5K@EASD

Nicht viel los: schien zunächst ein sehr schwach besuchtes Event zu werden
Eines kann ich gleich vorab sagen: ich werde an diesem Lauf voraussichtlich nie wieder teilnehmen.

Nicht weil er zu teuer wäre. Er war nämlich kostenlos, ohne dass man einem Team beitreten musste, und das habe ich in 8 Jahren des Laufens eigentlich noch nie erlebt.

Ich werde deswegen nie mehr daran teilnehmen, weil dieser Lauf in Zusammenhang mit dem 46. jährlichen Meeting der European Association for the Study of Diabetes (EASD) stattfand. Da treffen sich also viele Leute, die sich auskennen, über die Krankheit und vor allem, was man dagegen tun kann. Ob Laufen dazu gehört, weiß ich nicht, aber schaden kann es vermutlich nicht. Jedenfalls findet diese Konferenz jedes Jahr an einem anderen Ort statt. Nächstes Jahr wird sie in Lissabon sein. Da würde ich nicht ungerne noch einmal hinfahren, aber nur wegen eines 5-km-Laufs bestimmt nicht.

Ziemlich leer

Außerdem war die Sache nur kostenlos für Konferenzteilnehmer und „Citizens of Stockholm“ – streng genommen bin ich beides nicht, aber ich habe das mal großzügig dahingehend interpretiert, dass ich ja immerhin Einwohner der Region Stockholm bin. Beschwert hat sich keiner.

Das hätte mich auch überrascht, denn das Geld für die Sache stammte einzig und allein von Novo Nordisk, einem großen Hersteller von Medikamenten für Diabetiker. Offenkundig kann man mit so etwas viel Geld verdienen, denn dieses Jahr veranstalten sie rund um die Welt ganze 6 derartige Läufe. Es ist anzunehmen, dass es darum ging, genügend Läufer zu haben, um Eindruck zu machen und entsprechende Fotos zu schießen. Woher die Läufer kommen, ist dabei vermutlich zweitrangig.

Füllte sich erst beim Aerobic - die Wiese beim Sjöhistoriska Museet

Die Zusammenhänge sind dabei klar: die Strecke ist mit der ersten Runde des Laufs Milspåret identisch. Mit anderen Worten: Novo Nordisk hat den Veranstalter der Milspåret, den Verein Spårvägens FK, damit beauftragt, nun eine verkleinerte Version jenes Laufs zu veranstalten und hat die Rechnung dafür übernommen. Die war nicht klein: jeder Teilnehmer erhielt ein T-Shirt, und die Ordner waren mit kleinen Utensilien wie Taschenlampen ausgestattet worden.
Dafür durfte der Schwedenchef des Sponsors auch nach dem mittlerweile üblichen Aerobic-Aufwärmgehampel etwas sagen. Da liefen aber alle schon zum Start. Immerhin warteten sie noch ein bisschen mit dem Start, was auch etwas ungewöhnlich ist, denn üblicherweise wird auf die Minute genau die geplante Startzeit eingehalten.

Mich hatte man per E-Mail geworben, wobei die Adressen vermutlich aus dem Pool der Anmeldungen der Milspåret geholt wurden. Und da er praktisch gelegen war und kostenlos, sagte ich nicht nein.

Ehrlich gesagt war ich anfangs etwas amüsiert, denn viel los schien nicht zu sein, und das hatte ich auch erwartet. Das Ganze lief ja außerhalb der üblichen Werbemaschinerie für Läufe, war brandneu, und die Strecke von 5 km ist in Schweden vergleichsweise unüblich.
Das hatte aber auch einen Vorteil, denn man konnte bei der Zeitmessung sparen – statt der heute üblichen Chipverfahren verwendete man ein Verfahren, bei dem von Hand die Zeit gestoppt werden und man dann anhand der Reihenfolge der Angekommen feststelle, welche Zeiten alle hatten. Sonderlich genau ist das nicht – zu meiner Überraschung war die offizielle Zeit mehrere Sekunden kürzer als meine selbstgemessene Zeit.

Schon besser

Laut der hatte ich nach 28:45 Minuten meinen Beitrag zu „changing diabetes“ (das ist der Slogan von Novo Nordisk) geleistet.

Wieviel wirklich los war, zeigte sich bei der Gepäckausgabe. Auf die durfte ich rund 15 Minuten warten – da war die Planung nicht ganz so gut. Es waren insgesamt 443 Läufer und 107 Walker, also insgesamt 550 Teilnehmer. Gar nicht mal schlecht für so ein Event. Anschließend gab es auch noch kostenlos Wasser (natürlich mit Logo von Novo Nordisk) und Bananen (ausnahmsweise ohne Logo).

Ich bin mit meiner Leistung sogar im mittleren Drittel, und es ist der erste Lauf dieses Jahres, den ich klar unter 6 Minuten pro Kilometer absolviert habe. Dummerweise ist ein Halbmarathon viermal so lang.

Übrigens: Deutschland wird Weltmeister

So intensiv wie bei der U-20-Frauen-WM verfolge ich es zwar nicht, aber es sei an dieser Stelle einmal angemerkt, dass die deutschen U-17-Mädchen mit 9 Punkten und einem Torverhältnis von 22:1 ins Viertelfinale eingezogen sind und am Donnerstag (bei uns: Freitag) gegen Nordkorea spielen werden. Und damit hier keine falschen Vorstellungen aufkommen: ein derart überragendes Torverhältnis gab es bei keiner FIFA-Juniorenweltmeisterschaft bislang, weder bei den Männern noch bei den Frauen! Genauer gesagt kam bislang keine Mannschaft auch nur in die Nähe davon. Und das eine Tor war eher ein Betriebsunfall.

Insofern: Chapeau und weiter so! Dass die Mädels auch die zweite Junioren-WM gewinnen, erscheint jetzt äußerst wahrscheinlich. Ein blendender Auftakt für das große Turnier nächstes Jahr.

Die WM, die keiner sieht

Schon gehört: Deutschland hat Mexiko mit 9:0 geschlagen? Nein, natürlich nicht – woher auch.

Gestern war der Beginn einer weiteren Fußball-Weltmeisterschaften in diesem Supermeisterschaftsjahr: die U-17-WM der Frauen in Trinidad und Tobago. Hier jetzt großes Interesse zu heucheln wäre von den Medien in der Tat viel verlangt. Es reicht zur Stunde gerade einmal zu einem halben Dutzend Pressemeldungen. Eine Anfrage bei Eurosport ergab, man werde die Meisterschaft zeigen. Das finde ich löblich. Im Gegensatz zum Sportkanalsimulationsangebot Sport1 (früher bekannt als DSF) kommt hier wenigstens nicht nur Füllprogramm.

Allerdings ist die WM bis zum 2. Spieltag auf das wenig publikumsträchtige Eurosport 2 verbannt, was angesichts der US Open auch nachvollziehbar ist. Danach sieht es aber auch nicht so viel besser aus, denn live wird es die Spiele erst ab dem Viertelfinale geben. Bis dahin laufen immerhin Zusammenfassungen. Das ist in gewisser Hinsicht sogar besser, denn Trinidad und Tobago liegt bekanntlich in der Karibik, was zeitverschiebungsbedingt nächtliches Fußballgucken erfordern würde. Damit warte ich lieber bis zur „großen“ WM 2014, die bekanntermaßen in Brasilien sein wird.

Wer glaubt, die Mädels machen sich eine schöne Zeit in der Karibik, dem sei diese 37-Grad-Reportage ans Herz gelegt. Auf diesem Niveau zu spielen strapaziert auch alle anderen Teile des Lebens, wie man dort sehen kann.

Was beim Midnattsloppet zu verbessern wäre

Einen Tag später sind die Dinge oft klarer zu sehen. Umso erfreulicher ist, dass allem Anschein nach sich keiner berufen fühlte, nach den zwei Todesfällen beim Midnattsloppet letzten Samstag irgendwelche wilden Forderungen an die Veranstalter des Midnattsloppet zu stellen. Vielleicht liegt das auch daran, dass schon im Vorjahr ein Mann beim Midnattsloppet in Göteborg nach dem Ziel kollabierte und verstarb.

Schlecht organisierte Wasserstationen

Vereinzelt liest man Kritik an der Wasserversorgung. In der Tat war diese schlechter als in vergangenen Jahren, zumindest im Ziel. Ich stand auch mehrere Minuten an, um mir einen Wasserbecher zu ergattern, weil die Helfer nicht mehr hinterherkamen. Später gingen die Becher aus und mussten mehrfach verwendet werden. Das mag an dem sicherlich wetterbedingt höheren Wasserbedarf liegen. Hier hätte man aber vorsorgen können. Die Kritik, zwei Wasserstationen auf 10 km seien zu wenig, teile ich nicht. Es gibt genügend 10-km-Läufe, bei denen überhaupt kein Wasser auf der Strecke angeboten wird. Wer 10 km laufen will, sollte diese bei normalen Wetterverhältnissen theoretisch auch ohne Wasser durchstehen können. Zwei Wasserstationen sind da definitiv genug.

Für kritikwürdig halte ich jedoch den Aufbau der Wasserstationen. Diese sind seit jeher so aufgestellt, dass man eigentlich stehen bleiben muss, um etwas zu erhalten. Dieses Jahr war es eher noch schlimmer, vor allem nach dem Zieleinlauf.
Eine Beschilderung der Stationen fehlte dieses Jahr ganz, was das Risiko von Staus und Zustammenstößen erhöhte. Da gibt es eine Menge Verbesserungsbedarf.

Unrealistisch ist der Ratschlag von Dagens Nyheter, während des Laufs 0,5 bis 1 Liter zu trinken. Wer die 10 km als Spaziergang absolvieren will, schafft das vielleicht. Alle anderen können froh sein, wenn sie vielleicht 200 ml während des Laufs in sich hineinbringen können.

Heute morgen war in der DN auch zu lesen, dass man vielleicht bei der Anmeldung eine Art Erklärung zum eigenen Gesundheitszustand abgeben sollte, so dass die Organisatoren bei Risikogruppen ein ärztliches Attest einholen könnten. Das klingt nichtmal so abwegig, aber es bleibt natürlich fraglich, ob dies etwas bringt. Immerhin waren zwei der drei Toten in den besagten Läufen noch weit unter 40. Mir erschiene sinnvoller, Warnhinweise zu platzieren, dass dies nicht nur ein Spaß ist, sondern durchaus auch bitterer Ernst werden kann. Diese fehlten bislang völlig.

Massive Kommerzialisierung über Jahre hinweg

Die Organisatoren des Midnattsloppet fahren mittlerweile die Ernte dessen ein, für die sie jahrelang gearbeitet haben. Als ich 2005 zum ersten Mal mitlief, war die Veranstaltung noch ein gutes Stück kleiner. Sie war noch nicht ganz das vollkommen durchkommerzialisierte Produkt von heute.

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Seit 2006 erhält man jedes Jahr ein T-Shirt, das verpflichtend zu tragen ist, was für den tollen Effekt eines endlosen Stroms gleich gekleideter Läufer sorgt. Da es Chips am Schuh gibt, braucht man schließlich keine Startnummern mehr. Dass ein kollabierter Läufer dann nicht mehr identifizierbar sein kann, ist vorhersehbar, wird aber wohl als vernachlässigbar erachtet.

Gleichzeitig hat man den Lauf zu einem großen (und vermutlich lukrativen) Geschäft aufgebaut. Seit 2009 druckt man nicht mehr für jede Startgruppe einzelne Shirts, sondern es gibt Aufkleber oder Bänder – wahrscheinlich, um Geld zu sparen. Für die Shirts selbst dürften die Organisatoren ohnehin wenig bezahlen, denn die Sponsoren, darunter auch der Shirtlieferant Nike, erhalten genügend Raum, um sich in Szene zu setzen. Dieses Jahr gab es seitens einen spektakulär beleuchteten Tunnel und schöne Beleuchtung am Wasser. Das Aufwärmprogramm kam von der Fitnessstudiokette SATS, die natürlich auch zu den Sponsoren gehören.

Das Rahmenprogramm hingegen scheint dieses Jahr kleiner geworden zu sein. Jedenfalls waren am Mariatorget keine Kapelle und auch keine tanzenden Kostümwettbewerbsschiedsrichter mehr zu sehen. Auch die Versorgung der Läufer ist zusammengestrichen worden. Dieses Jahr gab es nur noch Wasser und Bananen, sonst nichts. Keiner dieser leidigen Sportdrinks, kein Süßkram oder dergleichen.

Hauptsache die Kasse stimmt

Man zahlt dafür übrigens selbst als Frühanmelder rund 35 €. Spätanmelder dürfen über 45 € auf den Tisch legen.

Es kommt einem so vor, dass es hier in erster Linie um den Profit geht. Dinge, die man an Sponsoren übergeben kann, werden gut gemacht, der Rest hingegen so billig wie möglich.

Das Ganze muss ein gewaltiges Geschäft sein. 2008 startete er erstmals in Göteborg. Dieses Mal wird man dort vermutlich die Teilnehmerzahl von 10.000 überschreiten. Seit 2009 gibt es den Lauf auch im Kopenhagener Vorort Frediksberg. Dieses Jahr startet er erstmals in Helsinki. Mich würde nicht überraschen, wenn es 2011 auch einen in Norwegen geben wird. Damit deckt man effektiv den ganzen skandinavischen Markt ab, ohne dass sich die Läufe durch zu große geographische Nähe gegenseitig das Publikum wegnehmen.

Dass jedes Jahr rund 5.000 Angemeldete erst gar nicht erscheinen, wird natürlich verschwiegen. Es kommt dem Veranstalter sicher nicht ganz ungelegen. Optisch merkt man den Unterschied nicht, aber die Kasse klingelt trotzdem. Es gibt weniger Gedränge, und für die Versorgung muss man weniger Geld ausgeben.

Der Organisator ist mittlerweile die letzten Herbst gegründete Firma „Midnattsloppet Nordic AB“, nicht mehr wie zuvor der Verein Hammarby IF. Auch das dürfte kein Zufall sein.

Damit im Einklang steht auch die Strategie, die verfolgt wurde. Über Jahre hat intensives Marketing dafür gesorgt, dass es an Teilnehmern nicht mangelte. Ab einem gewissen Punkt wird die Veranstaltung zum Selbstläufer und die Teilnehmerzahl explodiert. Dieses Jahre wurde in Stockholm schon zwei Monate im Voraus das Limit von 21.000 Anmeldungen erreichte.

Dass die organisatorische Grenze bei der Wasserversorgung offenkundig schon bei 16.000 Läufern in Kombination mit warmem Wetter erreicht war, stimmt nachdenklich. Nicht nur, dass bei dem Gedränge der sportliche Wert gemindert wird. Es ist auch gefährlich, falls Rettungskräfte kaum noch durchkommen.

Verantwortungsbewusstsein ist gefragt

Das Versprechen eines einzigartigen Erlebnisses in Kombination mit einem Herdentrieb erschließt auch Zielgruppen, die normalerweise nie bei einem 10-km-Lauf an den Start gehen würden. So wird die Anziehungskraft des Laufs irgendwann ein Problem. Wer alle anlockt, läuft Gefahr, dass auch viele starten, die körperlich einem solchen Lauf nicht gewachsen sind. Und manche von ihnen werden vielleicht schwer zu Schaden kommen oder gar sterben.

Dies liegt in deren eigener Verantwortung, und so kann man dem Veranstalter keine Mitschuld an der Tragödie geben. Aber er sollte seinen Kommerzialisierungstrip verlassen und künftig zum Wohle aller wieder mehr einen Lauf für die Läufer machen, nicht für die Sponsoren. Dazu gehört auch, auf die Gefahren dieses Sports hinzuweisen, die Versorgung der Läufer zu verbessern und die Teilnehmerzahl auf ein vernünftiges Maß zurechtzustutzen.

Wer groß sein will, sollte auch großes Verantwortungsbewusstsein zeigen.

Der absolute Tiefpunkt

Kein neuerlich weinerlicher Beitrag über die eigene Form. Stattdessen die Fakten, die für sich sprechen:

Zwischenzeiten meines Laufs (Ausriss: midnattsloppet.com)

Macht den Platz 9507 von 10404 Läufern.

Unterirdisch, das Ganze. Es muss sich echt etwas ändern.

Es lag natürlich zu Teilen am Wetter – es war schwül, was die Sache nicht erleichterte. Zudem hatte man (mal wieder) die Strecke umgestellt. Zwar war der Ablauf besser mit wenigen gefährlichen Ecken, aber dafür schienen die Anstiege noch härter als im Vorjahr, vor allem bei Kilometer 5 zur Sofia Kyrka hoch. Alles aber keine wirkliche Entschuldigung. Man sieht deutlich, dass ich nach einem passablen ersten Viertel massiv einbreche. Meine Leistungsfähigkeit ist offenkundig nur noch ein Bruchteil dessen, was ich vor 2 Jahren konnte. Eigentlich bin ich ein Berghase, der gerade beim Anstieg nie geht. Dieses Mal war das anders. Den Stockholm Halbmarathon habe ich schon für mich abgesagt. Das hat so keinen Zweck. Ich konzentriere mich stattdessen auf Hässelby und Åland.

Wenn es nach Leuten wie dem Zeitgenossen hier geht, müsste ich den Bettel hinwerfen und die nächsten 50 Jahre im Elend dahinsiechen. Werde ich aber nicht.

Nachtrag: Wie ich gerade lese, sind gestern beim Midnattsloppet zwei Männer umgekommen. Ein 50-jähriger kollabierte beim Anstieg an der Sofia Kyrka und verstarb kam schon tot im Södersjukhuset (Krankenhaus auf Södermalm) an. Ein 26-jähriger schaffte es im Ziel, kollabierte aber dort dann und wurde vom Rettungsdienst versorgt. Ich erinnere mich, dass kurz nach meinem Zieleinlauf ein Krankenwagen durch die Menge musste. Auch er verstarb im Krankenhaus. Er wurde ins Kaolinska Sjukhus gebracht und verstarb dort. Mein Beileid den Angehörigen.

Deutschland ist Weltmeister: eine Nachlese

Es ist zugegebenermaßen ein exotisches Vorhaben, sich für eine U20-WM der Frauen zu interessieren. Schon die männlichen Pendants spielen scheinbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber dann auch noch bei der Frauen: das riecht nach Begeisterung für die Wasserball-Regionalliga.
Doch war es nach der großen WM eine schöne Gelegenheit, sich auf eine Veranstaltung zu konzentrieren, die im Ambiente ähnlich ist und doch eine Spielfreude der anderen Art bietet. Man muss sich nicht in den gewöhnlichen Vereinsfußball begeben, sondern kann sich an den klaren Sympathiebindungen erfreuen, die ein solches internationales Turnier mit sich bringt. Dass beide für mich relevanten Mannschaften auch noch ziemlich gut sind, versüßt das Ganze.

In einem Punkt lag ich falsch: auch wenn viele Spiele am medialen Katzentisch (sprich Eurosport 2) ausgestrahlt wurden und man Berichte teilweise mit der Lupe suchen musste, so war das Interesse weitaus größer als gedacht. Nämlich so, dass die Bild-Zeitung sogar Spitznamen für die Spielerinnen erfand. Und auch sonst war etwas los. Nicht nur zum Finale waren über 20.000 Zuschauer anwesend – von solchen Zahlen konnte Frauenfußball vor nicht allzu langer Zeit nur träumen. Bei den verwendeten Stadien bedeutete dies praktisch volle Besetzung, und das macht die Atmosphäre aus. Klar, dass bei einer Vorrundenpartie wie z.B. Ghana-Südkorea die Bude nicht voll wird. Das wurde sie aber auch bei der großen WM bei einer Reihe von Spielen nicht. Die Zeiten, als die ganze Fan-Gemeinde aus Freunden und Familien der Spielerinnen bestand, sind jedenfalls vorbei.

Auch das Spielniveau sollte man nicht unterschätzen. Gäbe es einen absoluten Maßstab für spielerische Qualität, so würden die Partien vermutlich ein gutes Stück unter denen der männlichen Kollegen landen. Aber nur im Durchschnitt, und selbst der ist höher als man bei der viel geringeren Zahl an aktiven Spielern meinen sollte.

Das betrifft nicht nur die Spielgeschwindigkeit, die nicht wesentlich langsamer war als bei den Männern – zumindest gefühlt. Wenn man die Ergebnisse anschaut, sieht man kein 17:0 oder dergleichen. Überhaupt wurden nur 6 der 32 Spiele mit mehr als 2 Toren Unterschied gewonnen, also knapp 19%. Bei der Junioren-WM der Männer 2009 waren es knapp 29% (15 von 52 Spielen). Da sollte man sicher nicht zuviel hinein interpretieren. Doch es deutet darauf hin, dass sich nicht irgendwelche Gurkentruppen zur WM qualifiziert haben, die an einem schlechten Tag auch vom FC Hintertupfingen vorgeführt würden. Hier begegnen sich fast nur Teams auf Augenhöhe, und die ist recht hoch.

Natürlich habe ich auch Szenen wie aus der F-Jugend gesehen, sozusagen „der Ball im Spielerhaufen“. Es gab auch dämliche Szenen wie der kuriose Handelfmeter der Südkoreanerin aus dem Halbfinale. Auch fielen einige Tore, die nun wirklich nicht hätten sein müssen. Wenn ich mir aber überlege, mit welchen idiotischen Aktionen unglaublich gut bezahlte Weltklassespieler in enorm wichtigen Entscheidungsspielen vom Platz geflogen sind (siehe Zidane im WM-Finale 2006), dann sollte man hier denselben Maßstab anlegen. Und der kann nicht sein, dass bei den Männern solche Dinge zu Anekdoten verklärt werden, während man bei den Frauen hierüber bescheinigt, dass sie es einfach nicht drauf haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei der Junioren-WM der Männer weniger dämliche Aktionen gibt.
Das gilt übrigens auch für die Schiedsrichterseite: angesichts der Kette von Fehlentscheidungen bei der großen WM wirkte die Leistung der Schiedsrichterinnen recht solide, wenn man einmal von dem fälschlich nicht gegebenen Tor der Französinnen im Spiel gegen Deutschland absieht.

Festzuhalten bleibt, dass am Ende trotz meiner Zweifel zwei würdige Teams im Finale standen, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass Nigeria nur durch ein glückliches frühes Tor dahin gekommen war. Das Finale war so ausgeglichen, dass es dieser Veranstaltung angemessen war.

So schaffen unsere Mädels ein sehr versöhnliches Ende für diese Saison, das sehr viel Hoffnungen macht für kommendes Jahr. Ich träume schon von einem Sommermärchen.

Liveblog: Halbfinale Deutschland-Südkorea

14:48 Uhr: Ein neuer Versuch des Livebloggens. Heute vom Halbfinale Deutschland gegen Südkorea. Die deutsche Mannschaft konnte im Viertelfinale den Favoriten Nordkorea besiegen und ist ungeschlagen. Südkorea kam bislang aber auch sehr souverän durchs Turnier. Außer einer Niederlage gegen die USA haben sie bislang alle Partien souverän gewonnen.

Die deutschen Mädels sind klar die Favoritinnen, aber es kann spannend werden.

15:30 Uhr geht es los.

15:21 Uhr: Livestream läuft. Wen es interessiert: http://www.fifa.com/u20womensworldcup/livecoverage/index.html

15:26 Uhr: Die Koreanerinnen sind in rot gekleidet, gucken patriotisch und singen nicht mit. Ich kann nur nochmals wiederholen: Fußballspieler beim Singen aufzunehmen ist keine gute Idee und sollte wieder abgeschafft werden.

15:28 Uhr: Der FIFA-Kommentator scheint sich im Gegensatzu zu den vorigen Spielen richtig gut informiert zu haben. Er redet trotzdem von irgendwelchen vergangenen Turnieren – reichlich sinnlos bei einem Jugendturnier.

15:28 Uhr: Schweigeminute für die Opfer von Duisburg.

15:30 Uhr: Alexandra Popp, bisher Torschützenkönigin, macht den Anstoß.

15:34 Uhr: Nervöse Anfangsphase. Der deutsche Spielaufbau will nicht so recht klappen.

15:37 Uhr: Erste dicke Chance – es mangelt nur an einem kräftigen Schuss zum Abschluss.

15:39 Uhr: So langsam wird das was. Eben nochmal eine dicke Chance.

15:41 Uhr: Die deutsche Torhüterin musste zwar auch gerade mal eingreifen, aber Marozsan quittierte das gleich mit der nächsten Torchance.

15:43 Uhr: Tor für Deutschland – Svenja Huth macht das 1:0!

15:44 Uhr: Schwache Abwehrleistung der Koreanerinnen. Sie können den Ball nicht aus dem Gefahrenbereich. Brillante Vorlage und Huth macht ihn rein – super!

15:46 Uhr: Popp alleine vor der koreanischen Torfrau – und verschießt.

15:53 Uhr: Neue Chance für Arnold. Würde mich sehr überraschen, wenn sich da schnell was dreht.

15:54 Uhr: Die koreanische Torfrau kann den Ball nach einer Ecke nicht festhalten. Kim Kulig verschießt zu ihrem Glücl.

15:56 Uhr: Kulig! 2:0 für Deutschland!

15:56 Uhr: Böser Abwehrfehler – Kulig kriegt den Ball geschenkt und nimmt ihn gerne.

15:59 Uhr: Riskante Abwehraktion im deutschen Strafraum. Gerade noch nahe genug am Ball, dass man nicht von einem Foul reden kann. Ecke.

15:59 Uhr: Ecke: harmlos. Koreanischer Trainer: bedröppelt.

16:05 Uhr: Sylvia Arnold vor dem koreanischen Tor – leider daneben. Die koreanische Torfrau kann ihn halten.

16:05 Uhr: Das Publikum ist irgendwie recht still – vielleicht noch von der Schweigeminute etwas beeindruckt. Immerhin ist Duisburg nicht gerade weit weg von Bochum.

16:06 Uhr: Unsere Mädels produzieren Torchancen im Minutentakt. Es ist eine wahre Freude. Noch erfreulicher wäre freilich, wenn noch mehr reingingen.

16:10 Uhr: Respekt für den Kommentator. Der kann sich die koreanischen Namen gut merken.

16:15 Uhr: Jetzt geht es hoch her – die deutsche Abwehr mal wieder in der Nähe des Foulelfmeters. Dann wieder Marozsan, die nur haarscharf am Tor vorbeischießt.

16:18 Uhr: Halbzeit: Deutschland klar besser, aber spielt weniger fair.

16:35 Uhr: Livestream stehen geblieben – jetzt geht’s wieder.

16:36 Uhr: Freistoß für die Koreanerinnen – abgewehrt.

16:38 Uhr: Popp mit Abstaubertor! 3:0!

16:38 Uhr: Wieder ein Abwehrfehler. Vier Koreanerinnen schaffen es nicht, den Ball zu klären.

16:39 Uhr: Popp macht den Müller 8 Tore in dem Turnier. Wer den Goldenen Schuh kriegt dürfte nun wohl klar sein.

16:41 Uhr: Kulig macht das 4:0! Kolossaler Torwartfehler.

16:42 Uhr: Einige Meter vor dem Strafraum abgezogen und die Torhüterin verpasst ihn. Sie könnte im Boden versunken. Theo Zwanziger freut sich aber.

16:43 Uhr: Guter Konter der Koreanerinnen, aber geht ans Außennetz.

16:44 Uhr: Ecke für Südkorea – weit verfehlt, aber Torfrau Almuth Schult wäre auch nicht dran gewesen.

16:45 Uhr: Kwon Eun Som kommt bei den Koreanerinnen.

16:45 Uhr: Neue Ecke für Südkorea geht auch daneben.

16:47 Uhr: Diesmal hat die südkoreanische Torhüterin den Ball

16:50 Uhr: La-Ola-Welle im Publikum. Passiert ja sonst nicht allzu viel.

16:53 Uhr: 4:1 – Soyun mit einem Alleingang macht ein Tor.

16:54 Uhr: Neuer Angfriff von Soyun abgewehrt.

16:56 Uhr: Jetzt geht’s rund: Popp schießt den Ball an die Latte. Der Ball verlässt aber nie das Spielfeld, was aber einer koreanischen Spielerin nicht bewusst ist. Sie nimmt den Ball in die Hände und legt ihn sich vor. Die deutschen Spielerinnen reklamieren. Nach Rücksprache mit der Linienrichterin entscheidet die Schiedsrichterin korrekt auf Elfmeter.

16:56 Uhr: Popp macht ihn rein – 5:1! Die Südkoreanerinnen sind heute nicht nur etwas vom Pech verfolgt und das deutlich schlechtere Team.

16:57 Uhr: Sie haben sich auch durch massive Fehler um eine ausgeglichene Partie gebracht.

16:58 Uhr: Marozsan bleibt nach einem Kopfballzusammenstoß liegen, kann aber weiter spielen.

17:04 Uhr: Ein paar Wechsel: Hegering geht für Mirlach raus.

17:05 Uhr: Selina Wagner ersetzt nun Rekordtorschützin Alexandra Popp. Letztere kann sich jetzt auch schonen, denn an dem Ergebnis wird sich nicht mehr viel ändern.

17:05 Uhr: Noch 15 Minuten zu spielen.

17:08 Uhr: Noch ein Wechsel – Kim Kulig geht raus, Valeria Kleiner kommt. Jetzt ist wohl Schongang angesagt. Bei dem Spielstand kein Wunder.

17:08 Uhr: Auch Südkorea wechselt noch mal. Lee kommt, Kim geht.

17:13 Uhr: Jetzt gibt es auch noch Karten: Eunha erhält Gelb für Trikotzupfen, was wohl im Bereich Frustfoul angesiedelt ist. Kleiner erhält kurz darauf auch Gelb.

17:23 Uhr: Abpfiff – Deutschland gewinnt 5:1 und steht im Finale! Vollkommen verdient in einem guten, aber nicht immer schönen Spiel. Da müsste schon eine 180°-Wendung eintreten, wenn sie das am Sonntag noch verlieren sollten.

Update (5. August): Nachdem Google Wave geschlossen werden soll, habe ich auch dieses etwas missglückte Livebloggingexperiment exportiert.

Viertel-/Halbfinale (oho)

Leider habe ich es nicht mehr geschafft, mir die Viertelfinals von letztem Wochenende zu Gemüte zu führen. Soweit ich das beurteilen kann, waren die Schwedinnen klar schlechter und haben deswegen auch verdient verloren. Das zweite Tor, das sie erhielten, war zwar ein selten dämliches, aber das ändert nichts an der spielerischen Überlegenheit der Kolumbianerinnen. Bei den deutschen Mädels war der Fall anscheinend genau umgekehrt.

Morgen kommen nun die Halbfinals ab 15 Uhr. Da spielt Deutschland gegen Südkorea und Kolumbien gegen Nigeria. Letzteres Spiel kann ich nicht wirklich beurteilen. Nigeria hat nur mit etwas Glück beim Elfmeterschießen das Halbfinale erreicht. Allerdings waren die Amerikanerinnen hoch gehandelt worden, so dass es gegen Kolumbien vielleicht nicht so schlecht aussieht. Beim Spiel unserer Mädels gegen Südkorea mache ich mir hingegen wenig Sorgen. Südkorea ist kein leichter Gegner, aber nach dem Sieg über die Favoritinnen aus Nordkorea sollte dies machbar sein.

Mit etwas Glück schaffe ich einen Live-Blog.

Die heutigen Spiele…

© Rainer Sturm/PIXELIO

…habe ich nicht wirklich gesehen.

Ich habe etwas in Japan-England und Ghana-Schweiz hineingeschaut. Detailliert werde ich das wohl erst auf Eurosport sehen können. Dort ist mir auch der Kommentar lieber. Zwar soll man geschenkten Huftieren nicht ins Maul schauen, aber der Kommentar der FIFA-Leute ist stark verbesserungsbedürftig. Ich habe nun endlich auch den zweiten FIFA-Kommentator (ich glaube, er heißt Gary Brooks) gehört, aber auch der bleibt weit unter den Möglichkeiten. Während Brooks immerhin etwas Gefühlsregungen zeigt, beschränkt sich sein Kollege fast nur auf das Kommentieren des Offensichtlichen und das Vorlesen der FIFA-Statistiken. Deswegen kriegt man ständig zu hören, wer schon vor 2 Jahren bei der WM dabei, aber nie, wo das Mädel herkommt, oder zumindest, wie sie sich im Turnier bislang so geschlagen hat. Es sei denn, sie hat ein Tor geschossen und es steht damit in der Statistik. Auf der einen Seite ist der Kommentar vollkommen steril – Nordkorea heißt fast ausnahmslos FIFA-politisch korrekt „Korea DPR“ – aber auf der anderen Seite werden dann Längenangaben in Yards und Fuß gemacht, was wirklich nur Amerikaner und Engländer ansprechen dürfte. Liebe FIFA: ich stehe für 2012 bereit.

Ach ja, die Engländer. Kommen wir zu den Spielen.
Die Gruppe C, in der rechnerisch alles offen war, herrschte die reine Langeweile, wie mir scheint. Bei Japan-England schien sich nicht viel zu regen. Aber selbst wenn sich etwas geregt hätte, wäre es egal gewesen, denn bei einem Unentschieden zwischen Nigeria und Mexiko wären diese beiden Mannschaften ohnehin weiter – und genau das ist passiert.

Leid tun mir die Schweizerinnen. Die haben, soweit ich es beurteilen kann, in diesem letzten Spiel tapfer gekämpft und blieben trotzdem torlos. Stattdessen schenkte ihnen Ghana zwei Tore ein, das zweite davon sehr unglücklich. Auch nicht wirklich schön war das, was sich sonst so auf dem Platz tat: eine Schweizer Spielerin musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Warum, habe ich leider verpasst. Der Schweizer Trainner Yannick Schwery war sehr um seine Mädels besorgt und stritt sich am Spielfeldrand mit einigen Offiziellen. Kurz vor Ende wurde er dann auch noch vom Platz geworfen, weil er sich etwas zu lautstark bei der Schiedsrichterin beschwerte. Die Schweizer Torhüterin Pascale Küffer wurde nach einer Aktion direkt vom Tor am Boden liegend von einer Ghanaerin am Kopf getroffen, worauf sie erst liegen blieb und dann benebelt schien. Die Ghanaerin blieb unbestraft – ich denke, eine gelbe Karte wäre durchaus angemessen gewesen, weil die Aktion eine Verletzung in Kauf nimmt. 5 Minuten Nachspielzeit waren dann irgendwann auch endlich einmal vorbei.

So reisen die Schweizerinnen ab ohne ein einziges Tor, zwei ziemlich angeschlagenen Spielerinnen und einem unterirdischen Torverhältnis von 0:11. Die Ghanaerinnen fahren aber auch nach hause.

Übrig bleiben also folgende Mannschaften (gleich mit den Begegnungen):

  • Schweden – Kolumbien (Samstag, 24. Juli 2010, 11:30 Uhr in Bielefeld); live auf Eurosport
  • Deutschland – Nordkorea (Samstag, 24. Juli 2010, 18:00 Uhr in Bochum); live auf Eurosport
  • USA – Nigeria (Sonntag, 25. Juli 2010, 11:30 Uhr in Augsburg); live auf Eurosport 2
  • Mexiko – Südkorea (Sonntag, 25. Juli 2010, 18:30 Uhr in Dresden); live auf Eurosport

Leider habe ich keine Zeit dafür am Wochenende. Ich rechne aber fest mit einem Weiterkommen der deutschen Mannschaft, auch wenn Nordkorea kein leichter Gegner ist. Bei Schweden bin ich mir unsicher, aber wenn sie sich so halten wie gegen die Nordkoreanerinnen, kann das schon etwas werden. „Meine“ beiden Mannschaften werden bei der Konstellation auch erst im Finale aufeinander treffen können.