Politik mit Zukunft

Manchmal gibt es ja noch Hoffnung im Leben. Wenn es aber um Baden-Württemberg und Politik geht, kann man das gleich vergessen, denn spätestens seit 26. März wissen wir: die CDU hat ein höchstpersönlich von Gott gegebenes Recht, in Baden-Württemberg zu regieren. Eigentlich hätten die ganzen CDU-Oberen einfach in Urlaub fahren und stattdessen einen Sack Kartoffeln als Spitzenkandidaten aufstellen können – gemerkt hätte es keiner, denn die Leute machen so mechanisch ihr Kreuz bei der CDU, dass man eigentlich statt dem Urnengang gleich ein Stimmen-Abo einführen hätte können: einfach unterschreiben und man wählt die nächsten 25mal automatisch gleich nochmal CDU. Dafür gibts dann ein tolles Paket mit der CD „Konnis schönste Reden“ und dem Buch „Traumschiff BaWü“ von Lothar S. selbst signiert. Die Leute haben ja auch allen Grund, die CDU toll zu finden – PISA-mäßig prima abgeschnitten, weil man die ganzen Pfeifen einfach von der Schule geschmissen hat, und niedrige Arbeitslosenquoten, weil so lange man sich der Illusion hingibt, in Deutschland würden bis in alle Ewigkeit Autos gebaut, dass jeder bei der Firma mit dem Stern einen überbezahlten Job kriegt.

Allerdings sollte man bei dem ganzen Konservativen-Bashing nicht vergessen: bei der SPD ist so gut wie jeder, der etwas auf dem Kasten hat, schon längst in Berlin. Ute Vogt mag zwar im Wahlkampf intime Details ausgeplaudert haben, aber das macht sie bei aller Jugendlichkeit noch lange nicht zu einer brauchbaren Landesmutter. Mich persönlich hat sie rhetorisch auch noch nie vom Hocker gerissen.
Der Rückzug aus Berlin war aus ihrer Sicht jedenfalls ein ziemlicher Griff ins Klo, schätze ich. Nach den furiosen Zugewinnen 2001 nun mit dem zweitschlechtesten Ergebnis aller Zeiten abgestraft und vom Ministerpräsidentensessel weiter entfernt denn je, darf sie nun eine bescheidene Fraktion anführen, die sie mit klarer, aber nicht überragender Mehrheit zur Vorsitzenden gewählt hat. Die Aussicht auf die Spree wäre da wohl schöner als der Blick auf den Neckar.

Ich persönlich hatte ja ein bisschen gehofft, sie würde abtreten – denn ich meine, auch langfristig gesehen wird sie nicht das Format einer Heide Simonis erreichen. Aber die macht mittlerweile auch bei albernen Tanzshows mit – es ist also nichts unmöglich. Im Falle eines Rücktritts hätte sich bei der Nachfolgesuche auch schnell eine Frage gestellt: Wer denn? – ist ja keiner da sonst, der es könnte. So kann sie noch mindestens die nächsten zwei Wahlen üben, bis sie das Alter des vermeintlich jungen jetzigen Minischterpräsidenten erreicht hat. Und selbst, wenn es dann nicht klappt – in BaWü gilt sowieso: Das haben wir schon immer so gemacht, das haben wir noch nie so gemacht, da könnte ja jeder kommen.
Ich räume meiner Partei aus aktueller Sicht eigentlich nur eine Hoffnung ein: wenn ein neues Flowtex mit wirklich nennenswerten Enthüllungen in Kombination mit starkem Rückenwind aus Berlin aufträte, dann könnte es eventuell reichen. Die Frage ist, ob ich das noch erlebe.

Wie gut, dass es noch echte Helden in der Politik gibt, die einem eine solch verfahrene Situation erheblich erleichtern. In den USA beispielsweise gibt es einen, der die Weltpolitik ab 2008 mit zwei Klorollen und einer Büroklammer in Ordnung bringen wird: MacGyver for President!

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