Selbstzünder

SPIEGEL Online hat ab und zu etwas seltsame Artikel im Angebot, zum Beispiel diesen hier. Da wird argumentiert, der Diesel sei am Ende, weil in der Anschaffung teurer, nicht mehr ganz so langlebig – und nun ist eben auch noch der Kraftstoff genauso teuer wie das Benzin.

Die wichtigste Information bleibt der Artikel aber schuldig: warum ist Dieselkraftstoff denn so teuer geworden? Der gestiegene Ölpreis kann es wohl kaum alleine sein, denn sonst wäre das Benzin ja in gleichem Maße teurer geworden. Der zitierte ADAC-Sprecher sagt im Wesentlichen nur, dass er es selbst nicht weiß.

Komplett unsinnig ist aber ein Argument zum Ende des Artikels: der in der Entwicklung befindliche „selbstzündende Benzinmotor ‚Diesotto'“ werde also dem Dieselmotor noch stärkere Konkurrenz bescheren.

Die Argumentation vermengt hier Dieselkraftstoff und Dieselmotor, um die Argumentationskette zu stützen, selbst wenn es gar keinen Sinn macht. Benzinkraftstoff verbrennt schon sauberer als Dieselkraftstoff – soweit wird ja noch ein Schuh draus.
Wer ihn verbrennt und mit welchen Methoden ist jedoch ein ganz anderes Thema. Der „Diesotto“ ist nämlich, wie der Name schon andeutet, weder ein reiner Benzin- noch ein reiner Dieselmotor. Vielmehr handelt es sich um einen Motor, der wie ein herkömmlicher Dieselmotor den Kraftstoff durch Selbstzündung verbrennt, aber durch flexibler steuerbare Abläufe auch Benzinkraftstoff verbrennen kann. Letztendlich ist es also das Grundprinzip des Dieselmotors, das hier zum Einsatz kommt, und nicht, wie offenbar der Eindruck entstehen soll, die Abschaffung des Dieselmotors. Denn aus Ingenieurssicht ist der Dieselmotor klar überlegen – er kommt ohne Zündkerzen aus und kann so theoretisch sogar ohne Strom weiterlaufen, bis jemand den Kraftstoffhahn zudreht. Daher ist es auch der große Traum, endlich auch Benzin mit diesem Konzept verbrennen zu können – was nun mit dem „Diesotto“ wirklich werden soll.

So mag der Dieselkraftstoff immer teurer werden und auf Dauer vielleicht ein Nischendasein fristen, gesetzt dem Fall, der Preissprung der letzten Monate bleibt so bestehen. Mit der Zukunft des
Dieselmotors an sich hat das aber weit weniger zu tun, als hier der Eindruck erweckt werden soll.

Nachtrag: vielleicht war ich gestern abend nur zu blind, es zu sehen aber jetzt befindet sich in dem Artikel auch einiges über die Gründe des steigenden Dieselpreise. Der Abgesang auf den Dieselmotor in Form von Durcheinanderwürfeln der verschiedenen Techniken ist aber trotzdem genauso unsinnig wie zuvor.

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