In der Schlange

Die Strecke der Tömilen laut meiner Läufer-App.
Die Strecke der Tömilen laut meiner Läufer-App.

Vier Wochen sind seit dem durchwachsenen Hässelbyloppet vergangen. Meine Ziele versuchte ich daher realistisch zu halten:

  1. Ankommen (versteht sich eigentlich von selbst
  2. Weniger als eine Stunde. Das hatte ich ja schon in Hässelby vergeblich versucht
  3. Weniger als 57:52 Minuten – das war meine Zeit letztes Jahr bei Kungsholmen Runt, gleichzeitig Jahresbestzeit 2012 und in einer guten Zwischenphase aufgestellt. Das zu schlagen würde die gute Entwicklung der letzten Zeit unterstreichen, denn die Strecke bei Kungsholmen Runt ist relativ flach.
  4. Weniger als 57:15 Minuten – das war meine Bestzeit auf der Strecke von 2008.

Das war trotz allem ambitioniert, denn die Strecke ist nicht ohne und geht mitten durchs Grüne. Nach einem Kilometer geht es steil hoch auf einem Trampelpfad, und bei Kilometer vier nochmal – da man zwei Runden durchläuft, trifft das gleich doppelt.

Wie sich herausstellen sollte, ist erstere Stelle ausgerechnet in diesem Jahr zu einem Problem geworden, denn die Teilnehmerzahlenentwicklung der letzten Jahre sieht so aus:

Seit meiner letzten Teilnahme im Jahr 2008 sind die Zahlen gestiegen, aber dieses Jahr machten sie einen ziemlichen Sprung. Am Ende des Trampelpfades nach Kilometer 1 ist ein enger Durchgang, und dort bildete sich eine Schlange. Viel Zeit hat es nicht gekostet – vielleicht 10 Sekunden – aber ich gehe davon aus, dass dies bei weniger Läufern nicht passiert wäre und die Strecke daher eigentlich nicht für so viele Läufer geeignet ist.

Ich will es jedoch nicht darauf schieben, dass ich nur zwei meiner vier Ziele erreichen konnte. Ab Kilometer 3 bekam ich Seitenstechen und musste einen Gang runterschalten. Erst gegen Kilometer 8 hatte ich mich etwas erholt und konnte wieder schneller werden. Vielleicht war es Alkohol am Vorabend, vielleicht auch nur einfach etwas zu hohe Erwartungen, die das verursachten.

Am Ende wurden es 58:05 Minuten, also knapp unter dem Erreichen des dritten Ziels, aber immer noch in Ordnung. Sollte die Strecke so bleiben, wie sie ist, werde ich die Tömilen in den nächsten Jahren wohl kaum noch laufen.

Im kommenden Jahr gibt es auch schon eine attraktive Alternative: der Stockholm Tunnel Run 2014 wird nächsten November zur Eröffnung der Norra Länken, der neuen nördlichen Querspange im Stockholmer Straßennetz, stattfinden. Da es sich wahrscheinlich um eine einmalige Sache handeln wird, bin ich da gerne dabei. Hügel sind keine zu erwarten, und dank Tunnel ist man auch wetterunabhängig.

Vorher liegt aber freilich noch einiges an: zunächst einmal der Halbmarathon an Silvester.

Ein bisschen neidisch auf: Pamela Anderson

NYC Marathon Alec Baldwin from Marc Beroza on Vimeo.

Es gibt nicht viele Dinge, die ich Pamela Anderson nachmachen möchte. Ich strebe keine Rolle in einer seichten Rettungsschwimmerserie an, will mit Sicherheit nicht das Big-Brother-Haus, habe keinen Bedarf an kurzlebigen destruktiven Ehen mit Rockstars, und einen akuten Bedarf an Brustimplatanten habe ich auch nicht.

Aber eine Sache hätte ich ihr gerne nachgetan: gestern den New-York-City-Marathon zu laufen. Gerade in diesem ersten Jahr nach dem Hurrikan, der erstmal den Marathon in seiner Geschichte stoppte, und nach dem Attentat von Boston wohnt dem Ganzen ein besonderer Zauber inne. Zwar gab es viel Kritik, aber mit garantierten Startplätzen für alle letztjährigen Teilnehmer und anderem Engagement für die Opfer dürfte der Lauf in den Herzen der New Yorker immer noch seinen besonderen Platz haben.

Nächstes Jahr werden es zehn Jahre sein, dass ich diesen Lauf gemacht habe. Dass ich seit kurzem wieder laufe, um mehr zu erreichen als nur anzukommen, hat auch mit dem Wunsch zu tun, nicht nur irgendeinen Marathon, sonder nach Möglichkeit genau diesen Marathon noch einmal zu machen. Die Faszination für diese Stadt hat mich nie losgelassen, und jedes Jahr im November schaue ich wehmütig zurück.

Dieser Lauf ist etwas besonderes, und auch wenn ich ihn machen will: in einem Punkt möchte ich es Pamela Anderson mit einer Finisherzeit von 5:41 nicht nachtun. Eine Rakete werde ich nie werden, aber unter 5 Stunden sollten hoffentlich drin sein, wenn ich mich im Gegensatz zum letzten Mal (Finisherzeit 6:11 Stunden) ordentlich darauf vorbereite.

Also trainiere ich auf dieses Ziel zu, verliere Gewicht. Und hoffe, denn mehr als dies kann ich kaum.

Wer nicht Tausende von Euro an Spendengeldern zu wohltätigen Zwecken oder für einen Reiseagenturplatz übrig hat, wer nicht ein Spitzenläufer ist, wer nicht die jetzt auslaufenden Optionen von mindestens 15-malige Teilnahme oder dreifaches Pech bei der Ergatterung eines Platzes in Folge für sich in Anspruch nehmen kann, wer nicht massenhaft Läufe in New York macht und mal als Freiwilliger bei einem hilft, dem bleibt kaum mehr übrig, als ein Los in der Lotterie zu kaufen. Diese ist mittlerweile dreigeteilt: ein Drittel der Plätze geht in den Großraum New York, ein Drittel in den Rest der USA, ein Drittel in den Rest der Welt. Dementsprechend mager sind die Chancen.

Ich werde mir mein Los kaufen und gespannt den Mai 2014 abwarten. Vielleicht wird meines gezogen und ich bin dabei. Wenn nicht, werde ich woanders laufen – und ein Los für 2015 kaufen.

Wunder sind selten

Ende August dachte ich mir, dass ich endlich meinen Hintern hochkriegen muss. Das habe ich im Grunde eigentlich auch schon die 5 Jahre davor gedacht. Es ist aber nie passiert.

Nachdem ich Mitte August beim Midnattsloppet erneut ohne jegliches Training angetreten war und ebenso erneut eine äußerst mäßige Zeit, nämlich die drittschlechteste meiner Läuferkarriere, einfuhr, war ich doch irgendwie angefixt. Entscheidend ist aber letztendlich folgender Gedankengang: im Jahr 2004 habe ich meinen ersten und einzigen Marathon bislang gemacht. Das ist folglich nächstes Jahr genau 10 Jahre her, und wenn man zu so einem Jubiläum dann doch nicht mal anfängt, dann kann man es im Grunde gleich bleiben lassen.

Mit so einer Attitüde kommt man denn auch sehr schnell sehr weit: seither habe ich 10 kg verloren und mache im Training zum ersten Mal seit vielen Jahren auch mal 10 km pro Einheit. Die Anfänge waren vielversprechend wie im Frühjahr 2012.

Der Plan sah in etwas so aus: im Herbst mache ich mit Hässelbyloppet und Tömilen zwei 10-km-Läufe, ab dann einige Halbmarathons, und im Herbst 2014 schließlich einen Marathon. Schnell träumte ich davon, mal eben schon zu Beginn die beste Zeit der letzten drei Jahre einzufahren.

Hat aber nicht so ganz geklappt, denn Herbst ist auch Erkältungszeit. Wenn man erst so kurz wieder trainiert, sind offenbar knapp zwei trainingsfreie Wochen fatal – insbesondere, da die Erkältung heute noch nicht ganz durch war.

Also habe ich den Beschluss gefasst, ab heute morgen wieder gesund zu sein, und bin in Hässelby losgelaufen. Das Wetter war sonnig und warm, mein Handydisplay in Folge praktisch unlesbar. Die elektronische Dame, die mir sonst immer erzählt, wie langsam ich denn laufe, hatte ich gleich mal deaktiviert. Daher wusste ich auch nicht, wie schnell ich lief.

Bei Kilometer 5 stand Holger, der nicht nur netterweise zum Lauf vorbeigeschaut hat, sondern gleich auch noch Fotos von dem epochalen Ereignis geschossen hat:

Hässelbyloppet 2013

Danke dafür – die anderen Fotos gibt es hier.

Bei Kilometer 5 war auch der einzige Messpunkt der Strecke, und dort wurde mir klar, dass es nicht nur mit der neuen Spitzenzeit nichts wird, sondern dass auch in Frage steht, ob ich es unter einer Stunde schaffe. Ich lief kurz vor der 30-Minuten-Marke durch.

Um Kilometer 7 hatte ich schon ein bisschen zu kämpfen. Von der erhofften Leichtigkeit war nichts zu spüren. Dazu trug der in Grün im obigen Foto auch etwas bei. Nicht dass ich ihm irgendeinen Vorwurf machte. Im Gegenteil: Er war mächtig am Niesen und Stöhnen, blieb aber immer dicht hinter mir – was für seine große Hartnäckigkeit oder für meine schlechte Leistung spricht, womöglich für beides. Dass ich mich nicht von ihm absetzen konnte, war dann auch die Bestätigung, dass es nicht allzu gut laufen kann. Auf den letzten zwei Kilometern vorm Ziel sah ich ihn plötzlich vor mir.

Da war klar: mit einer tollen Bestzeit wird es nichts. Die Uhr sagte letzten Endes 1:00:58.

Ich twitterte folgendes:

Aber soll man jetzt nun wirklich mit so etwas zufrieden sein? Eigentlich war es ja ganz gut: ich bin trotz einer auslaufenden Erkältung 10 km in einem Stück in einem für meine aktuellen Verhältnisse hohen Tempo durchgelaufen. Da dies mein 8. Hässelbyloppet war, kann man sogar die Statistik bemühen und konstatieren, dass ich schonmal schlechter war und dass ich noch nie zuvor vom Midnattsloppet bis zum Hässelbyloppet eine derartige Leistungssteigerung hatte (immerhin über 10 Minuten besser).

So recht glücklich sein kann ich jedoch nicht. Wozu habe ich 10 km auf härterem Terrain im Training gemacht, wenn ich am Schluss trotzdem um eine eher mäßige Zeit kämpfe? Zwar konnte ich nie auf die Uhr schauen, aber selbst wenn, so hatte ich keine Reserven nach oben.

Wunder im Laufsport sind selten, und so kann der einzige Schluss nur sein, das Training baldmöglichst neu zu starten. Noch 34 Tage zur Tömilen. Ich bin wieder da.

Midnattsloppet 2012

In Blau durch die Nacht: Midnattsloppet 2012

Ich muss den Organisatoren ein Kompliment machen: der diesjährige Midnattsloppet hat endlich einmal wieder das in den Vordergrund gestellt, was diesen Lauf so attraktiv macht.
Nicht dass der Kommerz weniger geworden wären.

Dass man die Zahl der Anmeldungen von 20.000 auf 30.000 erhöht hat, obwohl vor 2 Jahren zwei Läufer umgekommen waren und das Wasser nicht reichte, machte mich gelinde gesagt skeptisch, ob man hier nicht ein Desaster heraufbeschwört. Hierzu musste man nämlich Startgruppen in Nebenstraßen verlegen, weil auch der breite Ringvägen hierfür nicht genügend Fläche hat. Das Wuchern der Veranstaltung ist schon etwas bedenklich: ich war eine gute halbe Stunde vor dem Start vor Ort, und zu dem Zeitpunkt waren die ersten Startgruppen schon unterwegs. Bis man nämlich alle im 5-Minuten-Takt auf die Strecke geschickt hat, sind alleine schon 75 Minuten vergangen. Oder anders gesagt: wenn die ersten auf dem Weg nach Hause sind, haben die letzten ihren Lauf noch lange nicht begonnen.

Der Weg zur Startgruppe war auch schon sehr dicht gedrängt, und es ging kaum voran. Es mag zwar übertrieben klingen, aber vielleicht sollte man bei der Gelegenheit den Zaun der Schule an der Ecke abbauen, um das Vorankommen zu beschleunigen. Ich war denn auch etwas zu spät in meiner Startgruppe, aber da man ohnehin Verspätung beim Start hatte, war dies auch egal.

Bei der Läuferzahl wenig überraschend war es die ganzen 10 Kilometer dicht gedrängt. Auch wenn es mir manchmal etwas zu langsam ging, bin ich doch so realistisch zu wissen, dass für das Springen von Lücke zu Lücke keine Kondition da war. Sportlich hatte man also wie eigentlich schon immer nicht so viel zu erwarten, aber dafür stimmte dieses Jahr das Erlebnis wieder: im Schnitt war ca. alle 200 Meter Musik aufgebaut. Das Publikum stand fast auf dem ganzen Kurs, während es in den letzten Jahren in bestimmten Abschnitten doch eher still war.

Ich schaffte es, durchzulaufen, und schaute kein einziges Mal auf die Uhr – sehr ungewöhnlich für mich. Was eigentlich positiv ist, hatte freilich den Nachteil, dass meine Zeit nicht ganz so gut ausfiel wie erhofft: 1:05:21. Das ist zwar rund 4 Minuten schneller als letztes Jahr, aber eben auch ziemlich weit weg von der 60-Minuten-Marke.

Dennoch: es hat Spaß gemacht, auch dank meiner persönlichen Unterstützung. Die Abfertigung nach dem Ziel und die Gepäckrückgabe klappte auch sehr ordentlich. Wenn die Organisatoren nicht auf die Idee kommen, den Lauf nochmals gewaltig zu erweitern, dann bin ich nächstes Jahr wieder, dann zum 9. Mal, am Start.

Ein Viertel

Die Strecke des Kvartsmarathon: einmal um den Årstaviken herum. (Karte: Openstreetmap, CC-BY-SA 2.0)

Juli ist Urlaubszeit in Schweden. Die Busse und Bahnen sind weitgehend leer. Alle sind ausgeflogen, das öffentliche Leben ruht. Deswegen gibt es normalerweise auch eines nicht in Stockholm: Läufe.

Es würde ganz einfach niemand teilnehmen, könnte man zumindest meinen. Aber Spårvägens FK, der unter anderem für den Stockholm Marathon und die Tjejmilen verantwortlich ist, wollte wohl eine Probe aufs Exempel machen.

So wurde dieses Jahr der Stockholm Kvartsmarathon ins Leben gerufen, also ein Viertelmarathon. Eine ungewöhnliche Distanz, besonders für schwedische Verhältnisse. Denn nominell sind das 10,54875 km, also nahe an den 10 km, die in Schweden die Standarddistanz schlechthin sind. Es ist nicht so, dass es der erste in Schweden wäre. Es gibt schon seit 1999 den Halbmarathon in Gävle, der die Distanz Viertelmarathon anbietet. Auch in Leksand und Värnamo gibt es solche Läufe. Doch keiner scheint größere Teilnehmerzahlen anzuziehen.

Um die Sache schmackhaft zu machen, gab es für Voranmeldungen ein Laufshirt inklusive. Die Laufstrecke (siehe oben) hat auch ihre Reize: nicht nur, dass ich die Årstabro noch nie zu Fuß überquert hatte und die Strecke Teile meiner alten Laufrunde enthielt. Es gibt meines Wissens keinen Lauf, der so weit entlang des Årstaviken führt. Das ist natürlich reizvoll. Man wollte sich mit der Organisation aber nicht übernehmen: 1000 Läufer waren das Limit.

Man kam letzten Endes nicht einmal in die Nähe davon: 348 Läufer gingen an den Start, was zwar wohl immer noch als größter Viertelmarathon der schwedischen Geschichte durchgehen dürfte, aber natürlich sehr überschaubar. Trotzdem gab es zwischendrin immer wieder Leute die anfeuern.

Für mich selbst war es ein Debakel. Es war sehr schwül und hatte aus verschiedenen Gründen seit Wochen nicht mehr trainiert, so dass ich bald eine Gehpause einlegen musste. Meine Beine waren zum Ende hin auch nur noch Matsch. Ich kam erst nach 1:16:33 ins Ziel, was für einen souveränen drittletzten Platz bei den Männern reichte. Immerhin durfte ich so einmal die Solidarität der besseren erleben, die mich auf den nervigen letzten 500 Metern – man hatte die 48,5 Meter unter den Tisch fallen lassen und ganz praktisch 10,5 km daraus gemacht – anfeuerten.

Ich muss also noch eine Menge Schippen drauflegen, um im Herbst wieder an die vielversprechenden Frühjahrsresultate anzuknüpfen. Eigentlich muss ich mich nächstes Jahr wieder anmelden, um zumindest das diesjährige Ergebnis etwas zu relativieren.

Fußballrechenspiele am Mittwoch: wieviele Punkte braucht man, um weiter zu kommen?

Es ist eine Art Fußballweisheit: bei den großen Turnieren ist man raus, wenn man zweimal verloren hat. Wenn man zweimal gewonnen hat, ist man weiter. Unter 4 Punkten kann man das Weiterkommen gleich vergessen.

Ich habe mich gefragt: ist das wirklich so?

Die Aufgabe ist überschaubar – es sind 6 Partien, die in einer Gruppe gespielt werden. Da es drei verschiedene Resultate gibt (Sieg 1. Mannschaft, Unentschieden, Sieg 2. Mannschaft), gibt es 6 hoch 3 Spielausgänge, also 729 Kombinationen.

Dabei gilt zu beachten, dass dies nur gilt, wenn man die vier Teams eindeutig festlegt. Rein kombinatorisch sind viele doppelt. Zur Erklärung: wenn man vier Teams A,B,C und D hat und alle Unentschieden spielen bis auf die Partie A gegen B, dann ist die Tabelle identisch mit dem Fall, dass alle Unentschieden spielen bis auf die Partie C gegen D. Man muss lediglich die Teamnamen tauschen und landet bei derselben Tabelle.
Letztlich gibt es 40 verschiedene Tabellen, d.h. 40 verschiedene Punktekombinationen.

Wenn man das also außer Acht lässt und mit vier festgelegten Teams alle Varianten durchspielt, kommt man zu folgendem Ergebnis:

Die Punkte des Zweitplatzierten (blau: einfach durch alle Kombinationen berechnet, rot: reale Punktzahlen von EM- und WM-Gruppen hochgerechnet)

Für die roten Balken habe ich die Weltmeisterschaften seit 1998 und die Europameisterschaften seit 1996 ausgewertet. Nur bei diesen Wettbewerben musste man zwingend Gruppenzweiter werden, um weiterzukommen. Außerdem galt davor die Zweipunkteregel.

Das Ergebnis aus den 48 Gruppen, die es bislang in der Form gab:

  • Zweimal hatte der Zweitplatzierte 7 Punkte. Es ist aber nicht so, dass man sie gebraucht hätte, denn auch ein Blick in die reine Kombinatorik zeigt: das kommt nur zustande, wenn die zwei stärksten Teams gegeneinander Unentschieden spielen und die jeweils anderen beiden Teams besiegen. Für die anderen beiden Teams bleiben also nur noch die Punkte des Spiels gegeneinander übrig, wodurch der Drittplatzierte maximal 3 Punkte haben kann.
  • 13 mal hatte der Zweitplatzierte 6 Punkte
  • Ebenfalls 13 mal hatte der Zweitplatzierte 5 Punkte.
  • Ganze 19 mal reichten dem Zweitplatzierten 4 Punkte. In der Kombinatorik ist das aber noch eine relativ riskante Kombination: in 40% der Fälle scheidet jemand mit 4 Punkten aus, aber deutlich über die Hälfte nur wegen des Torverhältnisses.
  • Ein einziges Mal genügten sogar 3 Punkte. Das geht in der Tat nur, wenn jedes Team genau einmal gewinnt oder wenn ein Team besonders stark ist und die anderen sich gleichmäßig verteilen. Dieser Fall ergab sich für Chile bei der WM 1998. Vier der sechs Partien ging Unentschieden aus, so dass Chile dadurch weiter kam, dass sie gegen den Gruppenersten Italien nicht verloren.
  • Nie gab es einen Fall, dass ein Team mit nur 2 Punkten weiter kam. Doch er ist möglich: wenn ein Team alle anderen besiegt (d.h. 9 Punkte) und alle anderen Teams untereinander nur Unentschieden spielt, dann hat der Gruppensieger 9 Punkte und alle anderen 2 Punkte. Freilich ein sehr exotischer Fall.

Letztere beiden Punkte dürften die einzigen Überraschungen sein, aber sie haben natürlich nur begrenzte reale Relevanz, denn kein Team spielt auf Unentschieden, und die Teamstärken sind selten so gleichmäßig verteilt, dass jede Mannschaft nur einziges Mal gewinnt.

Das rigorose Durchrechnen bestätigt letztendlich Selbstverständlichkeiten: mit drei Siegen ist man in jedem Fall Gruppensieger, und unter zwei Unentschieden kommt man nicht weiter. Ob einem ein Sieg und zwei Niederlagen reichen, kann man sich auch leicht ausknobeln: Nein, es geht nicht.

Bleibt noch die Frage, ob man mit zwei Siegen auch nicht weiterkommen kann. Erstaunlicherweise lautet die Antwort Ja, und zwar genau dann, wenn eine Mannschaft alle Spiele verliert und die anderen drei es sich so aufteilen, dass jede am Schluss genau 6 Punkte hat. Rein theoretisch reichen also auch zwei Siege nicht.

In der Praxis ist das freilich wohl noch nie aufgetreten. Daher gilt: wer zweimal verliert, ist raus. Wer zweimal gewinnt, ist nicht garantiert, aber mit größter Wahrscheinlichkeit weiter.

In diesem Sinne: heute abend einfach gewinnen.

Update 23:01 Uhr: Doof, wenn man sich selbst widerspricht – der gestrichene Satz weiter oben behauptet das Gegenteil von dem, was in der Auflistung steht. Noch blöder, wenn genau so etwas ausgerechnet jetzt passieren kann. Ein einziger Sieg (und zwei Niederlagen) können in der Tat reichen, um weiterzukommen. Entweder, wenn es dauernd unentschieden gibt, oder – wie jetzt in der Gruppe B eintreten kann – wenn eine Mannschaft alle anderen schlägt und die anderen drei jeweils einen Sieg einfahren. Sollten Deutschland und die Niederlande am Sonntag gewinnen, dann sind Niederlande, Portugal und Dänemark punktgleich. Der direkte Vergleich taugt dann auch nicht, so dass nur das Torverhältnis herhalten kann. Da noch nicht viele Tore gefallen sind, kann es da schnell eng werden. Es bleibt spannend.

Stockholm von oben

Wenn ich Bilder in Aussicht stelle, ist das im Allgemeinen kein Grund, freudig erregt zu sein. Dieses Mal ist nicht direkt eine Ausnahme, aber ich dachte mir, ich lasse endlich mal die Panoramen zur Geltung kommen. Wenn man unten auf die Panoramen klickt, öffnet sich das Bild in voller Größe in einem Fenster, wo man ähnlich einer Karte alle Details begutachten kann. Die Dateien sind richtig groß (bis zu 5 MB), aber die Bilder eben auch. Viel Spaß damit.

Die Bilder sind natürlich von letzter Woche, als wir im Rahmen einer Aktion der Zeitung Dagens Nyheter verschiedene hohe Gebäude in Stockholm besuchten, um von oben die Aussicht zu genießen.

Vom DN-Hochhaus in Richtung Osten, also Innenstadt, Altstadt und Södermalm:

Dasselbe in Richtung Westen – hier sieht man die Essinge-Inseln und Bromma:

Blick von Kastellholmen aus nach Norden, wo man eine schöne Aussicht auf die Attraktionen auf Djurgården (Skansen, Vasamuseet, Gröna Lund) hat:

Und dasselbe nochmal nach Süden Richtung Södermalm und Altstadt:

Ich wünschte, gestern wäre auch nur halb so gutes Wetter gewesen wie letzte Woche. Es stürmte und regnete den ganzen Tag, weswegen einem besonders die Läufer im Stockholm-Marathon leid tun konnten. Ein Spitzenläufer musste gar 4 Kilometer vor dem Ziel aufgeben, weil seine Körpertemperatur auf 32 Grad (!) gesunken war. Er kann wohl froh sein, dass er das überlebt hat.

Die Unterstützung am Rand hielt sich in Grenzen, weil bei dem Wetter natürlich niemand draußen sein wollte. Einen Glückwunsch an alle, die es trotz dieser Umstände überstanden haben.

Aufstieg und Tragödie

Die Strecke - nicht ganz um Kungsholmen herum, aber fast (Karte: OpenStreetMap, CC 2.0)

An Kungsholmen Runt hatte ich bislang nur einmal teilgenommen – es war ein Debakel. Ich bekam Krämpfe und legte eine miserable Halbmarathonzeit hin. Nachher wusste ich, es wäre schlauer gewesen, statt der Halbmarathonstrecke besser nur 10 km zu machen. Passend dazu stieg der KSC in die 2. Liga ab.

Das war 2009, und seither gab es noch eine Menge miserable Läufe. Am Samstag war wieder Kungsholmen Runt, und um den KSC steht es noch schlechter – gestern konnte er sich gerade so vor dem direkten Abstieg in die 3. Liga auf den Relegationsplatz retten, was zumindest noch Hoffnung gibt. Denkbar schlechte Vorzeichen für einen neuen Start in dem Lauf. Immerhin hatte ich mich dieses Mal für die 10 km entschieden. Eine Strecke, die ich vor nicht allzu langer Zeit schon geschafft hatte.

Am Start zeigte sich, wie gewaltig die Veranstaltung gewachsen war. Es gab gestaffelte Startgruppen und zwei Startzeiten. Das war wohl vor drei Jahren nicht ganz so.

Der Mittelteil war wie erwartet hart. Dazu kam stellenweise starker Gegenwind. Insgesamt lief es aber äußerst gut. Es reichte noch gut für einen Schlusssprint. Das Minimalziel war eine Verbesserung, und die habe ich erreicht: 57:52 Minuten war meine Zeit, und damit über 5 Minuten schneller als bei der Premiärmilen im März, und die beste Zeit seit dem Hässelbyloppet im Oktober 2010. Das freute mich, schien mir aber nicht so überragend.

Ein Blick in die GPS-Daten und in meine Laufliste ergab aber ein anderes Bild. Der Hässelbyloppet ist traditionell der schnellste Lauf des Jahres. Er hat eine sehr flache Strecke und ist am Ende der Saison, so dass man viel Zeit zu trainieren hatte. Also suchte ich nach Läufen ähnlich früh in der Saison, bei denen ich solche Zeiten erreicht habe – und fand keine. Am nähesten kam noch der Midnattsloppet 2008, aber der war nach der Sommerpause (hat aber auch die härteste Strecke). Hinzu kommt noch, dass zumindest laut der GPS-Daten bei Kungsholmen Runt 196 Meter Steigung überwunden werden mussten. Bei Premiärmilen und meiner privaten Runde sind es nur rund 140 Meter – allerdings fällt es mir schwer, dies zu glauben, denn die Strecke am Samstag schien mir recht flach.

Wie dem auch sei: das alles ist super, v.a. gemessen daran, dass ich massives Übergewicht habe, schlimmer als bei jedem anderen Lauf, bei dem ich vergleichbare Leistungen erbracht habe. Es ermutigt, weiter zu machen.

Dennoch ist bei aller Freude auch etwas trauriges dabei. Am Samstag kollabierte ein Läufer kurz vor dem Ziel und verstarb trotz schneller Hilfe noch bevor er das Krankenhaus erreichte. Es führt nach den zwei Toten beim Midnattsloppet 2010 erneut vor Augen, dass das nicht immer ein harmloser Spaß ist. Bei solchen Belastungen können die Grenzen des eigenen Körpers überschritten werden. Sicherlich können es auch unentdeckte Krankheiten sein – der Tote bei Kungsholmen Runt war Jahrgang 1975, und auch beim Midnattsloppet 2010 war einer der beiden Toten bestens trainiert und noch sehr jung. Manche brechen sich Knochen, bei vielen reißen Bänder, werden Gelenke in Mitgliedschaft – und im schlimmsten Fall stirbt jemand. Wenn ich daran denke, bin ich sehr dankbar dafür, nie auch nur mehr als einen Krampf gehabt zu haben. Trotzdem ist es auch für mich eine Mahnung, mich nicht zu überschätzen und Warnsignale ernst zu nehmen.

Loslaufen

Symbolbild: Ich demnächst (Foto: Thomas Fan, CC-BY-NC 2.0)

Das Jahr 2011 war sportlich für mich ein Jammertal. Training betrieb ich bestenfalls sporadisch. Der innere Schweinehund war übergroß, und das Gewicht wuchs. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt abgenommen habe, doch seit einigen Wochen trainiere ich fleißig.

Es zeigt Wirkung. Gestern hatte ich den ersten Lauf des Jahres. Die Premiärmilen ist so ziemlich der erste Lauf des Jahres. Två sjöar runt ist zwar noch eine Woche früher, aber hat es mit seinen ungewöhnlichen Streckenlängen (u.a. 5,7 km und 11,2 km) und kleinem Marketingetat schwer. Die Premiärmilen hingegen wird von der Organisation arrangiert, die auch den Stockholmer Marathon und das dazugehörige Trainingsteam veranstaltet. Letztere hat die Premiärmilen als festen Trainingslauf im Programm, und nicht nur deswegen ist die Teilnehmerzahl sehr beachtlich. Rund 2.000 Läufer waren auch gestern dabei.

Nach den desaströsen Ergebnissen bei den beiden Läufen im letzten Jahr – 1:19 beim Midnattsloppet und 1:14 beim Hässelbyloppet – waren meine Ziele bescheiden: unter 70 Minuten hätte ich gerne gehabt. Dafür durfte ich schlicht nicht gehen, denn das kostet massiv Zeit und war letztes Jahr auch das Hauptproblem. Im Training der letzten Wochen war ich jedoch schon nach 6 Kilometern fertig, auch wenn ich sie gut unter dem Schnitt von 7 Minuten pro Kilometer schaffte.

Training zahlt sich aus, kann ich nur sagen. Zwischenzeitlich empfand ich zwar die Hoffnung auf eine Zeit unter 65 Minuten als Hybris, doch mir war schon bald klar, dass 70 Minuten kein Problem darstellen würden, wenn ich mich nur zusammenreiße. Bei Kilometer 8 hatte ich das Gefühl, es könnte zu einem Krampf kommen – dieses Problem habe ich immer in der linken Wade, wenn ich mich übernommen habe. Dieses Mal blieb es aber aus, und der letzte Kilometer lief sehr gut. 63:19 Minuten war das Ergebnis, und damit weit besser als erhofft. Bemerkenswert fand ich die Konstanz, mit der ich lief. Meine Geschwindigkeit sank gegen Ende hin nicht ab, sondern blieb auf einem annähernd gleichmäßigen Niveau. Ich ging fröhlich nach Hause.

Es bleibt also das größte Problem zu beseitigen: das Gewicht. Mit einem BMI unter 30 wären auch deutlich bessere Zeiten drin, und auch ein Halbmarathon ist dieses Jahr wohl im Bereich des Möglichen. Die Hoffnungen auf einen Marathon habe ich aber aufgegeben – wieder einmal. Das ist diesmal doppelt schade, denn im Juli ist der Jubiläumsmarathon, ein Marathonlauf zum 100. Jahrestag des entsprechenden Laufs bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm.

Ich war angemeldet, aber habe die letzte Gelegenheit genutzt, meinen Startplatz zurückzugeben. Nicht nur habe ich Geld zurückbekommen. Der Platz konnte nun auch an jemanden gehen, der realistische Chancen hat. Selbst zu starten wäre unvernünftig gewesen, den Startplatz wieder einmal verfallen zu lassen unfair gegenüber all denen, die keinen bekommen konnten.

Mein Horizont sind nun Åland im Oktober – diesen habe ich 2011 ganz realistisch ausgesetzt, ausgerechnet zu dessen 30. Jubiläum – und der Stockholmer Halbmarathon im September.

Für alle Nichtläufer und Läufer möchte ich auch noch etwas empfehlen. Die BBC brachte kürzlich eine Reportage über einen der seltsamsten Marathons der Welt, den Marathon in Gaza. Ich kann die Sendung nur empfehlen, denn es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, unter welchen Umständen manche Leute laufen.

Laufshirtparade

Beim Sortieren der Wäsche kam mir eine Idee: jedes Jahr mache ich den Midnattsloppet, jedes Jahr gibt es dort ein Shirt. Also habe ich alle mal herausgekramt und fotografiert – gleichsam eine Schau meiner Fitness in 6 Jahren Schweden.

Man sieht den Shirts auch etwas die Entwicklung des Laufes an: die Shirts werden schicker und werbereicher, dafür aber wird z.B. gespart, indem man die Startgruppe nicht mehr aufdruckt. In den letzten beiden Jahren fehlt sogar die Jahreszahl auf dem Shirt – ich habe mal vorgeschlagen, das wieder einzuführen.

Die Zeit von letztem Samstag sagt eigentlich alles: 1:19:00 – schlimm vor allem deswegen, weil ich im Training auf ähnlichem Terrain Zeiten laufe, die mich zumindest auf das schwache Vorjahresniveau bringen würden.

Ich habe noch viel vor in den nächsten Monaten. Beim Hässelbyloppet werde ich testen können, wie gut es wirklich läuft.