Arithmetik für Fortgeschrittene

Diese Passage in einem Artikel zu den Wahlen 2008 ist mir gerade auf SPIEGEL Online aufgefallen.

Nach diesem Ergebnis hätte Koch auch mit der FDP keine Mehrheit mehr. Andererseits könnten aber auch SPD, Grüne und Linke zusammen keine Regierung bilden.

Wenn also CDU und FDP keine Mehrheit haben, SPD, Grüne und Linke zusammen auch nicht – wie kann das gehen?

Bloggers on the run

Nach meinem Bericht zum Åland-Marathon habe ich mal etwas in der Blogosphäre dazu herumgesucht. Ich war überrascht, wieviel ich gefunden habe:

  • MGK bemängelt in seinem Blog „42195„, dass der Åland-Marathon gar nicht so flach sei, wie die Homepage vollmundig behauptet. Er vergleicht das dort angegebene Profil mit den Aufzeichnungen seiner GPS-Uhr und kommt zu de, Ergebniss, dass u.a. die höchste Steigung nicht 35 m über dem Ausgangspunkt liegt, sondern rund 50 m. Das ist eine interessante Beobachtung, aber auch etwas Haarspalterei, denn auf eine GPS-Uhr kann man sich nicht so gut verlassen. Außerdem steht fest, dass Åland im alpinen Bereich in direkter Konkurrenz zu den Niederlanden steht. Flachere Marathons wird es jedenfalls nicht allzuviele geben.
  • Asfaltsjoker hat den Lauf in sehr respektablen 3:43 gemacht und ist etwas verletzt im Gluteus Maximus, aber nicht mehr so schlimm. Da sich Läufer grundsätzlich über ihre Wehwehchen auslassen, ist das ganz normal. Er hat übrigens schon munter für nächstes Jahr geplant. Das habe ich übrigens auch. Über 20 in Frage kommende Läufe stehen auf meiner Liste.
  • Allan hat ein Läuferblog mit dem Namen „Runners High and The Lowest Low“ – dieser Titel trifft auf mich voll zu. Er trainiert unter professioneller Anleitung und Trainingsplänen. Das ist sehr vernünftig und effekt – und wohl auch der Grund dafür, dass ich selbst bei intensivstem Training nie auch nur in die Nähe seiner famosen 3:30 Stunden kommen werde. Vielleicht ist das aber auch genetisch, denn seine Familie hat eine beeindruckende Bilanz. Sechs Läufer in der näheren Verwandschaft, und die 4:38 Stunden seines Bruders bezeichnet er noch als schlecht. Einbrecher sollten sich also hüten, bei dieser Familie einzubrechen, denn die Chancen, bei einer Flucht rechtzeitig wegzukommen, sind ausgesprochen gering.
  • Sehr bitter wird es, wenn man Jennys Blog „Only a heartbeat away“ liest. Sie ist anscheinend eine in Schweden wohnende Amerikanerin (daher auch das gute Englisch) und wollte den Åland-Marathon in 3:30 Stunden schaffen. Kurz vorher landete sie allerdings mit einer lange verschleppten Infektion im Verdauungstrakt im Krankenhaus. Mittlerweile geht es ihr besser, aber sie nimmt immer noch Medikamente. Ihre Einträge lassen die Sehnsucht nach dem Laufen spüren, wenn sie von der Frustration darüber spricht, dass die Medikamente nicht viel von ihrem Körper übrig gelassen haben.
  • Die Läuferrubrik bei SPIEGEL online hat ein „Achilles‘ Ferse Spezial“ ausgerufen. Leser sollen Fotos von ihrem heiligsten, d.h. ihren Schuhen einschicken. In der Tat sind Schuhe äußerst wichtig, auch als ideeller Wert. Die Schuhe, mit denen ich meinen ersten (und immer noch einzigen) Marathon gemacht habe, wurden mir ja leider geklaut.

Das Nachfolgepaar ist zwar auch schon zerschlissen, wird aber noch bis Weihnachten durchhalten müssen, bis es durch ein neues Paar ersetzt wird.

Bis dahin trainiere ich schonmal fleißig, denn 2008 ist Marathonjahr.

Ausgebloggt

Der SPIEGEL wartete heute mit einem Artikel über das Ende von „Att vara Alex Schulman“ („Alex Schulman zu sein“) auf. Es handelte sich dabei um Schwedens vermeintlich populärstes Blog. Zwar habe ich es mir nie zu Gemüte geführt, aber die Reaktionen auf die dort veröffentlichen Texte blieben auch mir nicht verborgen. Rainer kritisierte die verschiedenen Blogs der Familie Schulman vor allem wegen ihrer Ignoranz, Sexismus und Snobismus. Im SPIEGEL-Bericht werden vor allem die ganzen Stänkereien gegen alles und jeden erwähnt. Zu den „Highlights“ gehörten u.a. die pauschale Beleidigung des Dialekts im südschwedischen Schonen, was sogar auf Ministerebene diskutiert wurde. Alles ziemlich unsympathisch, was es da so zu lesen gab.

Irgendwie passt es aber auch zu den Schweden, dass in einer auf Gleichheit und Toleranz bedachten Gesellschaft die Faszination für solche asoziale Ausfälle besonders groß ist.

Nun ist es aber aus – Schulman hat die Einstellung des Blogs angekündigt und gibt sich als reuiger Sünder, der das ja alles gar nicht so gewollt habe. Ob das der Wahrheit anspricht, kann zumindest bezweifelt werden.
Das Satiremagazin Faktumé vermeldete jedenfalls, dass nun durch die Einstellung des Blogs soviel Arbeitszeit in Schwedens Büros frei werde, dass die Produktivität steige und somit viele Mitarbeiter nicht mehr benötigt würde. Eine steigende Arbeitslosigkeit sei die zu erwartende Folge.

Da ist wohl mehr dran, als man zunächst meinen könnte.

Arbeiter- und Künstlerviertel

Der SPIEGEL hat heute offenbar einen Bericht über den „Kultautor“ Klas Östergren, der laut DN der beste Autor Schwedens sein soll. Mag sein.

Interessant fand ich jedenfall, dass Södermalm das „Arbeiter- und Künstlerviertel“ Stockholms sein soll. Ich würde sagen: Künstler vielleicht, aber Arbeiter wahrscheinlich nicht mehr. Zum Fertiglesen habe ich aber leider keine Zeit mehr – ich muss schon um 6 los.

Snakes on the road

Ich stehe ja nicht so gerne um 5:30 Uhr auf – aber was tut man nicht alles, um Bus zu fahren. Um 7:30 Uhr dann Fahrstunde. Spektakuläre Ereignisse: eine Schlange mitten auf der Straße am Norrtull, was so zu den meistbefahrensten Straßen der Stadt gehört. Außerdem hupte mich ein LKW-Fahrer an, weil ich mich etwas ungeschickt in einem zweispurigen Kreisverkehr anstellte. Nichtsdestotrotz war es ganz ok, und ich bin auch nur gegen eine Straßenkante gefahren. Meine Fahrlehrerin war zudem nicht so glücklich über meine leichte Spiegelguckfaulheit in Kurven und beim Anfahren. Ich gelobe Besserung.

Dann ging es weiter zur Impfung. Kein billiger Spaß, denn ich war in den letzten Monaten mehrfach dort und bin jetzt gegen FSME, Hepatitis, Polio, Diphterie und Tetanus geimpft. Demnächst kann ich auch fliegen.

Amüsant fand ich diese Geschichte im SPIEGEL. Hier in Schweden gab es nämlich kürzlich ein Skandälchen, dass der Arbeitsminister Sven Otto Littorin einen Master of Business Administration in seinem Lebenslauf stehen hat, der von einer sehr fragwürdigen Hochschule kommt. Littorin beteuerte, dass er da wirklich fernstudiert habe, entfernte den Eintrag im Lebenslauf letztendlich doch, auch weil der Master in Schweden ohnehin nicht anerkannt wäre. Ich frage mich, wieso er sich die Mühe macht – bei den Diploma Makers hätte er für viel weniger Aufwand das gleiche bekommen. Ich würde mir ja auch gerne zum Jux einen falschen Doktor bestellen, aber 199$ ist mir dann doch zuviel. Vielleicht kommt ja irgendein findiger Webdienst auf die Idee, das Diplom gleich zum Download anzubieten. Das macht die Sache bestimmt noch viel billiger.

Der Titel dieses Eintrags ist übrigens eine schlechte Anspielung auf „Snakes on a plane“, was mich wiederum daran erinnert, dass ich gestern abend „United 93“ gesehen habe. Ich kann mich an keinen Film erinnern, der mich so in emotionale Spannung versetzt hat wie dieser – nicht wegen großen Gefühle und Pathos, sondern der Authentizität, mit der die Ereignisse des 11. September 2001 dort dargestellt werden. Sehr empfehlenswert auf alle Fälle.

Reagiert

Mein Leserbrief an den SPIEGEL hat schnell ein Echo gefunden. Vielleicht war ich auch nicht der einzige, der geschrieben hat.

SPIEGEL - keine Reihen mehr

Nun also nur noch „angetreten“ – schon besser.

PS: Ich muss mir da natürlich auch ein bisschen an die eigene Nase fassen. Das Sundsvallvideo mit der Fahne hieß scherzhaft „Die Fahne hoch“ – allerdings bin ich ja auch kein Nachrichtenmagazin 🙂

Unklug

Die Website der Billigfluggesellschaft SkyEurope musste sich vor längerem etwas Spott gefallen lassen, weil sie die Texte dort etwas unüberlegt übersetzen hatte lassen: man hatte als Bezeichnung für den persönlichen Service das Wort „Sonderbehandlung“ gewählt. Ein Wort, dass leider zuvor von der SS für die Ermordung in der Gaskammer missbraucht worden war und damit für alle Zeiten unbenutzbar geworden ist.

Was sich die Herrschaften vom SPIEGEL hierbei gedacht haben, würde ich auch gerne mal wissen:

SPIEGEL - Reihen fest geschlossen

Einen Artikel über die Bundeswehr so zu bebildern ist ja in Ordnung, aber die Bildunterschrift „Die Reihen fest geschlossen“ ist mehr als unglücklich. Es gab da nämlich mal so ein Lied, das dann so weiterging: SA marschiert mit ruhigem, festen Schritt…
Dieses Lied ist in Deutschland sogar verboten – und daher disqualifiziert sich so eine Bildbetitlung automatisch.

Ballongblåsning

Ich habe gerade mein T-Shirt „Kein Herz für Walker„, das ich im SPIEGEL Shop bestellt hatte, in meiner Postagentur abgeholt – sehr nett, aber um richtig reinzupassen, muss ich noch etwas abnehmen.

Besagte Postagentur ist hauptberuflich aber ein ICA Supermarkt, und da die Kette wohl gerade 90 Jahre alt wird, versucht man, einen Weltrekord im Ballongblåsning aufzustellen, um damit ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen. Der schöne Begriff Ballongblåsning beschreibt übrigens nichts anderes als Luftballons aufzublasen. Ich bin auf das Ergebnis gespannt.

Weit weniger spektakulär ist ein anderes Ergebnis, nämlich das meines Laufs bei SpringCross, einem Cross-Country-Lauf bei mir um die Ecke. Sehr harte 6 km mit schmalen Wegen, starken Steigungen und damit allerlei potenziellen Bänderrissen musste man absolvieren – gegen Ende des Laufs lag schon einer neben der Bahn und war ziemlich bleich. Nach einer Runde war ich froh, dass ich nicht die erweiterte Variante mit 12 km, d.h. 2 Runden, genommen habe. Thilo hat das übrigens gemacht und war ziemlich fertig – so fertig, dass er den Laufsport als Gesamtes verfluchte. Ich hoffe, er ändert seine Meinung bis zum nächsten Lauf.

Mein Ergebnis war übrigens schätzungsweise 37:03 Minuten. Für eine Medaille hätte man die 12 km unter 60 Minuten laufen müssen – bei meiner derzeitigen Fitness kaum realistisch.

Kult

Wohl eines der besten, aber mit Sicherheit das kultigste Biere aus dem schönsten Land in Deutschlands Gau’n (i.e. Baden) ist das „Tannenzäpfle“ – das hat nun auch der Spiegel festgestellt.

Dort beklagt man fast schon, dass das Bier so erfolgreich ist. Wie groß der Erfolg ist, war mir allerdings auch nicht bewusst, bis ich diesen Absatz las:

Denn längst ist Rothaus über den Schwarzwald hinaus bekannt, vor allem in Deutschlands Großstädten hat das Bier Kult-Status. Gab es in Berlin vor 15 Jahren gerade einmal zwei Bars, die Rothaus ausgeschenkt haben, so sind es heute mehr als 100. Ähnlich ist es in Hamburg, Frankfurt oder München. In Köln ist Rothaus bei Pils sogar zur Nummer zwei nach Bitburger aufgestiegen.

Dies ließ natürlich die Hoffnung keimen, dass auch der schwedische Monopolist Systembolaget den Trend erkannt und Zäpfle in sein reichhaltiges Sortiment aufgenommen hat.

Leider ergab eine Suche zwar, dass es dort exotische Marken wie „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ aus Bamberg oder „Einbecker Mai-Ur-Bock“ gibt, aber zur Aufnahme badischer Braukunst hat es leider noch nicht gereicht.

Was noch nicht ist, kann ja aber noch werden – vielleicht hat ja Systembolaget irgendwo einen Wunschbriefkasten auf seiner Seite.

PS. Das teuerste Getränk im Systembolagetsortiment ist übrigens Bowmore Bourbon Cask 1964. Von dem kostet die 0,7l-Flasche stolze 14694 kr (rund 1600 €). Auch bei Bier kann es teuer werden Die 3-Liter-Flasche Leffe Blonde kostet schlappe 251 kr (ca. 27,50 €). Wenn man so einen Unsinn importieren kann, dann wird man doch auch Tannenzäpfle importieren können, oder?