge nicht zu sehen sind. Das Genre des 9/11-Films muss sich aber erst noch herausbilden. Bis in die 60er Jahre hinein bekam ja auch nur wegen akuten Realismusmangels eigentlich untragbare Filme über den Zweiten Weltkrieg vorgesetzt. Beim 9/11-Film besteht diese Gefahr zwar nicht, aber wie man die Ereignisse in einen größeren Zusammenhang setzt, ohne pietätlos oder wertend zu werden, bleibt unbeantwortet. „World Trade Center“ beschränkt sich nämlich konsequent auf die persönliche Komponente durch die Darstellung der unmittelbar Betroffenen. Einen Zweck erfüllt der Film allemal, wie ich auch in den ersten Berichten zum Film gelesen hatte: die Amerikaner werden sehr deutlich darauf hingewiesen, dass sie es geschafft haben, die Sympathie, die ihnen in diesen schlimmen Tagen entgegenkam, innerhalb von 2 Jahren zu verspielen – vielleicht für immer.

Verkehrssicherheit




Stockholm City bus driver drunk

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Skandalöses bringt heute mal wieder die kostenlose U-Bahn-Zeitung „Stockholm City“ – ein Busfahrer sei „rattfull“, also sturzbetrunken, zur Arbeit erschienen. Die Polizei bemerkte sein seltsames Fahrverhalten und stoppte ihn noch, bevor er die ersten Fahrgäste der Morgenschicht aufnehmen konnte. Prompt werden von der Verkehrssicherheitsorganisation NTF die permanent im Kommen zu sein scheinenden „Alkolås“ für Busse gefordert. Bei diesen „Alkoholschlössern“ ist eine Vorrichtung gemeint, die ähnlich einer Wegfahrsperre das Starten des Motors verweigert, sofern man nicht durch Pusten in ein Röhrchen die eigene Nüchternheit nachgewiesen hat.
Wie Citys Konkurrenzblatt Metro vor im September zeigte, sind diese Vorrichtungen aber auch nach dem Genuss von zwei wenig leckeren schwedischen Dosenbieren zu überlisten. Nichtsdestotrotz will man diese Schlösser ab 2012 in allen PKWs verpflichtend einführen. Ab 2010 schon sollen LKWs und Busse ausgerüstet werden. Womit die Forderung von NTF natürlich Makulatur ist.
Schockierend übrigens auch das Ergebnis des Alkoholtests bei dem erwischten Busfahrer: 0,36 Promille! Auch wenn Alkohol am Steuer ein unentschuldbares Vergehen ist, muss ich doch sagen: Wenn der schon bei so einem Blutalkoholwert in keiner geraden Linie fahren kann, sollte er besser gar keinen Bus mehr fahren. Wird er jetzt wohl auch nicht mehr so schnell…

Kleine Anmerkung noch zum Thema Verkehrssicherheit: bei dem Wintereinbruch letzte Woche habe ich entdeckt, was schwedische Winterreifen sind: Spikes! Das, was man in Deutschland als Winterreifen bezeichnet, dürfte hier wohl kaum als solche durchgehen. Sollte ich mein Auto hier also noch ummelden, wäre in jedem Fall ein neuer Satz Reifen vonnöten.

Gib Brustkrebs keine Chance

Dieser Tage läuft halb Schweden mit einer rosa Schleife herum. Warum? Weil Kronprinzessin Viktoria sich ab sofort für den Kampf gegen den Brustkrebs einsetzt. Darum wird jetzt demonstriert und Schleife getragen, was das Zeug hält – damit der Brustkrebs weiß, dass er hier nicht erwünscht ist. Erste Erfolge sind schon sichtbar – in norwegischen Asylantenheimen stauen sich die neuangekommenen Brustkrebse.

Im Ernst: natürlich alles eine gute Sache, aber soviel Enthusiasmus kann hier wohl nur das Königshaus auslösen.
Man sollte aber nie andere Gefahren des Lebens vergessen – zum Beispiel Veloceraptoren

Und nun zu etwas völlig anderem: Wie muss ein alkoholfreier Cocktail in Schweden heißen? Genau: Horst! So hieß zumindest ein Cocktail in der sehr lässigen Lounge des Hotels Rival am Mariatorget, wo sich Restaurant, Club (naja, keine Tanzfläche) und Bar in 50er-Jahre-Optik mischen.

Wer Zeit und Lust hat (Lust ist wörtlich zu nehmen), kann in den nächsten Tagen bei den Sexdagarna (Sextage) der Stockholmer Universität gehen. Dort finden sich Seminare wie

  • Der Penis – Alltagsfakten um das Geschlecht des Mannes
  • Männer, Sex und zur richtigen Zeit zu kommen
  • Porno rettet die Welt!
  • Die Sicht auf den Orgasmus der Frau
  • Analsex – Tipps für einen schöneren Alltag

Es sind also tiefgehende Erkenntnisse zu erwarten.

Polit-Ticker (4): Lecker Popcorn

Laut einem Kommentator von Svenska Dagbladet verglich die Vorgänge in der neuen schwedischen Regierung mit einem Popcornkochtopf. Recht hat er – jeden zweiten Tag kommt eine neue Leiche zum Vorschein, die im Keller eine Regierungsmitgliedes herumlag.

Da die dpa am Wochenende ziemlich Unsinn verbreitet hatte, hier die Fakten zusammengefasst:

  • Bei Handelsministerin Maria Borelius kam heraus, dass sie in den 1990er Jahren ein Kindermädchen beschäftigte, dies aber nicht ordentlich angemeldet habe. Somit war das Schwarzarbeit. Ihre Begründung: die Steuer wäre zu teuer gewesen, aber das tue ihr jetzt alles natürlich sehr leid. Es ist natürlich sehr erschütternd, dass einem selbst Lebensnotwendigkeiten wie ein Kindermädchen durch fiese Steuern unbezahlbar gemacht werden. Folge: Rücktritt am 14. Oktober.
  • Kulturministerin Cecilia Stegö Chilò wurde mit Amtsantritt oberste Chefin des staatlichen Rundfunks. Klammheimlich meldete ihr Mann daraufhin den Fernseher der Familie an. Dummerweise ist in Schweden aber alles öffentlich. Innerhalb kürzester Zeit stand fest, dass sie stolze 16 Jahre die Fernsehgebühr geprellt hatte. Ihre Begründung: Sie hat des Öfteren im Ausland gelebt und hätte bei der ganzen Umzieherei den Fernseher vergessen. Letztendlich war sie aber nur 2 Jahre in Deutschland, was wenig glaubwürdig wirkte. Sie gelobte zwar Rückzahlung, bekam aber trotzdem zwei Anzeigen. Den Höhepunkt erreichte die ganze Sache, als herauskam, dass sie eine Haushaltshilfe schwarz angestellt hatte. Folge: Rücktritt am 16. Oktober.
  • Migrationsminister Tobias Billström gab daraufhin auch zu, dass er 10 Jahre lang keine Gebühren bezahlt habe. Er begründete das damit, dass er SVT (das schwedische Fernsehen) nicht gut fand, dann den Schlendrian habe einreissen lassen und beim weiteren Fernsehen das Programm von SVT doch wieder zu schätzen gelernt habe. Folge: seit letzter Woche Mittwoch war er krankgeschrieben. Jetzt ist er wieder da, aber leicht werden die nächsten Tage für ihn nicht.
  • Der Abschuss kommt wohl jetzt: die wichtigste Aufgabe der Regierung momentan ist die Erstellung des neuen Haushalts. Wie passend, dass der Finanzminister ausgerechnet heute eine Anzeige von einem ehemaligen Babysitter bekommt, dass er sie angestellt habe, ohne Steuern dafür zu bezahlen.

Alle vier sind übrigens von den Moderaterna.
Eines muss man der Truppe lassen – unterhaltsam ist das Ganze ja. Sehr gespannt bin ich auf die nächsten Meinungsumfragen. Das Rekordergebnis der Moderaterna dürfte sich mittlerweile pulverisiert haben.

Eine Pause nimmt übrigens Anna Sjödin, die wohl doch eingesehen hat, dass man eine Verurteilung wegen rassistischer Beleidigungen und diverser Handgreiflichkeiten nicht einfach so aussitzen kann, bis man vielleicht bei der Berufung Glück hat und doch noch davon kommt.

Media Markt Sverige 6




Media Markt Sverige

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Um die Serie abzuschliessen, hier das letzte Bild. Ich denke, es ist selbsterklärend.

Ein Plakatmotiv – das mit den blonden weiblichen Fussballfans – habe ich leider verpasst. Auf der anderen Seite möchte ich nicht noch mehr Werbung für eine Ladenkette machen, die ich persönlich alles andere als schätze.

Media Markt (4)


Media Markt Sverige 4

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Das vorletzte Bild der Serie – eben hatte ich auch eine schöne Diskussion in der Kantine über diese Kette und ihre höchst fragwürdigen Methoden.

Der Text ist dieses Mal weniger originell: „Danke Schweden ‚for the music‘. Jetzt geben wir euch Stockholms grösste Unterhaltung.“ Gemeint ist wohl das Unterhaltungsangebot.
Ebenso interessant: dieser Artikel im Spiegel über die Zukunft Deutschlands als Autoproduzent.
Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis man in Deutschland begreift, dass man weg von der Autoproduktion muss.

Media Markt (3)




Media Markt Sverige 3

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Dieses Plakat ist purer Zynismus – wie alle Media Markt-Kampagnen will man offenbar auch provozieren.

Der Text lautet „Danke Schweden für eure preiswerten Schilder! Nun geben wir eurch die niedrigsten Preise“

Um das zu verstehen, muss man den Hintergrund kennen.

Das abgebildete Schild findet sich, ähnlich wie in Deutschland Schilder für Wildwechsel, auf vielen schwedischen Strassen. Es erfüllt einen wichtigen Zweck, denn die Überlebenschancen bei einer Kollision mit einem Elch sind vergleichsweise gering. Das Tier ist gross, so dass man ihm die Beine wegfährt und der gewaltige Körper auf das Auto fällt.
Leider ist das Schild wohl auch das, das am meisten gestohlen wird. Deutsche sind in Schweden dafür bekannt, dass sie besonders häufig hinter diesen Diebstählen stecken.

Ob das stimmt, ist natürlich kaum festzustellen.
Allerdings hat die schwedische Strassenbehörde vor längerem begonnen, die Schilder auch zu verkaufen, um die Zahl der Diebstähle zu reduzieren. Und nicht wenige der Käufer sind anscheinend Deutsche.

Fabian Seitz Radiostar

Vor einer Viertelstunde war besagtes Radioninterview, das, obwohl live, erstaunlich gut lief. Letztendlich hat es mir doch ein bisschen noch den gestrigen Tag versüßt, denn im Gegensatz zu den anderen 82 Millionen Deutschen wollte bei mir gestern keine so richtige Feierlaune aufkommen.

Um wirklich authentische Eindrücke zu erhalten, wagte ich mich in die Höhle des Löwen und schritt mit deutlich sichtbarem Germany-T-Shirt sowie deutlich weniger sichtbaren Deutschland-Socken durch Södermalm, um mir irgendwo einen guten Platz zu sichern. Die Stadt war schon merklich leerer als am Dienstag – Midsommar zeigt seine Wirkung und alle sind in Urlaub. Außer ein paar beiläufigen Blicken habe ich auf dem Hinweg nichts kassiert, keine Pöbeleien oder Zurufe – erstaunlich. Im Snaps, einer Kneipe mit Biergarten, saßen dann sogar einige Deutsche mit bemalten Backen. Noch mehr erstaunt hat mich allerdings eine vollbusige Verkäuferin, die in einem Klamottengeschäft arbeitete und ein Germany-Top trug. Insbesondere deswegen, weil sie ja eigentlich was verkaufen will. Ich war also zumindest nicht komplett alleine. Nachdem im Snaps alle interessanten Plätze belegt waren und im Big Ben Pub, wo ich am Dienstag Schwedens Spiel anschaute, das obere Stockwerk schon voll und das untere noch nicht belegt war, ging ich in die Bar daneben.

Das Spiel fand ich furchtbar – nicht weil Deutschland schlecht gespielt hätte (im Gegenteil), nein, sondern weil die Schweden derart schlecht gespielt hatten. Zusätzlich vermiest wurde mir die Sache, dass ich mir erlaubte, bei den beiden Toren ein bisschen zu klatschen, worauf ein Barmann mir sagte, ich solle ruhig sein, weil das sonst hier Ärger verursachen könnte. Nach Randalemachern sah mir das Publikum (zu guten Teilen Frauen mittleren Alters, Schwangere und junge Mütter mit Kinderwagen) zwar nicht aus, aber der Kommentar reichte mir in jedem Fall, um zu zahlen und weiterzuziehen. Im Big Ben hatte es sich mittlerweile etwas gefüllt, die Stimmung war aber ungefähr auf Beerdigungsniveau, was angesichts dieser demütigen Vorstellung der schwedischen Kicker auf dem Platz kein Wunder war. Bei denen klappte auch wirklich gar nichts: erst hatte man sich von den Deutschen eiskalt überrumpeln lassen und schaffte es seither nicht mehr, auch nur eine gescheite Torchance herauszuspielen. Dass Lehmann einmal den Ball ins Aus befördern musste war auch schon alles. Besonders bitter wurde es, als ich vom Klo zurückkam und gerade Lucic gelb-rot für ein bisschen Trikotzupfen kassierte. Ich war zwar bei dieser Entscheidung sehr irritiert, aber mir wurde später erzählt, ZDF-Experte Urs Meier hätte das für korrekt befunden. Und einem schweizer Weltklasseschiedsrichter kann man keine Inkompetenz oder gar mangelnde Neutralität vorwerfen – letzteres würde in der Schweiz vermutlich den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Der Elfmeter war natürlich dann die endgültige Katastrophe – der Ball dürfte meinen Schätzungen zufolge am Dienstag auf dem Mond aufschlagen. Direkt neben dem von Beckham.

Der Rückweg war seltsam – einer zeigte mir Daumen hoch, was mich zum Grinsen verleitete. Ein prollig wirkender Schwede schaute mich etwas komisch an, worauf ich ihm prophylaktisch ein „I’m sorry“ entgegenwarf, was er wohl aus seiner jahrelangen Hooliganerfahrung politisch recht unkorrekt mit „eins, zwei, drei, Nazipolizei!“ beantwortete. Zwei Mädels und ein Betrunkener saßen an einem Tisch vor einem Imbissstand. Ein Mädchen sagte einfach nur „Springa!“ („lauft!“), der Betrunkene kam her und umarmte mich. Naja, heute wollen wir mal nicht so sein. In der U-Bahn begegnete mir noch ein Karlsruher Student, der aber strategisch klug Undercover im KTH-Pullover unterwegs war.

Mein Presseecho:

  • Expressen (Boulevardzeitung) : „Avgå! Mats Olsson: Sparka Lagerbäck!“ („Tritt ab!“ Mats Olsson: Feuert Lagerbäck!“). Besagter Mats Olsson schreibt in seinem Bericht: „Bei dem 2:0 gegen Deutschland sagen die Zahlen kaum mehr aus, als dass die Deutschen gewonnen haben. Sie sagen aber nichts darüber, welche Erniedrigung wir erlitten haben und wie wir überrollt wurden. (…) Die ersten 15 Minuten waren das schlechteste Auftreten einer schwedischen Nationalmannschaft, das ich jemals gesehen habe. (…) Andreas Isaksson spielte als Torhüter auf Weltniveau. Aber was half das schon? (…) Der Schiedsrichter machte ein Kreuz, als er das Spielfeld verließ, und es ist möglich, dass Carlos Simon aus Brasilien ahnte, dass er sich an höchster Stelle dafür verwantworten werden müsse, dass er uns eine extrem harte Strafe gegeben hat. Dagegen hatte er nichts zu tun mit Lukas Podolskis zwei Toren. Viele von euch sind sauer, dass er grinste, als er Teddy Lucic rot zeigte. Ich persönlich bin eher sauer, dass Podolski zu ihm lief und ihm zur Beglückwünschung auf die Schulter klopfte. Oder zum Dank. Oder zu was auch immer. (…) Die Zukunft der Nationalmannschaft – und des schwedischen Fußballs – sieht düster aus. (…) Am 7. Oktober spielen wir in Råsunda gegen Spanien. Spanien! Bis dahin will ich einen anderen Nationaltrainer haben.
  • Aftonbladet (auch Boulevard) ist weniger meinungsmachend. Sie schreibt „En epok är slut“ („Eine Epoche ist zu Ende“), betreibt Lebenshilfe mit „9 råd som hjälper dig ur krisen“ („9 Ratschläge, die dir aus der Krise helfen“). Der Schiedsrichter war aber in jedem Fall ein Arsch, meinen sie mit „Hånad av Domaren – Landslagets attack efter utvisningen: ‚Man ville se tyskarna vidare'“ („Vom Schiedsrichter verhöhnt – die Nationalmannschaft nach dem Platzverweis: ‚Man wollte die Deutschen weiter sehen'“) und schreiben als Bildunterschrift zur roten Karte „De tyska spelarna skriker på domaren som sedan tar upp först det gula, sedan det röda kortet. Och han gör det med ett leende på läpparna. Lucic utvisad.“ („Die deutschen Spieler rufen zum Schiedsrichter, der dann erst die gelbe, dann die rote Karte herauszieht. Und er tut das mit ein Lächeln auf den Lippen. Lucic des Platzes verwiesen.“). Der Betroffene sagte laut dem Blatt: „…der Schiedsrichter lächelte einfach. Er glaubte wohl, der Platzverweis wäre sonnenklar. Ich glaubte nicht, dass die zweite gelbe Karte kommen würde. Das passierte im Eifer des Gefechts (sehr frei übersetzt) und wir hielten uns aneinander fest. Das kam mir zuerst wie ein Scherz vor.“ Ganz unabhängig vom Spiel fand ich diesen Artikel interessant. Das Prostitutionsgeschäft scheint von der WM nicht sonderlich profitiert zu haben – sicherlich nicht wegen des vermeintlichen schwedischen Boykotts, sondern vielmehr, weil das Problem allerorten angesprochen wurde. Insofern auch ein Erfolg der Proteste.
  • Svenska Dagbladet (seriös) titelt „Sverige helt chanslöst“ („Schweden vollkommen chancenlos“). „Die erste Halbzeit war der reinste Alptraum für die Schweden, die vollkommen ausgespielt wurden. Ohne einen inspirierten Andreas Isaksson hätte der Rückstand doppelt so hoch ausfallen können. (…) ‚Ich kritisiere üblicherweise keine Schiedsrichter, aber dieses Mal bin ich der Meinung, dass er den Spielverlauf beeinflusste. Ich finde, dass Teddys Verwarnungen zu diskutieren sind. Außerdem war Ljungberg genau der gleichen Sache ausgesetzt, als Teddy seine zweite Karte bekam‘, sagte Lagerbäck. (…) Die schwedische WM-Party ist vorbei.
  • Dagens Nyheter (seriös) schreibt „Mardrömmen i München“ („Der Alptraum von München“). Im Artikel dazu steht: „Innerhalb von zwölf Minuten hatte die Heimmannschaft den Traum von einem neuen Bronzesommer [Anm.: hier wendet man das Medaillenschema auch gerne auf Plätze im Allgemeinen an.] zerschlagen. (…) Schwedens Courage erholte sich wenigstens ein bisschen gegen Ende der ersten Halbzeit. (…) Andreas Isaksson zeigte im ganzen Spiel Weltklasse und war Schwedens zweifellos bester Spieler. (…) Einer von wenigen schwedischen Lichtblicken in München.

Also war insgesamt der Schiri ein Arsch – aber das kann man ja immer sagen.

Wie dem auch sei – meine Eltern kommen heute abend, meine Deutschlandflagge hängt am Fenster und ich sage nur

54, 74, 90, 2006, ja, so stimmen wir alle ein. Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein werden wir Weltmeister sein!“