Historisch

“Historische” Straßenbahn

Eine touristische Attraktion der besonderen Art ist Stockholms Djurgårdslinje. Es handelt sich dabei um eine alte Straßenbahnlinie, die vom früheren Straßenbahnnetz Stockholms übrig geblieben war. Das hatte man nämlich im Zuge der Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr am berühmten Dagen H endgültig abgeschafft.
Eine Linie ließ man allerdings als Museumslinie übrig, die seither im Sommer und an Wochenenden fährt. Leider ist sie nur sehr bedingt eine Unterstützung des Verkehrsnetzes, da sie erst ab Norrmalmstorg fährt und die Touristenmassen stattdessen ab der Innenstadt mit notorisch überfüllten Bussen nach Djurgården gebracht werden müssen. Zwar fahren diese im Sommer praktisch ständig, aber die Kapazitäten reichen nicht aus.

Eigentlich sind auf der Linie auch nur historische Wagen unterwegs. Umso überraschter war ich, als ich die oben gezeigte Bahn sah – so historisch schien mir die nicht zu sein. Es handelt sich um einen Wagen der Madrider Straßenbahn, der offenkundig ausgeliehen wurde.

Erfreulich ist übrigens, dass die Linie ausgebaut werden soll – das wäre sicher eine Bereicherung für den Innenstadtverkehr.

Glückwunsch

Es sei nur kurz angemerkt, dass Carolina Klüft es mal wieder geschafft hat und die Goldmedaille im Siebenkampf gewonnen hat – es war anders kaum zu erwarten. Da kann man nur gratulieren.

Irgendwie fand ich die Schreibweise der südkoreanischen Hauptstadt Seoul aber fast genauso spannend wie dieses Ergebnis. Die schreibt man im Schwedischen nämlich als „Söul„.

Athletisch

In Kürze beginnt ein Lauf, an dem ich nie teilnehmen werde: die Tjejmilen. Das heißt übersetzt ungefähr „Mädelsmeile“, womit auch geklärt sein dürfte, wieso nicht. Es dürfte äußerst, ähm, interessant sein, sich das anzuschauen – es nehmen nämlich stolze 22000 Frauen teil. Passend dazu schickt sich die schwedische Superheldin Carolina Klüft an, den europäischen Rekord im Siebenkampf zu knacken. Bei beiden Veranstaltungen gilt: Lycka till!

Schwedische Televisionen: Freitag, 15:40 Uhr

Gerade war ich vorne in der Küche und habe mir noch schnell was zu Essen gemacht. Währenddessen habe ich kurz Fernsehen geschaut. Ich bin begeistert, mit was das öffentlich-rechtliche Fernsehen seine Zuschauer beglückt:

  • auf SVT1, dem ersten Kanal läuft „I Mårtens värld“ (In der Welt von Mårten), ein Künstlerporträt des Malers Mårten Andersson, das aber im Wesentlichen aus mit Musik untermalter Darstellung seiner Bilder besteht.
  • auf SVT2, läuft das Testbild – jawohl, das Testbild. Das eigentliche Programm beginnt erst um 16 Uhr

Irgendwie bin ich froh, dass ich noch kein Gebührenzahler hierzulande bin. Die beiden Hauptprogramme sind echt manchmal etwas dürftig ausgestattet.

Toll ist allerdings, dass diese Woche „Brottsplats: Frankfurt“ lief – Brottsplats (gesprochen ungefähr „Brutzplatz“) heißt „Tatort“. Es handelte sich also um einen Frankfurt-Tatort. Ich habe ihn nicht gesehen, aber es ging wohl wie immer um menschliche Abgründe und Schweinereien.

Wohnungskatastrophe reloaded

Wie ich kürzlich in meinem Auswandererguide beschrieben habe, ist der schwedische Mietmarkt alles andere als unkompliziert. Aus meiner Sicht ist er zudem auch wenig effizient organisiert und bräuchte dringend eine grundlegende Reform.

Etwas dieser Art hat auch die bürgerliche Regierung vor. Bei Untervermietungen gibt es bislang enge Grenzen, was erlaubt ist. Diese werden zwar allzugerne überschritten, aber Abzocke ist nur bedingt möglich, weil der Untermieter und Vermieter (also der offizielle Bewohner der Wohnung) als Partners in Crime im gleichen Boot sitzen – der Untermieter kann den Vermieter auch auffliegen lassen, wenn es ihm zu bunt wird, was für letzteren dann mit dem Verlust der Wohnung enden kann. Offiziell darf der Zuschlag also allenfalls 10% bis 15% betragen, der üblicherweise als Mietgebühr für die Möbel erhoben wird.

Nun kommt die Regierung also mit ihrer Schnapsidee der Woche: man will diese Einschränkungen wegnehmen und Steuererleichterungen, um den Zugang zu Wohnungen zu erleichtern. Die von der Regierung beauftraget Christina Jacobsson wird im Oktober dazu Vorschläge machen.

Mir klingt das nach dem endgültigen Super-GAU für den hiesigen Wohnungsmarkt. Denn das Problem ist ja nach wie vor, dass es nicht genügend Mietwohnungen gibt. Es werden auch nicht mehr werden, wenn man die Preispolitik ändert. Stattdessen liefern sich alle qualifizierten Mieter einen Wettlauf, um nicht zu sagen eine Auktion. Die Preise werden also an die Decke gehen, und da die Untervermietung ohnehin oft vertragswidrig ist, wird der Untermieter weiter entrechtet.

Meines Erachtens liegt hier auch der Knackpunkt. Entweder lässt man sich auf einen Knebelvertrag ein oder man hat eben Pech gehabt.

Die Absurdität des Marktes bleibt aber bestehen. Wenn man eine Wohnung kauft und sie dann nicht vermieten darf, ist es kein Wunder, dass dies oft an Hauseigentümer und Steuern vorbei geschieht. Um den Markt zu verbessern, müssten zum Ersten mehr Wohnungen gebaut werden und zum Zweiten Vermietungen erleichtert werden – dann kann man auch die Regelungen zur Miete lockern.

Erfahrungsgemäß setzt die Regierung aber jede ihrer halbgaren Ideen auch sofort um. Hoffnungen, dass dieser Wohnungsmarkt irgendwann mal der einer normalen deutschen Großstadt entspricht, sind also wohl weitgehend vergebens.

Breaking News

Wie mir gerade brandheiß mitgeteilt wurde, gibt es bei der Oberbürgermeisterwahl in Rastatt nach der zunächst erfolglosen Gegenkandidatensuche gleich fünf Konkurrenten für Amtsinhaber OB Klaus-Eckhard Walker: neben den beiden CDU-Kandidaten Christof Nitz (offiziell CDU) und Hans Jürgen Pütsch (auch CDU, aber von einer Bürgerinitiative unterstützt) tritt als unabhängiger Kandidat Wolfgang Weinbrecht, ein örtlicher Unternehmer, an. Unglaublich, aber wahr: kurz vor Bewerbungsschluss gab Klaus Josef Muth, Student und ehemaliger Klassenkandidat von mir, seine Unterstützerunterschriften ab. Da sage ich nur: Klaus for President! Das verspricht, ein sehr spaßiger Wahlkampf zu werden.

Im ARD-Studio Stockholm

ARD-Studio Stockholm

Beschaulich im Grünen: das ARD-Studio Stockholm – Studio und Korrespondentenwohnsitz in einem

Busfahrer sind von Natur aus gefragte Medienstars. Dementsprechend wurde ich von Bayern2Radio, dem Kultur- und Informationsprogramm des Bayerischen Rundfunks, zum Interview gebeten. Ich wusste ja immer: irgendwann komme ich mal ganz groß raus.

Naja, ganz so glamorös ist es nicht – über Bekanntschaften innerhalb der großen ARD-Familie wurde mir das Interview angetragen, und für beste Qualität macht man das Interview eben im Studio, wo man dann auch eine Direktverbindung nach München aufbauen kann. Das ARD-Studio Stockholm ist dabei ganz einfach im Haus des Korrespondenten gelegen, welches wiederum schön im Grünen in Djursholm liegt, keine 5 km von mir entfernt. So unterhielt ich mich nett mit dem Korrespondenten und seiner Frau, saß dann 20 Minuten lang mit Headset im Studio und beantwortete ein paar Fragen.

Das Ganze war aber nur voraufgezeichnet: morgen läuft es zwischen 11 und 12 Uhr auf Bayern2Radio.

Langsam

Gestern abend war wieder einmal Midnattsloppet, der äußerst beliebte 10km-Lauf durch Södermalm, Stockholm südlicher Hauptinsel. Die doch schon ziemlich saftigen Anmeldegebühren von knapp 40 € haben 18000 Läufer nicht davon abgehalten, sich anzumelden.

Mich auch nicht.

Weil ich busfahrbedingt noch etwas mit der Anmeldung gewartet habe, bekam ich nur noch einen Platz in der Gruppe 5, die geschwindigkeitsmäßig nicht weit vor Walkern rangiert. Laut Broschüre sollte man 61-70 Minuten brauchen, um hier richtig zu sein. Ich wage zu behaupten, dass dies aber auf viele nicht so ganz zutraf. Bei dem Lauf bewerben sich offenkundig auch viele, die sich es dann doch nicht zutrauen und absagen – anders ist kaum zu erklären, wieso sich rund 18000 Läufer angemeldet haben, in den Ergebnislisten aber nur weniger als 14000 stehen.

Zwar bin ich Gegner von Geschwindigkeitsarroganz, aber wenn sogar ein mäßig trainierter Mensch wie ich nach 30 Minuten praktisch nur noch von Läufern der Gruppe 4 umgeben ist (die schließlich fünf Minuten vorher gestartet waren), spricht das für sich.
Zunächst hatte ich den Eindruck, ich könnte sogar meine Zeit von 2005 unterbieten (54:02), und meine Uhr machte mir sogar etwas Hoffnung. Der erste Dämpfer kam nach 5 Kilometern, wo schon 28 Minuten vergangen waren – da man beim Start ausgebremst wird, konnte man so wenigstens eine Endzeit von 56 Minuten annehmen. Allerdings hatte ich dabei vergessen, dass der zweite Teil erheblich steilere Abschnitte hat. So sank mein Geschwindigkeitsschnitt wohl nicht zuletzt deswegen ab. Am Ende waren es 59:22 Minuten – meine schlechtesten 10 km bislang.

Dennoch ist der Lauf ein Erlebnis, und ich kann als positiven Aspekt auch mitnehmen, dass der zunächst skeptische Andreas nicht nur überragende 49:02 Minuten gelaufen ist, sondern auch hellauf begeistert war.

Es spornt mich auch an, besser zu werden, denn dieser Tage habe ich mich für einen Halbmarathon beim Åland-Marathon angemeldet, der Ende Oktober stattfindet. Arne und Andreas sind mit von der Partie. Der ganze Spaß ist nicht übermä0ßig teuer: rund 70 € für Fährüberfahrt mit Auto inklusive Startgebühr, Hotelübernachtung und Pastadinner.

Der Halbmarathon ist natürlich nicht nur härter, sondern findet auf für mich unbekanntem Terrain statt. Die Strecke auf Åland wirkt zumindest auf der Karte recht uninteressant, da man einfach nach 10 km umkehrt und zurückläuft. Außerdem ist die Konkurrenz dünn: im letzten Jahr liefen gerade einmal 257 Leute den Marathon und 200 den Halbmarathon. Da kann es ein bisschen einsam werden unterwegs, auch weil man auf großartige Zuschauerunterstützung kaum hoffen kann. In diesem Jahr ist auch nicht mehr Besucherandrang zu erwarten, denn es handelt sich um die 26. Ausgabe des Laufs, so dass man die geringen Teilnehmerzahlen nicht auf eine organisatorische Anlaufzeit schieben kann. Allerdings muss angemerket werden, dass sich die Läuferzahlen seit 2003 mehr als verdoppelt haben.

Ein weiterer Höhepunkt könnte der Hässelbyloppet Mitte Oktober sein – den bin ich ja schon 2005 recht erfolgreich gelaufen.

Unfall gebaut

Der heutige Tag – mein erster ohne Begleitung im Linienverkehr – beginnt exzellent. Ich fahre schlecht und nach knapp zwei Stunden reiße ich den Kühler des Busses auf, so dass ich gleich mal bei der Zentrale anrufen darf. Schöne scheiße.

Daraufhin kommt ein Ersatzbusfahrer, der mir einen neuen Bus bringt und den alten mitnimmt. Interessanterweise fährt er ohne Begutachtung des Schadens weiter – ich frage mich, wie weit er gekommen ist.

Mehr Infos und zwei Videos zum Tage gibt es hier.