Nachtrag: Fehmarn 21

Passend zum letzten Thema habe ich gestern dieses Feature des NDR entdeckt: als PDF und MP3.

Leider verliert sich das Feature weitgehend darin, wer dafür ist und wer dagegen. Oder vielmehr: wie vorsichtig die Politik geworden ist nach Stuttgart 21. Dadurch erfährt man relativ wenig über den Tunnel selbst.

Den Zusammenhang mit Stuttgart 21 sehe ich nur mittelbar. Beiden Projekten ist gemein, dass hier zumindest scheinbar eine massive Summe Geld gezahlt wird und nicht vollkommen abzusehen ist, wie groß der Nutzen denn nun endgültig sein wird.

Die Unterschiede sind aber ebenso erheblich. Bei Stuttgart 21 wurde von Gegnern in Zweifel gezogen, dass der ganze Aufwand überhaupt einen erheblichen Nutzen bei den Betroffenen bringen würde. Diese Zweifel wurden durch den Schlichterspruch auch in Teilen bestätigt. Bei der Fehmarnbeltquerung steht hingegen der Nutzen außer Zweifel. Nicht einmal, dass die Fähre oder 160 km eine erhebliche Einschränkung sind, wird von den Gegnern ganz von der Hand zu weisen sein.

Es bleibt einzig und allein das Argument, dass das zuviel kostet für das, was es bringt, denn die Umweltschutzargumente sind mit der Entscheidung für den Tunnel größtenteils obsolet, wie man sogar an den Ausführungen der Gegner sehen kann.

Ein weiterer substanzieller Unterschied ist, dass das ein Bauwerk zwischen zwei Ländern ist, aber der Eindruck entsteht, es ginge eigentlich nur um die Deutschen. Die Dänen wollen die Querung nämlich eindeutig. Im Völkerrecht gilt „pacta servanda sunt“ – Verträge sind einzuhalten, und einen solchen haben die Länder geschlossen. Ein Ausstieg aus der Fehmarnbeltquerung ist daher mindestens genauso unrealistisch wie bei Stuttgart 21.

Zumal es einigermaßen grotesk ist, dass man sich über 1,5 Milliarden Neuinvestitionen beschwert, obwohl die Dänen ja schon den Löwenanteil der Kosten übernommen haben und eine bessere Verkehrsanbindung von Fehmarn auch ohnedies keine schlechte Idee wäre.

Insofern hat das Radiofeature zumindest bei mir nicht zu mehr Verständnis für die Gegner beigetragen.

Ein Tunnel unter dem Belt

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, aber in dem Fall pfeife ich gerne mit: das dänische Parlament hat sich zum Bau der festen Querung des Fehmarnbelts entschlossen. Als letzte Hürde steht dem nur noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung entgegen, an der das Ganze aber wohl kaum noch scheitern wird.

Das heißt de facto, dass man ca. ab 2020 auf direktem Wege und ohne Fähre von Schweden nach Deutschland (und natürlich auch umgekehrt) durchfahren kann, ohne die 160 km Umweg über Flensburg nehmen zu müssen. Ich finde das gut, auch wenn natürlich in den Sternen steht, wo ich in 10 Jahren sein werde und ob ich dann noch etwas davon habe.

Ich sehe ehrlich gesagt auch nicht ganz,was gegen die Querung spricht. Die potenziellen Umweltprobleme, die bei einer Brücke befürchtet werden, sind mit einem Tunnel praktisch alle vom Tisch. Die Argumentation in der Richtung, dass so etwas gar nicht gebraucht würde, halte ich für wenig stichhaltig. Zwar werden hierdurch keine zwei Großräume verbunden, wie das bei der Öresundbrücke der Fall ist, aber es stellt eine signifikante Verbesserung der Verkehrsanbindung ganz Skandinaviens dar – der Einzugsbereich umfasst gut 15 Mio. Menschen, und es erscheint mir kaum denkbar, dass dies keinen Effekt haben würde.

Die meisten Gegner scheinen auf Fehmarn zu leben und fürchten um das Wohlergehen der Insel. Man kann es irgendwo verstehen, denn die bestehende Fährverbindung ist von großer Bedeutung für die dortige Wirtschaft. Die meisten Argumente verfangen bei mir aber kaum.

Bislang verläuft eine sicherlich auch nicht wenig befahrene Bundesstraße über die Insel. Im Sommer stauen sich die Autos über lange Strecken vor der Fähre. Inwiefern hier eine vierspurige Autobahn viel schlechter sein soll, sehe ich nicht so ganz. Die Autos sind in 10 Minuten über die Insel und wieder weg. Wenn das Verkehrsaufkommen gleich bleibt, ist das dann etwa schlimmer als endlose Schlangen?

Handfester ist da schon das Argument, dass Arbeitsplätze verlorengehen könnten. Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn auf der Fähre arbeiten eine Menge Menschen. Allerdings hätte man die Einführung von Autos auch mit dem Argument untergraben können, dass die Kutscher hierdurch arbeitslos werden. Man muss den Nutzen schon abwägen. Angesichts der Tatsache, dass die Zurücklegung einer Strecke von 18 Kilometern derzeit über 40 Minuten dauert, sehe ich durchaus einen erheblichen Nutzen.

Ein klassisches Argument in der Sache ist, dass die Fähre die perfekte Gelegenheit zur Pause ist. Das ist sicherlich richtig. Ich will niemandem zu nahe treten, aber Urlauber sind bei der ganzen Sache nicht vorrangig. Bei der Broschüre zur Öresundbrücke widmet man dem Tourismus nur zwei Seiten, und da geht es vorwiegend um regionalen Tourismus zwischen Schweden und Dänemark. Bei der Fehmarnbeltquerung geht es in erster Linie um den Frachtverkehr, denn mit übermäßigem Pendleraufkommen ist nicht zu rechnen. Ich bezweifle etwas, dass die Lkw-Fahrer sonderlich viel von der Pause an Bord haben. Die Pause ist kurz, und es ist keineswegs garantiert, dass sie zu einem günstigen Zeitpunkt kommt. Eine Raststätte ist weitaus flexibler, und die 20 km Streckenersparnis fallen nun wirklich nicht sonderlich ins Gewicht. Zudem existiert auch nach über zehn Jahren Öresundbrücke immer noch die Fährenverbindung Helsingör-Helsingborg. Beide werden mit Erfolg betrieben, und etwas Konkurrenz im Fehmarnbelt kann wirklich nicht schaden. Die Preis beträgt mittlerweile 60 € für eine Strecke. Auf dem Öresund zahlt man für dieselbe Strecke 40 €. Die Fähre kann als Konkurrenz ja bestehen bleiben, und der Rest fügt sich.

Daher sehe ich mit freudiger Erwartung dem Bau entgegen – und nach dessem Abschluss auf „nur“ noch 16,5 Stunden Autofahrt in die alte Heimat.

Eine interessante Beobachtung zu der Sache ist übrigens, dass die Meldung in den schwedischen Nachrichten kaum vorkommt. Nur lokale Nachrichten in Südschweden haben vorab etwas berichtet. Ein schwedischsprachiger Artikel über das Ergebnis ist mir bislang noch nicht untergekommen.

Heute vor 25 Jahren: Challenger

Als die Challenger vor 25 Jahren explodierte, war der Musiker Stephen Kay genauso betroffen wie der Rest Amerikas. Er schrieb einen Song, wie man ihn wohl nur in den 80ern schreiben konnte. Leider konnte er ihn damals aber nicht publizieren, auch weil das Internet im heutigen Sinne noch nicht existierte. Nun holt er das zum 25. Jahrestag, der heute ansteht, nach.

Für die meisten ist der Name Challenger vermutlich nur diffus mit einem explodierten Space Shuttle verbunden. Da ist aber noch mehr, nicht nur für Raumfahrtinteressierte.

Politische Verstrickungen und Fehlentscheidungen in der letzten Minute verweben sich hier mit einer menschlichen Tragödie.

Die menschliche Tragödie ist der Tod von sieben Astronauten. Soviele Raumfahrer waren zu dem Zeitpunkt noch nie umgekommen, auch nicht bei einem Unfall auf der Erde. Im Nachhinein sticht aber ein Name besonders hervor: Christa McAuliffe, eine Lehrerin, die im Rahmen des „Teacher in Space“-Projekts ins Weltall fliegen sollte.

Die Politik kommt hier ins Spiel. Die Shuttle-Flüge waren zu der Zeit so aufregend wie eine Busreise, und die NASA war sehr daran interessiert, das öffentliche Interesse anzuregen, damit auch künftig die Geldströme nicht versiegen würden. Eine Lehrerin als Sympathieträgerin aus einer allgemein respektierten Profession in das Weltall zu schicken war dazu perfekt. Das sah auch Präsident Reagan und wies NASA an, genau dies zu tun. Christa McAuliffe setzte sich gegen viele Mitbewerber durch und sollte heute genau vor 25 Jahren die Reise antreten.

Es war der 25. Flug eines Space-Shuttles und zudem stand die Rede zur Lage der Nation von Präsident Reagan unmittelbar bevor. Hier kamen also eine Menge prestigeträchtiger Faktoren zusammen, und die NASA wollte diese Vorlage zum PR-Hattrick nicht verstreichen lassen.
Dementsprechend musste gestartet werden, auch wenn man noch an so einem kalten Tag gestartet war und Probleme mit Dichtungsringen bei niedrigen Temperaturen bekannt waren. Die Ingenieure des zuständigen Unternehmens, die sich dieses Problems bewusst waren, versuchten auch noch, den Start zu verhindern.

Das Management entschied sich aber unter dem Druck anders. Das ist auch der eigentliche Unterschied zum Columbia-Unglück im Jahr 2003, denn da war man sich der Gefahr nicht so bewusst.

Der Rest ist bekannt: die Raumfähre explodierte nach 73 Sekunden, alle Astronauten kamen um. Amerika war schockiert und Christa McAuliffe als tragische Heldin berühmt. Die Bilder ihrer Mutter, die den Tod ihrer Tochter in Cape Canaveral und live vor aller Welt erlebte, gehen auch heute noch unter die Haut.

Für die Geschichte der Raumfahrt ist es ein Bruchpunkt. Die Illusion, man könne mit dem Space-Shuttle billig, schnell, sicher und regelmäßig ins Weltall fliegen, war endgültig dahin. Man drang nicht nur mehr weiter in den Weltraum vor. Auch der vermeintlich reguläre Betrieb im Orbit war kein Routinegeschäft, wie man es zu haben glaubte.

Die Rede der Lage zur Nation wurde um eine Woche verschoben. Stattdessen gab es die obige Ansprache im Fernsehen, die, soweit ich das beurteilen kann, die Amerikaner tief bewegte. Vermutlich braucht es einen großen Präsidenten wie Reagan für einen solchen Moment, der die richtigen Töne fand und in der späteren nur kurz zu Beginn auf die Katastrophe hinwies. Natürlich war aber er letzten Endes derjenige, der am besten durch dieses Debakel hindurchgekommen ist. Obwohl er das „Teacher in Space“-Programm ins Leben gerufen und der Flug sicherlich nicht zufällig so terminiert war, konnte er schließlich derjenige sein, der der Nation Halt gab und Trost spendete.

Die Schuldigen waren in dem Fall auch eindeutig: das Management der NASA wollte den Start um jeden Preis, auch dem von toten Astronauten.

Ein Kapitel der Nachlese ist für mich als Physiker aber von besonderer Bedeutung. Zur Untersuchung des Unglücks berief man nämlich externe Gutachter in ein Komitee, darunter den theoretischen Physiker Richard Feynman, der 1965 den Nobelpreis erhielt. Zwar sind Nobellaureaten immer etwas Besonderes in meiner Branche, aber Feynman ist einer der wenigen, der nahezu überall großen Respekt genießt. Nicht nur, weil er zu den brillantesten Köpfen seines Fachs gehörte, sondern weil er auch in der Lage war, diese Gedanken verständlich herüberzubringen. Seine Vorlesungen sind mittlerweile ein Klassiker.

In der Untersuchungskommission bestach er deswegen auch mit brillanten Vor- und Ausführungen, v.a. diejenige, in der mit etwas Eiswasser die mangelnde Elastizität der Dichtungsringe demonstrierte. Er muss aber auch für seine Kollegen ein schwieriger Mensch gewesen sein.

Er war mit dem Untersuchungsbericht nicht ganz einverstanden und bestand darauf, dass seine Ansicht als Anhang mitpubliziert würde. Diese Ausführungen kulminieren in einem Satz:

For a successful technology, reality must take precedence over public relations, for nature cannot be fooled.

Man kann nur hoffen, dass dies nicht nur in der Raumfahrt beachtet wird.

(via Geek in Heels und Universe Today)

Amy Diamond – Shooting Star

Als ich über dieses Video stolperte, fühlte ich mich ins Jahr 2005 zurückversetzt. Damals war ich gerade nach Schweden gekommen, und die ursprüngliche Version dieses Lieds war in den Charts.

Fünfeinhalb Jahre und zwei erfolglose Melodifestivalen-Bewerbungen später hat Amy Diamond immer noch eine prima Stimme, und auch das Lied ist immer noch nett.

Apropos Melodifestivalen: wie mir gestern eine Werbeanzeige verriet, geht es in zwei Wochen wieder los. Vielleicht ist man dieses Jahr etwas erfolgreicher.

Ngorongoro

Safari heißt Reise – in Swahili. Für uns heißt es irgendetwas exotisches mit Tropenhelm und Jeep. Zumindest war das meine ungefähre Vorstellung davon.

Aber nicht alles ist so, wie man sich vorstellt. Das fiel mir spätestens dann auf, als die Safari-Guides im ersten Abendlager ihre Laptops auspackten und im mobilen Internet surften. Selbst in der Serengeti funktionieren manche Handynetze. Afrika ist zumindest in solchen Dingen im 21. Jahrhundert angekommen, und so auch ein bisschen die Safari.

Dementsprechend war nicht viel mit Plumpsklos und altertümlichen Zelten. Unser Auto war prima, das Zelt auch, und in manchen Camps gab es sogar warmes Wasser. Das Essen war so gut und reichlich, dass man sich wundern musste, wie der Koch aus so einer kleinen Kiste sowas zaubern kann.

Und dass man ein schlechtes Gewissen haben musste, sich in einem Land, wo die normale Bevölkerung kaum über die Runden kommt, mitten in der Wildnis ein solches opulentes Mahl servieren und dann davon sogar noch etwas zurückgehen zu lassen. Das Ganze fühlte sich ohnehin schon dekadent an. Wir waren zu zweit und hatten Idi, den Koch, und John dabei, der Fahrer und Guide ist. Derart persönlich betreut zu werden ist schon in Europa außergewöhnlich. In Afrika fällt aber umso mehr auf, dass Schwarze bedienen und Weiße bedient werden. Bei manchen Gruppen hatte man sogar ein bisschen den Eindruck, das Expeditionscorps wäre gerade gelandet und baue sein Basislager auf. Dabei haben wir den wirklichen Luxus, der einem dort gegen entsprechendes Großgeld geboten wird, gar nicht gesehen: Lodges, eine Art Hotel mitten im Busch.

„Unser“ Personal

Auf der anderen Seite hätten wir ohne „unser“ Personal alt ausgesehen. Leute, die auf eigene Faust dort mit dem Jeep herumfahren, sind selten – ich kann mich nur an einen erinnern. Das verwundert auch nicht weiter, denn es braucht einiges fahrerisches Geschick. Nicht dass sie von Schlaglöchern übersät wären – das ist nicht das Problem. In der Stadt waren die Straßen teilweise schlechter als in der Wildnis. Aber das Wissen, welches Schlagloch man mit sportlicher Geschwindigkeit nehmen muss und welches im Schritttempo, erwirbt man auf europäischen Straßen nicht. Wir sahen auf dem Weg auch das Ergebnis eines bösen Unfalls, der natürlich bei ungeübten Fahrern erheblich wahrscheinlicher ist.

Vor allem aber hätten wir weder den Adlerblick noch das enzyklopädische Wissen Johns gehabt. Wer glaubt, da würde einfach jemand hinters Steuer gesetzt, der den Weg kennt, liegt weit daneben. Die Guides gehen 2 Jahre lang auf eine besondere Schule, auf der sie alles über die Tiere in Tansanias Nationalparks lernen. Um Guide zu werden, müssen sie dann auch noch alle 15 tansanianischen Nationalparks besucht haben. Das ist schon eine Menge, aber selbst dann finden sie kaum einen Job, wie John uns berichtete. Denn diese umfängliche Ausbildung und Englischkenntnisse haben offenbar immer noch zuviele. John ging daher nach Nairobi und lernte spanisch an einer Sprachschule. Und weil es danach immer noch nicht leicht war, Anstellung zu finden, lernte er im Selbststudium auch noch italienisch.

Ein beeindruckendes Pensum, aber irgendwo auch nicht verwunderlich, denn der Job ist für dortige Verhältnisse vermutlich ausgesprochen einträglich. Üblich sind 10 Dollar Trinkgeld pro Gast und Tag – sowohl für den Koch als auch den Guide. Wieviel der Lohn beträgt, wissen wir freilich nicht, aber Johns Frau ist Lehrerin, weswegen man schon annehmen kann, dass die beiden zusammen dem Mittelstand angehören.

Was John freilich nicht an der Schule lernen konnte, ist die Fähigkeit, Tiere zu erspähen. Und das kann er hervorragend. Nicht zuletzt deswegen konnten wir uns glücklich schätzen, vier von den Big Five der Tiere dort schon am ersten Tag gesehen zu haben. Da waren wir nämlich am und im Ngorongoro-Krater, einem Vulkankrater im Nordwesten Tansanias.

Erster Tag: Ngorongoro-Krater

Der Krater und das umliegende Gebiet sind kein Nationalpark, sondern eine Art Schutzgebiet: die Massai leben dort, sind aber die einzigen, die das Gebiet bewirtschaften dürfen. Daher gehört ihnen prinzipiell auch jede Kuh im Gebiet. Überfährt man eine, muss man die Massai dafür entschädigen. Für schwangere Kühe doppelt soviel, versteht sich. Deswegen sind auch männliche Kühe grundsätzlich schwanger, wenn sie überfahren werden.

Den Krater selbst ist aber beschränkt auf die Wildtiere und darf nur tagsüber besucht werden. Übernachtungen dort ziehen hohe Strafen nach sich. Ist man einmal drin, versteht man auch, wieso der Park so beliebt ist und er die höchsten Gebühren von allen Safarizielen in Tansania kostet. Er ist ein Art eigenes Ökosystem, landschaftlich sehr schön, mit einer einzigartigen Kombination von Wildtieren.

Nicht nur, dass wir dort alte Elefantenmännchen gesehen haben und Flamingos. Hier sind auch noch 17 Spitzmaulnashörner anzutreffen, bei denen die Ansiedlungsversuche in der Serengeti gescheitert sind. Wir haben drei dieser Tiere von weitem gesehen – und da das Nashorn zu den Big Five gehört, hätten wir die Liste ohne den Kraterbesuch nie voll bekommen.

Ein Highlight war freilich auch der Campingplatz: neben Strom und warmem Wasser gab es auch einen Elefanten, der da regelmäßig zum Trinken vorbeischaut und uns so recht nahe kam. Aber auch der Blick über den Krater war nicht zu verachten – und die Kühle am Abend, die mir, gerade aus Stockholm gekommen, natürlich sehr angenehm war.

Alles weitere steht fürs erste oben bei den Fotokommentaren. Und die Bilder kommen aus der Serengeti kommen zu späterer Gelegenheit.

Film gefunden, Besitzer gesucht

Im Prospect Park in Brooklyn, New York drehte ich vor 6 Jahren meine letzte Trainingsrunde vor dem NYC Marathon. Dort war auch Todd Bieber unterwegs, aber auf Skiern. Und er fand einen ganz altmodischen Film (so mit Fotos drin), der von jemandem im vorangegangenen Blizzard verloren worden war. Die Fotos da drauf sind richtig gut, und jetzt sucht er nach dem Fotografen.

Er hat ein herrliches Video dazu gemacht:

Ich hoffe, er findet ihn.

(via PetaPixel)

Echte Kulturkompetenz: Google Translate übersetzt Musikernamen sehr frei

Google Translate: Unfälle und kreative Übersetzungen von Schlagersängernamen (Bild: Ausriss von Google)

Die Leute bei Google sind ja immer mal wieder ein bisschen zu Scherzen aufgelegt. Zu einiger Berühmtheit gelangten vor einiger Zeit manche Empfehlungen des Routenplaners von Google Maps, bei z.B. einer Fahrt von den USA nach Japan mit dem Jet-Ski über den Pazifik zu fahren oder einfach mit dem Kajak herüberzupaddeln.

Von einer Rockband kaum zu unterscheiden: Costa Cordalis (Foto: © Raimond Spekking / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0 & GFDL)

Was aber Google Translate so anstellt, ist mir noch recht neu. Wenn man dort die Namen bestimmter Künstler eingibt, wird bei der Übersetzung ins Englische sehr frei interpretiert.

Nikke hat das herausgefunden, und seine Kommentatoren haben allerlei Beispiele aus der Übersetzung Schwedisch-Englisch zusammengetragen:

  • Bis vor kurzem nach wurde der Schauspieler und Sänger Lasse Berghagen als Oprah Winfrey übersetzt. Mittlerweile leider nicht mehr.
  • Der Popsänger Niklas Strömstedt wird als die Country-Gruppe Diamond Rio übersetzt.
  • Der Sänger Robert Broberg wird zum Led-Zeppelin-Leadsänger Robert Plant
  • Der HipHopper, Sommerhitschreiber und Schauspieler Markoolio wird zu den Schwermetallern Metallica
  • Leider nicht mehr: Nanne Grönvall, ihres Zeichens Schlagersängerin und ESC-Teilnehmerin, wurde als die eher rockigen Kings of Leon übersetzt.
  • Der Musiker Ulf Lundell hingegen wird erst gar nicht einem anderen Künstler zugeordnet, sondern heißt im Englischen „Various Artists“. Vielleicht ein Kompliment an Vielseitigkeit?
  • Sänger und Schauspieler Tommy Körberg wird als „Jump the Gun“ übersetzt, womit wohl die eher unbekannte gleichnamige Band aus Irland gemeint ist. Beide traten 1988 beim Eurovision Song Contest an. Körberg wurde 12., Jump the Gun 8. – da Dublin ein großer Google-Standort ist, könnte man einen irischen Seitenhieb auf die Schweden vermuten. Aber die Iren haben das eigentlich nicht nötig, denn schließlich gewannen sie in den 1990ern dreimal in Folge.
  • Die Schlagersängerin Pernilla Wahlgren wird in der Übersetzung zu den weniger schlagerhaften Pernice Brothers
  • Die Sängerin Kikki Danielsson wird von Google für mit dem Beach-Boys-Songwriter Brian Wilson vergleichbar gehalten.

Auch bei den Norwegern wurde ein Beispiel gefunden: dort wird die norwegische Kapelle Ole Ivars gar mit Bob Marley übersetzt.

Das alles kann natürlich kein Zufall sein.

Nimmt sich nur die schwedische Übersetzungsmaschine solche Späße heraus?

Nun bleibt aber die große Frage: gibt es so etwas auch bei der deutsch-englischen Übersetzung auch?

Und die Antwort ist: ja! Zumindest sind einige Übersetzungen sehr seltsam.

Früher bei Kindern so beliebt wie Banaroo in seinen besten Zeiten nicht (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-W0115-047 / CC-BY-SA)

Ich habe einmal die Wikipedia-Schlagersängerliste durch den Übersetzer gejagt, und die Ergebnisse sind in einigen Fällen überraschend:

Wer findet mehr?

Hölle, Hölle, Hölle

Schon gehört? Turku ist Kulturhauptstadt Europas 2011, zusammen mit Tallinn, und damit Nachfolger von Essen und dem Ruhrgebiet.

Ich hätte es auch nicht gehört, wenn ich gestern nicht zufällig dort gewesen wäre. Es ist nicht mein erster Besuch der Stadt. 2001 unternahm ich meine erste Reise durch Skandinavien, und die zweite Station war die ehemalige Hauptstadt Finnlands, Turku. Viel ist nicht von dem Besuch hängengeblieben, außer dass ich meinen Begriff von einer Jugendherberge erheblich erweitern musste: meine Zimmergenossen waren im Rentenalter. Und dass ich Shrek sehen wollte, aber beim Anblick des demographischen Profils der Warteschlange (alles Kinder) messerscharf schloss, dass der Film wohl synchronisiert war und sich ein Besuch für mich daher nicht lohnte.

Die Tatsache, dass Turku den Titel Kulturhauptstadt 2011 einheimsen konnte, lässt mich an die gescheiterte Bewerbung Karlsruhes denken. Eine Parallelen findet sich. Wie Karlsruhe auch war Turku früher einmal eine Landeshauptstadt, was in beiden Städten bis heute eine feurige Angelegenheit ist. In Turku blickt man eifersüchtig auf den Emporkömmling Helsinki, in Karlsruhe fühlt man sich durch Stuttgart übervorteilt. In Karlsruhe wurde daher der Slogan „Karlsruhe muss Hauptstadt werden“ sehr positiv aufgenommen. Genützt hat es nichts. Essen wurde Kulturhauptstadt 2010, und Turku ist es nun dieses Jahr.

Jetzt also der zweite Besuch dort. Die eigentlichen Gründe haben aber mit der Kulturhauptstadt wenig zu tun, sondern ganz profan mit einer Einladung, auf einem Freiticket mitzureisen. Da sage ich nicht natürlich nicht nein.

Die Fahrt hin war bemerkenswert unspektakulär. Das Schiff war regelrecht ausgestorben, und das Unterhaltungsprogramm bot nicht einmal die übliche Alibi-Tanzshow, die dann gemacht wird, wenn sonst nichts anliegt. Auf der anderen Seite auch natürlich sehr angenehm, wenn die Zahl der Betrunkenen sich in Grenzen hält.

Auch beim zweiten Blick ist Turku ein hübsches Städtchen, v.a. um den Fluss Aura herum. Kulturell beschränkten wir uns aber im Wesentlichen auf einen Besuch in der Kathedrale und die Eröffnungsshow für die Kulturhauptstadt. Der Grund ist ganz simpel: es war elendig kalt in Turku. Tagsüber hatte es -14°C, und am Abend fiel die Temperatur laut Google auf -22 °C. Das ist genau die bislang kälteste Temperatur, die ich hier in Stockholm erlebt habe. Mit dem Unterschied, dass ich mich an jenem Tag kaum draußen aufhielt. Und lange Unterhosen zur Verfügung hatte.

So froren wir uns tapfer durch den Tag und wärmten uns zwischendrin auf: in der gut geheizten Kathedrale, der Touristeninformation, bei einem tollen Buffet im Schiff Svarte Rudolf und in der Turkuer Burg.

Die Eröffnungsveranstaltung der Kulturhauptstadt war praktischerweise in der Nähe des Hafens und kostenlos. Der Haken: sie fand im Freien statt. Auch die Finnen froren kräftig.

Die Show, die von der britischen Gruppe „Walk the Plank“ kreiert wurde, enthielt anscheinend eine Liebesgeschichte und nahm auf einen der zahlreichen Brände bezug, die Turku im Laufe seiner Geschichte verwüstet haben. Für mehr taugte unser Finnisch leider nicht. Da hatte ich mir offen gestanden etwas mehr erhofft, denn Turku ist ursprünglich ein Zentrum schwedischsprachiger Kultur in Finnland, und da es sich ja um eine europäische Veranstaltung handelt, wären umfangreichere mehrsprachige Elemente nicht von Schaden gewesen.

Das Event wurde in unserer Broschüre etwas großspurig als größte Vorstellung, die jemals in Finnland gezeigt wurde, angekündigt. 20.000 Menschen wurden erwartet. Ganz so viele waren wohl der Temperaturen wegen nicht da – vermutlich lief das alles auch im Fernsehen, und vor dem Gerät war es sicher wärmer. Spektakulär war diese Sache aber trotzdem, denn an Pyrotechnik auf beiden Seiten des Flusses wurde nicht gespart.

Ein schöner Abschluss, auch wenn wir danach fast zu Eisblöcken erstarrt waren und dankbar das warme Fährenterminal aufsuchten. Dort wurde es bald recht voll. So erklärte sich auch langsam, wieso auf dem Hinweg so wenig los gewesen war. Die Route Stockholm-Turku unterscheidet sich erheblich von z.B. der Route Stockholm-Helsinki. Nach Turku fahren zwei Schiffe: eines (bei uns die Amorella) fährt über Nacht Richtung Finnland und tagsüber zurück. Das andere (die Isabella) macht es genau umgekehrt. Die Schiffe liegen jeweils nur kurz im Hafen und fahren dann gleich wieder los. So sind die Schiffe fast ständig auf See. Für eine Übernachtungskreuzfahrt von Stockholm aus, wie wir es gemacht haben, heißt das: spät abends losfahren, sehr früh morgens ankommen, runter vom Schiff, abends wieder auf das andere Schiff und nach einer kurzen Nacht ist man in Stockholm. Man hat also zwei sehr kurze Nächte an Bord und einen sehr langen Tag (7:30 Uhr bis 20:30 Uhr) in Turku. Das ist natürlich weit weniger entspannt als eine Fahrt mit der Cinderella nach Mariehamn, wo man gar nicht erst von Bord geht, oder eine Fahrt nach Helsinki, wo man lange ausschlafen kann, das Gepäck in der Kabine lässt und trotzdem in Ruhe die Stadt erkunden kann. Kein Wunder also, dass das schwedische partyinteressierte Klientel die Turku-Route ignoriert und die Amorella relativ schwach frequentiert ist. Ganz anders von finnischer Seite: da fährt man abends los, feiert die ganze Nacht, und wenn man aufwacht, ist man schon wieder auf dem Heimweg.

Dementsprechend begegneten wir auch den Partygängern vom Abend, als wir morgens um 6:30 Uhr in Stockholm ausstiegen. Das ist auch ein bisschen der Wermutstropfen bei so einer Fahrt: Viking Line fängt mit der Kabinenreinigung schon vor Ankunft an, weswegen schon um 5:15 Uhr das erste Personal die Tür öffnete und uns einen guten Morgen wünschte. Wir blieben trotzdem liegen, bis Svens Handy uns mit dem wunderschönen Lied „Wahnsinn“ von Wolfgang Petry weckte. Er hatte nämlich Petrys gesammelte Werke auf dem Handy, was man im Allgemeinen eher peinlich finden könnte, aber in dem Kontext recht spaßig war. Das weckte Erinnerungen an Teenagerzeiten – Hölle, Hölle, Hölle.

Wer mit solchen unchristlichen Zeiten leben kann, dem sei ein Besuch in Turku aber durchaus angeraten. Die Fahrt ist nicht teuer, und das Kulturhauptstadtjahr bringt sicher noch weitere interessante Veranstaltungen.

Happy Birthday

Da sich die Medien schon Tage im Voraus auf den 10. Geburtstag der Online-Enzyklopädie Wikipedia stürzten, will ich hier keine große Lobeshymnen mehr schreiben. Zumal ich selbst mitarbeite bei diesem Werk, dem feste Daten eigentlich eher fremd sind, denn jede Sekunde wird dort etwas verändert.

Daher verweise ich auch gerne auf dieses tolle Spielzeug, das immer anzeigt, was gerade so geändert wird in der deutschen Wikipedia:

In diesem Sinne: Alles Gute und auf weitere zehn Jahre!

Zur Geburtstagsparty werde ich aber leider nicht kommen – ich weile in einer Stadt, wo es keine solche gibt.

Klingeling

Unser schwedisches Telefon klingelt nie. Wenn doch, dann ist es nervige Werbung, oder etwas unerwartetes. Diesmal war es letzteres. Sehr unerwartet, denn normalerweise ruft dort niemand an, der deutsch spricht.

Leider war ich aber nicht zuhause, und so wusste ich nur, dass irgendjemand deutsches angerufen hat. Die Bedienung des Telefons ist mir mangels Beschäftigung (ruft ja wie gesagt selten jemand an) auch nicht so wirklich geläufig. Der Rückruf gelang aber trotzdem.

Am anderen Ende ist eine Frauenstimme. Vom Band. Ich solle doch warten. Sehr suspekt das ganze.

Dann noch eine Dame. Sie ist echt, und ich erkläre, dass mich jemand angerufen hat. Mit ein paar Versuchen gelingt es auch, meinen Nachnamen einigermaßen unfallfrei zu übermitteln. Da sie ihre Kollegen direkt fragt, ist mir zumindest klar, dass es sich nicht um irgendein Callcenter handelt.

Ich spreche mit dem Herrn, der ursprünglich wohl angerufen hat. Es handelt sich um eine Firma im Medienbereich. Ich ahne schon etwas, und mein Verdacht wird bestätigt: er sagt, seine Firma sei für die VOX-Sendung „Goodbye Deutschland“ tätig. Man suche noch Leute aus Schweden. Man habe dabei drei Gruppen: eine, bei denen Auswanderer bei der Auswanderung gezeigt werden; eine, bei der die Leute schon ein Jahr dort sind; und eine, bei denen die Leute schon länger im Ausland leben.

Nun ist mein Standpunkt zu dieser Art der „Dokumentation“ ziemlich klar. Diese gerne als Dokusoap bezeichneten Sendungen sind genau das, was der Name andeutet: etwas Dokumentation, aber auch eine ganze Menge auf Effekt und Gefühle getrimmte Soap. Die Betonung liegt für mich zu sehr auf letzterem. Denn wenn man es richtig anstellt, kann man aus „echtem“ Material trotzdem ein Zerrbild der Wirklichkeit zeichnen. Da sehen die Auswanderer schnell wie unvorbereitete naive Idioten aus. Das andere Extrem ist eher für den Zuschauer schädlich: allzu idyllische Darstellungen täuschen vor, dass es woanders viel besser sein muss. Negative Seiten werden freilich ausgeblendet.
Alles in allem also eine sehr zweifelhafte Sachen. Keine öffentliche Schlachtbank wie die DSDS-Castings oder „Bauer sucht Frau“, und in manchen Fällen wird dadurch die Auswanderung finanziell etwas unterstützt. Aber auch nicht unbedingt etwas, in das man sich begeben will.

Ich höre mir das in Ruhe an. Ich schwanke, denn wenn man damit direkt konfrontiert wird, ist man milder als beim Konsum medienjournalistischer Ausführungen zum Thema – und meine Fernsehkarriere ist nach einem furiosen Auftritt in der Tagesschau etwas ins Stocken geraten. Man will natürlich auch nicht unfreundlich sein. Man kann ja schlecht sagen, dass seine Firma meiner Meinung nach Unfug produziert. Ich sage ihm, dass ich spontan einmal Nein sagen würde, weil ich von dieser Art Sendungen nicht so wahnsinnig viel halte. Außerdem kenne ich niemanden, der jetzt gerade frisch hierher gekommen sei (was stimmt), und meinen Freundeskreis will ich für solche Dinge auch nicht einspannen. Das respektiert er, sagt er. Der Rest ist Geplänkel.

Ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht, wie ich in dieses Sendungsformat gepasst hätte. Da gäbe es kein Schwedenhäuschen zu zeigen, sondern nur einen ziemlich unspektakulären Wohnungsblock. Und auch keine hochspannende Tätigkeit, die sich fernsehtauglich verpacken ließe. Da käme ja noch das Busfahren am ehesten in die Nähe.

Spontane Entscheidungen sind nicht immer die richtigen. Diese scheint mir aber bislang richtig.