Åland Halbmarathon 2009

Die Strecke des Åland Halb-/marathon ist nach wie vor die langweiligste, die man sich denken kann: 10 km hin, wenden und dann zurück. Das alles wie immer im åländischen Herbswetter, d.h. Nieselregen bei ein paar Grad über Null.

Man könnte sich fragen, wieso man überhaupt zu einer solchen Veranstaltung reisen möchte. Für mich ist der Hauptgrund nach wie vor die Exotik des ganzen. Dort hinzufahren ist auch ein preiswerter Wochenendausflug – mit dem Marathonpaket der Eckerölinjen gibt es Startgebühr, Fährfahrt, Übernachtung und Pasta-Dinner zum Preis von 90 €. Normalerweise würde man nämlich kaum auf die Inseln fahren. Weder ist das touristische Angebot so groß noch unterscheidet sich die Landschaft so stark von den Schären vor Stockholm, als dass man den Weg dorthin unbedingt auf sich nehmen müsste.

Leider hat das Marathonpaket nicht viel mehr Menschen angelockt. Zwar ist der Lauf seit 2006 deutlich größer als in den Jahren davor, aber in diesem Jahr lag die Teilnehmerzahl beim Marathon zum ersten Mal seither wieder unter 200. Beim Halbmarathon nahmen dieses Jahr zum ersten Mal mehr Menschen teil als beim Marathon.

Bei mir lief es bis Kilometer 15 wieder recht gut. Ich wollte eine Zeit unter 2:15. Jedoch kamen bei Kilometer 19 wieder Krämpfe, was Zeit kostete. Es wurde dann doch fast 2:18.

Mittlerweile steht auch fast, dass dies der letzte Halbmarathon für dieses Jahr war. Insgesamt denke ich, dass ich mein Laufprogramm etwas reduzieren muss. Am Ende dieses Jahres werden es 10 Läufe sein, an denen ich teilgenommen haben werde. Das wäre vollkommen in Ordnung, wenn der Trainingsaufwand dazu in einem vernünftigen Verhältnis stehen würde.

Tut er aber nicht. Das Training durch die Teilnahme an Läufen zu ersetzen bringt nicht nur bescheidene Ergebnisse. Es bereitet vor allem unzureichend auf alles vor, das länger als 10 km ist. Wenn ich nächstes Jahr eine Chance auf einen halbwegs würdigen Marathon haben will, muss ich die Prioritäten künftig anders setzen.

Dennoch muss ich hier anmerken, dass der Lauf der beste Halbmarathon in einem insgesamt ziemlich schwachen Jahr war.

Wir nutzten den Rest des Tages für eine Rundfahrt über die Inseln, in deren Rahmen wir kurz bei der Festung Bomarsund (bzw. das, was davon fertiggestellt wurde) und der Burg Kastellholm gehalten haben. Da es vom einen bis zum anderen Ende gerade mal so 60 km sind, gelang es uns, von den 4 Landsvägar (sozusagen die Bundesstraßen) die Nr. 1, 3 und große Teile der 2 abzufahren. Nächstes Mal ist also definitiv die 4 dran.

Aus und vorbei – der gestrige Målkalas

Der Stadionsprecher bemühte sich erst gar nicht, falsche Hoffnungen zu wecken. Das wäre auch gegenüber 25000 Zuschauern, die sich engagiert den Hintern abfroren, nicht fair gewesen.

Schweden war draußen, und dass ausgerechnet Malta (0 Tore, ein Unentschieden) bei dem Spiel gegen Portugal das Glück mit einem Unentschieden oder gar einem Sieg noch wenden würde, war doch sehr unwahrscheinlich. Trotzdem sollte man nichts unversucht lassen, d.h. gegen Albanien gewinnen.

Und das taten die Zlatan & Co. mit einem Målkalas, also einem Schützenfest. 4:1 sagen die Statistiken. Im Stadio sah das etwas anders aus – zwei der Tore waren mehr Glück als spielerisches Können. Die Schweden standen mehr als ein halbes dutzend mal im Abseits, und wie kläglich da zahlreiche Angriffe wegen gravierender Mängel im Passspiel sowie unnötigen und zeitraubenden Querpässen scheiterte, sagen die Zahlen auch nicht.

Die Mannschaft scheint mir zu alt, und schon bei den letzten beiden Meisterschaften waren die Ergebnisse nur mittelprächtig. Zudem wäre es in der Relegation gegen Russland, Frankreich, Griechenland oder die Ukraine gegangen, was auch nur mit einigem Glück geklappt hätte.

So gerne ich nächstes Jahr auch für Schweden mitgefiebert hätte – die Auszeit ist wohl notwendig und verdient. Spaß gemacht hat das gestern abend trotzdem irgendwie.

Årsbästa

Gestern stand wieder der Hässelbyloppet an. Traditionell ein Höhepunkt des Jahres ist dieser 10-km-Lauf auf alle Fälle, denn er ist so flach, wie es in der Region Stockholm überhaupt geht, was zumindest Jahresbestzeiten garantiert – das stimmte bei mir bisher bei jeder Teilnahme. Er ist dieses Jahr wieder einmal gewaltig gewachsen, und von den 4000 Angemeldeten kamen 3043 ins Ziel. Ich konnte mit 55:51 eine recht erfreuliche Zeit hereinholen. Weit weg vom theoretischen Maximum, aber besser als erwartet. Das ist aber alles nichts gegen meine beiden Mitstreiter, die jeweils persönliche Bestzeiten herausholen konnten: Glückwunsch!

Ärgerlich

Beim Stockholm Halvmarathon gestern war ich auf dem besten Wege, die beste Zeit seit 2005 hinzubekommen oder zumindest meine Vorjahreszeit von 2:09:57 zu unterbieten. Bis Kilometer 15 lief das auch ganz gut und ich lag 49 Sekunden vor meiner Vorjahreszeit. Bei Kilometer 17 dann der Einbruch – ich konnte mich nicht mehr zwingen, weiterzulaufen, ging ein Stück. Der Faden war gerissen, denn als ich wieder loslief, kam schon nach wenigen Meter ein Krampf. Anstatt dem üblichen Problem, dass die Abstände zwischen den Krämpfen immer kürzer werden, kamen sie nun nahezu sofort. Also ging ich: Kilometer 18, Kilometer 19. Bei Kilometer 20 lief ich dann wieder in einem mäßigen Trott, aber immerhin. Die Zeit war natürlich bescheiden: 2:20:01

Schade – aber es macht auch Hoffnung, denn Åland steht Ende Oktober an, wo man auf einer flachen Strecke nochmal zur Bestform auflaufen kann. Allerdings gilt es dort, eine Zeit von 2:06:23 zu unterbieten.

Danke an meine drei Unterstützer. Stefan und Lutz haben auch ein paar Fotos online gestellt.

Tjejmilen 2009

Als Zuschauer weile ich selten bei Läufen, was meistens daran liegt, dass ich nur unfreiwillig am Rand stehe und anfeuere. Heute war keine Ausnahme, denn die Tjejmilen heißt übersetzt ungefähr „Mädelsmeile“, was deren Charakter schon gut ausdrückt: hier dürfen nur Frauen starten.

Das alleine macht die Veranstaltung noch nicht zu etwas besonderem, denn Frauenläufe gibt es gelegentlich immer noch. Es ist auch nicht, dass es am Ziel Käsekuchen für die Finisherinnen gibt. Es ist die exorbitante Zahl der Anmeldungen. 26.000 Frauen hatten sich angemeldet und immerhin 21.350 kamen ins Ziel.

Es ist also ein lustiges Läuferfest, und ich kann mir unangenehmeres vorstellen, als vielen Frauen beim Laufen zuzuschauen. Also war ich gerne Unterstützer für meine Freundin und noch zwei weitere Läuferinnen.
Ich habe bewusst auf endlose Bildserien von laufenden Frauen verzichtet.

Leider muss ich aber auch etwas Kritik anbringen.

Das hat zum einen mit der Organisation an sich zu tun. Bei der Tjejmilen kann die Startgruppe frei gewählt werden, und zwar bis zur letzten Minute. Der Effekt, dass sich alle in eine Startgruppe stellen wollen, die eigentlich eine Nummer zu schnell für sie ist, wirkt sich hier als Massenbewegung aus. Die Mädels sehen, wie immer mehr in die Startgruppe davor gehen und haben den Eindruck, nur noch von langsamen Läuferinnen umgeben zu sein, die ein schnelles Vorankommen nach dem Start blockieren werden. Daher entscheiden sich immer mehr für den Startgruppenwechsel, und die letzten Startgruppen laufen leer. Die drei Mädels, die ich unterstützte, berichteten denn auch, dass in der Startgruppe 4, die für Läuferinnen mit einer gewünschten Zielzeit von 60 bis 62 Minuten vorgesehen war, auch viele Teilnehmerinnen enthielt, die von Anfang an walkten und damit nie auch nur in die Nähe einer solchen Zeit kommen würden. Das blockiert alle anderen erzeugt letzten Endes viel Frust.

In dem Zusammenhang muss man auch klar anmerken, dass der sportliche Charakter dieser Veranstaltung zweitrangig ist. Es ist eine Wohlfühlveranstaltung, bei der es ums Ankommen geht. Das kann man gut finden, aber es bringt auch einige Nachteile mit sich. Die Organisatoren haben als Hauptziel, ein Event mit möglichst vielen Teilnehmern daraus zu machen. Dass man wirklich frei laufen kann, soll zwar durch die Einteilung in Startgruppen erzielt werden, was aber misslingt, weil jeder Teilnehmer seine Startgruppe frei wählen darf. So ist es auf solchen Veranstaltungen (der Midnattsloppet ist da ähnlich) kaum mehr möglich, persönliche Bestleistungen zu erreichen, denn die langsamen Läufer bremsen die schnelleren aus. So ist der Lauf ein Erlebnis, aber auf den sportlichen Wert sollte man nicht zu sehr schauen.

Auch auf die Gefahr hin, dass mir Unverständnis entgegenschlägt und ich mit meiner Annahme zu sehr ins Spekulative gehe: die Tjejmilen ist für mich ein Beispiel dafür, welche heuchlerische Komponente die in diesem Land so hoch gehaltene Geschlechtergleichstellung hat. Nach vier Jahren hier kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Gleichstellung immer dann besonders wichtig ist, wenn Frauen benachteiligt sind, aber weit weniger wichtig, wenn dies bei Männern so ist. Der einzige reine Männerlauf in der Region Stockholm, der ultraharte Geländelauf Tjur Ruset, wurde letztes Jahr auch für Frauen geöffnet. Auf der anderen Seite gibt es mehrere stark besuchte Läufe hier in Stockholm, die nur Frauen offenstehen. Das schwedische Gleichstellungsgesetz sieht Ausnahmen für Sportwettbewerbe vor, jedoch finde ich es bedenklich, wenn die Geschlechtern nicht nur getrennt starten, sondern ein Geschlecht kategorisch von der Teilnahme ausgeschlossen wird. Dies erweckt für mich den Anschein, dass man einen Wettkampf, der nur Männern offen steht, marginalisiert bzw. erst gar nicht wagt, anzubieten, während ein reiner Frauenwettkampf zu einem Massenevent hochgezogen wird, ohne dass daran irgendjemand etwas diskriminierendes findet.

Marathonläuferin wider Willen?

Es ist zwar schon etwas gewunden, wie Ursula hier auf SPIEGEL Online glaubhaft zu machen versucht, dass sie eigentlich gar nicht laufen wollte und es letztendlich doch tat. Aber anscheinend hat es ihr beim Training auf Djurgården und beim Marathon gefallen – das ist wiederum nachvollziehbar.

DNS

img_3378

DNS ist in der Welt der Sportwettkämpfe nicht die Desoxyribonukleinsäure, sondern die Abkürzung für „Did not start“, also für all diejenigen, die angemeldet waren, aber nicht angetreten sind. Heute war ich zum ersten Mal überhaupt DNS. Glücklicherweise habe ich kein T-Shirt des Laufs, das ich als stetige Erinnerung schamvoll im Schrank verwahren müsste. Allerdings habe ich ein Shirt von Team Stockholm Marathon, das ich auch nicht gerade mit Stolz tragen kann.

Meine Ambitionen, den Stockholmer Marathon zu machen, haben sich in den letzten Monaten zerschlagen. Sicherlich gab es viel zu tun wegen des Umzugs, ich war krank und der Winter machte das Training schwer – doch das sind letzten Endes irgendwo nur Ausreden. Noch im Februar glaubte ich noch, es reiche, ein paarmal im Training einen Halbmarathon zu machen, und dann geht das schon irgendwie in unter 5 Stunden. Dass es schon schwer genug ist, einen Halbmarathon in einer würdigen Zeit zu absolvieren, berücksichtigt das nicht, und was das heißt, durfte ich kürzlich bei Kungsholmen Runt spüren. Momentan kämpfe ich mit einer Zehnagelentzündung, die da ihren Anfang nahm und wohl nach 10 Jahren wieder eine Operation an diesem Zeh nötig machen wird. Es war insofern sinnvoll, den Lauf heute nicht zu machen. Jedoch stand ich für einige Zeit am Straßenrand bei Slussen und schaute zu – eine seltene Angelegenheit, denn in aller Regel laufe ich bei den Läufen mit, bei denen ich anwesend bin. Dies ist auch ein Blick in den Spiegel. Je langsamer die vorbeikommenden Läufer wurden, umso mehr erkannte ich mich wieder. Das waren die etwas gemütlicheren, moppeligeren, die sich für jede Anfeuerung bedankten – aber gleichzeitig auch diejenigen, denen man bei nüchterner Betrachtung ansah, dass es eigentlich besser wäre, sie hätten sich mit einem Halbmarathon oder einem 10-km-Lauf begnügt. Mir kamen die Worte von Rick Nealis, dem Renndirektor des Marine Corps Marathon, einem der größten Marathons in den USA, in den Sinn:

This is an Olympic sport, and people lose sight of that. Its not a touchy-feely, were all going to feel good, Kumbaya.

Er hatte das zwar als Kommentar zu einem spektakulären Betrugsfall geäußert, trifft aber auch hier zu: ein Marathon ist kein lustiges Gemeinschaftserlebnis für jeden, der gerne mitmachen würde. Kein fröhlicher Samstagnachmittagsspaziergang mit Urkunde. Es ist Sport. Es gehört viel Arbeit dazu, nicht zuletzt zum eigenen Wohl. Es ist die Arbeit, die ich nicht investiert habe, und deswegen war es auch richtig, am Rand zu stehen.

Es ist gleichzeitig auch Motivation, für die Läufe im Herbst zu trainieren, und ein Aufruf zu etwas Bescheidenheit. Sicherlich werde ich noch öfters zu den langsamen des Feldes gehören, aber ich möchte wieder auf den Weg zurück, auf dem ich letzten Herbst wäre. Dieser verspricht Halbmarathonzeiten unter 2 Stunden, 10-km-Zeiten von 50 Minuten und vielleicht nächstes Jahr eine würdige Absolvierung eines Marathons.

PS: Hauptgrund war natürlich, Andreas anzufeuern, der mit 3:45 Stunden sein Ergebnis vom Vorjahr fast um 30 Minuten verbesserte. Glückwunsch!