Doppelstudent

Studentenausweise

Ein paar Dinge zum Wochenende:

  • Manche Leute sind ja schon froh, wenn sie überhaupt studieren dürfen. Ich bin seit dieser Woche Student an gleich zwei Hochschulen. Das liegt aber weniger an meiner akademischen Brillanz, sondern lediglich daran, dass ich einen Kurs an der Stockholmer Universität mache. Die Physik-Abteilung ist zwar im gleichen Gebäude wie die Physik-Abteilung der KTH, aber da endet die Kooperation auch schon, wie es mir scheint. Um nämlich einen Kurs bei der SU zu belegen, muss ich mich hochoffiziell dort einschreiben. Das heißt konkret, 480 Kronen (ca. 50 €) an die Studierendenschaft zu zahlen. Witzigerweise erfülle ich eigentlich nicht einmal die Bedingungen, weil ein Nachweis der Schwedischkenntnisse verlangt ist. Da der Kurs aber ohnehin auf Englisch ist, ließ man das als Ausnahme zu. In Kürze darf ich nun sogar bei den Wahlen zum Studentenparlament mitwählen. Ein ziemlich teures Wahlrecht ist das aber schon.
  • Wenn ich die lahmarschigste Behörde Schwedens küren müsste, hätte die Försäkringskassan bei mir schon längst gewonnen. Es handelt sich dabei um die allgemeine Sozial- und Krankenkasse für alle Schweden. Obwohl sonst ja alles sehr praktisch mit der Personnummer geregelt ist, funktioniert es bei der Försäkringskassan offenbar so, dass man sich dort trotzdem nochmals getrennt anmelden muss. Das habe ich in meiner Erinnerung schon einmal auf Aufforderung im Jahr 2005 getan. Mit meinem aktuellen medizinischen Problem musste ich aber feststellen, dass dies nicht geschehen ist. Also habe ich mich nochmals Ende November per Formular angemeldet. Dann passierte erstmal gar nichts. Erst auf Nachfragen per Telefon und Mail regte sich etwas – und siehe da: heute konnte ich endlich meine europäische Krankenversicherungskarte bestellen. Die Geschichte ist übrigens kein Einzelfall – meiner Freundin ging es kaum anders. Ich habe Hoffnungen, dass mein Arztbesuch in Deutschland noch vor 2009 ersetzt wird….
  • Nicht erheblich schneller ist die chirurgische Abteilung des Krankenhauses. Am 4.2. kündigte man mir eine Wartezeit von rund einem Monat auf meine Operation an. Bis heute weiß ich von noch keinem Termin. Telefonischer Kontakt ist nur über eine Hotline möglich, die mich rausschmeißt, sobald ich die Taste drücke, die ich laut Ansage drücken soll.
  • Dagegen sind meine Computerprobleme geradezu ein Hochgenuss. Ein neues Mainboard ist jedenfalls schon bestellt.

Es geht los

Es ist soweit, in 90 Minuten beginnt meine erste Vorlesung.

Nachdem ich nun gestern abend beim SSU, dem Stockholms Socialdemokratiska Ungdomsdistrikt, war und die ersten organisatorischen Dinge hier auf dem Flur geregelt habe, ist die vorlesungsfreie Zeit vorbei.

Der SSU war recht spannend, da ich über zwei Stunden lang normalem Schwedisch lauschen konnte, was im Normalfall nicht immer so leicht möglich ist. Im Radio wird schließlich keine Umgangssprache gesprochen. Immerhin schaffte ich es, rund 10 bis 20 Prozent zu verstehen. Da ist also noch viel Luft nach oben. Jedenfalls wurde ich sehr herzlich aufgenommen und werde nächste Woche wohl wieder hingehen.

Hier auf dem Flur habe ich mal ein paar Schilder zur Aufteilung der Schränke aufgehängt. Langsam sieht man auch die Abgründe hier. Der nervige Moldawier hier ist mit seiner Frau/Freundin/was auch immer eingezogen. Das ist unverständlich, weil die Räume nicht gerade spottbillig sind und es für zwei Personen sicher passenderes gäbe. Es entsteht auch nicht gerade der Eindruck, als wäre sie sonderlich glücklich hier: sie meidet Kontakt und ist im Allgemeinen sehr selten zu sehen. Auch zwei Chinesinnen bewohnen ein Zimmer zusammen. Der Mietvertrag besagt, dass der Raum nur vom Mieter bewohnt werden darf – ich glaube nicht, dass da eine zweite Person vorgesehen ist.
Der Moldawier hat auch aus anderen Gründen meinen Unmut auf sich gezogen. Gestern verkündete er doch einigen Mitbewohnern, die sich über die Möglichkeiten, einen Sprachkurs zu belegen, unterhielten, dass man doch gar nicht Schwedisch lernen müsse – wozu denn, schließlich könne hier jeder Englisch. Ich wies ihn deutlich darauf hin, dass der schwedische Staat ihm seine Ausbildung schenke und dass es dann wohl eine Frage des Respekts sei, sich etwas mit diesem Land zu beschäftigen.

Mit dem Beginn der Vorlesungszeit heute ist es Zeit, die Rubrik „Die ersten Wochen in Stockholm“ zu schließen. Ich habe mich eingelebt hier – nun gilt es die Herausforderungen des neuen Alltags zu meistern.

Breaking News: Alarm, Alarm!

Stockholm, 16:30 Uhr – Der Student Union Day am Nymble Student House, bei dem sich alle Studentengruppen der Königlich Techinischen Hochschule (KTH) Stockholm, vorstellen, sollte eine überraschende Wendung nehmen. Jäh wurden die anwesenden Studenten bei ihren Tätigkeiten unterbrochen, als der Feueralarm ausgelöst wurde. Graue Wolken standen am Himmel, die Feuerwehr rückte zügig an. „Ich bin froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein“, sagte der Schweizer Student Ronney M., als sich die Evakuierten auf der anderen Straßenseite besorgt zusammenfanden. Durch die schnelle und gefasste Reaktion der Anwesenden kam niemand zu Schaden.

Feueralarm

Wie sich nach einer gründlichen Untersuchung der Feuerwehr herausstellte, kann Brandstiftung ausgeschlossen werden. Es war lediglich ein Fehlalarm.

Das ist nicht meldenswert? Na, das werden die Kollegen vom Spiegel aber anders sehen.

Prata Svenska – Lite

Es regnet, ich mache Frühstück. Es gibt wohl die letzten Erdbeeren dieses Jahres. Am Küchentisch sitzt Hector, mein neuer mexikanischer Mitbewohner, und unterhält sich mit einem der Chinesen über eines der Topthemen unter den Studenten hier: Unterkunft, d.h. wie die jetzige ist und wie man möglichst an eine bessere kommen könnte.

Ich diskutiere etwas mit. Die eigenwilligen Essgewohnheiten mancher Chinesen treibt groteskere Blüten, als ich erwartet hatte. Am Nebentisch sitzen zwei Chinesinnen. Eine von ihnen verfeinert ihr Frühstück – was auch immer es sein mag – mit Ketchup.
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Relaunch der Seite

Es ist soweit. Unangekündigt, unangefordert und daher fast schon unnötig hat meine kleine Homepage einen Relaunch mitgemacht. Wie ich schon angedeutet hatte, ist die Seite nun mehr oder weniger nur noch ein Blog. Es ist nicht so, dass die Welt noch so etwas bräuchte – im Gegenteil. Es ist viel mehr der Versuch, diese Seite am Leben zu erhalten, ohne allzu große Anstrengungen zu unternehmen.

Dennoch hat diese Seite einen Zweck. Wie jedes Blog dieser Welt ist es eine Plattform zur Selbstdarstellung – die in diesem Fall auch einen konkreten Grund hat. Mein langgehegter Wunsch, ein Jahr im Ausland zu verbringen, wird in Kürze Wirklichkeit werden. Nach einem kurzen Schwenk zur Absicht, nach Kenia zu gehen, der durch eine Absage schnell beendet war, wollte ich meine ursprüngliche Planung, nach Finnland zu gehen, durchführen. Die Universität Otaniemi in Helsinki war aber leider nicht in der Lage, rechtzeitig eine Antwort zu senden. Daher werde ich etwas anderes angehen: eine Teilnahme an einem Masterprogramm an der Kungliga Tekniska Högskolan in Stockholm. Das Fach, das ich dort studieren werde, ist ausgerechnet Quantum Physics – nicht, weil ich dieses Fach mag, sondern weil ich es hasse. Nach 3 Jahren Physikstudium ist klar, dass ich für theoretische Physik ziemlich ungeeignet bin. Das Masterprogramm ist somit auch eine Art Crashkurs, diese Defizite auszugleichen. Gleichermaßen ist es ein Weg, ein Jahr Arbeit in einen Abschluss umzumünzen. Wenn alles glatt geht, werde ich dann einen Master of Science haben – und könnte eigentlich aufhören zu studieren.

Am Morgen des 29.7. werde ich nun mit meinem kleinen Golf, vollgepackt bis oben hin, nach Schweden aufbrechen. Vier Etappen werden es sein: die erste bis nach Hamburg, die zweite nach Kopenhagen, die dritte nach Järna (50 km von Stockholm weg), und am Morgen des 1. August schließlich in die Stadt hinein, um die Schlüssel abzuholen und das Zimmer zu beziehen.
Ende August wird dann das Semster in Stockholm beginnen.

So soll dieses Blog künftig auch einen Bericht über diese Zeit darstellen.

Fürs erste ist es aber kaum mehr als die ursprüngliche Seite.
Als halbwegs erhaltenswert erschienen mir:

  • Krolmes (v)ermittelt: dieser unglaublich peinliche Film gehörte auf obskure Weise schon immer zu den Highlights dieser Seite. So wird er auch hier bleiben.
  • History dieser Seite: Die mittlerweile sechsjährige Geschichte dieser Seite sollte zumindest ein bisschen dokumentiert werden. So ist auch auf dieser Seite eine etwas überarbeitete Version der Seitengeschichte zu finden.

Abgesehen davon ist die alte Seite in vollem Umfang verlinkt, ist aber ab sofort natürlich nicht mehr die Hauptseite.

Und wer sich noch fragen möge, was denn Delengkal sein soll: dieses Wort hat keinerlei Bedeutung. Ich habe es ausgewählt, weil dieses Blog bisher kein Hauptthema hat und auch nicht „Fabians kleines Blog“ heißen soll.

Zum Abschluss einige exklusive Insiderinformationen: Das Bild oben habe ich heldenhaft mit viel Herumprobiererei ganz alleine (ich bin stolz) mit GIMP erstellt. Das Männchen links steht in der Gamla Stan in Stockholm und wurde von mir auf der großen Interrail-Tour 2002 fotografiert. In der Mitte sieht man mich in der späteren Phase des New York City Marathons 2004, wie man an dem doch etwas angestrengten Gesichtsausdruck erkennen kann. Das rechts ist ein Foto von hier in Karlsruhe.