Schweden als Einwanderungsland

Im März erschien in der Zeitung Dagens Nyheter eine Artikelserie zur Einwanderung nach Schweden. Der Autor Maciej Zaremba gibt darin Einblicke in ein Land, das sich innerhalb relativer kurzer Zeit von einer weitgehend abgekapselten Gesellschaft in ein Einwanderungsland verwandelt hat.

Den ersten Teil habe ich mit großem Interesse gelesen, habe es dann aber nicht weiter verfolgt. Schade eigentlich, denn immerhin stehen alle Teile online.

Was Thomas jetzt gemacht hat, ist aber noch viel besser: er hat um Erlaubnis gefragt und übersetzt die ganze Serie. „Hut ab“, kann ich da nur sagen. Viel Spaß beim Lesen!

Der erste Teil steht schon online.

Frühling da

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Etwas überrascht war ich heute morgen ob dieser Anzeige unseres am Küchenfenster angebrachten Thermometers. Natürlich hat das die direkte Sonneneinstrahlung verursacht, aber an der Nordseite des Hauses ist es doch ein bisschen erstaunlich.

Die reale Temperatur betrug freilich nur 11 °C, in Spitzen aber auch bis zu 15 °C. Der Umschwung am Ende des schwedischen Winters ist schon erstaunlich. Während die kleinen Seen und manche Buchten hier draußen in den Schären noch gefroren sind, jogge ich schon mit T-Shirt.

Passend dazu ist ab heute Frühlingsdesign angesagt.

Mit Elin aus der Krise

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Schweden ist für viele Deutsche das gelobte Land, was Jobs angeht. Dieses Image hält sich so hartnäckig, dass sogar jetzt während der Krise viele noch glauben, in Schweden würden immer noch händeringend Arbeitskräfte gesucht.
Dass Schweden ein Interesse haben könnten, nach Deutschland zu kommen, ist offenkundig weniger naheliegend. Jedenfalls haben die Schwedische Handelskammer in Deutschland, die Firma mit dem wenig originellen Namen „Investor AB“ und die Sprachenschule IS Internationella Skolorna eine Zusammenarbeit begonnen, in deren Rahmen Praktikanten aus Schweden nach Deutschland geschickt werden.

So hat Elin Lindberg, Teilnehmerin des Kurses „Deutsch in der Praxis“, ihre Stelle in Düsseldorf im Januar angetreten. Sie arbeitet dort an einem Online-Stellenmarkt, der Schweden in den deutschen Arbeitsmarkt vermitteln soll. Das ist der DN ein Interview wert (siehe oben). Elin sagt darin, dass die Deutschen ein sehr positives Schwedenbild haben – was zweifellos stimmt – und dass auf lange Sicht (also nach der Krise) ein ziemlicher Fachkräftemangel in Deutschland herrschen wird – was anzunehmenderweise auch stimmt.

Viele Männer werden sich, wenn sie das Foto von Elin gesehen habe, wohl sehr gerne von ihr vermitteln lassen. Frauen hoffentlich auch.

Alleine die leider unscheinbar auf der Seite platzierte Datenbank ist bisher dürftig ausgestattet. Nach Aushilfen für einen Frühstücksservice und den unvermeidlichen Leuten fürs Call-Center wird bislang gesucht.

Dass man um Schweden werben muss, zeigt die Diskrepanz in der gegenseitigen Wahrnehmung der beiden Länder. Daran wird sich hoffentlich etwas ändern, denn neben der schwedischen Mobilität würde davon wohl auch das Selbstbild der Deutschen profitieren.

Eine Brücke nach Schweden

Nun ist es absolut schlussendgültig (mit Brief und Siegel sowie einer Tüte Chips dazu) beschlossen: die Brücke über den Fehmarnbelt wird gebaut. Damit soll es ab 2018 möglich sein, mit dem Auto oder Zug ohne Fährfahrt in 2 Stunden von Deutschland bis nach Schweden durchzufahren, und zwar ohne den 160 km langen Umweg über den Storebaelt.

Die Ratifizierung des Staatsvertrags durch das dänische Parlament war hierfür der letzte Schritt. Zuvor hatten schon der deutsche Bundestag und der Bundesrat ihre Zustimmung zu dem im September 2008 unterzeichneten Vertrag gegeben.

Vorausgegangen waren jahrelange Verhandlungen. Deutschland hat sich dabei ziemlich praktisch aus der Affäre gezogen: den Bau der Brücke überlässt man praktisch komplett der dänischen Seite, während man selbst nur die Autobahn nach Fehmarn bauen wird.

Kritik an dem Projekt gibt es durchaus. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern stimmte als einzige im Bundesrat dagegen – offiziell, weil sie Subventionen unfair verteilt sah. Weniger offiziell allerdings mehr deswegen, weil sie lieber eine Brücke von Rostock nach Gedser gehabt hätte und damit die wirtschaftlich wichtige Strecke durch ihr Bundesland gelaufen wäre.
Umweltschützer warnen vor ökologischen Risiken. Neben dem NABU ist auch Greenpeace sehr kritisch, u.a. weil die dort lebenden Schweinswale bedroht seien.

Die deutsche Politik maß dem offenbar wenig Bedeutung zu. Selbst den Grünen scheint das Geld näher gewesen zu sein als die ökologischen Folgen. Mittlerweile hat die Bundesregierung den Vertrag als Gesetzesentwurf vorgelegt, so dass er bald auch als Teil der Bundesgesetzgebung verabschiedet werden kann.
Auch in der dänischen Politik griffen die Argumente der Gegner anscheinend wenig: es gab 104 Stimmen dafür, aber nur drei dagegen.

Das spiegelt ungefähr auch mein Meinungsbild wider. Vielleicht bin ich da einfach etwas zu wenig naturverbunden veranlagt, aber die ökologischen Bedenken gehen mir kaum nahe.
Umso begeisterter bin ich jedoch von den Aussichten auf eine Brücke. Gerne wird vorgebracht, dass es doch so schön sei, wenn man im Urlaub einen Zwischenstopp hätte und etwas Schiff fahren darf. Auf manche Urlauber mag das zutreffen, aber weder Dänemark noch Schweden oder Norwegen leben vom Tourismus. Er macht gerade einmal 3% der schwedischen Wirtschaft aus, und das ist viel zu wenig, als dass die Überfahrt alleine der schönen Urlaubsreise wegen erhaltenswert wäre.

Zudem kann ich gerne darauf verzichten, wenn ich sehe, wie praktisch die Öresund-Brücke ist. Dort stoppt man im Idealfall für weniger als eine Minute, und schon ist man wieder unterwegs. Bei der Fähre Puttgarden-Rödby steht man, wenn man Pech hat, ewig lang in der Schlange, bis man aufs Schiff darf, und selbst wenn man sofort hinein darf, so ist mit Be- und Entladen letztendlich doch eine ganze Stunde weg.

Abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen für den Güterverkehr (und damit die skandinavische Wirtschaft) ist die Sache aber auch aus Sicht des Personenverkehrs in der Bahn interessant. Der schnellste ICE von Hamburg nach Kopenhagen braucht derzeit 4:43 Stunden, wovon alleine 55 Minuten für die Strecke Puttgarden-Rödby veranschlagt sind. 40 Minuten Einsparpotenzial sind da problemlos drin.
Ich erhoffe mir ja immer noch einen direkten Nachtzug nach Deutschland – allerdings muss ich da wohl annehmen, dass dies weniger an einer Brücke sondern mehr an der Unfähigkeit (oder auch Unwilligkeit) der Bahn besteht, mit dem Flugzeug zu konkurrieren.

Inflation Schweden vs. Deutschland

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Thomas hat in seinem Blog derzeit eine Menge interessanter Einträge, darunter einen zur Weitergabe der Zinssenkung an die Bankkunden in Schweden.

Ich frage mich bei den ganzen Zinssenkungen immer, ob das denn nicht irgendwann auf die Inflation durchschlägt, wenn man den Markt mit Geld regelrecht flutet. Momentan sind auch alle einhellig der Meinung, dass das nicht wirklich das Problem ist. Da ist natürlich was dran.

Aus schwedischer Sicht ist die Inflation aber ein interessanter Punkt, denn die Krone hat im letzten halben Jahr so massiv an Wert verloren, dass sich das irgendwann bei den Preisen von Importgütern zeigen müsste. Die Frage ist, wie wichtig die Preisstabilität für die Schweden überhaupt ist.

Die Deutschen sind ja generell Preisfetischisten, was schon den unglaublichen Erfolg von Discountern wie Aldi und Lidl zeigt. Auch habe ich schon hitzige Diskussionen mit Leuten geführt, die meinen, der Euro sei ein Teuro, was nachweislich das größte Märchen des 21. Jahrhunderts ist. Insofern sind die Deutschen wohl auch recht inflationsempfindlich.

Was ich mich gefragt habe, ist, ob das auch auf die Schweden zutrifft, bzw. wieviel Inflation in der Vergangenheit erduldet werden musste. Dazu habe ich die obige Grafik erstellt.

Die deutschen Daten stammen vom Statistischen Bundesamt. Bis einschließlich 1991 habe ich die Daten aus der Entwicklung des Verbraucherpreisindex für Leute mit mittlerem Einkommen in Westdeutschland genommen. Ab 1992 dann habe ich die Daten aus dem Gesamtverbraucherpreisindex. Bei Schweden war die Sache etwas einfacher. Dazu konnte ich die Statistik des Statistiska Centralbyrån nehmen.

Wenn man sich das anschaut, kann man klar sagen: hätten die Deutschen in der Nachkriegszeit jemals eine solche Inflationsrate erlebt wie die Schweden in den 1970er und 1980er Jahren, würden sie heute noch jammern. Die Grafik zeigt auch sehr schön, dass die Inflation in den letzten 7 Jahren in beiden Ländern ähnlich niedrig war. Lediglich in den Jahren 2004 bis 2005 war die schwedische Inflation noch niedriger, wobei sich die Werte schon am Rande der Deflation bewegten.

Tagesschau über schwedische Republikaner

Auch bei der Tagesschau hat man das Knüllerpotential der Republikanska Föreningen erkannt – zumindest taugt es für die Kuriositätenrubrik „Schlusslicht“.

Nachtrag: nur bei der Bilderauswahl sind sie nicht sonderlich auf der Suche gewesen. Anstatt das Original zu verwenden, sieht man nur einen Scan der Zeitungsseite in erheblich schlechterer Qualtiät.

Es ist soweit

Die ganze Welt schaut in diese eine Hauptstadt, wo heute unter großem Pomp ein historischer Moment gefeiert wird. Millionen sind angereist, um persönlich zu erleben, wenn heute ein Mann auf eine Bühne tritt und verkündet, welche Betreibergesellschaft künftig die Stockholmer U-Bahn betreuen wird.

Ganz nebenbei wird 6641 Kilometer westlich davon ein neuer US-Präsident vereidigt. Er heißt Barack Obama, und fährt auch gerne mit der Bahn:

Aber wen interessiert das schon?

Mich zum Beispiel, und deshalb werde ich heute etwas länger auf Arbeit bleiben und mir das Spektakel im Internet angucken, wenn ich es technisch hinbekomme. Hier schonmal eine Liste von Videostreams, wo es funktionieren könnte.

Natürlich interessiert mich auch die U-Bahn – vielleicht wird es dazu auch überraschendes im Laufe des Tages geben.

Nachtrag (12:08 Uhr): Es gibt das ganze auch eingebettet zum Ansehen

Nicht schlecht – nur funktionieren muss es.

Knut

Ein Mann geht durch eine verschneite Gasse und entgeht dabei nur knapp aus den Fenstern der umliegenden Häuser geworfenen Weihnachtsbäumen, bis er schließlich über den letzten stolpert. Jeder kennt diesen Werbespot von IKEA, und er hat im deutschen Gedächtnis fest den Begriff „Knut“, gesprochen Knüt, etabliert. Das Möbelhaus ist schwedisch, und in der Tat ist Knut der Abschluss der schwedischen Weihnachtszeit. Der Rest ist mehr oder weniger frei erfunden.

Der Spot lief jahrelang pünktlich ab dem 27. Dezember, um Leute dazu animieren, jetzt nach Weihnachten Möbel zu kaufen. Knut ist in Wirklichkeit aber am 13. Januar, also heute. Der Name des Tages ergibt sich einfach daraus, dass er auch der Namenstag von Knut ist. Oft heißt er auch „Tjugondedag jul“, also der zwanzigste Tag von Weihnachten. Während man in weiten Teilen Europas die Weihnachtszeit am 6. Januar mit dem „trettondag“, dem 13. Tag von Weihnachten, beschließt – übrigens auch ein Feiertag in Schweden – wartet man im Norden Europas bis heute damit.

Ein Sprichwort sagt „Tjugondag Knut dansas julen ut“, also an Knut tanzt Weihnachten hinaus. Soviel stimmt zumindest am von IKEA geschaffenen Mythos Knut: heute ist Weihnachten endgültig vorbei, und man schafft die Weihnachtssachen endgültig hinaus. Zwar wirft keiner seinen Baum durch das Fenster, aber bis gestern hingen in der Tat noch viele Weihnachtsdekorationen. Unser Nachbar hat aber schon gestern abend den Kranz von der Tür abgenommen.

Was ist von unserem Weihnachten geblieben? Da wir Weihnachten mit unseren Familien auf einem gemieteten Haus in den Schären gefeiert haben, ist der Baum schon beim dortigen Auszug entschwunden. Die Unmengen Essen, die wir übrig hatten, sind langsam auch weg. Es bleiben eine Linzer Torte, ein halber Christstollen und eine Menge Krümel vom Weihnachtsgebäck. Weiterhin lagern noch Revben (Rippchen) und Lutfisk (ein komischer weißer Fisch) im Gefrierschrank. Das wird in Kürze auch noch dran glauben müssen, und dann ist Weihnachten wirklich vorbei.

Gustavsberg

Das Leben ordnet sich langsam. Knapp 6 Wochen nach dem Umzug sind alle Möbel beschafft, und auch die letzten Kisten leeren sich. Heute war auch einmal ein bisschen Zeit, zu Fuß die Teile des Orts zu sehen, die ich bislang nur im Bus an mir vorbeiziehen sah.
Hier einige Bilder vom Hafen und der ansässigen Porzellanfabrik. Für diese ist Gustavsberg nämlich bekannt, da praktisch jede Toilettenschüssel im Lande von dort stammt. Man werfe also beim nächsten Stuhlgang einen Blick auf das gute Stück, ob nicht der Anker mit dem Schriftzug „Gustavsberg“ darauf zu finden ist – und denke bei Bedarf an mich.

Die totale Amerikanisierung Schwedens

Nachdem ich mir ja schon gestern den Spaß gegönnt habe, deutsche Wahlen nach amerikanischem System zu entscheiden, heute das gleiche für Schweden. 391 Wahlmänner gibt es und somit reichen 146 zum Sieg. Hier hätte sich am Ausgang nichts geändert: Reinfeldt hätte 238 gewonnen, während Persson sich mit 153 hätte begnügen müssen. Das ist auch kein Wunder, denn die beiden größten Län sind derart bevölkerungsreich im Vergleich zum gesamten Land, dass diese beiden Län die Wahl fast alleine entscheiden könnten.