Ein Monat Linux

Nach einem Monat mit Linux wird es Zeit, etwas Bilanz zu ziehen.

Es ist klar, dass diese Bilanz immer etwas unfair ist, da man einem Produkt herummäkelt, das nichts kostet und viel kann.

Hier meine Beobachtungen:

  • Hardware: Anfänglich hatte ich ja ein vermeintliches Hardwareproblem mit meinem Ansinnen, ein RAID 1 mit Hilfe der RAID-Funktion meines Mainboards zu bauen. Ubuntus Installation konnte Partitionen anlegen, aber das Formatieren scheiterte. Nach einiger Recherche zeigte sich, dass eigentliche Mainboards keine echten RAIDs haben, sondern nur ein softwarebasiertes RAID, das so tut als ob – auch FakeRAID genannt. Ich hatte die Wahl, mit Hilfe einer entsprechenden Anleitung dieses FakeRAID zu aktivieren (wovon abgeraten wurde) oder die linuxeigenen RAID-Fähigkeiten zu verwenden. Ich entschied mich für letzteres und müsste hierfür die alternative Installations-CD herunterladen und brennen. Nach mehreren Anläufen tat das auch, aber es hat alles in allem eine Menge Zeit gekostet. Hier hätte ich mir freilich gewünscht, die Installation hätte von Anfang entweder mit dem RAID funktioniert oder mir entsprechende Hinweise ausgespuckt. Das ist vielleicht aber auch etwas viel verlangt, denn so ein RAID 1 wird sich der Durchschnittsbenutzer kaum installieren.

    Ein weiteres Problem zeigte sich mit meinen beiden digitalen TV-Karten. Der Empfang hier ist zwar extrem schlecht, aber ich wollte sie nicht ungenutzt herumliegen lassen. Digitale TV-Karte scheinen aber unter Linux eine recht aufwändige Sache zu sein. Das wurde mir zu umständlich.

    Ansonsten ergeben sich hardwaremäßig wenige Probleme. Sogar mein Handy konnte ich erfolgreich verbinden. Die billigen Bluetooth-Dongles, die ich mir mal vor langem gekauft hatte und die unter Windows XP nicht zu funktionieren schienen, gingen hier auf Anhieb. Es zeigt sich aber, dass die Grafikkartenunterstützung nicht auf gleichem Niveau ist wie unter Windows. Es ruckelt manchmal etwas, was sich v.a. bei Google Earth deutlich bemerkbar macht.

  • Bedienung: Sehr angenehm ist das Hochfahren. Während ich bei Windows minutenlang darauf warten durfte, bis endlich alle möglichen Programme geladen waren und man endlich etwas tun konnte, ist Gnome direkt nach dem Login einsatzfertig. Negativ auffallend ist hier nur, dass rechts oben statt dem hier
    oft das hier
    oder etwas ähnliches zu sehen ist. Dadurch lässt sich nicht auf die Kontrollen zum Ausloggen/Herunterfahren/Neustart zugreifen. Auch sonst sind manchmal Bedienelemente zerhackt, was aber die Funktion nicht beeinträchtigt.

    Bei der Bedienung von Gnome stört mich lediglich ein bisschen, dass es keine Tray-Symbole zu geben scheint, die mir anzeigen, dass z.B. eine neue Mail gekommen ist. Das ist teilweise etwas umständlich.

    Ein Geschwindigkeitswunder ist das alles trotzdem nicht. Das Umkopieren der alten Daten nagte ziemlich an der Performance. Einmal blieb das System sogar stehen – der Mauszeiger ließ sich noch bewegen, aber ansonsten ging nichts mehr. Das ist aber bislang der einzige Ausfall.

  • Energiesparen/Standby: Unter Windows hatte ich oft das Problem, dass der Monitor nicht richtig in den Energiesparmodus wechseln wollte. Er ging nur kurz aus und sofort wieder an. Unter Linux scheint der Monitor zwar auch nicht immer in den Energiesparmodus zu gehen, aber wenigstens flackert das dann nicht so seltsam.

    Der Standby-Modus funktioniert ganz gut. Merkbarer Unterschied zu Windows ist, dass Mausbewegungen und Tastatureingaben nicht zur Rückkehr in den Normalzustand führen. Man muss stattdessen den Startknopf drücken. Allerdings funktionierte nach dem Aufwecken eins anscheinend nicht mehr: beim Klick auf Videos oder Bilder startete das jeweilige Betrachtungsprogramm, beendete sich aber nach einiger Zeit wieder, ohne etwas anzuzeigen bzw. abzuspielen.

  • Software: In Sachen Software bin ich bisher weitgehend zufrieden. Für praktisch alle Dinge, die ich vor hatte, fand sich ein entsprechendes Stück Software. Natürlich bevorzuge ich freie Software, aber bei bestimmten Sachen wollte ich auch andere Software testen und benutzen.
    • Als Browser hatte ich unter Windows Google Chrome benutzt, weil Firefox im Vergleich dazu eine lahme Ente ist und zudem recht überladen wirkte. Unter Linux gibt es stattdessen Chromium, der in Stabilität und Performance vergleichbar ist mit seinem Windows-Bruder. Nebenbei ist er hier auch 100% Open Source, was den Spionagebeigeschmack beseitigt. Einzige Macke, die aber nicht weiter stört: Chromium behauptet nach jedem Systemneustart, beim letzten Mal abgestürzt zu sein. Das habe ich auch auf meinem anderen Ubuntu-Computer gesehen. Die Funktion beeinträchtigt das aber natürlich nicht.
    • Für meine Podcasts suchte ich einigermaßen vergeblich nach einem Podcatcher, der meinen Anforderungen entspricht: er soll die Dateien automatisch herunterladen und dann nach bestimmten Kriterien wieder löschen können. Diese Kriterien sind entweder, dass nur Podcastdateien aus einem bestimmten Zeitraum aufgehoben werden, oder dass nur eine bestimmte Anzahl der neuesten Podcasts bleiben. Unter Windows gab es hierfür schon kaum taugliche Programme. Unter Linux fand ich nur Amarok, der immerhin erlaubte, die Anzahl der Dateien zu begrenzen. Dummerweise stürzte er ab beim Laden der Podcasts. Auch Miro, auf das ich zunächst meine Hoffnungen gesetzt hatte, kann das nicht. So blieb ich beim Gpodder hänger, der keine solchen Einstellungen hat, aber gute Synchronisierungsfunktionen hat, so dass ich zumindest von Hand einigermaßen komfortabel löschen kann.
    • In Sachen Fotoverwaltung wollte ich Picasa nicht missen. Google stellt eine Linux-Version bereit, die auch ohne Probleme funktioniert. Sie ist allerdings auf Wine aufgebaut, also einer Emulation von Windows. Deswegen sieht alles sehr windows-artig aus. Das Programm funktioniert aber einwandfrei, wenn man davon absieht, dass der Bilderimport von meiner Kamera nicht so recht will. Das erledige ich nun stattdessen mit F-Spot. Dieses wiederum hat leider keine Löschfunktion, so dass ich die Bilder direkt an der Kamera löschen muss. Kein großes Problem, aber eine Umstellung.
    • Die Skype-Version für Linux ist schon etwas betagt im Vergleich zur aktuellen Windows-Variante, funktioniert ansonsten aber ordentlich.
    • Google Earth wollte beim Direktdownload von der Google-Seite und anschließender Kommandozeileninstallation nicht funktionieren. Nachdem ich aber die Softwaresammlung Medibuntu zu meinen Paketquellen hinzugefügt habe, konnte ich eine funktionstüchtige Installtion erhalten. Eigentlich brauche ich das Programm nicht. Es diente eher meinen neuerlichen GPS-Tracking-Experimenten. Die Anzeige von mit Geotags versehenen Bildern auf der Google-Earth-Karte funktionierte schon unter Windows nur leidlich. Unter Linux sieht es damit noch schlechter aus, auch weil die Verknüpfung zwischen Picasa und Google Earth nicht funktioniert. Da suche ich noch ein bisschen nach dem richtigen Dreh.
    • Die Möglichkeit, jedes dahergelaufene Programm, das gerade passend zum aktuellen Zweck erscheint, installieren zu können, vermisse ich ab und zu. Wenn man schnell eine bestimmte Sache erledigen will, ist es oft umständlicher, sich durch die Software-Bibliothek zu wühlen. Jedoch muss man auch dabei die Vorteile sehen. Dieser Wildwuchs unter Windows müllt nicht nur das System voll, sondern ist zudem ein Risiko, weil auch seriös erscheinende Programme vielleicht gar nicht so seriös sind. Auch erledigt sich damit das Grundproblem, dass man sich unter Windows selbst um Updates für die installierten Programme bemühen muss. Die zentrale Paketeverwaltung erledigt das. Unbedarfte Benutzer werden das sogar schätzen, da sie ohne lange Umschweife eine Fülle von Programmen finden können.
    • Was sie leider nicht erledigt, ist, dass man damit auch auf die Zulieferung aktueller Versionen angewiesen ist. Ich vermisse etwas die schnelle Ordnersuchfunktion in Thunderbird 3.1, weil ich hier nur 3.0.6 habe. Das ist verschmerzbar, wäre aber ausgesprochen schade, wenn bei irgendetwas eine neue viel bessere Version von einem Programm herauskäme. Aber auch hier gilt: man kann sich nicht wirklich über einen kostenlosen Dienst beklagen.

Positiv ist vor allem, die Entwicklung über die Jahre zu sehen. Als ich zum ersten Mal mit Linux herumspielte, wurde eine komfortablere Bedienung noch als „Klickibunti“ abgetan. Da war es schwer, einen Vorteil gegenüber Windows zu sehen, wenn viele Programm nur auf der Kommandozeile funktionierten und die Hardwareunterstützung Mängel hatte. Das Ganze hat sich von einem System, wo man noch sehr viel über die Kommandozeile wissen musste, zu einer modernen Arbeitsumgebung entwickelt. Man kann nun beruhigt glauben, wenn jemand sagt, dass man praktisch alles, was man unter Windows hat, auch unter Linux haben kann – mit Ausnahme moderner Spiele vielleicht, was mich persönlich aber nicht kümmert.

Und so gilt trotz aller meiner Herummäkeleien: es handelt sich um Luxusprobleme. Man braucht nicht das Mantra herunterrattern, dass man sich für das bessere System entschieden hat, um damit für sich selbst den Verzicht auf Funktionen, Komfort oder gar Bugs zu rechtfertigen. Diese Zeiten scheinen definitiv vorbei zu sein. Man erhält ein schickes System, das viel kann und nichts kostet.

Ekelerregend

Nun sind auch noch die Nazis unter die Spammer gegangen:

Hamburger Abendblatt News Nr. 3212

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Bitte leiten Sie diese Nachricht auch an Ihre Freunde & Bekannte weiter!
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Rudolf Heß – Das war Mord !

Mord verjährt nicht!

Zum Todestag von Rudolf Heß

Was hat man von seiten der Alliierten nicht alles getan, um das Andenken an
Rudolf Heß auszulöschen: ein halbes Leben lang, fast 46 Jahre, hat man ihn […]

Ein anderes Mal wurde mir die Mail mit dem Betreff „Mord von deutscher Regierung vertuscht“ als „Stuttgarter Zeitung News Nr. 5344“ zugesandt.

Das ist schon ziemlich widerlich, zumal die entsprechenden Kreise mit ihren Behauptungen um Rudolf Heß und seiner Verklärung zum Märtyrer hier ein Thema haben, das auf den ersten Blick als einigermaßen seriös daher kommt.

Ich habe mir das nicht ganz durchgelesen, weil ich durch vorige eingehende Beschäftigung mit dem Thema die ganze Litanei schon kenne: Heß als angeblicher Friedensengel, der den vermeintlichen Friedensunwillen der Briten (genauer gesagt Churchills) hätte bezeugen können und deswegen unter Verschluss gehalten oder aus dem Weg geräumt werden musste. Hitler hätte Churchill angeblich ein umfängliches Friedensangebot gemacht, aber dieser sei nicht darauf eingegangen, weil er den Krieg wollte. Das Ganze ist gestützt auf britische Dokumente, die sich bei einer Analyse als Fälschung herausstellten. Das ficht die entsprechenden Leute natürlich nicht an, daraus die Geschichte vom Mord an Heß zu stricken. Außer einigen sehr dünnen Indizien, die einen Mord möglich machen, aber keineswegs belegen, gibt es nichts brauchbares. Was natürlich kein Hindernis ist, trotzdem felsenfest zu behaupten, das seien alles abgesicherte Fakten.

Der ganze Text ist von Olaf Rose unterzeichnet, ein Historiker mit einschlägigem Ruf, der unter anderem Autor für das NPD-Parteiblatt „Deutsche Stimme“ ist und Preise von entsprechenden Organisationen erhalten.

Am Ende des Textes findet sich ein Link zu einem Anti-Nazi-Plakat der Grünen Jugend. Vielleicht wollen die Macher das dadurch noch unschuldiger erscheinen lassen.

Es hat mittlerweile anscheinend Tradition, mit unverfänglicher Verpackung zu arbeiten. Schon vor 6 Jahren war Olaf Rose an einem „Dokumentarfilm“ namens „Geheimakte Heß“ beteiligt, der die ganze Geschichte im Guido-Knopp-Stil präsentiert und anscheinend sogar n-tv narrte, so dass sie den Film ausstrahlten.

Ich hoffe, ich bleibe künftig von so einem Müll verschont.

Räkkryssning

Gestern abend stand meine erste Räkkryssning (Krabbenkreuzfahrt) oder auch Räkafton (Krabbenabend) an. Der Name ist Programm: außer den Krabben gibt es nur Mayonnaise, Brötchen und Margarine. Für nicht so große Freunde des Schalentiers wurden alternativ Tacos angeboten. Vegetarier gucken bis zum Nachtisch in die Röhre, zu dem man uns Weintrauben, Kekse und Käse auftischte. Ein echter Beitrag zur ausgewogenen Ernährung also. Währenddessen schipperten wir nach Vaxholm und zurück. Das Ganze kostete 260 kr pro Person – zuzüglich Getränken, versteht sich.

Dazu spielte der Alleinunterhalter Janne Y. Andersson. Die Hintergrundmusik kam vom Synthesizer, während er Gitarre spielte und dazu sang. Kein hochkulturelles Ereignis, aber anhörbar. Sein Konzept war interessant: er spielte anfangs ein paar Lieder und zog sich dann in das Kabuff hinter der Bühne zurück, um erst wieder aufzutauchen, als die ganze Truppe an Bord ordentlich was getrunken hatte und daher sofort die Tanzfläche stürmte. Am Schluss wurde dann sogar eine Zugabe verlangt. Der Mann versteht was vom Showbusiness, was man auch daran zweifellos erkennen konnte, dass er je nach Genre den Hut wechselte.

Das Wetter war nur mittelprächtig, wie man an obigen Fotos gut sehen kann. Die ganze Sache war auch eine gute Gelegenheit, mein neues GPS-Spielzeug auszuprobieren. Hier die Route:


Visa Räkkryssning på en större karta

Gerne hätte ich Karte und Fotos kombiniert, aber eine einigermaßen brauchbare Lösung konnte ich nicht auftreiben.

Seltsame Mails und das Dilemma der Hilfsbereitschaft

Diese Aktivitäten im Internet haben über die Jahre einige interessante Nebeneffekte erzeugt. Neben der gelegentlichen unerwartete Besucherwelle sind das auch immer wieder unerwartete Kontaktaufnahmen. So erhielt ich neulich eine Mail eines Arztes aus meiner Heimat, der in Schweden in Urlaub machte und sich fragte, welche Schären den besuchenswert seien. Ein anderer Schreiber wies mich auf die Geschichte mit dem schlecht recherchierten Zeit-Artikel hin, den ich hier kürzlich seziert habe.

Ich helfe natürlich gerne, wenn gefragt wird, aber versuche auch, ein waches Auge zu behalten.

Vor zwei Tagen erhielt ich eine Mail, in der ein Mann mir erzählte, er habe eine Schwedin im Urlaub kennengelernt. Sie habe ihm ihre Adresse gegeben, aber er habe sie verlegt. Nun suche er sie und fragt mich, ob ich ihm sagen könne, wie das zu bewerkstelligen sei. Er habe ihre SIM-Karte, denn die habe sie vergessen, und somit auch ihre Telefonnummer.

Auf den ersten Blick gar nicht mal so abwegig das Ganze. Diese Geschichten von Urlaubsliebeleien kennt schließlich jeder. Im Detail wurde ich dann aber doch etwas stutzig. Nicht nur die Geschichte mit der SIM-Karte erschien mir etwas seltsam. Die Mail war zudem an meine private E-Mail-Adresse gerichtet, die hier nicht publiziert ist. Sie ist nicht direkt geheim, aber es ist schon fraglich, wie jemand, der mich angeblich nicht kennen soll, an sie herangekommen ist. Zudem war an der Grußfloskel zu erkennen, dass die Mail aus dem Urlaubsort stammen soll. Es wäre dann also anzunehmen, dass der Schreiber keine großen Ressourcen zur Recherche hat.

Da zögerte ich schon. Ich habe ja keinen Zugang zu irgendwelchen geheimen Daten, aber die Hinweise zu einer erfolgreichen Personensuche wollte ich nicht gleich auf dem Silbertablett präsentieren. Eine Stalking-Gefahr ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber man weiß ja nie. Auch war ich mir nicht sicher, ob das Ganze nicht irgendeine Art schlechter Scherz war.

Also fragte ich, woher er die Adresse habe. Antwort: aus einem Forum. Nur bin ich mir ziemlich sicher, dass keines der Foren, die ich besucht habe, diese Daten einfach so weitergeben würde, und ich bin mir auch recht sicher, dass ich die Adresse selbst nicht dort publiziert habe. Selbst wenn sie aus einem Forum wäre: wieso hat der Schreiber nicht einfach in dem Forum die dort aktiven Leute gefragt?

Mir erschien das alles höchst suspekt, und ich habe (höflich) abgelehnt.

Die Antwort an mich endete mit den Worten:

Ach leck mich trottel

Kein Fehler, manchmal skeptisch zu sein.

Nachtrag: die nächste Mail war weitaus freundlicher. Ich konnte sogar die Seite ausfindig machen, die so laxe Sicherheitseinstellungen hat.

Ich bin dann mal weg

Es steht nämlich eine wichtige Reise an. Vor zwei Tagen erhielt ich folgende Mail:

I am General John Myam.A General in the Republic Ghana Army and i am also
the Chief security officer in charge of the Kotoka International Airport
Accra Ghana.

Na, das ist doch mal eine Hausnummer! Kein Vergleich mit diesen zwielichtigen Bankern aus Hongkong, die mir immer irgendwelche Quatschmails schreiben.

Compliment of the season and how are you today?

Danke, sehr gut – so ein Compliment of the season im Sommer schmeckt bestimmt auch gut mit Sahne.

This is to notify you
that a Man was arrested with Two Strong metallic consignment boxes with
your name on it. He was holding fake Diplomatic Passports claiming that
he is a Diplomat who is on a special delivery that he suppose to deliver
the two consignment boxes to you.

Oha, na das ist ja mal eine Sache. Diplomatische Kisten für mich? Ich kenne doch gar keine Diplomaten. Aber wer weiß, bei meiner Prominenz.

After one week of serious interrogation , our investigation revealed that
he stole these boxes from the original Diplomat who was to deliver these
consignment boxes to you.

Na, nach einer Woche „serious interrogation“ (*zwinker* *zwinker*) packen die bösen Buben aus, notfalls auch zwei Koffer an mich. Ich bin da ganz bei Ihnen, General Myam.

Because he do not have the keys to this boxes we have to take these
boxesto the scanning room and scan them .They both contains clean
spendable hundred Dollars bills and bigger metallic boxes have $7.2
million USD inside it and the smaller one have $4.7 Million USD inside it
also.

Sapperlot – was macht denn der mit Geld, das an mich adressiert ist? Jetzt wird es ja interessant.

Both are bearing your contact on them . so i want to know if you will want
me to help you deliver this Boxes to you. I can deliver these boxes myself
to you with my influence as a General in the Army of the Republic of Ghana
and who have served under the United Nations during the formally United
Nation secretary General Dr. Kofi Annan who happen to be a Ghanaian too
and also my blood relative.

Dann schöne Grüße an die Verwandtschaft – ich finde, Kofi war ein Spitzen-Generalsekretär.

Dem lieben General bin ich natürlich gerne bei der Auslieferung behilflich. Ich muss lediglich eine vierstellige Anzahlung für die Formalitäten leisten. Aber wenn es sonst nichts ist.

Also, ich bin dann mal unterwegs. Accra, ich komme!

PS: Aus terminlichen Gründen muss ich leider die Entgegennahme des folgenden Gewinns absagen:

Guten Tag Online User 3687,

Ihr Apple iPhone 4G ist bereit zum Versand. Es könnte schon in wenigen Tagen bei Ihnen sein.

Natürlich fallen keine Kosten für Sie an, und das Handy ist an keinen Vertrag gebunden. Sie können ganz einfach Ihre SIM Karte in dem Gerät verwenden.

Bitte klicken Sie hier:
[…]
Bitte besuchen Sie nun unsere Seite!

Viele Grüsse,

Berit Eisenhauer

Wer das Telefon haben möchte, kann sich gerne bei mir melden.

Gedanken zum Tage

Da die heutigen Themen kaum unter einen Hut zu kriegen sind, reaktiviere ich diese uralte Rubrik:

  • Heute war, wie im letzten Beitrag vergeblich angekündigt (Import funktionierte nicht), die Prideparade in Stockholm. Fast schon traditionell war ich als Busfahrer unterwegs und hatte so meinen Spaß mit umgelegten Fahrstrecken. Spaß kann man wirklich so sehen, denn es ist nicht nur eine angenehme Abweichung vom Alltäglichen, sondern auch eine schöne Gelegenheit, als Dienstleister zu fungieren – die Passagiere sind dankbar für jede Hilfestellung. Nur einer nicht, der nicht nur reichlich betrunken, sondern der Meinung war, seit 30 Minuten sei kein Bus mehr gekommen (was eigentlich angesichts der Straßenverhältnisse nicht sein kann), und dies auch in entsprechendem Ton von sich gab. Dummerweise gilt da für mich die goldene Regel: wer mir blöd kommt, dem komme ich auch blöd. Ohne Ticket ging nichts.
  • Das andere Extrem zu Pride fand in Duisburg statt. Ich hatte das Beben in Hannelores Kraft Stimme ja erst dem Livestream angekreidet, aber die Presse schreibt einhellig, dass sie wirklich den Tränen sehr nahe war. Wie ich auch gelesen habe in meinen heutigen Pausen, waren die öffentlichen Übertragungen der Trauerfeier nicht gut besucht. Vielleicht ist es bezeichnend, im Stillen und privat über eine Tragödie zu trauern, die so öffentlich war und ist.
  • Wie schon beim Liveblogging-Beitrag angemerkt: wirklich funktioniert hat auch dieses System nicht. Ein literarischer Hochgenuss war es sowieso nicht. Das Spiel war auch nicht direkt schön, weil es oft nicht ganz fair zuging. Jedoch ist das Ergebnis berechtigt. Die Südkoreanerinnen haben durch schwere Abwehrfehler jegliche Chancen auf den Sieg verschenkt. Geradezu kurios war das letzte Tor: ein Schuss von Alexandra Popp prallt an der Latte ab und fliegt nach oben. Der Ball verlässt aber nie den Spielraum, was der im Strafraum stehenden koreanischen Abwehrspielerin nicht klar gewesen zu sein scheint. Sie nimmt den Ball einfach in die Hand, was natürlich vollkommen korrekt als Handspiel gewertet wurde, wie auch die Schiedsrichterin nach Absprache mit der Linienrichter so sah. Popp verwandelte den Elfmeter – eine Demütigung für die Koreanerinnen. So bleibt an diesem Punkt des Turniers festzuhalten, dass die Unterschiede doch noch viel größer sind als erwartet. Einzig die Nordkoreanerinnen schienen unserem Team einigermaßen gewachsen zu sein. Deswegen ist schon mehr oder weniger klar, wer morgen Weltmeister wird. Die Nigerianerinnen, die sich schon gegen die USA erst im Elfmeterschießen durchsetzten, gewannen gegen Kolumbien auch nur durch ein glückliches sehr frühes Tor. Da ich das Spiel nicht live werde sehen können, kommt eine Nachlese später.

Damit genug für heute – mehr morgen.

Värmdös Tierleben

Gestern habe ich mich vergeblich darin versucht, die Viertelfinals von Samstag zu kommentieren, ohne die Tragödie, die sich nicht allzuweit der Stadien abspielte zu ignorieren. Jenseits des Beileids und dass ich selbst einmal bei einer Loveparade war (der größten der „echten“ in Berlin) und mir bis heute vorhalten lassen muss, an dem Tag auch in die nagelneue Reichstagskuppel gegangen zu sein, hätte ich nichts zu sagen. Was will man auch sagen, wenn soviel gesagt worden ist?

Also geht es jetzt erst einmal um etwas Possierliches für zwischendurch. Mein Wohnbezirk ist zwar der sozial schwächste der Gemeinde, was man an den Zuständen vor der Pizzeria mit Ausschanklizenz des öfteren gut erkennen kann. Unsere Ecke ist dennoch ganz beschaulich, denn die weiter unten gelegene Eigenheimsiedlung sieht man nicht, so dass man beim Blick aus dem Küchenfenster den Eindruck gewinnt, man wohne direkt am Wald.

Katzen sind zwar nicht so exotisch, aber dass sie nicht alleine auftreten doch etwas ungewöhnlich. Rehe vor dem Haus sind aber schon etwas seltener. Beim Joggen sieht man sie aber häufig. Auf einen Elch warte ich allerdings auch nach 5 Jahren in Schweden immer noch vergebens.

Linux Sunday

Grau – so sieht dieser Sonntag aus. Der graueste Tag seit mindestens 4 Wochen. Das Gras kann der Regen jedoch nicht mehr retten. Das ist in weiten Teilen der Region schon lange braun.

Ich nutze die verbleibende Zeit, bis ich los muss, um noch einmal zu versuchen, meinen Computer neu zu installieren. Und, das macht es so umwälzend, ich werde damit auf Linux umsteigen. Mit diesem Schritt habe ich mich schon länger getragen, immer mal wieder.

Vor 9 Jahren versuchte ich es zuletzte. Aus heutiger Sicht ist das die Steinzeit. Der Computer war neu, und alles ging scheinbar glatt. Bis Datenverluste auftauchten und es offenbar wurde, dass der Festplattencontroller noch zu neu war.

Dieses Mal gab ich der Sache mehr Zeit. Mein Motherboard, ein ASUS M2N-SLI Deluxe, ist schon etwas älter, und es waren in erster Linie die kleinen Krankheiten, die bei Dauerbenutzung von Windows XP auftauchten, die mich veranlassten, hier den Schnitt zu versuchen. Zunächst habe ich das System auf meinem alten Laptop installiert, um etwas vorzufühlen und zu testen. Die Ergebnisse waren recht ermutigend.

Eine Sache ist es jedoch gar nicht. Es ist wiederum die Hardware. Schon beim Laptop zeigte sich beim Update auf Ubuntu 10.04, dass der Grafikchipsatz des immerhin 6 Jahre alten Geräts nicht richtig unterstützt wird. Erst nach mühsamer Suche und dem Setzen einer Kerneloption funktionierte es wieder. Es wird dabei anscheinend auf einen älteren Modus zurückgegriffen. Diese Fallbacklösung ist aber auch nicht hundertprozentig. Gelegentlich schmiert der X-Server ab und dann hilft nur noch ein Neustart. Videos angucken scheint jedenfalls nicht wirklich zu funktionieren. Zumindest nehme ich an, dass es einen Zusammenhang gibt.

Die logische Alternative für meinen Hauptcomputer wäre Windows 7 gewesen. Da scheue ich ehrlich gesagt ein bisschen die Investition, denn mein Windows XP konnte ich über eine Studentenlizenz erhalten. Eine Möglichkeit, die mir mittlerweile nicht mehr offen steht. Also sollte es auch Ubuntu werden.

Das wäre wohl auch kein Problem gewesen. Wenn da nicht, man ahnt es schon, die Hardware wäre. Seit mittlerweile gut 5 Jahren oder so leiste ich mir den Luxus eines RAID1. Das ist schlicht, dass ich zwei identische Festplatten eingebaut habe. Das Motherboard spiegelt jede Schreibeoperation auf beide Festplatten, so dass ich im Falle eines Schadens auf einer Platte eine identische Kopie zur Verfügung habe. Auch Windows XP tat sich damit etwas schwer, aber nach dem Nachladen eines Treibers per Diskette (!) funktionierte es immer. Das ist das Schöne an Windows: es funktioniert nie richtig toll, aber immer doch irgendwie.

Bei Ubuntu wollte es aber gar nicht. Partitionen auf der Festplatte anlegen ging noch, aber beim Erstellen des Dateisystems war mit einer Fehlermeldung die Angelegenheit beendet. Nach längerem Herumtesten stellte sich heraus, dass es vermutlich an diesem Hardware-RAID liegt. Anzunehmenderweise kommt Linux zwar mit dem zuständigen Chipsatz nVidia nForce 750 SLI MSC klar, aber nur solange man dort keinen RAID einstellt.

Darum habe ich nun auf eine weitere Fallbacklösung gesetzt: ein Software-RAID, d.h. anstatt des Motherboards übernimmt eben Linux selbst das doppelte Schreiben auf die beiden Platten. Aber auch damit gehen Probleme einher. Eine exakte Spiegelung der beiden Platten, die auch noch bootfähig ist, scheint nicht möglich. Zumindest habe ich keine Lust, noch mehrfach die Installationsprozedur zu durchlaufen, bis es endlich geht.

Nun also die Minimallösung: nur die benutzerbezogenen Daten sind gespiegelt. Das ist nicht weiter schlimm, denn dank der (im Gegensatz zu Windows) durchdachten Verzeichnisstruktur unter Linux werden sich dort dann auch wirklich alle wichtigen Daten befinden. Zudem würde ich im Falle eines Festplattenschadens ohnehin eine Generalüberholung des Systems durchführen. Der RAID1 dient für mich in allererster Linie zur verbesserten Datensicherheit. Einen Vorteil hat diese Lösung auch. Bei der reinen Festplattenspiegelung hat man nur 50% der Kapazität zur Verfügung. Jetzt habe ich sogar etwas mehr, weil die „Randbereiche“ der beiden Platten für unterschiedliche Aufgaben verwedet werden können.

So sitze ich nun hier, führe vielleicht zum 15. Mal die komplette Installation durch. Der Sonntag ist immr noch grau. Vielleicht wird er später dann doch noch Ubuntu*.

* Dies ist mein Betrag für den Wettbewerb „Wortspiel des Jahres“.

Aufreger zum Samstag

Eigentlich sollte man denken, Haribo sei eine Firma von Welt. Und dann sieht man diese Werbung im Bus. Und das nicht nur einmal. Diese Kampagne läuft mit diesem einen Plakat seit mindestens vier Wochen.

Wer macht sowas?

Ich bin weder ein Bildbearbeitungsguru noch ein Werbespezialist – aber ich weiß genug von beidem, dass das ein Eimer Gülle auf ein Papier gebracht ist. Das könnte ich wohl noch besser.

Aufbau, Farbwahl, Inhalt. Da stimmt nichts. Schon die Aufforderung, haribo.com unter seinen Favoriten abzuspeichern, zeugt davon, dass der Macher keinen Schimmer hat, von was er da redet. Wer macht schon eine Seite, wo es um Gelatine-Süßigkeiten geht, zu seinem Favoriten, weil er es auf einem Plakat gelesen hat?

Der Abschuss ist aber das Logo links unten. Die Vorlage war offenkundig so schlecht, dass man die JPEG-Artefakte problemlos erkennen kann.

Man könnte meinen, ein ehemaliger BP-Photoshopper hätte ein Praktikum bei Haribo gemacht und dieses Plakat auf Koks fabriziert. Peinlich für eine Firma, die weltweit operiert.