Sehr Nobel

Horace Engdahl bei der Pressekonferenz

Während in Oslo unbequeme Wahrheiten prämiert werden, stelle ich hier noch meine Aufnahmen von gestern ein. Bei der Bekanntgabe gestern war wie immer viel los. Diese Veranstaltung hat immer eine sehr eigene Atmosphäre. Um eine Tür in einem offensichtlich schon sehr alten Saal (es handelt sich um den Stora Börssalen, also den Großen Börsensaal, wenn ich es richtig gesehen habe) scharen sich Journalisten und Schaulustige, um darauf zu warten, dass im Raum hinter der Tür eine Uhr dreizehn schlägt. Dann tritt nämlich Horace Engdahl, seines Zeichens ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, vor die Tür, und verkündet nach einer kurzen Begrüßung („Guten Tag zusammen und willkommen bei der Schwedischen Akademie“) die Entscheidung. Es folgt frenetischer Jubel, vollkommen egal, wer gewonnen hat.

Jene ist jedes Jahr umstritten. Die übliche Spanne der Kritik reicht von „zu spät“ über „nicht preiswürdig“ bis zu „da gibt’s noch bessere“. Dennoch wird auch die diesjährige Entscheidung, den Preis an Doris Lessing zu vergeben, den Preis mit Sicherheit unbeschädigt lassen. Außerdem wurde ja das „Lex Buck“ eingehalten, nach dem ein Preisträger schon einmal vorher nominiert gewesen sein muss.

Für all die Enttäuschten: nächstes Jahr wird es Philip Roth – ganz bestimmt.

Noch ein paar Worte zum Friedensnobelpreis. Al Gore ist wirklich nicht der Messias, für den er neuerdings gehalten wird. Er lässt sich nämlich auch bei Bedarf teuer dafür bezahlen, um auf Ethanolkongressen zu sprechen. Die Anreise erfolgt dann natürlich auch mit dem Privatjet. Zudem sind auch nicht alle Fakten in seinem Film komplett richtig dargestellt. Dennoch ist die von ihm übermittelte „Wahrheit“ genauso unbequem und wahr, wie er vorgibt. Ohne seinen Film hätte die Welt nicht halb so viel Interesse am Klimaproblem entwickelt. Seither hat sogar Präsident Bush das Problem erkannt, und die EU redet ständig davon. Kuam vorzustellen, dass dieser Effekt gleichermaßen eingetreten wäre, wenn nur ein UN-Bericht dazu herausgekommen wäre.

Die Auszeichnung Gores ist also durchaus berechtigt. Richtig salomonisch wurde die Entscheidung aber erst dadurch, dass man auch die UN ausgezeichnet hat. Nicht dass die UN samt ihren Unterorganisationen nicht schon genug Preise erhalten hätten, aber eine im Allgemeinen mit diesem weltweiten Problem befasste Organisation auszuzeichnen war nur berechtigt. Dies spiegelt auch wider, dass der Nobelpreis immer weniger für Einzelleistungen vergeben wird und dafür immer mehr für Gesamtleistungen von Gruppen und Organisationen. Manchmal denke ich mir, das wäre auch bei verschiedenen wissenschaftlichen Leistungen nicht falsch.

Helmut Kohl ging also neuerlich leer aus. Aber ehrlich gesagt ist mir Al Gore auch deutlich lieber.

Nobel Nobel

Nobelpreis

Es ist einmal wieder soweit – die Nobelpreise werden vergeben. Die Pressekonferenzen zur Bekanntgabe des Preisträger werden wie immer mit der für den Nobelpreis in Medizin oder Physiologie eingeleitet. Da ich keine Ahnung von den prämierungswürdigen Forschungsleistungen in diesem Bereich habe, lass ich mich überraschen.

Der Wallenbergsaal im Nobelforum des Karolinska Institutet ist schon ziemlich voll, als wir eine halbe Stunde vor Beginn ankommen. Wieder gibt es nur einen Stehplatz für mich. Eigentlich ist es ja egal, solange man etwas sieht.

Die Namen der Gewinner und deren genaue Leistungen gingen natürlich schon lange über die Nachrichtenagenturen in die Welt hinaus, so dass ich eingach nur noch hierauf verweise.

Allerdings habe ich ein paar Videos zu bieten.

Die Stimmung vor der Vergabe:

Eine Fernsehreporterin von TV4 macht einen Aufsager, woraufhin die ganze Menge erwartungsfroh ruhig wird:

Und hier die Verkündung:

Das Ganze gibt es in erheblich besserer Qualität, aber auch erheblich kürzer, von nobelprize.org selbst in einem YouTube-Channel:

Gedanken zum Tage

Es ist fast halb 3 Uhr in der Nacht. Ich bin gerade von der Arbeit zurückgekommen und fühle mich gerade noch so in der Lage, ein paar Dinge über die letzten Tage loszuwerden.

  • Letztes Wochenende war OB-Wahl in Rastatt. Positiv ist aus meiner Sicht ist, dass es zu einer Stichwahl kommt und es zumindest einen aussichtsreichen Gegenkandidaten zum Amtsinhaber gibt, der das Rennen noch spannend machen könnte. Allerdings hat Walker gute Chance auf eine neue Amtszeit, da ihn aus dem Stand 46 % gewählt haben. Es ist mir echt ein Rätsel, wie so etwas zustande kommt. Viele Freunde hat Walker sich in den letzten Jahren ja nicht gemacht.
  • Beim Lesen dieses Artikels kam mir dann auch ein, wer eventuell Kanzlerkandidat der SPD im Jahr 2009 werden könnte: Klaus Wowereit. Wenn wir verlieren, hatten wir wenigstens eine gute Party. Wenn wir gewinnen, haben wir den ersten homosexuellen Regierungschef, was auch sehr innovativ wäre.
  • Nochmal Politik: hier in Schweden hatte die Regierung gerade einjähriges Jubiläum. Die meisten Kommentatoren bescheinigen der Regierung eine mittelmäßige Leistung. Eine umfassende Analyse spare ich mir hier, aber grob gesagt ist es eigentlich so, dass die Regierung genau das macht, was sie im Wahlkampf angekündigt hat – und die Schweden merken so langsam, dass ihnen das doch nicht so gefällt. Die Umfragenwerte sind im Keller und im Detail bemerkt man Dissonanzen zwischen den Regierungsparteien – deren Forderungen stehen sich teilweise diametral entgegen. Das wird die Regierung sicher nicht zerbrechen lassen, aber Zeichen des Bröckelns sind ohne Frage medienwirksam. Der Rücktritt des Verteidigungsministers Odenberg und der Verlust der bürgerlichen Mehrheit in dem an Stockholm nördlich angrenzenden Sundbyberg machten sich deutlich bemerkbar.
  • Seit letztem Wochenende hat der Umzug in eine neue Wohnung begonnen. Mittlerweile war ich schon dreimal bei einem namhaften schwedischen Möbelhaus.
  • Köttbullar und Fressalien am Ausgang sind übrigens nicht etwa ein Exportgag von IKEA – das ist in Schweden selbs nicht viel anders.
  • Ich möchte an dieser Stelle auch die schwedische Ehrlichkeit loben. Bei einem IKEA-Besuch habe ich meinen MP3-Player irgendwo verloren. Tags darauf hatte ich ihn wieder zurück. Ich bin begeistert.
  • Übrigens haben wir nicht alle Möbel von IKEA. Zur Unterstützung der deutschen Wirtschaft haben wir unsere Lampen bei Bauhaus gekauft.
  • Einen sehr mondänen Schreibtisch wollte ich bei einer Konkursauktionenwebseite ergattern. Leider wurde mir das dann doch zu teuer und ich stieg aus. Stattdessen habe ich nun ein vergleichbares Modell, das neu ist und nicht viel teurer. Einen Schreibtischstuhl konnte ich aber für rund 50 € erwerben. Ich hatte mich dabei zunächst gar nicht damit auseinandergesetzt, welche Firma denn da abgewickelt wurde. Jetzt bei der Abholung sah ich es umso deutlicher: es war die Kinokette Astoria Cinemas, deren Niedergang ich schon neulich bedauert hatte. Da ich heute der Zerfledderung der Büroräume beiwohnen durfte und an den Kinos Plakate hängen, dass jetzt gerade Sommerpause sei, ist damit das Ende von Astoria definitiv besiegelt – mit einer Rettung durch einen Investor ist da wohl nicht mehr zu rechnen.

Einrichtung

Straßenbahn

In den letzten Wochen war meine Postingfrequenz etwas niedrig. Aus verschiedenen Gründen: vor allem arbeite ich momentan noch Vollzeit, nicht selten zu unmenschlichen Zeiten. Dann hat auch noch die Uni begonnen, die Hello Everybody Show läuft wieder und ich ziehe um. Seit gestern haben meine Freundin und ich eine gemeinsame Wohnung. Sie ist zwar noch reichlich leer, aber wir haben noch über zwei Wochen Zeit, die notwendigsten Einrichtungsgegenstände zu besorgen. Bis dahin habe ich nämlich noch mein bisheriges Zimmer.

Die Einrichtung verzögert sich auch etwas durch die Finanzen – in Schweden werden die Gehälter am 25. des Monats ausgezahlt. Bis dahin ist also das Budget nur sehr eingeschränkt. Unsere Möbel kaufen wir dem Klischee gemäß fast vollständig bei IKEA, der zwar deutlich teurer ist als in Deutschland, aber immer noch billiger als die Konkurrenz. Zwar haben wir auch anderweitig durch private Ankäufe ein paar Möbel zu Spottpreisen zusammengehamstert, aber das reicht natürlich nicht aus. Beim privaten Kleinanzeigenmarkt Blocket, der in Schweden aus unerfindlichen Gründen so beliebt ist wie Ebay in Deutschland, gäbe es zwar auch allerhand, aber echte Schnäppchen sind hier nur eingeschränkt verfügbar. Ich hoffe auch, teilweise nützlichen Krempel von einer Webseite für Konkursauktionen abstauben zu können. Da sich die meisten Leute natürlicherweise auf die wirklich interessanten Dinge wie Laserdrucker und Computer stürzen, kann ich vielleicht das eine oder andere Schnäppchen mit weniger interessanten Restbeständen machen.

Man mag sich nun fragen, was das alles mit dem Bild zu tun hat – ziemlich genau nichts. Die „historische“ Straßenbahn, die wohl nicht ganz so historisch ist, wurde nämlich mittlerweile zurück nach Spanien verschifft, wo sie ursprünglich auch herkam. Und ich war zufällig frühmorgens mit der Linie 1 draußen am Freihafen, um das zu beobachten.

Doch recht gehabt

Neulich verkündete ich hier, dass der nördlichste ALDI der Welt in Skagen am Nordende Dänemarks liege. Daran äußerte ein Freund Zweifel, da es ja auch in Großbritannien ALDI gibt. Das stimmt, aber der nördlichste ALDI der Welt ist wohl doch der in Skagen. Der nördlichste ALDI Großbritanniens ist nämlich nach meinen Recherchen der in Elgin, Schottland. Der Ort liegt auf 57° 38′ nördlicher Breite, während Skagen auf 57° 43′ nördlicher Breite liegt. Skagen liegt also etwas weiter nördlich, ungefähr auf der Höhe von Lossiemouth, Schottland. Und das sind immerhin 8 Kilometer Unterschied.

Nun aber genug mit der ganzen Discounterei.

Gör det själv oder lieber nicht

Heute habe ich es gewagt und den Ölwechsel gemacht. Die Werkstatt war eine üble Enttäuschung – außer Entsorgungsmöglichkeiten und einer Hebebühne war so gut wie nichts vorhanden. Werkzeug konnte man mieten, aber so etwas „exotisches“ wie eine Schlaufe zum Lösen und Festziehen des Ölfilters gab es nicht. Also blieb er ungewechselt, und ich hoffe einfach nur, dass ich nichts kaputt gemacht habe – Öl verloren habe ich auf jeden Fall keines auf der Rückfahrt.

Verschiedenes

Weil ich momentan irgendwie wenig zum Schreiben finde, mal wieder einer meiner etwas uninspirierten Posts:

  • Das Wetter ist mittelmäßig bis schlecht. Der schwedische Sommer ist bislang stark reklamationsbedürftig. Ich bin dabei, die entsprechende Beschwerdestelle zu suchen.
  • Die schwedische Steuerbehörde „Skatteverket“ hat mir ein Formular zukommen lassen, mit dem ich meine Einkünfte aus Deutschland korrekt versteuern kann. Irgendwas sagt mir, dass ich dabei ungefähr genauso viel Spaß haben werde wie bei einer Zahnwurzelbehandlung. Allem Anschein nach werde ich bis Ende des Jahres monatlich einen mehr als nur grob abgeschätzten Beitrag versteuern, um dann nächstes Jahr konkrete Zahlen vorzulegen. Die Steuerbehörde kann wohl froh sein, dass mein Fall ausgesprochen selten ist – ansonsten wäre das nämlich ein erstklassiger Anreiz zur Steuerhinterziehung, denn das Verfahren beruht natürlich zu guten Teilen auf der Ehrlichkeit des Lohnempfängers. Ich werde jedenfalls alles korrekt angeben. Im Gegensatz zur Schweiz ist Steuerhinterziehung nämlich auch hierzulande ein Verbrechen.
  • Ähnlich freudig ist, dass meine praktische Prüfung wohl frühestens am 27. Juli stattfinden können wird, weil Prüfungstermine knapp sind. Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern. Bis dahin kann ich jedenfalls sehr gut fahren, so dass die Prüfung nur bei sehr viel Pech danebengehen dürfte.
  • Da genügend Zeit ist, werden nun eher ungewöhnliche Fahrstunden eingeschoben. So durfte ich heute morgen testweise die Linie 62 fahren, die von Fredhäll nach Storängsbotten geht – beides Stadtteile, in denen ich zuvor noch nie gewesen war. Spannend wurde es dann in der Innenstadt, wo nicht nur unzählige Touristen und die Marschkapelle des Wachwechsels am Schloss herummarschierten, sondern auch viel Verkehr ist und die Straßen häufig mehr als eng sind.
  • Am Freitag und am Montag werde ich dann alles über Fahrkarten und Brandschutz lernen. Ich bin gespannt.
  • Das Auswendiglernen der Linien ist wohl weniger wild, als ich ursprünglich dachte. Die Garage, in der ich fahren werde, bedient ungefähr 18 bis 20 Linien – das sollte also bald überschaubar sein.
  • Interessant wird übrigens ein anderes Mobilitätsthema – die Frage, was mit dem Auto, das ich hier habe, geschehen soll, ist immer noch nicht geklärt. Sicher ist jedoch, dass ein Ölwechsel fällig ist, den ich auch selbst vornehmen werde. Ansonsten bleibt mir aber wohl nur, eventuelle Mängel – sofern mir möglich – festzustellen, denn das einzige, was ich sonst noch in Eigenregie wechseln würde, sind Lampen und Zündkerzen. An Bremsen wage ich mich jedenfalls nicht heran – zuviel Fehlerpotenzial. Zudem muss ich auch eine Werkstatt finden. Glücklicherweise gibt es so genannte „Gör-det-själv-hallar“ (also „Mach-es-selbst-Hallen“), wo man die Werkstatt stundenweise anmieten kann. Manches Werkzeug gibt es da auch, so dass zumindest einem erfolgreichen Ölwechsel nichts im Wege stehen sollte. Sollte ich das Auto nach Schweden ummelden, folgt zu Anfang eine Art TÜV, bei dem dann ohnehin alles herauskommen wird. Das System ist aber recht gut durchdacht: jeder Autobesitzer bekommt einmal jährlich einen Termin beim schwedischen TÜV zugewiesen. Ist alles ok, bekommt man die neue Plakette. Wenn nicht, muss man es bei einer autorisierten Werkstatt reparieren lassen und bekommt dann die Plakette. Der schwedische Staat nimmt also Inspektionsfaulen zwangsweise etwas ab, denn so ist ein jährlicher Check garantiert.
  • Letzten Freitag war deutscher Stammtisch. Dort wurde etwas belustigt über die Inga-Lindström-Filmreihe im ZDF gesprochen. Christine hat sich neulich am Telefon auch darüber aufgeregt. Kurz gesagt, in Filmen wie „Sehnsucht nach Marielund“, „Im Sommerhaus“, „Sprung ins Glück“ und „Vickerby für immer“ werden Schwedenklischees meterdick aufgetragen und mit allerlei grob falschem vermischt. Zu den Mängeln kam mir bisher unter:
    • Schon in den Bildern ist offenkundig, dass dort wohl so gut wie alle in Häusern wohnen, die so ähnlich aussehen wie das von Michel aus Lönneberga.
    • Auf den Schäreninseln vor Stockholm wimmelt es laut den Filmen nur so von Elchen. Ich weiß zwar nicht, ob die Elche begeisterte Schwimmer sind, aber auf den doch meist sehr kleinen Schäreninseln ist mir noch nie einer begegnet. Das will aber für sich genommen noch nichts heißen, denn nach knapp 2 Jahren in diesem Land ist mir überhaupt noch nie ein Elch begegnet.
    • Fahrräder sind zu erstaunlichen Geschwindigkeiten fähig. Anscheinend kommen in den Filmen mehrere Szenen vor, wo jemand von den Schäreninseln ebenso mal schnell in einer Viertelstunde nach Sigtuna fährt. Da Sigtuna rund 50 km Luftlinie von den Schären entfernt liegt, kommt man da also grob geschätzt auf eine Geschwindigkeit von 200 km/h. Es geht aber erstaunlicher. Offenkundig liegt auch ein Ort namens Sundsvall nur 15 Minuten von den Schären entfernt. Das echte Sundsvall ist jedoch stolze 340 km von Stockholm entfernt. Allen Radfahrern in den Filmen ist daher dringend zu empfehlen, ihre Fahrräder zum Patent anzumelden und geeignete Schutzkleidung zu tragen.
    • Midsommarszenen wurden anscheinend im Winter gedreht, weswegen diverse Akteure offenbar ausgesprochen dick eingepackt waren für Ende Juni.

    Ich bin mir nicht so sicher, ob ich einen dieser Filme sehen möchte.

  • Interessante Meldung am Rande, die mich stark an eien Geschichte im SPIEGEL erinnert hat: Diplomaten zahlen ihre Strafzettel für Falschparken nicht. Das müssen sie auch nicht, denn sie sind ja immun. In der SPIEGEL-Geschichte ging es um einen interessanten Zusammenhang zwischen Strafzetteln und Korruption – zwei Wissenschaftler haben die Menge der unbezahlten Strafzettel von in New York stationierten Diplomaten untersucht und mit der Korruption im entsprechenden Land verglichen. Im dortigen Ranking sind zwischen den Listen wenige Ähnlichkeiten zu erkennen. Dies liegt aber daran, dass Tickets pro Diplomat gerechnet wurden. In absoluten Zahlen sieht die Sache schon ähnlicher aus: Russland führt in beiden Listen dann klar, und auch China bekleckert sich nicht mit Ruhm. Deutschland allerdings peinlicherweise auch nicht. Eine Methode der New Yorker war übrigens in den Berichten hier nicht zu lesen: Dort hat man einfach zur Bestrafung die Anzahl der vergebenen Diplomatenkennzeichen auf ein Minimum reduziert. Wer kein Auto hat, kann auch nicht falsch parken.
  • Hier ein Blog-Artikel über Prostitution. Ich habe mich ja hier zum Thema schon ein paar Mal ausgelassen. Kurz gesagt: in Schweden macht sich der Freier strafbar, die Prostituierte jedoch nicht. Der Autor scheint die Politik hierzulande gut zu finden – obwohl der Artikel durchaus die Problematik anspricht, dass die Straffreiheit der Werbung dazu führt, dass etwas versteckter im Internet um Freier geworben wird anstatt auf der Straße. Eine besonders seltsame Werbungsmethode ist das Bekleben von Ampelpfosten mit Telefonnummern und dem Wort „Massage“ oder auch „Erotische Massage“. Dann weiß jeder bescheid, und da Handynummern in Schweden im Gegensatz zu ziemlich allem anderen anonym sein können, fällt es leicht, Spuren zu verwischen. Der Artikel erweckt leider etwas den Eindruck, Prostitution ginge einfach unvermindet im Hinterzimmer weiter. Dem ist nicht so – wenn hier in Schweden einmal ein großes Bordell auffliegt, hat dieses weniger als 10 Angestellte. Im Vergleich zu den regelrechten Bordellburgen in anderen Teilen Europas ist das so gut wie nichts. Hinzu kommt, dass einfach auch sehr wenig geduldet wird. Keine Zeitungsanzeigen unter der nebulösen Überschrift „Kontakte“, kein Straßenstrich, keine roten Lampen – die Werbung erfolgt vergleichsweise versteckt und wird daher nur wenige anziehen. Die Abschaffung der Prostitution bleibt natürlich eine Utopie, aber man kommt ihr in Schweden schon recht nahe, denke ich.
  • Zum Abschluss etwas Amüsantes: Yvonne über einige seltsame Dinge hier in Schweden und die schwedische Alternative zum Sommerfest der Volksmusik

Nochmal Discounter

Wenn wir schonmal bei absurden Discounter-Fakten sind: ALDI schlägt LIDL nicht in Sachen Norden, aber bei weitem im Süden. Der südlichste ALDI der Welt ist der in Wonthaggi, Australien – zumindest habe ich keinen in Australien gefunden, der noch weiter südlich liegt. Der nördlichste ALDI liegt in Dänemark, und zwar in Skagen.

Damit gewinnt ALDI auch in der Disziplin „Größter Abstand zwischen zwei Filialen“: laut dieser Seite beträgt die Strecke zwischen Wonthaggi und Skagen nämlich 16147 km.

Sonstiges zum Tage: heute habe ich Uniformen anprobiert. Nächste Woche dann noch eine Sicherheitslektion. Ansonsten warte ich lediglich noch auf einen Prüfungstermin.

Seltsame Rabatte

Falcon-Angebot

Deutsche Baumarktketten werben gerne mit solchen effektheischenden Aktionen wie „20 % auf alles“, um damit – meist irreführend – anzudeuten, dass gerade alles billiger sei. Häufig wurden vorher die Preis einfach etwas angehoben.
Diese Aktionen werden aus mir nicht bekannten Gründen immer mit Hinweisen „außer Tiernahrung“ versehen. Vielleicht hat man Angst vor Horden von Hunden- und Katzenbesitzern, die sich bis ins Jahr 2015 eindecken wollen. Das ist aber rein spekulativ.

Noch unverständlicher erscheint mir aber obenstehendes Angebot von LIDL. Da gibt es schwedisches Leichtbier von Falcon – eine der etwas wohlschmeckenderen Marken – zu reduzierten Preisen. Überall, außer in Sundsvall. Was Sundsvall in Sachen Leichtbier so speziell macht, dass man es dort nicht preisreduziert verkauft, ist mir leider nicht bekannt.

Anmerkung: die offensichtlichste Erklärung, dass Sundsvall zu weit im Norden liegt und man daher wegen der langen Transportwege keine Rabatte einräumen kann, stimmt vermutlich nicht. Der nördlichste LIDL Schwedens ist nämlich nicht der in Sundsvall, sondern der in Timrå, ein paar Kilometer weiter nördlich. Dann kommt bis zur Grenze nach Finnland bzw. Norwegen kein LIDL mehr. Nordschweden muss aber trotzdem nicht auf LIDL verzichten: direkt jenseits der finnischen Grenze in Kemi liegt der nächste.

Der nördlichste LIDL der Welt liegt somit auch nicht in Schweden. In Norwegen ist der nördlichste in Namsos, was aus norwegischer Sicht kaum als Norden bezeichnet werden dürfte. Von Tromsö aus sind es jedenfalls 660 km bis zum nächsten LIDL, was den Einkaufsspaß etwas trüben dürfte. Der nördlichste LIDL der Welt ist also in Finnland, genauer in Sodankylä, rund 130 km nördlich des Polarkreises.

Diese wahnsinnig interessanten Fakten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass LIDL nicht gerade das mitarbeiterfreundlichste Unternehmen ist und auch mit den deutschen Bauern nicht gerade nett umspringt. Allerdings habe ich wie die meisten Deutschen eine angeborene Preisfixierung, die solche moralischen Bedenken ausschaltet. Zudem hat LIDL einige Produkte, die man woanders schwierig oder gar nicht erhält. Ich nehme allerdings wohlwollend zur Kenntnis, dass LIDL in Finnland Wert auf Fairtrade-Produkte legt.

Hallelujah

Jesus

Manchmal wird man missioniert, wenn man gar nicht damit rechnet. Gestern morgen musste ich zur ziemlich unchristlichen Zeit von 6 Uhr zur Fahrstunde antreten, wozu ich schon um 5:22 Uhr die U-Bahn nehmen musste. Später fand ich auf meinem Handy obenstehendes Bild aus der Abteilung „christlicher Kitsch“ vor – jemand hat es mir per Bluetooth geschickt und mein Handy hat es prompt gespeichert. Der Dateiname war in indischer Schrift oder etwas ähnlichem.

Da sage ich nur: Hallelujah!

Wie lange es wohl dauert, bis die Zeugen Jehovas auf die Idee kommen?