Ich habe in den letzten Jahren viel Freude mit der Kabelfernsehgesellschaft Com Hem gehabt: lausiger Service, Preiserhöhungen durch die Hintertür und nervige Anrufe. Einziger Grund, bei ihnen zu bleiben, war, dass es für uns die einzige Möglichkeit ist, deutsche Fernsehkanäle zu empfangen, auch wenn es lediglich das ZDF und 3sat sind.
Dafür nahmen wir sogar die hinterlistige Preispolitik der Firma in Kauf, denn sie führte 2009 eine „Kartenabgabe“ ein, die man neben der normalen Monatsgebühr bezahlen muss. Der einzige Tarif, bei dem diese nicht anfällt, wurde derart unattraktiv gemacht, dass dies de facto auf eine höhere Monatsgebühr herausläuft, nur dass man die Kartenabgabe im Kleingedruckten versteckt.
Heute kam nun ein fröhlicher Brief von Com Hem:
Hallo und danke, dass Du TV-Kunde bei Com Hem bist!
Wir hoffen, Du bist mit dem Tarif Digital-Tv Medium 8 Favoriten zufrieden – er ist unser populärster Tarif.
Um gleich populär zu bleiben, folgt die Darstellung, was sie einem den so tolles anbieten.
Und dann kommt es:
Jetzt erhöhen wir den Preis von einigen unserer Dienste, um weiterhin in das beste Fernsehangebot des Marktes und dessen Entwicklung investieren zu können.
Die Preise steigen ab 1. April, und zwar folgendermaßen:
Alt | Neu | Absoluter Anstieg | Prozentualer Anstieg | |
---|---|---|---|---|
Monatlicher Grundpreis des Pakets | 159 kr | 189 kr | 30 kr | 19% |
„Kartenabgabe“ | 49 kr | 59 kr | 10 kr | 20% |
Gesamter Monatspreis | 208 kr | 248 kr | 40 kr | 19% |
Satte 19% Preiserhöhung also, und man bekommt dafür exakt: nichts. Es sei denn, man schätzt ein lauwarmes vages Versprechen einer Weiterentwicklung als irgendeinen Wert ein.
Die Dreistigkeit hat aber da noch kein Ende. Wenn man sich weiterhin die Rechnungen auf Papier zuschicken lasst, dann zahlt man dafür 45 kr (rund 5 €) – unglaublich.
Natürlich könnte man argumentieren, dass alles teurer wird. Das stimmt zwar, aber rechnet man die 19% mal rückwärts, dann kommt man darauf, dass dies bei den allgemeinen Endverbraucherpreisen dem Preisanstieg seit 1995 entspricht. Selbst wenn die Dienste verbessert worden sind: zumindest im Fernsehbereich kann gar nicht soviel dazu gekommen sein, um eine solche Erhöhung auch nur ansatzweise zu rechtfertigen. Zumal es sich ja nicht um die einzige Preiserhöhung handelt. Als die „Kartenabgabe“ im Jahr 2009 kam, lag sie bei rund 30 kr im Monat. Jetzt sind es schon 49 kr. Angenommen, der Paketpreis ist gleich geblieben, dann hat sich der Preis in drei Jahren um gut 55% erhöht.
Mit anderen Worten: das Ganze ist eine Unverschämtheit.
Meine Überlegungen, ab Mai eventuell wieder zu Com Hem auch mit dem Internetanschluss zurückzukehren haben sich damit erledigt. Sobald es eine adäquate Alternative gibt, auch das Kabelfernsehen.
Ihr habt doch einen Balkon mit Fenster nach Süden, da kann man prima eine Parabolantenne vestecken. Das nächste Haus ist ausreichend weit weg, der Winkel sollte doch bei 30 grad liegen. Und die passenden Löcher durch alle Zimmer sind doch auch schon da…
Ich kann es nicht direkt nachmessen, aber bei einer groben Rechnung vor längerem kam ich zu dem Ergebnis, dass es nicht reicht. Laut meinen Informationen stehen die Astra-Satelliten ca. 22 Grad über dem Horizont. Das Haus hinter unserem ist leicht erhöht und verdeckt weite Teile des Horizonts.
Eine Alternative wäre Fernsehen von Telia. Die haben ZDF und RTL im Angebot.
Die Forumulierung „um weiterhin das beste Angebot bieten zu können“ wird in Schweden sehr gerne benutzt, Preiserhöhungen ohne Gegenleistung anzukündigen.
Das mit der Parabolantenne ist überhaupt kein Problem. Selbst bei uns (Norwegen, 60km südlich vom Polarkreis) bekommen wir alle ASTRA Satelliten. Wir habe sehr hohe Berge im Süden, alles >Null Problemo<
Das ist interessant – in der Frage höre ich alles von „vollkommen unmöglich“ bis „funktioniert“. Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, da das betreffende Haus den Himmel bis ca. 37 Grad über dem Horizont verdeckt, wie ich mittlerweile nachgemessen habe. Das Signal müsste also in jedem Fall komplett durch die Wände, die zudem noch teilweise aus Stahlbeton sind. Ich habe auch keine direkte Möglichkeit, dies zu testen. Die Aufteilung der Wohnung würde es auch erschweren, den Fernseher anzuschließen.
Die Sichtung der Marktlage hat mich auch einsehen lassen, wieso Com Hem weiß, dass sie damit durchkommen: die 248 kr liegen auf einem Niveau mit den Konkurrenzangeboten von Boxer und Konsorten, aber das Mediumpaket bietet mehr Wahlfreiheit als die Konkurrenz. Sie konnten also nach oben gehen im Wissen, dass ihre Kunden woanders kein besseres Angebot bekommen werden.
Gestern kam mir eine Lösung ein: auf den Small-Tarif zu wechseln, den wir vorher hatten, denn durch die saftige Erhöhung wurde der wieder attraktiver. Das hat Com Hem aber dadurch unterbunden, dass es den Small-Tarif gar nicht mehr gibt. Ich weiß zwar nicht, wie sie die letzten Kunden vergrault haben, aber das war vorher schon absehbar gewesen.
Momentan sieht es leider wirklich so aus, dass Com Hem uns ab Mai trotz allem das beste Gesamtpaket bieten wird. Schweren Herzens wäre das dann der beste Weg – aber eine Vertragsbindung würde ich dann trotzdem vermeiden wollen, um nicht wieder über längere Zeit dem Laden ausgeliefert zu sein.
Noch einmal ein Nachtrag zur Schüsselfrage: ich habe das ein bisschen recherchiert und gerechnet. Dass das Signal durch Beton geht ist praktisch ausgeschlossen.
Der Eindruck mit der freien Sicht kann auch leicht täuschen. Selbst am Polarkreis stehen die Astra-Satelliten noch 15° über dem Horizont. Das klingt nach wenig, aber wenn es mal ausrechnet, dann verdeckt Skandinaviens höchster Berg, der Galdhøpiggen, nur mehr als 15°, wenn er weniger als 9,2 Kilometer entfernt ist. Und das gilt auch nur dann, wenn man das vom Meeresspiegel aus betrachten würde. Nahe weniger hohe Objekte sind also viel kritischer als entfernte sehr hohe.
Oder eine ganz andere alternative: http://sv.wikipedia.org/wiki/Marks%C3%A4nd_digital-TV_i_Sverige