Viva La Revolucion

Fabian Che Revolution

Bitte in eigener Sache: Heute ist der letzte Vorschlagstag für The Bobs – Best of The Blogs. Ich würde mich freuen, wenn jemand mein Blog vorschlagen würde.

Ist der talentierte junge Autor dieses wundervollen Blogs verstorben? Ist er insgeheim für Sondierungsgespräche nach Berlin geschickt worden? Hat er gar ein überragendes Angebot angenommen, als Ghostwriter von Gerhard Schröders Memoiren (Arbeitstitel „Ich bin trotzdem der Geilste“) zu fungieren?

Nichts von alledem. Er hat nur keine Zeit. Und sein mittlerweile drittes Parkticket bekommen. Deswegen wird es Zeit, der Klasse der Parkplatzbesitzer die Macht zu entreißen und sie dem Volke zurückzugeben.

Die letzte Woche war nicht ohne – zweimal Praktikum, Berichte schreiben, und ein Referat vorbereiten. Letzteres haben wir, d.h. mein Mitbewohner Thomas und ich, trotz einiger organisatorischer Probleme recht gut gemeistert. Am Freitagabend stellte ich fest, dass ich schon dreimal in der Woche abends aus gewesen war – Zeit, einen Gang zurückzuschalten.

Das fällt aber etwas schwer, insbesondere, wenn man am Freitag eine „Gult Kort“ („Gelbe Karte“) bekommt.

Gult Kort vorne
Gult Kort hinten

In Kürze heißt das ungefähr: „Du hast falsch geparkt, du Arsch. Fahre dein Auto auf die gefälligst auf die reservierten Plätze und besorge dir eine Parkerlaubnis“

Reservierte Plätze? Wo sollen die denn sein? Ein Blick über den Platz offenbart Ungeahntes.


Parkplatz

Die Übersetzung kann man sich fast denken. Da hat sich doch tatsächlich jemand berufen gefühlt, uns mit einem eigenen Parkplatz zu beglücken. Ist das nicht herzallerliebst?


Parkplatz

Und er ist auch noch so breit – da kann der halbe Container Auto fahren. Wie nett.


Parkplatz

Man hat wirklich die schönste Ecke ausgewählt, nur für uns. Ironie beiseite: es kommt auf dem Foto nicht so richtig heraus, aber dieses Schotterloch ist recht tief und die herumliegenden Steine haben einen erheblichen Durchmesser. Hier zu parken ist jedenfalls nicht empfehlenswert.
Stutzig machte uns auch gleich die Anmerkung „P-Tillstånd erfordras“, was soviel wie „Parkgenehmigung erforderlich“ bedeutet. Eigentlich sollte ich an dieser Stelle ein Voting einbauen, wer bereit ist, für eine Parkerlaubnis auf dieser Müllhalde auch nur einen Cent zu bezahlen. Wir Autobesitzer hier im Container sind uns jedenfalls einig, dass wir jedenfalls nichts zahlen werden.

Die gelbe Karte war offenbar ein Wink mit dem Zaunpfahl. Am Montag gab es jedenfalls eine neue Runde Strafzettel.

Da ich ehrlich gesagt nicht vorhabe, mich mit den Autoritäten dieses Landes ernsthaft anzulegen, beschloss ich, am Donnerstag bei KTH Accommodation vorbeizugehen, um herauszufinden, was es mit dem tollen Parkplatz auf sich hat.

Es war die reinste Zeitverschwendung. Man fühlt sich dafür nicht zuständig und weiß auch nicht wirklich, wer es ist. Es sei auch sehr blöd, mit einem Auto nach Stockholm zu kommen. Ich hätte die gute Frau vielleicht fragen sollen, ob sie 15 Monate lang aus einem Koffer leben möchte, und ob ich das Auto mit der Post zurückschicken kann.
Meinen Wunsch, nächstes Jahr nach Lappis umzuziehen, wurde mit der Bemerkung quittiert, dass Masterstudenten nicht in Lappis wohnen würden. Das ist zwar nachweislich falsch, aber es wurde ziemlich schnell klar, dass man mir eigentlich gar nicht helfen möchte. Daraufhin habe ich auf Ende Januar mein Zimmer gekündigt. Es sollte bis dahin möglich sein, etwas Anständiges zu finden.

In Sachen Parken verwies man mich auf das Info Center. Dort war ein hilfsbereiter Mann anzutreffen, der zwar genausowenig etwas über die Schilder wusste, aber sich wenigstens erkundigen wollte. Allerdings wollte er mit Carpark direkt reden – ein nicht gerade erfolgsversprechendes Vorgehen. Das Resultat war denn auch wenig überraschend. 520 Kronen (ca. 58 €) im Monat für eine Genehmigung. Zum Vergleich: eine Parkgenehmigung für ganz Östermalm – praktisch halb Stockholm – kostet 500 Kronen.

Während ich mich heldenhaft um mein Anliegen bemühte, war die Tante von Carpark gleich nochmal da und hat, weil es so schön war, gleich noch eine Runde Strafzettel ausgestellt.

Parkticket 1
Parkticket 2
Parkticket 3

Wenn das so weitergeht, kann ich bald meine Zimmerwand mit Strafzetteln tapezieren.

Julian hatte die Gelegenheit, mit der Strafzettelschreiberin zu reden. Unsere Autos dürften hier so oder so nicht parken, weil das eine Feuerwehrzufahrt sei. Das ist zwar irgendwo nachvollziehbar, wobei es sich schwer vorstellen lässt, das ein Löschfahrzeug hier in die Einfahrt passt. Sie meinte, wir würden weniger Gefahr laufen, weitere Tickets zu kassieren, wenn wir die Autos auf den reservierten Platz stellen. Das Gelände gehöre der KTH, Carpark sei nur der Gebühreneintreiber. Wenn wir uns also mit den Verantwortlichen dort irgendwie arrangieren können, wird die Situation wohl besser. Nur wer sind diese Verantwortlichen?

Um die Lage etwas klarer zu machen, haben wir uns daher schnell ein paar lustige Schilder mit KTH-Logo und dem Schriftzug „Jag är invånare av KTH Studentbostäder“ (ich bin Bewohner des KTH Studentenwohnheims) gedruckt. Vielleicht werden wir so noch eine Weile verschont.

Die Vertragskündigung auf Ende Januar scheint auch aus anderen Gründen vonnöten – man hat uns gesagt, hier würde bald gebaut. Wenn dem wirklich so ist, wird es verdammt laut und unangenehm werden. Zeit, sich nach einer anderen Bleibe umzusehen.

Derweil geht der Kampf weiter. Notfalls gehen wir bis zum Präsident der KTH – einer muss ja befugt sein.

2 Gedanken zu „Viva La Revolucion“

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