Auf Entdeckungssafari

Seit ziemlich genau 25 Stunden bin ich wieder auf deutschem Boden. Fremd fühle ich mich natürlich nicht hier, aber einige Dinge fallen doch auf.

  • Im Stuttgarter Flughafen hat eine Filiale der Bundesagentur für Arbeit eröffnet. Wer zur Arbeitssuche dorthin fährt, ist natürlich die große Frage. Offenbar will man schon bei der Einreise eventuell entstehende Arbeitslosigkeit effektiv bekämpfen.
  • Auf der A8 haben die Baustellen (und wohl auch die Staus) eine Rekordlänge erreicht. Interessant wäre, zu wissen, ob denn auch irgendwann mal so etwas wie eine Autobahn dabei herauskommt.
  • Meine Eltern haben dank digitaler Technik über 200 Kanäle, darunter „Aah TV“ (Telefonsex), „Flirtcafé TV“ (Telefonsex getarnt als Dating) und „Uschi TV“ (Das M wurde vergessen). Ähnlich intellektuell tiefschürfend ist das Dutzend Homeshopping-Kanäle, darunter der Schmuckkanal. Grenzdebile Hartz-IV-Empfänger erreichen so schneller den Zustand vollkommener Verblödung. Die Zukunft des Abendlandes ist also zweifellos gerettet.
  • Man versucht in der Werbung, den Rauchern zu erklären, dass es ab 1. Januar nur noch mit Karte Zigaretten am Automat gibt. Ich freue mich trotzdem schon auf fluchende Raucher.
  • Yufka ist etwas, das definitiv in Schweden fehlt.
  • Ich werde eine neue Rubrik einführen. Sie heißt „nicht schade“, und die ersten zwei Folgen hätten eigentlich Augusto Pinochet und Saparmyrat Nyýazow sein müssen. Vielleicht stirbt ja in Kürze noch jemand, über dessen Tod man sich zynisch freuen darf.

Weihnachten in Schweden

Kaum zu glauben, aber in 30 Stunden sitze ich schon im Flieger nach Deutschland.

Einige Highlights der Weihnachtszeit:

  • Interessanterweise habe ich das Lied „Last Christmas“ noch nicht in voller Länge gehört.
  • Die Stadt Gävle, ca. 150 km nördlich von Stockholm, stellt jedes Jahr einen grossen Weihnachtsbock aus Stroh auf. Der Bock ist ein schwedischer Brauch, aber einen Bock der Grösse gibt es wohl nur in Gävle. Diese Tradition besteht in der Stadt nun schon seit 40 Jahren, und fast genauso traditionell ist es, dass fiese Brandstifter das Strohtier anzünden wollen. In dem daraus entstandenen Kampf zwischen Stadtverwaltung und Brandstiftern liegen letztere leicht vorne: 22 mal in den 40 Jahren brannte der Bock ab. Dieses Jahr waren sie aber (bislang) erfolglos, was aber auch daran liegt, dass die Stadt eine norwegische Firma beauftragt hat, den Bock vor einem Brand zu schützen. Nun ist er feuerfest beschichtet. Ein erster Attentsversuch ist bereits fehlgeschlagen.
  • Sankta Lucia, das Lichterfest am 13. Dezember, gehört natürlich zu schwedischer Weihnacht dazu. Die U-Bahn-Zeitung „Stockholm City“ liess aus 10 Kandidatinnen eine wählen, die dann „Stockholms Lucia“ werden sollte. Als Chefredakteur würde ich mich ziemlich ärgern, denn auch nach 4 Wochen eifrigen Trommelns in der Zeitung kamen nicht allzuviele Besucher. Es begann auch wenig beschaulich im Nobelkaufhaus NK, wo die gewählte Lucia sekundiert von 8 ehemaligen Konkurrentinnen vor Publikum sangen. Die armen Mädels mussten lange auf Applaus warten. Danach ging es weiter per Kutsche nach Skansen, wo sich einige hundert Leute den Eintrittspreis von 50 kr (ca. 5 €) abgerungen haben, um ein kleines Chorkonzert anzuhören, das von einem Moderator künstlich in die Länge gezogen wurde. Höhepunkt war der Vertreter der sizilianischen Tourismusindustrie, der die Lucia nach Sizilien einlud. Alles in allem eine PR-Veranstaltung ohne eigenen Charakter. Nächstes Jahr wieder richtiges Lucia-Konzert, würde ich sagen.
  • Christer Fuglesang ist als erster Schwede im All und hat vier Weltraumspaziergänge gemacht. Sein deutscher Kollege fand schwedische Süssigkeiten anscheinend ganz gut – was mit der Elchwurst passiert ist, weiss ich nicht. Es ist jedenfalls sicher, dass Fuglesang wie ein Held empfangen werden wird.
  • Heute abend wird es richtiges schwedisches Weihnachtsessen geben: Julbord – letztes Jahr verpasst, so dass ich dieses Jahr gespannt bin, wie gut das denn ist.
  • Noch vor Jahresende ist meine grosse Politonovela beendet: Anna Sjödin ist zurückgetreten. Im Verband steht man natürlich voll hinter ihr, aber man meinte wohl, dass es so nicht weitergehen könne. Schuld waren natürlich die bösen Medien. Sie bereut nichts, ausser dass sie an dem Abend in besagten Nachtclub ging. Ausserdem habe sie eh nie etwas anderes vorgehabt als SSU-Vorsitzende zu werden. Ja, ja – deine Mudder, sage ich da nur. Man kann jetzt schon Wetten darauf abschliessen, wo sie 2010, wenn über die ganze Sache Gras gewachsen ist, kandidieren wird.
  • Kurioses zum Schluss: in Helsingborg wurde der Journalist Kristian Lundberg gefeuert, weil er eine Buchkritik über einen Roman geschrieben hat, den es gar nicht gibt. Die Autorin in spe Britt Marie Mattsson hat die Pläne für das Buch nämlich nie veröffentlicht. Gut so, würde ich sagen, denn Lundberg hatte schon messerscharf erkannt, dass die Geschichte „vorhersagbar“ und die Charaktere „eindimensional“ sein würden, sofern das Buch denn geschrieben würde. Da hat sich Mattsson ja viel Arbeit erspart.

The Ultimate Nobel Experience Reloaded (Deluxe Edition, Part 1)

Sweden in winter – that is coldness and darkness in the eyes. While the latter is guaranteed, low temperatures have only stopped by for a few days in late October and moved on to the far north. They have been above zero centigrade ever since despite German media claiming that people in the queue for the new Nintendo Vii console waited in sub-zero temperatures. I was not among them anyway – I would not even spend money on a game console.

My actual point is that Alfred Nobel died in San Remo, Italy, on 10th December 1896, most likely in much nicer weather than here in Scandinavia. Ironically this very special birth date has brought Stockholm on of the highlights of the year: The Nobel Prizes. Along with the Swedish holiday of Lucia it makes the first half of December very special in this city.

The laureates, accompanied by their family, arrive a few days before the actual festivities which marks the beginning of a whole Nobel week. While the Prize itself has only three major events, the laureates are invited to a large number of other events, e.g. visits to schools.

The first official event are the Nobel lectures. By the statutes of the Nobel foundation, every laureate is required to give such a lecture. If they cannot attend personally, they have to do it through video or in writing. While the lecture of the Nobel Peace Prize laureate takes place during the awarding ceremony, all other laureates hold theirs two days in advance. The lectures for Physics, Chemistry and the Economy Prize take place at the Aula Magna of Stockholm University, the Medicine lecture at the Karolinska Institute and the Literature lecture at the Swedish Academy. Most of them are scientific lectures with certain acknowledgments of their colleagues and their families.

The Peace and Literature lectures are often more like speeches about political topics.

So far I have only visited the lectures at the Aula Magna. This has practical reasons – the Medicine lectures are on the same day, but some kilometers away, and the Literature lecture may be the one which attracts the public attention, but requires that the visitors get a ticket in advance.
The Aula Magna however is near to my place and antrance is free.

The stage for this year’s Physics Prize lecture

During the lecture the taking photos is not allowed. This was the audience on Friday.

And the audience in 2005 – it seemed to be considerably smaller

The same stage in 2005

Enough for today – I can already say here that I don’t have photos from the awarding ceremony, simply because it is limited to a small number of honorary guests. However, I have pictures of last year’s Nobel banquet which I was able to attend. But more about that tomorrow.

Crazy times

  • Tragisch: In Russland muss IKEA sein neuestes Kaufhaus in Nischni Nowgorod für 30 Tage schliessen, weil es ein Gericht angeordnet hat. Der Grund: ein fünfjähriger Junge kam um, weil ein Kunde die Kontrolle über seinen Einkaufswagen verlor und die 200 kg schweren Einkäufe aus dem Wagen und auf den Jungen fielen.
  • Erfreulich: Christer Fuglesang wird morgen als erster Schwede mit dem Space Shuttle ins All fliegen. Mit dabei sind vier andere Weltraum-Neulinge und Elchwurst
  • Störrisch: Margot Wallström will immer noch nicht aus Brüssel zurückkommen, um den sozialdemokratischen Karren aus dem Dreck zu ziehen. Das hat sie zwar schon hundert mal gesagt, aber man kann ja immer nochmal fragen.
  • Skandalös: Zwei Jungs haben in der Schule schmutzige Wörter an die Tafel geschrieben. Daraufhin zeigte die Lehrerin ihre Brüste. Nun wurde sie dafür verurteilt. Schade, dass mir das in der Schule nie passiert ist. Also das mit den Brüsten, nicht die Verurteilung.
  • Diskriminiert: Eine Eishockeyjungenmannschaft einer Schule posiert seit Jahren mit nacktem Oberkörper im Jahrbuch der Schule. Nun wollte die Mädchenmannschaft gleichziehen, und wurde von der Schulleitung gestoppt. Die Zeitungen sind entrüstet angesichts derartiger Ungleichheit – die Schulleitung entschuldigte sich unbeholfen.
  • Ausgelassen: eine christliche Schule in Arkansas hat beschlossen, das bisherige absolute Tanzverbot zu lockern. Ab sofort sind Tänze zu genehmigten Anlässen erlaubt, sofern es sich um solche mit „strukturierten Bewegungsmustern“ handelt. Ordnung muss sein – get the party started.
  • Gefährlich: als glatzköpfiger Elvis-Imitator lebt hat man es fast genauso schwer wie als Ex-KGB-Spitzenagent. Dieser kahle Waliser musste jedenfalls schon Todesdrohungen hinnehmen.
  • Unglaublich: der HSV hat 3:2 gewonnen. Ich dachte erst, der Online-Ticker wäre kaputt.

Åland sehen und sterben

Eine neue Öllåda (Bierpalette) steht in meinem Zimmer – ja, ich bin gerade aus Åland zurück.


Mariehamn am frühen Montagmorgen – da geht einiges

Kurz die harten Fakten: Alkohol in Schweden ist teuer wegen exorbitanter Steuern. Schweden betrachten Alkohol meist rein ökonomisch. Da es teuer ist, muss es sich auch lohnen – konkret heißt das, dass so lange getrunken wird, bis nichts mehr hineingeht, da ja sonst das Geld verschwendet wäre. So sieht man jedes Wochenende Leute in die U-Bahn kotzen, die ein oder zwei Getränke zu spät aufgehört haben.
Die Åland-Inseln sind schwedischsprachig, gehören aber zu Finnland. Geographisch liegen sie ungefähr auf halbem Weg zwischen Helsinki und Stockholm. Wegen dieser besonderen Rolle gelten für die Inseln (26.500 Einwohner) auch besondere Regeln. Sie haben weitgehende Autonomie, was sich vor allem daran zeigt, dass sie eigene Autokennzeichen haben. Auf der Fahrt von und nach Åland darf zudem steuerfrei eingekauft werden. Letzteres machen sich Fährlinien zunutze, die die Strecke von Stockholm nach Mariehamn (Hauptstadt der Inseln) bedienen. Da man in nur wenigen Stunden dort hinfahren kann, gibt es Rundfahrten, die „Kryssning“ genannt werden. Man steigt in Stockholm am späten Nachmittag ein, fährt über Nacht nach Åland, und nach zweistündigem Aufenthalt fährt man direkt wieder zurück. Sinn und Zweck der Veranstaltung ist nicht etwa, zu den Inseln zu fahren. Nein, vielmehr ist es der steuerfrei Einkauf von Spirituosen und Kosmetika. Kurzum ist es ein Saufdampfer. Niemand will nach Åland, alle wollen trinken, feiern, einkaufen. die Fährlinie Viking Line setzt hierzu auch noch Ryanair-artige Methoden ein. Die Fahrt selbst ist in der Regel kostenfrei. Meist muss man nur das Buffet an Bord bezahlen, was aber keinen stört, da man sich dort für 24 € exzellent den Bauch vollschlagen kann. Um die Kundschaft auch bald wieder zu einer Reise zu bringen, gibt es beim Einkauf an Bord gleich wieder Gutscheine, die 3 Monate gelten und zu einer neuerlichen Buchung einer kostenlosen Kabine berechtigen. Das führt dazu, dass eine Fähre mit einer Kapazität von gut 800 Passagieren täglich zu guten Teilen besetzt nach Åland fährt, und zwar mit lauter Leuten, die eigentlich gar nicht nach Åland möchten. Dementsprechend ist das Schiff voll mit Menschen, die eigentlich nur saufen (andere Bezeichnungen wären hier unpassend) wollen und durch dieses Konsumverhalten das Überleben der Fährgesellschaft sichern. Derartige Extreme hatten wir zwar nicht vor, aber da wir im September schon so eine Fahrt gemacht hatten, musste der Gutschein natürlich noch weg, bevor er verfällt. Also wurde daraus eine Fahrt von Christine und mir nach Åland.

Eine Sonntagskryssning unterscheidet sich auf jeden Fall beträchtlich von dem, was wir kannten. Anscheinend fahren junge Leute vorwiegend auf das Wochenende zu, was dazu führte, dass wir weit unter dem Altersdurchschnitt lagen. Es gab nur eine handvoll Passagiere unter dreißig.

Senioren sieht man in Deutschland vergleichsweise wenig Alkohol trinken – zumindest in meiner Erinnerung. Auf der Cinderella hingegen – so heißt das Schiff – trinken Senioren sogar Cocktails.

Nach dem Buffet begaben wir uns in den „Fun Club“, um der großen Weihnachtsshow beizuwohnen. Wir setzen uns an einen Tisch, auf dem zwei halbleere Gläser standen und eine Zigarettenschachtel lag. Weiterhin deutete aber nichts darauf hin, dass dort jemand saß. Christine brachte 10 Minuten später die Gläser zurück. Kurz darauf kamen diejenigen zurück, die vorher dort gesessen waren. Wir hatten aus deutscher Sicht heraus angenommen, dass die Plätze unbesetzt waren. Ein Schwede würde aber nie einen halbvollen Drink stehen lassen (lohnt sich sonst ja nicht). Nach einem etwas unfreundlichen Anfang übernahm Christine den entstandenen Schaden. Bei einer weiteren Diskussion wurde den beiden aber auch klar, dass es uns nicht darum gegangen war, sie zu verarschen. Damit war die Sache bereinigt und später spendierten sie uns sogar noch einen Drink.


Panorama vom Schiff aus

Unangenehmer war hingegen ein Mann mittleren Alters, der schon um 19 Uhr sturzbetrunken war und mit fragwürdigem Charme Christine Avancen machte, indem er Komplimente über ihre schönen Augen zum Besten gab. Zum Glück können wir in solchen Fällen darauf zurückgreifen, so zu tun, als ob wir kein Schwedisch verstünden. In seinem Zustand war er leider auch noch in der Lage, ein paar Fetzen auf englisch zu lallen. Ich solle ihm bescheid geben, wenn wir ein Bier trinken wollten. Er würde es dann bezahlen. Ein echter Gentleman…
Natürlich haben wir das nicht in Anspruch genommen und später waren wir ihn auch los.
Später in der Disco trafen wir auf einen ähnlichen (aber deutlich jüngeren) Helden, der Christine unbedingt ein Bier zahlen wollte. Dumm nur, dass seine Freundin in Sichtweite stand und dementsprechend wenig begeistert war. Manchmal kann man doch auch froh sein, ein Mann zu sein – sowas dürfte einem selten passieren. Christine war natürlich dadurch unverschuldet im Eifersuchtszielgebiet gelandet. Was sich zum Glück aber dann auch gleich geklärt hat.
Nach etwas Zeit in der Disco hatten wir beide gut einen sitzen und ließen es dabei bewenden.


Stadtplan von Mariehamn – nun ja, sagen wir mal, übersichtlich…

Nun wollte ich nicht zweimal nach Åland gefahren sein, ohne die Inseln auch zu betreten. Also ging ich zwanzig Minuten vor der Abfahrt von Bord und fotografierte das reichlich verschlafene Mariehamn. Beim Verlassen des Schiffs kamen mir ganze drei Passagiere entgegen. Die Frau am Check-In schien sogar überrascht, dass es noch jemanden gibt, der das Schiff verlassen hat und nun zurück will. Jedenfalls bin ich jetzt einmal dort gewesen. Die allermeisten Passagiere gehen natürlich nicht von Bord, sondern schlafen ihren Rausch aus.


Mariehamn – I was here

Nicht wenige starten Tag aber gleich mit etwas Konteralkohol, oder haben erst gar nicht aufgehört zu trinken. So auch ein Herr, den wir Mr. Absturz tauften. Der war schon kurz nach 12 Uhr derart betrunken, dass er sich überall festhalten musste. Wir hätten zu gerne gesehen, wie er später das Schiff verlässt. Sonderlich schnell kann das nämlich nicht gegangen sein.

Auch sehr drollig ein Ehepaar (zumindest ist das anzunehmen) im reichlich fortgeschrittenen Alter, das sich im „Admiral Hornblower’s Pub“ die Kante gab. Er schaute griesgrämig drein, sie guckte belämmert und hatte ihre Gehhilfe neben sich stehen. Ich hatte zunächst vermutet, dass es da wohl schon erhebliche Artikulationsschwierigkeiten geben müsste, aber beim Vorbeigehen durften wir einen Teil ihrer Konversation belauschen:

Sie: nuschel…lall…nuschel…
Er: „Håll käften!“ („Halt’s Maul!“)

Das muss Liebe sein.

Ja, das war sie, die Fahrt nach Åland. Beim Bingo konnten wir leider nicht abräumen, aber lustig war’s.

PS: Das habe ich im Tax-Free-Shop gesehen:


Da stellt sich die Frage, was sich der Marketingmensch wohl gedacht haben mag, als er einen Frauenrasierer „Vibrance“ nannte…

Diversity Challenge

So, nun habe ich gerade meinen Beitrag zur Diversity Challenge abgeschickt. Vielleicht klappt es ja und ich darf irgendwo als Trainee anfangen oder etwas in der Art.

Eine Challenge der anderen Art wird die gefährliche Reise mit der Cinderella nach Åland – die begehe ich in einer Stunde. Es wird die Fahrt vom September in klein. Wir hatten nämlich noch einen Gutschein übrig, den wir nicht verfallen lassen wollten. Abgesehen davon ist es auch eine gute Gelegenheit, Bier zu kaufen und lecker zu essen. Morgen dann wieder von gewohntem Terrain 🙂

Schönes Web 2.0

Da gibt es Dinge wie das hier:

Worthy Breast Man
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My test tracked 1 variable How you compared to other people your age and gender:

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You scored higher than 85% on Breast Worthy

Link: The Want To See My Breasts? Test written by AspiringDiva on OkCupid Free Online Dating, home of the The Dating Persona Test

Die Idee ist ja ganz nett, Tests zu machen und damit den perfekten Partner zu finden (der Brüste-Test ist lediglich der populärste heute – es gibt auch andere). Leider ist das alles sehr USA-zentriert, und es sieht nicht so aus, als würde sich der Europäer-Anteil erhöhen.

Noch ne Länderliste

Heute wird ja mächtig gelistet – noch ein internationales Ranking, bei dem Schweden ganz vorne liegt: das World Economic Forum hat heute seinen Gender Gap Report 2006 vorgestellt. Der beurteilt, wie unterschiedlich die beiden Geschlechter in der Gesellschaft sind, und zwar nach vier Kategorien:

  • Wirtschaftliche Teilnahme und Möglichkeiten – Löhne, Beteiligung und Zugang zu hochqualifizierter Beschäftigung
  • Erlangung von Bildung – Zugang zu niederer und hoher Bildung
  • Politische Macht – Repräsentation in Entscheidungsstrukturen
  • Gesundheit und Überleben – Lebenserwartung und Verhältnis der Geschlechter

Die Skala ging von 0 bis 1. Die Liste:

  1. Schweden – 0,8133
  2. Norwegen – 0,7994
  3. Finnland – 0,7958
  4. Island – 0,7813
  5. Deutschland – 0,7524
  6. Philippinen – 0,7516
  7. Neuseeland – 0,7509
  8. Dänemark – 0,7462
  9. Grossbritannien – 0,7365
  10. Irland – 0,7335

Man beachte, dass der Abstand zwischen Deutschland und Island beträchtlich ist. Allzusehr freuen sollte man sich also nicht. Die Platzierung der Philippinen hat mich etwas überrascht, um ehrlich zu sein. Ebenso das schlechte Abschneiden Dänemarks. Die übliche Nähe der skandinavischen Länder zueinander ist hier nicht gegeben.
Das gute Abschneiden Deutschlands ist auch eine „Teamleistung“ – keine massiven Schwächen, aber nirgendwo auch richtig gut.

In der Kategorie der wirtschaftlichen Möglichkeiten sind wir nur auf Platz 32. Schweden ist hier auf Platz 9. Interessanterweise führt hier Tansania. Auf Platz 2 liegt Moldawien, was auch etwas überraschend wirkt. Die nächsten Plätze sind USA, die Philippinen und Ghana.

Bei der Bildung gibt es zahlreiche erste Plätze: die Philippinen, Dänemark, Grossbritannien, Irland, Australien, Jamaika, Lesotho, Luxemburg, Dominikanische Republik, Frankreich und Honduras – eine wahrhaft illustre Auswahl. Deutschland landet hier auf Platz 31, Schweden auf Platz 22.

Bei der politischen Beteiligung, wo wohl der politische Wille zur Gleichstellung und die politische Kultur am meisten einfliessen dürften, ist es kein Wunder, dass das Gesamtranking weitgehend widergespiegelt ist. Die Plätze 1 bis 4 sind identisch, auf 5 kommt Spanien, Deutschland auf 6.

Bei er Gesundheit dann Deutschland wieder im Mittelfeld auf Platz 36. Hier schneidet Schweden sogar nur auf Platz 70 ab, Island gar nur auf Platz 92. Den wiederum mehrfachen ersten Platz belegen die Philippinen, Sri Lanka, Moldawien, Kolumbien, USA, Österreich, Costa Rica, Belgien und noch eine ganze Reihe weitere, darunter auch Mauretanien, das in der Gesamtwertung nur Platz 106 belegt.

Auffällig sind für mich Moldawien und die Philippinen. Moldawien liegt insgesamt auf Platz 17 mit 0,7128 Punkten, und scheitert vor allem an politischer Beteiligung und der Bildung. Die Philippinen haben nur bei der politischen Beteiligung einen Ausreisser nach unten (Platz 16).

Die letzten sind übrigens Nepal, Pakistan, Tschad, Saudi-Arabien und der Jemen – was wiederum wenig überraschend ist.

Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen

SBAB.SE Besserwisser

Bitte nicht so genau auf die Überschrift achten – sie hat wenig mit dem Text zu tun.
Eigentlich suchte ich nur einen albernen Titel für einen Post über etwas Verlorenes – hier wird derzeit nämlich allerhand verloren. Kürzlich stellte man in der Regierung fest, dass die E-Mails aus der Zeit der Tsunami-Katastrophe 2004 fehlten. So kann wohl vorerst keiner mehr das dürftige Krisenmanagement damals nachvollziehen. Jetzt ist auch noch ein Video der Estonia verschwunden. Wenn die Archivare so weitermachen, freuen wir uns sicher bald über das Verschwinden von Zeugnissen über Tschernobyl, die Kuba-Krise und Stalingrad.

Verloren hat man auch den Überblick im Karolinska-Krankenhaus in Huddinge, etwas südlich von Stockholm. Dort hat man schon zum dritten Mal in diesem Jahr Leichen vertauscht und somit versehentlich den falschen Toten verbrannt. Das ist natürlich bitter und vor allem äusserst peinlich. Sollte ich in absehbarer Zeit ein Testament aufsetzen, wird es eine Klausel enthalten, dass ich nicht dorthin gebracht werden will.

Gefunden wurde hingegen etwas ganz anderes – eine Waffe, und zwar genau die, mit der Olof Palme ermordet worden sein könnte. Die Zeitung Expressen hatte einen Tipp bekommen, dass die Pistole in einem See bei Mockfjärd liegt. Den Ort muss man nicht kennen, schätze ich. Man hatte wohl schon bei den ursprünglichen Ermittlungen nach dem Palme-Mord festgestellt, dass die Zusammensetzung der Kugeln, die Palme töteten, der entsprach, die die Kugeln hatten, die 1983 bei einem Postraub abgefeuert worden waren. Die Waffe sieht auch nicht mehr so wahnsinnig gut aus und es ist daher fraglich, ob überhaupt irgendwelche Schlüsse daraus gezogen werden können. Am meisten begeistert ist Expressen ohnehin davon, dass in der Pistole noch scharfe Kugeln sind. Ich stelle mir natürlich einfach die Frage, was wahrscheinlicher ist: dass jemand erst einen Postraub durchführt, dann die Waffe bis 1986 aufbewahrt, Palme erschiesst und die Waffe anschliessend ausgerechnet in der Nähe des Postraubtatorts entsorgt, wo man sie ohnehin suchen würde, oder dass jemand nach dem Postraub die Waffe in den See geworfen hat und Palme 3 Jahre später von jemand ganz anderem mit einer sehr ähnlichen Pistole und dem selben Kugeltyp umgebracht wurde? Ich bin zwar kein Ballistiker und vielleicht kann man die zweite Variante sicher ausschliessen – aber mal ehrlich: sonderlich logisch klingt die erste Variante nicht. Aber was ist am Palme-Mord schon logisch?

Zu grossen Diskussionen führt ein Vorschlag der Göteborger Reichstagsabgeordneten, man solle doch Frauenparkplätze einführen. Zu obigem verlinkten Artikel sind fast nur negative Stimmen zu hören (wenn man mal von meinem Eintrag absieht). So wie ich die Schweden kenne, würde man das natürlich hochoffiziell einführen und Nichtbeachtung mit mindestens 200 € Strafe belegen. Die Idee, dass man die Leute einfach darauf hinweisen kann, dass es Menschen gibt, die ein erhöhtes Sicherheitsrisiko oder andere Unannehmlichkeiten in einem Parkhaus hinnehmen müssen und man ihnen daher auf gewissen Parkplätzen den Vortritt lässt, scheint wohl eher befremdlich zu sein. Naja, man muss allerdings auch anmerken, dass in Deutschland auch jedes noch so unsinnige Schild kaum angezweifelt und meist auch befolgt wird – man hatte bei uns also leichtes Spiel.

Interessiert übrigens auch, dass unser Bundespräsident angeblich gelegentlich handgreiflich wird: Danke, Stern, für diese unpassende und irritierende Überschrift.

Die Organisation Economist Intelligence Unit hat eine interessante Studie zusammengestellt. Beurteilt wurden 167 Länder danach, wie demokratisch sie sind. Die Skala ging dabei von 1 bis 10. Insgesamt gab es 60 Indikatoren.
In den deutschen Medien hat diese interessante Beurteilung offenbar noch keinen Niederschlag gefunden. Daher hier einige Infos daraus. Eingeteilt wurden die Länder in vier Kategorien:

  • full democracies (vollwertige Demokratien, 28 Länder)
  • flawed democracies (Demokratien mit Defiziten)
  • hybrid regimes (Mischregimes)
  • authoritarian regime (Autoritäre Regimes)

Hier einige Rankingplätze:

  • Platz 1: Schweden (darüber kam ich jetzt auch darauf) räumt mit 9,88 voll ab und liegt damit auch noch knapp vor den anderen skandinavischen Ländern
  • Platz 2: Island
  • Platz 3: Die Niederlande
  • Platz 4: Norwegen
  • Platz 5: Dänemark
  • Platz 17: USA – damit auch noch eine vollwertige Demokratie
  • Platz 18: Tschechien
  • Platz 22: Griechenland
  • Platz 23: Grossbritannien – interessant, dass die Briten gegenüber den Amerikanern schlechter abschneiden, obwohl ihr Parteiensystem deutlich mehr diversifiziert ist. Anscheinend spielte die Parteienstruktur keine allzu grosse Rolle
  • Platz 27: Slowenien
  • Platz 34: Italien – und damit eine Demokratie mit Defiziten. Das Land wurde kürzlich auch von The Economist als „der kranke Mann Europas bezeichnet“.
  • Platz 38: Ungarn – mit einem Score von 7,53 auch nur eine Demokratie mit Defiziten
  • Platz 110: Armenien mit einer Score von 4,33 – den gleichen Wert haben auch Usbekistan, Kenia und Singapur. Es gilt damit als Mischregime. In der Gruppe der Mischregime landeten übrigens auch Russland (wenig überraschend), Georgien (schon etwas mehr überraschend) und die Türkei (sehr überraschend). Vor allem letzteres lässt ein bisschen Zweifel an der Beurteilung der Situation. Die Türkei ist eine klare Demokratie, wenn auch mit erheblichen Defiziten.
  • Platz 129: Aserbaidschan – damit schon klar im Bereich autoritärer Regimes
  • Platz 167: die rote Laterne kriegt Nordkorea – ich beschäftige mich ja seit einiger Zeit mit dem Land und habe ja auch schon darüber geschrieben. Ich bin sicher, dass die Pyongyang Chronicles die ganze Analyse als von den „Faschisten“ in den USA gefälscht abtun würden. Die berichten nämlich heute über die Wahlen am 1. Dezember und dass Nordkorea ja die einzige wirkliche Demokratie sei. Ob die die Studie gelesen haben?

Deutschland konnte ich leider nicht finden.

Es ist gerade kurz nach 13 Uhr und die Abendsonne scheint herein – ja, die Abendsonne. Eine schnelle Messung ergab, dass der Schatten meines 22 cm-Lineals ungefähr einen Meter lang ist. Dies ergibt einen Sonnenstand von ca. 13 Grad – und viel höher steigt sie im Moment auch nicht mehr.

Zu guter Letzt eine Erklärung des Bildes oben – es ist einfach eine Demonstration davon, wie unsere deutsche Sprache auf andere Sprachen wirkt. Im Englischen finden sich so schöne Worte wie „Angst“ und „Blitzkrieg“. Die Schweden haben den „Besserwisser“ übernommen. Es handelt sich übrigens um eine Anzeige eines Kreditgebers für Wohnungskäufer usw.