Stockholm Marathon 2011

Etwas verspätet der Kurzbericht zum Stockholm Marathon 2011: wir hatten immerhin drei Leute zum Anfeuern, was uns dazu bewog, erstmals dem ganzen Marathon beizuwohnen. Da ich vor zwei Jahren bei jeglichen Erspähversuchen scheiterte, weil das Feld einfach zu dicht war, stellten wir uns an den Norr Mälarstrand kurz vor Kilometer 10. Dort sahen wir dann immerhin Andreas.

Man fragt sich, wie man früher Leute in diesem Gewirr fand ohne die lustigen Hilfsmittel der live übertragenen Zwischendaten im Internet. Man hat vielleicht eine Sekunde, um die Kamera anzusetzen, und kann froh sein, wenn der Angefeuerte einen auch sieht.

Wir wechselten zum Nybroplan, wo sich Kilometer 29 befand. Andreas sah uns zuerst, Helena konnte uns wegen Ohrenstöpseln nicht hören – ehrlich gesagt ist es mir bis heute ein Rätsel, wieso sich jemand mit Musik auf einen öffentlichen Lauf begibt. Die ganze Atmosphäre ist Teil des Erlebnisses, und wenn ich mich dagegen abschotten will, dann kann ich auch alleine im Wald laufen. Während wir auf Nicole warteten, stellte sich neben uns eine Dixieland-Kapelle, die alte Gassenhauer wie „It’s a long way to Tipperary“ spielten. Angemessene Unterhaltung also, könnte man sagen. Nicole flog an uns vorbei und konnte uns dann dank lauten Rufens sozusagen noch im Rückspiegel wahrnehmen.

Am Ziel waren wir weniger erfolgreich. Andreas war schon im Ziel, als wir ankamen, und Nicole verpassten wir ganz. Die Rosen – das Stück für 60 kr (!) – die wir am Ausgang überreichen wollten, mussten noch eine Weile warten. Festzuhalten bleibt aber in jedem Fall, dass die drei sich heldenhaft mit Bestzeiten geschlagen haben. Gratulation!

Und, needless to say: ich würde auch gerne mal wieder – dazu müsste man aber sowas machen, das der Fachmann Training nennt.

Schwedischer (und norwegischer) Fußball ist spitze…

…wenn man nicht auf die Spielergebnisse schaut.

Denn skandinavischer (Männer-)Fußball ist weder erfolgreich noch glänzen die Akteure mit Eleganz oder anderen attraktiven Attributen (die Damen werden mir vielleicht widersprechen). Aber fair spielen sie, wie Trainer Baade zurecht feststellt: seit der Einführung der UEFA-Fair-Play-Wertung im Jahr 1995 machte 6mal Schweden den ersten Platz und 5mal Norwegen. Gewertet werden hierbei von der UEFA veranstaltete Spiele.

Von denen gibt es für Schweden naturgemäß nicht so viele, weil die Vereinsteams alle ziemlich schnell ausscheiden. Aber fair scheiden sie aus, und so profitiert Schweden häufig doppelt, denn die bestplatzierten Verbände in der Fair-Play-Wertung erhalten einen Startplatz in der UEFA Europa League extra.

Wer die Ehre hat, für Schweden schnell (und fair) aus dem Wettbewerb zu fliegen, ist Sache des Verbandes. Anscheinend war Gefle IF letztes Jahr würdig und durfte mitspielen. Die Mannschaft konnte den knüppelharten Gegner NSÍ Runavík von den Färöer-Inseln mit einem 2:1 besiegen. Leider ging es danach nicht weiter, denn der georgischen Fußballgroßmacht Dinamo Tiflis mussten sie sich mit 1:2 geschlagen geben. Trotzdem hat die Mannschaft die Erwartungen erfüllt: während die beiden Gegner insgesamt 6 gelbe Karten kassierten, blieb Gefle unbekartet.

Wer meine süffisante Beschreibung des ganzen für ketzerisch hält, hat vermutlich recht. Es fällt mir schwer, das ernstzunehmen, denn meine Erwartungen an den schwedischen Fußball sind nicht sonderlich hoch.

Aber auch prinzipiell finde ich die Sache ein wenig albern. Die Absichten dahinter, fair spielende Verbände mit zusätzlichen Startplätzen zu belohnen, mögen ja nobel sein. Das ändert aber nichts an dem Faktum, dass in aller Regel Vereine in den Wettbewerb gelangen, die nicht weit kommen. Die Botschaft ist also nicht, dass Fairness sich auszahlt, sondern vielmehr, dass für fair gespielten Fußball traurigerweise nur Krümel übrig bleiben.

Umgekehrt ist es eine der wenigen Hoffnungen, endlich einmal internationalen Fußball abseits der Länderspiele in Stockholm erleben zu dürfen. Vielleicht gewinnt Schweden dieses Jahr wieder die Fair-Play-Wertung.

Es fährt ein Zug nach Göteborg

Ich kann mich noch sehr genau an den Tag erinnern, als ich das erste Mal in Göteborg war. Es war der letzte Mittwoch.

Meine innerschwedische Reiseaktivität ist nicht sonderlich hoch, auch weil Schweden als Reiseziel nicht mehr ganz so spannend ist, wenn man einmal hier wohnt. So hat es z.B. für Malmö, Sundsvall, Söderköping, Valdemarsvik und Lund gereicht, aber nie für Schwedens zweitgrößte Stadt.

Da traf es sich gut, dass ein Länderspiel anstand. Ein Freundschaftsspiel nur, aber man kann es sich nicht aussuchen oder warten, bis das Losglück Schweden und Deutschland bei irgendeiner Qualifikation in dieselbe Gruppe platziert.

Der Plan: nachmittags mit dem X2000 nach Göteborg, zum Spiel ins Ullevi-Stadion, Übernachtung in der Jugendherberge und früh morgens wieder zurück. Angesichts der Tageslichtverhältnisse um diese Jahreszeit und dieses knappen Zeitbudgets haben wir also nicht viel von Göteborg gesehen. Auch das Spiel war nicht übermäßig spannend.

Zwar war es nicht ganz so langweilig, wie einem das vor dem Fernseher erschienen sein muss, aber ein 0:0 ist per Definition nur beschränkt begeisterungsfähig. Die Schweden hatten sich auch so defensiv aufgestellt, dass da nicht viel passieren konnte. So scheiterten unsere Jungs an der gefühlt 15-köpfigen schwedischen Abwehr und die Schweden an dem eigenen Unvermögen. Dagens Nyheter war auch wenig begeistert und schreibt von „tapferen Zuschauern“ und einem schwedischen Rekord, bei einem Heimspiel in 90 Minuten kein einziges Mal aufs Tor geschossen zu haben.

Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Im Gegensatz zum WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien froren wir uns dieses Mal wenigstens nicht den Hintern ab. Ein neuerliches Anschauen des Spiels im Fernsehen mit einem eventuellen Kurzfernsehauftritt meinerseits (man weiß ja nie) habe ich aber unterlassen. So spannend war es nun wirklich nicht.

Trotzdem schön war die Anmerkung des Fernsehkommentars, die Schweden brächten es sogar fertig, Nationalhymnen weihnachtlich klingen zu lassen. Diese wurden nämlich von einem Chor vornehmlich blonder Frauen vorgetragen. Man muss schließlich Klischees bedienen.

Vorweihnachtlich war es in Göteborg aber in der Tat. Vielleicht ist es mir in Stockholm einfach nicht so aufgefallen, aber Weihnachtsdekoration war in Göteborg schon sehr präsent. Viel mehr habe ich von der Stadt freilich nicht gesehen – das muss ich auf ein anderes Mal verschieben.

Und wir holen den Pokal… nicht

Nach dem recht stimmungsvollen Halbfinale wollten wir auch das Finale nicht verpassen. Der Kartenverkauf begann erst am Dienstag, nachdem Dauerkartenbesitzer zwei Tage Zeit gehabt hatten, sich die besten Plätze zu sichern. Ich war fünf Minuten nach Verkaufsstart online und konnte mit viel Glück einen überdachten Platz hinter einem der Tore ergattern. Die Verkäuferin beglückwünschte mich beim Abholen. Nach zwei Stunden war das Spiel nämlich ausverkauft. Einen Schal habe ich mir auch besorgt – wenn schon, denn schon.

Das Spiel konnte aber nicht ganz mit den Erwartungen nicht mithalten. Das begann schon beim Absingen der Nationalhymne, die von den Fans einfach ignoriert wurde. Sie sangen stattdessen einen von schätzungsweise 437 Hammarby-Fanliedern, wie auch sonst fast das ganze Spiel über.

Sportlich lief es auch nicht viel besser. Das gut funktionierende Passspiel aus dem Halbfinale war kaum zu sehen. Helsingborg hatte mehr Spielanteile und massig Torchancen, auch wenn es an echter Torgefährlichkeit massiv mangelte. Besonders bedauerlich war die ruppige Spielweise. In weiten Phasen des Spiels lagen die Spieler im Minutentakt auf dem Platz, wobei die Hammarbyer eher noch stärker hinlangten als die Helsingborger. Die Fans sahen das freilich anders. Der Schiedsrichter war sehr sparsam mit Karten. Bei einem anderen Unparteiischen wäre nicht einmal garantiert gewesen, dass Hammarby mit 11 Spielern in die zweite Halbzeit geht.

Immerhin war es unterhaltsam und es passierte einiges, wofür nicht nur die Fans sorgten, die an Feuerwerk nicht sparten. Das Tor Helsingborgs in der 81. Minute war letzten Endes verdient, auch wenn man nicht meinen sollte, dass sie vergangenes Wochenende Vizemeister wurden.

Für Hammarby ist nun großes Pech, dass Helsingborg das Double nicht geschafft hat. Schweden nimmt nämlich folgendermaßen bei den europäischen Wettbewerben teil:

  • Der Meister darf in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League
  • Der Pokalsieger darf in die dritte Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Der Tabellenzweite darf in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Der Tabellendritte darf in die erste Qualifikationsrunde der UEFA Europa League

Helsingborg hatte als Tabellenzweiter also schon einen Platz in der zweiten Runde der Europa League. Durch den Pokalgewinn sind sie also eine Qualifikationsrunde weiter. Was passiert aber mit dem Platz, den sie jetzt nicht mehr benötigen?
Der geht leider nicht den Pokalzweiten, sondern wird an die nachfolgenden Mannschaften in der Tabelle weitergereicht. Wäre Helsingborg hingegen Meister geworden, so hätten sie sich durch den Pokalgewinn nicht mehr verbessern können und der Europa-League-Platz wäre an Hammarby gegangen. So geht der Stockholmer Verein aber leer aus, und die Teilnehmer an den nächstjährigen Wettbewerben sind:

  • Malmö FF geht als Meister in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League
  • Helsingborgs IF geht als Pokalsieger in die dritte Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • Örebro erbt als Tabellendritter den Platz von Helsingborg und darf somit in die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Europa League
  • IF Elfsborg ist der große Gewinner, denn dieser Verein wäre ansonsten leer ausgegangen, erbt nun den Platz von Örebro und darf in die erste Qualifikationsrunde der UEFA Europa League

Also alles weit weg von Stockholm.
Hammarby geht leer aus und schloss die Saison als Tabellenachter der zweiten Liga ab. Ein sehr bescheidenes Ergebnis, wenn man mal die passable Leistung im Pokal außer Acht lässt. Aber auch bei den anderen Stockholmer Mannschaften sieht es eher trübe aus:

  • Djurgården ist Tabellenzehnter.
  • AIK ist Tabellenelfter.
  • Und die Brommapojkarna steigen als Tabellenletzter in die zweite Liga ab.

Da ist also noch jede Menge Luft nach oben. Lediglich eine Mannschaft aus dem Raum Stockholm kann mit der Saisonleistung rundum zufrieden sein: der ursprünglich von Einwanderern gegründete Klub Syrianska FC hat als Tabellenerster den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Deswegen werde ich aber bestimmt nicht nach Södertälje fahren.

Faces at the Finish

Auch auf die Gefahr hin, zu nerven: die New York Times hat Marathonläufer direkt nach dem Ziel fotografiert. Unter ihnen ist auch der schwedische Spitzenläufer Anders Szalkai, der auch als Trainer tätig ist. Ein interessanter Blick auf Menschen aus aller Welt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

[via Maratonbloggen]

Es war einmal vor 6 Jahren

In der Sekunde der Veröffentlichung dieses Artikel startet beim Fort Wadsworth auf Staten Island in New York City der diesjährige New York City Marathon. Melancholisch habe ich mich schon vor 4 Jahren einmal an diesen Lauf erinnert, damals mit vielen Fotos.

Den Plan, diesen Lauf noch einmal zu machen, habe ich jedes Jahr, und ebenso oft wird daraus nichts, meist aus schlechter Fitness heraus, oft aber auch angesichts anderer persönlicher Verpflichtungen. Auch 2011 wäre ich gerne mal wieder am Start. Ob daraus etwas wird? Man wird sehen…

Angesichts dieses Jubiläums ist mir aber ein Schriftstück eingekommen, das ich damals noch von New York aus an Freunde und Kollegen versandte. Da dieses Blog „erst“ seit 2005 existiert, wurde es hier natürlich nie publiziert. Es wäre aber schade darum, es einfach im Mailarchiv einstauben zu lassen. Daher ist es hier ungekürzt und unkorrigiert:

Montag:
Nach ca. 18 Stunden Reise komme ich wohlbehalten in New York an. Meine
Gastgeberin ist zwar etwas verspaetet, aber ansonsten geht alles glatt.
Sie kuendigt mir an, dass das Haus, in dem sie wohnt, etwas
heruntergekommen ist. Das stimmt zwar irgendwo, aber das Zimmer ist
trotzdem in Ordnung. Aus einer deutschen Sichtweise heraus mag man sich
zwar an abblaetternder Farbe oder weggebrochenen Kacheln stoeren, aber
ich glaube, Amerikaner kuemmert sowas nicht uebermaessig. Den Rest des
Abends verbringe ich mit einer Odyssee durch New York. Die
Briefwahlunterlagen meiner Gastgeberin kamen naemlich erst am Tag vor
der Wahl (!!!), und um ihr einen sechsstuendigen Trip nach New Hampshire
am Wahltag zu ersparen, versuchen wir, den Wahlschein noch per
Expresspost unterzubringen. Nach zwei Stunden und schaetzungsweise 10 km
Laufen durch Brooklyn und Manhattan ist es geschafft – FedEx machts
moeglich. Nach insgesamt 25 Stunden falle ich ins Bett.

Dienstag:
Jet-Lag sei Dank wache ich frueh auf. Es ist Wahltag und ich mache mich
nach Manhattan auf. Die New York Post hat auf dem Titel die Schlagzeile
„D-Day“ – als Titelmotiv Bush mit Daumen nach oben. Ueber die Botschaft
laesst sich streiten. Ich besuche das Gebaeude der Vereinten Nationen
und mache eine Fuehrung mit. Der Sicherheitsrat und die Vollversammlung
sind mindestens genauso lange nicht mehr renoviert worden wie mein
Zimmer. Abends gehe ich zum Rockefeller Plaza (an diesem Abend traegt er
den bezeichnenden Titel Democracy Plaza), wo NBC sein Wahlstudio
aufgebaut hat. Ich kaufe ein paar bushfeindliche Sticker und lasse mir
einen Kerry-Sticker geben. Mein Gewissen plagt mich doch wegen dieser
Wahlbeeinflussung meinerseits, aber letztendlich bestaerkt mich ein
Gespraech mit einem Mitglied von „Grandmothers against the War“. Den
Wahlabend verbringe ich mit Brierley (meine Gastgeberin), ihrer Freundin
Laura und ihrem Mitbewohner Brooks vor dem Fernseher. Der Rotwein, den
wir trinken, kann nur bedingt ueber den nicht allzu rosigen Verlauf der
Wahl hinwegtaeuschen. Als Bush noch eine Stimme fehlt, loest sich die
Runde nach und nach auf.

Mittwoch:
Ich beschliesse, durch Brooklyn zu joggen. Waehrenddessen hoere ich NPR
(staatlicher Rundfunk in den USA) mit allerlei Expertengespraeche. Im
Wesentlichen sind sich alle einige, dass sie nichts wissen. Trotz dieser
blendenden Aussichten schaffe ich 13,69 km – also fast ein Drittel der
Marathonstrecke. Als Bush um 11 Uhr letztendlich auch noch Nevada
gewinnt, ist das Thema endgueltig erledigt. Ich gehe erstmal meine
Startunterlagen abholen. Die ganze Sache findet im Javits Center statt,
einer Art Messe. Die Dimensionen der Veranstaltung sind gewaltig. Die
Warteschlange fuer die kommenden Tage ist schon aufgebaut, und ich
kriege nach der Anmeldung erstmal ein fettes Paket. Darin enthalten:
Probepaeckchen Barilla-Pasta, Erdnuesse, 2 T-Shirts (eins fuer den
internationalen Freundschaftslauf am Samstag, eins fuer den Marathon am
Sonntag), Marathon-Magazin, Einladung zum Marathon-Dinner am Samstag und
noch ein paar andere Kleinigkeiten. Nach der Anmeldung gibt es einen
Merchandising-Shop mit allein einem halbe Dutzend offiziellen Shirts,
dazu noch die halbe Asics-Produktpalette mit NYC Marathon Aufdruck. Nach
Verlassen des Shops lacht mir ein schwarz-gelber Smart mit Boeblinger
Kennzeichen entgegen. Nebenan ist der Stand von Brightroom, der Firma,
die die offiziellen Fotos des Marathons macht. Fuer schlappe 250 $ kann
man hier das Komplettpaket erwerben, darin enthalten eine persoenliche
DVD mit Filmszenen, auf denen man sich selbst laufen sieht. Ich
verschiebe die Entscheidung, was ich kaufen werde. Es ist schon peinlich
genug, dass der Firmenvertreter am Stand schon nach einem halben Satz
kapiert hat, woher ich komme, und auf deutsch weitermacht. Ich besorge
mir noch Infomaterial vom Berlin Marathon. Abends zahle ich
Wucherpreise, um oben auf dem Empire State Building die beste Aussicht
auf Manhattan zu geniessen.

Donnerstag:
Die New York Post titelt heute „Don’t dare let us down“ – soviel zum
Thema neutraler Journalismus.
Ueber den Tag selbst rede ich lieber gar nicht. Die ganze Woche war das
Wetter spitze, fast schon sommerlich, aber an dem Tag regnete es wie
Sau. Meine Goretex-Jacke hielt zudem nicht, was sie eigentlich
verspricht – ich war vollkommen durchnaesst. Abends gingen wir ins Kino
und schatuen einen tschechischen Film mit Untertitel.

Freitag:
Chinatown, Downtown Manhattan – sehr beeindruckend. Ground Zero entpuppt
sich (im Grunde wenig ueberraschend) als riesige Baustelle. Extrem
geschmacklos ist allerdings, dass man im Minutentakt von irgendwelchen
Leuten angesprochen wird, ob man nicht 9/11-Souvenirs (Buecher und
Bilder) kaufen moechte.
Auf einen Besuch der Freiheitsstatue verzichte ich angesichts der
Schlange. Stattdessen fahre ich mit der kostenlosen Faehre nach Staten
Island. Die Aussicht ist toll und ich sehe andere Touristen mit den
Taschen, die bei der Marathonanmeldung ausgegeben werden. Abends gehe
ich nochmal zur Marathon-Expo, um mir ein paar Merchandising-Sachen zu
holen. Ich ordere zudem das Paket B – Bilder von mir beim Laufen sowohl
auf CD als auch auf Fotopapier. Preis: schlappe 100 $

Samstag:
Am Morgen findet der International Friendship Run statt, zu dem alle
internationalen Lauefer eingeladen sind. Nach der Verleihung eines
Preises an irgendjemanden, der sich besonders um den NYC Marathon
verdient gemacht hat (keine Ahnung, wer), geht es los – Start ist am
United Nations Plaza (direkt vor dem UN Gebaeude). In der Menge sind
Flaggen aller Herren Laender vertreten (darum gehts ja schliesslich),
u.a. auch eine badische. Neben einer bayerischen Flaggen sehe ich auch
ein Karstadt-Schild irgendwo – vielleicht ein paar verzweifelte
Mitarbeiter. Die Strecke fuehrt durch die Haeserschluchten Manhattans,
u.a. am Chrysler Building vorbei. Es ist schon beeindruckend, denn die
New Yorker sind darauf nicht wirklich vorbereitet und schauen nur etwas
verduzt. Ein paar versuchen zaghaft, die Strasse zu ueberqueren, was bei
ca. 10000 Laeufern aber etwas schwierig ist. Besonders beeindrucken ist
natuerlich die Umgebung, den auf den Strassen, wo der Lauf stattfindet,
ist normalerweise starker Verkehr. Kurz vor dem Ziel sprechen mich
Deutsche an, woher ich komme. Es stellt sich heraus, dass sie aus
Rastatt kommen. Sache‘ gibts, die gibts gar net. Nach 4 Meilen (6,4 km)
Stop-And-Go (Laufen konnte man das wirklich nicht nnen) erreichen wir
das Ziel. Wir erhalten Fruehstueckspakete und Wasser. Der Rest des Tages
besteht im Wesentlichen aus Nahrungsaufnahme fuer den Marathon. Zum
Brunch gehen wir in ein suedafrikanisches Restaurant, wo ein Freund von
Brierley obskure Geschichten ueber Affen erzaehlt, die er auf seiner
Reise durch Kambodscha gesehen hat. Am Abend will ich zum Marathon Eve
Dinner. Die Warteschlange ist stolze 3 Blocks lang. Nach 30 Minuten
Wartezeit bin ich aber drin und es gibt ordentlich Pasta, sponsored by
Barilla. Am Ausgang gibt es dann noch eine Tuete mit Eis und
Muesliriegeln. Ich sollte hier vielleicht noch erwaehnen, welche
gigantische Organisation an diesem Marathon haengt. 60
Vollzeit-Mitarbeiter arbeiten das ganze Jahr fuer dieses Event. Der
Gesamtumsatz des Spektakels belaeuft sich auf 15.000.000 $ – eine ganze
Menge fuer 35000 Leute, die durch die Gegend laufen. Neben Anzeigen in
den grossen Zeitungen ist die ganze Stadt samt U-Bahn plakatiert und im
Fernsehen wird jeden Tag darueber berichtet. Dazu kommen die ganzen
Sponsoren – neben Barilla sind u.a. Danone (hier Dannon), Gatorade und
Poland Springs (Mineralwasser aus Maine) vertreten. UPS sorgt fuer den
Transport des Gepaecks und MTA (Nahverkehrsverbund von NYC) fuer den
Bustransfer zum Start.

Sonntag:
Der grosse Tag ist da. Zu einer unmenschlichen Zeit von 4:30 Uhr stehe
ich auf und versichere mich, dass ich auch alles dabei habe.
Ich fahre mit der U-Bahn zum Battery Park (Anlegestelle fuer die Faehren
zur Freiheitsstatue) und von dort aus mit dem Bustransfer nach Staten
Island, wo der Start ist. Der NYC Marathon ist naemlich so angelegt,
dass er durch alle 5 Bezirke der Stadt (Staten Island, Brooklyn, Queens,
Manhattan und die Bronx) geht. Am Start gibts erstmal Fruehstueck. Ich
lasse mich vor dem Start fuer meine persoenliche CD fotografiert – wer
weiss schon, was danach kommt. Beim Warten vor den Dixi-Klos unterhalte
ich mit Alan, der aus Arizona kommt und die gleiche tolle GPS-Uhr wie
ich besitzt. Mir faellt langsam die doch stark ueberproportionale
Teilnahme von Hollaendern auf. Insgesamt sind 1998 Deutsche hier, 1992
Franzosen, und stolze 1442 Hollaender. Gemessen an der
Gesamtbevoelkerung also extrem viele. Vielleicht liegt es an der
Topographie des Landes – Bergsteigen scheidet ja als Hobby aus. Vor dem
Start faellt mir ein, dass ich ein wichtiges Utensil vergessen habe –
das DASDING-Schweissband. Asche auf mein Haupt!
10:15 Uhr ist endlich der Start. Da wir nach den Finishzeiten, die wir
bei der Anmeldung angegeben haben, aufgereiht sind, stehe ich ganz
hinten. Der Startschuss ist daher nur als dumpfes Grollen in der Ferne
wahrzunehmen. Ich brauche 26 Minuten, bis ich an die Startlinie komme.
Bis dahin bietet sich ein beeindruckendes Bild: Hunderte von Laeufern
haben bis zur letzten Sekunde ihre Pullover und lange Hosen anbehalten
und sie dann einfach zurueckgelassen. Das Ergebnis ist ein Fest fuer
jeden Altkleiderhaendler. Der Zaun an der Strecke sowie die Wiese, auf
der wir auf den Start warteten, sind uebersaet mit Klamotten. Es gibt 3
Startlinien: Gruen, Blau, und Orange. Ich habe letztere Farbe –
anscheinend auch die unguenstigste, denn als ich auf die
Verrazano-Bruecke komme, ist von den anderen Farben nichts mehr zu
sehen. Die Aussicht ist beeindruckend. Links die Skyline von Manhattan,
rechts der Blick aufs Meer. Nach 2 Meilen erreichen wir Brooklyn und
werden herzlich empfangen. Die ersten 8 Meilen geht der Lauf ganz gut,
danach kriege ich die ersten Probleme. Meine Fuesse schmerzen bald, und
von den Versorgungsstationen an jeder Meile habe ich mich dazu verleiten
lassen, zuviel zu trinken. Schon nach 8,5 Meilen lege ich die erste
Gehphase ein. Eigentlich wollte ich ja die ersten 13 Meilen (d.h.
Halbmarathon) durchlaufen, was ich ja auch schon geschafft habe. Auf der
9. Meile stehen meine persoenlichen Anfeuerer, was nochmal etwas
weiterhilft. Am Halbmarathonpunkt, der sich auf der Bruecke zwischen
Brooklyn und Queens befindet, ist die Luft endgueltig draussen. Ich gehe
fast nur noch und kann mich nur noch zu wenigen hundert Metern Lauf am
Stueck zwingen. So sollte es auch die restliche Strecke bleiben.
Immerhin kann ich der Versuchung widerstehen, stehenzubleiben oder gar
hinzusitzen. Den Vorsprung, den ich auf meine Wunschfinishzeit von 5
Stunden herausgelaufen hatte, schmilzt natuerlich dahin. Der
Hauptnachteil dabei ist neben der Enttaeuschung, dass ich nicht einmal
die Leistung abrufen kann, die ich normalerweise bringen kann, auch,
dass viele Zuschauer nach dem Hauptfeld der Laeufer gegangen sind und
die Kulisse daher weit weniger spektakulaer ist. Wenigstens bekommt man
ein paar lustige Spinner zu sehen, darunter Leute, die in
Elvis-Kostuemen laufen. Ein Brite hat sich gar als imperialer Soldat aus
Star Wars verkleidet. Naja, Briten halt. Was mich auch sehr beruhigt,
ist, dass ich das Ende des Feldes nie sehen kann und dass ich auch bei
weitem nicht der einzige bin, dem es so geht. Immerhin habe ich mir die
Peinlichkeit erspart, mich einem der sogenannten Pace-Teams
anzuschliessen. Die Mitglieder dieser Teams haben ein Schild auf dem
Ruecken, das ihre geplante Finish-Zeit verkuendet, so dass man sich an
ihnen orientieren kann, wenn man die gleiche Zeit erreichen moechte. Als
klar wurde, dass ich bestenfalls innerhalb der 6 Stunden, aber mit
Sicherheit nicht mehr innerhalb der 5 Stunden bleibe, kam ich immer noch
an Pace-Team-Laeufern vorbei, die utopische 4:45 Stunden auf ihrem
Ruecken stehen hatten – das wuerde mich wirklich aergern. Ich sparte mir
gegen Ende alle verbliebene Energie auf, um zumindest Teile des Central
Park noch laufenderweise absolvieren zu koennen. Die Begeisterung der
Leute war dennoch bewunderswert. Auf den letzten Meilen rief einem jeder
Zweite ein „Good Job, you’re almost there!“ zu. Im Central Park dann
traf ich auf einen juedischen Kanadier aus Toronto, mit dem ich mich
u.a. ueber den Nahost-Konflikt unterhielt. Er war verletzt und deswegen
zurueckgefallen – allerdings auch schon sein 15. Marathon. Als ich ihm
sagte, dass das wohl bis auf weiteres mein einziger Marathon bleiben
wuerde, entgegnete er nur „Liar“ – und irgendwie befuerchte ich, dass er
nicht ganz unrecht hat. Ich beschloss, die letzten zwei Meilen zu
laufen, was zumindest ansatzweise gelang. Jedenfalls lief ich ueber die
Ziellinie. Wer will schon gehend die Ziellinie ueberqueren? Die Raenge
waren schon sehr licht, als ich am Ziel ankam. Trotz des bitteren
Beigeschmacks der schlechten Zeit war es aber eine tolle Sache, die
Medaille umgehaengt zu bekommen und die Folie zu erhalten. Auch sehr
bewegend irgendwie, denn ich habe vor rund 4 Jahren mit einem Gewicht
von 115 kg und null Fitness angefangen. Ich erhielt noch ein Paket zur
Staerkung und ging zum Ausgang, wo ich mich hinsetzte und kurz danach
von Brierley abgeholt wurde. Zur U-Bahn konnte ich gerade noch so gehen,
aber von der U-Bahn zu ihrer Wohnung nahmen wir dann doch lieber ein
Taxi. Nach etwas Staerkung und einer Dusche war ich zwar nicht wirklich
muede, aber sinnvoller war es sicher, ins Bett zu gehen – auch wenn ich
dadurch nicht am kollektiven Wehklagen von Brierleys Freunden ueber
Bushs Sieg teilnehmen konnte.

Montag:
Ich wache zeitig auf. Meine Fuesse schmerzen kaum noch. Ich beginne,
meine Sachen zu packen, denn heute muss ich zu einer Freundin von
Brierley umziehen, da es dem Hauptmieter des Hauses, in dem Brierley
wohnt, nicht recht ist, dass jemand so lange dort wohnt. Ich mache auch
ein Paket fertig, wo ich alle meine Laufsachen reinpacke. Der Spass
kostet 35 $ und ich werde das Zeug wohl bis Weihnachten nicht
wiedersehen, weil ich mich gegen Luftpost entschieden habe. Mein neues
Zuhause ist Wahnsinn. Von aussen sieht es aus wie in der „Prinz aus
Zamunda“. Nebenan ist eine gammlige Autowerkstatt, auf dem Buergersteig
liegt ueberall Muell und ein Stueck weiter steht auf der Strasse
stilecht ein Auto ohne Raeder. Ganz im Gegensatz zum Inneren des Hauses:
frisch renoviert, schoen moebliert und sogar mit Internetzugang. Die
rund 60 Quadratmeter muss ich mir lediglich mit zwei Katzen teilen. Ich
bin begeistert, wie man sich denken kann.
Ich habe mittlerweile auch meine Ergebnisse angeschaut: Demnach bin ich
mit 6:11:13 Stunden auf Platz 35304. Sehr bescheiden, aber immerhin habe
ich noch 1200 laut Liste hinter mir. Es kommt mir vor wie bei meinen
ersten Laeufen, wo hinter mir eigentlich nur noch Rentner waren.

Åland Halbmarathon 2010

Es ist zu einer Tradition geworden: jedes Jahr Ende Oktober geht es pünktlich zur Zeitumstellung nach Åland, um den wahrscheinlich langweiligsten Halbmarathon Skandinaviens zu bestreiten.
Was es mit diesen Inseln auf sich hat und warum der Lauf im Grunde so uninteressant ist, gibt es schon in meinen Berichten aus den Jahren 2007, 2008 und 2009 zu lesen.

Weltgeschichtliche Kuriosität, Exotik und (relativ) billiges Bier – da habe ich auch dieses Jahr nicht nein gesagt, wie auch meine Mitstreiter. Es waren dieses Jahr drei, wobei einer wie ich den Halbmarathon lief, einer den „Fun Run“ über 10 km, und einer als Unterstützer dabei war.

Also kehrten wir bei Akilles Taverna ein, dem mit Abstand besten griechischen Restaurant von ganz Grisslehamn. Nach 2 Stunden Fährfahrt, 40 km Autofahrt, dem obligatorischen Pastadinner ruhten wir im Hotell Adlon – wie der Name schon sagt, eine vorzügliche Adresse mit angeschlossener Pizzeria und Sportsbar.

Den Versuch, einen Vorsprung auf meine Wunschzeit herauszulaufen, um dann nachher davon zehren zu können, habe ich in den letzten Jahren mehrfach vergeblich unternommen. Am Schluss macht ein Krampf schnell mal jede Zeitplanung zunichte. Stattdessen habe ich beschlossen, etwas unter dem Limit zu laufen, um länger durchzuhalten.

Bis Kilometer 18 ging das auch ganz gut. Dann wurden die Beine sehr schwer und ich ging ein Stück. Als ich wieder laufen wollte, tat das Sprunggelenk mächtig weh, so dass ich nur noch kurze Abschnitte schaffte. Am Krampf bin ich zwar mehrfach vorbeigeschrammt, aber ich musste nie stehenbleiben. Immerhin.

Die Zeit war dennoch nicht berauschend: fast 2:30 Stunden und damit mein zweitschlechtester Halbmarathon überhaupt.

Dennoch bin ich nicht niedergeschlagen. Das Sprunggelenk wollte mir nämlich sagen, dass ich zuviel wiege, und damit hat es verdammt recht. Bei meiner aktuellen Fitness und Körperfülle kann ich froh sein, überhaupt durchgehalten zu haben. Ich hoffe nur, dass ich den Winter so trainierend überstehe, dass ich vielleicht doch noch einen Marathon im kommenden Jahr machen kann.

Mein Halbmarathonmitstreiter musste schon früh abbrechen, weswegen ich groteskerweise mit meiner Leistung unsere Fahne hochgehalten habe. Der 10-km-Lauf ging aber gut.

Nach einer umfänglichen Åland-Rundfahrt – mittlerweile habe ich sämtliche 4 Nationalstraßen durch – ging es mit der Fähre zurück. Auf der waren allem Anschein nach nicht viele Läufer, was auch die Verhältnisse beim Åland-Marathon widerspiegelt: zwar behauptet die Homepage steif und fest

Evenemanget har vuxit rejält de senaste åren.

also

Die Veranstaltung ist in den letzten Jahren unheimlich gewachsen.

Worin dieses Wachstum aber bestehen soll, ist fraglich. In den letzten 5 Jahren war die Veranstaltung mindestens genauso groß, wenn nicht sogar größer: jeweils 200 Läufer bei Marathon und Halbmarathon, zuzüglich ca. 40 Läufer beim Fun Run.

Andreas vom Läuferblog „Spring, för faaan!“ begeisterte es jedenfalls so sehr, dass er in Anlehnung an Kennedy schreibt: „Ich bin ein Mariehamner“. Das Gefühl habe ich mittlerweile auch, denn nach 4 Teilnahmen bei dem Lauf kenne ich die Innenstadt Mariehamns hinreichend, und es beschleicht mich leider die Ahnung, dass es auf der Hauptinsel Ålands nicht viel mehr zu sehen gibt – zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Nächstes Jahr wird es wohl eine Kirchentour werden, um Fotos der schönen Åländer Kirchen zu schießen.

Ein paar Fotos hat Andreas auch online gestellt.
Apropos Fotos: Danke an die Unterstützer für Bilder und Streckenrandmotivation!

Stockholm, Stockholm, wir fahren nach Stockholm

Nach durchwachsenen Partien in der schwedischen Erstliga „Allsvenskan“ wollten wir uns mal ein echtes Highlight geben: Pokalhalbfinale, und das Losglück brachte die Partie nach Stockholm.

Es spielte für uns Hammarby IF aus dem gleichnamigen Stockholmer Stadtteil, der der beste Verein von, nun ja, ganz Hammarby ist. Traditionell der kleinste der drei großen Stockholmer Vereine mit nur einem Meistertitel bislang ist „Bajen“, wie sie genannt werden, letztes Jahr in die zweite Liga abgestiegen. Da sind sie immer noch, denn von einem Aufstiegsplatz können sie nur träumen.

Wie das aber so ist: der Pokal hat seine eigenen Gesetze (Pling! 10 Kronen ins Phrasenschwein).

Nach zwei formidablen 3:1-Siegen gegen Trelleborg und Elfsborg wurde es für die Spieler gegen die Brommapojkarna, eine akute abstiegsgefährdete Erstligamannschaft aus dem Nordwesten der Stadt, schwierig: 2:2 nach Verlängerung, und auch das Elfmeterschießen wurde erst mit 7:6 entschieden.

Der Fall gegen Kalmar schien klar: die sind Siebte in der ersten Liga und haben noch rechnerische Chancen, in den Europa-League-Bereich vorzudringen. Da würde Hammarby verlieren. Zeitweise war Kalmar in der Tat besser, aber nach einer starken Phase in der ersten Halbzeit stand es 2:0. Hammarbys Fans konnten schon frohlocken.
Dann aber ein böser Fauxpas. Ein Spieler von Hammarby blieb verletzt liegen, der Schiedsrichter sah es nicht und auch nicht der direkt daneben stehende Linienrichter. Er pfiff nicht ab, und schon war es passiert: 2:1. Es folgt eine sehr nervöse Phase von Bajen. Nach regulärer Spielzeit stand es 2:2, und auch die Verlängerung konnte nichts daran ändern.

Beim Elfmeterschießen zeigten beide Mannschaften schwache Nerven: auf beiden Seiten gingen 2 Schüsse daneben. Dann in der 6. Runde traf Hammarby und Kalmar verschoss. Hammarby im Finale, Kalmar am Boden.

Ich muss sagen, nach dem langweiligen Gegurke, das ich bei AIK und Djurgården betrachten durfte, war das Spiel eine Wohltat. Die Stimmung war auch gut. Leider ist wohl zu befürchten, dass das mehr der Pokaleffekt ist. Auf der anderen Seite: die Tickets bei Hammarby sind billig.
Das geringe Interesse finde ich erstaunlich. Obwohl es bei diesem Wettbewerb einen Europa-League-Platz zu holen gibt, war das Stadion nicht voll, und das Spiel wurde auch nicht im Fernsehen übertragen.

Mittlerweile ist auch entschieden, wie es weitergeht. Im anderen Halbfinale hat Helsingborg den Verein aus Mjällby mit 2:0 besiegt. Das Finale wurde als Heimbegegnung für Hammarby zugelost, denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es keinen festen Austragungsort. Also ist das Finale in Stockholm – prima!

Der Gegner ist allerdings eine harte Nuss: Helsingborg ist Tabellenzweiter mit besten Chancen auf die Meisterschaft. Sollten sie Meister werden, wäre Hammarby auf alle Fälle in der Europa League. Das wäre natürlich eine feine Sache, auch wenn europäische Wettbewerbe meist bedeuten, dass die schwedischen Mannschaften spätestens in der zweiten Runde gegen den moldawischen Meister oder so rausfliegen.

Gewinnt Hammarby hingegen die Partie – wovon ich natürlich fest ausgehe – dann ist der Platz auf alle Fälle sicher. Man könnte glatt Fan werden…

Wunderlauf

Es ist schon erstaunlich: vor einigen Wochen kämpfte ich mich bei einem 5-Kilometer-Lauf auf recht flacher Strecke auf 28:35 Minuten. Nun schaffe ich einen sogar leicht besseren Schnitt auf der doppelten Strecke: 57:25 Minuten beim Hässelbyloppet.
Die Strecke in Hässelby ist wohl so ziemlich die flachste der ganzen Region, aber es ist doch bemerkenswert, wie hier jedes Jahr spielend die Jahresbestzeit aufgestellt wird. Und es scheint nicht nur mir so zu gehen.

Meine Zeit ist sogar leicht besser als die von 2007, was auf der einen Seite erfreulich ist, denn es ist ausnahmsweise mal kein neuer Tiefpunkt meiner Läuferkarriere. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich 2007 kurz danach den Åland-Halbmarathon in äußerst schwachen 2:28 Stunden lief. Ich hoffe, das wird dieses Mal nicht so schlimm.