My wedding day

Ach, was war das rührend gestern. Alle haben sich lieb, und so eine 11-stöckige Torte hat natürlich etwas. Ich konnte nur die Trauung live verfolgen. Danach ging es auf Arbeit.

Ich hatte eigentlich nur zwei Extreme erwartet: entweder würde die Stadt vollkommen leer oder total überfüllt sein. Aus meiner Sicht war es ersteres. Als ich gegen Ende der Kutschenfahrt des Brautpaares durch die Innenstadt auf dem Weg zu meinem Startpunkt war, präsentierte sich die U-Bahn, die für den Tag kostenlos war, um die Massen besser zu bewältigen, als weitgehend leer. Natürlich kann es auch sein, dass die Massen erst später gekommen wären. Aber auch auf meinen anschließenden Fahrten durch die Innenstadt blieb das Gedränge aus. Ein paar Familien mit Kindern, die Flaggen dabei oder eine Krone, war schon alles irgendwie.

Meine erste Linie, die 42, war einfach gekappt worden. Zwei Mädels fragten, ob die Busse heute auch kostenlos seien. Waren sie nicht, aber in dem Fall hätte ich das nicht so eng gesehen. Sie fuhren trotzdem nicht. Einen Fahrgast hatte ich trotzdem noch – er fragte mich, ob ich Däne bin (was ich als Kompliment betrachtete) und sprach über seinen Aufenthalt in Österreich. Er blieb dann aber auch der einzige.

Nachdem ich eine Runde auf einer nicht betroffenen Linie absolviert hatte, waren die Straßensperren weg. Vermutlich hätte man ab diesem Zeitpunkt schon wieder freigeben können. Die Fahrpläne waren aber ganztägig umgestellt worden.

So bestand die Hauptherausforderung in etwas Fahrgastberatung und der manuellen Einstellung der Linienschilder das einzige, denn die Computer hatte man für den einen Tag nicht umgestellt. Spät am abend durfte ich dann noch einige Zeit die Linie 62 mit meinen Diensten beglücken. Die führt fast direkt am Schloss vorbei, so dass man sie großzügig zweigeteilt hatte. Ich hatte den Abschnitt im Stadtteil Östermalm, und zwar schon mitten in der Nacht. Ganze 6 Minuten war der lang, und dementsprechend interessant war es, mitzufahren – das half wirklich nur Leuten, die nicht laufen können, und die waren um die Zeit schon lange zuhause. Trotzdem entschloss sich eine betrunkene Gruppe Jugendliche, 50 Meter mitzufahren. Sollte mir recht sein.

So unspektakulär war dieses pompöse Fest also von der Perspektive, wobei der Abend dann doch noch etwas unerwartet endete. Am Ende südlichen Querspange Södra Länken hatte es einen Unfall gegeben, bei dem sich ein Auto überschlagen hatte. Anscheinend gab es aber keine schwer Verletzten, denn der Sanitäter saß sehr entspannt am Fahrbahnrand. Kein Bedarf für Hilfe also – nur an dem Auto, das mitten auf der Straße lag, musste man vorbei.

Der Preis für die beste Aktion des Tages geht übrigens klar an Steffen und Franzi, die ihre Glückwünsche persönlich mit einem Strauß Blumen beim schwedischen Generalkonsulat in Istanbul überbrachten. Ich bin gespannt auf weitere Details.

Vintern är långt ifrån över

Ausriss: Google Desktop

Ich habe heute morgen gleich ein Foto von unserem Thermometer gemacht, das aber zuhause geblieben ist. -22°C zeigte es. Das ist der bislang kälteste Tag in 4,5 Jahren Schweden.

Es gilt heute die Empfehlung, zuhause zu bleiben, wenn man kann. Ich kann nicht, und so habe ich mich herausgewagt. Die südliche Querspange Södra Länken war gesperrt. In Gegenrichtung war eine Schilderbrücke heruntergekommen, weswegen eine Totalsperrung bestand. Der Bus war trotzdem einigermaßen pünktlich, bis er sich zwei Haltestellen vor dem Ziel festfuhr. Irgendwie kam es mir so vor, als würde die Fahrerin gegen die Handbremse anfahren, aber das wäre so dämlich, dass es unwahrscheinlich ist, und düpieren wollte ich sie schon zweimal nicht. Also durften wir in einen folgenden Bus umsteigen. Die U-Bahn war voll, aber es ging.

Dennoch ist die Situation extrem. Nahezu alle oberirdischen Teile der U-Bahn sind komplett wegen Vereisung eingestellt. Die Innenstadtbusse wurden für den Schienenersatzverkehr abgezogen. Ähnliches gilt für einige andere Bahnen.

Da mutet es schon fast wie Realsatire an, dass ich gestern Verstärkungsverkehr für die Linie 47 fahren durfte, auf der naturgemäß wenig Bedarf bestand, denn an einem solchen Wochenende verirren sich nicht viele Leute nach Djurgården. So fuhr ich oft fast leer. Meine wahre Freude hatte ich mit den Bussen. Der erste, ein nagelneuer Bus mit weniger als 40.000 km (= gar nichts) hatte ein fast schon bizarres Türenproblem, das ich neulich schon einmal in einem solchen Gefährt hatte – offenkundig verträgt die Elektronik die Kälte nicht. Ich konnte die Türen nur öffnen, nachdem ich den Motor abgestellt hatte. Erst nach zweimaligem Neustart des Motors konnte ich wieder losfahren. Dafür bekam ich einen Ersatzbus, dessen Traktionskontrolle mich in den Wahnsinn trieb.

Immerhin bin ich bei der ganzen Sache unfallfrei geblieben – und das ist eine Menge wert in diesen Tagen.

Vorbeifahren

Vor einiger Zeit gab es eine Werbekampagne hier in Stockholm. Dort war auf schwarzem Grund groß zu lesen:

Es gibt nur zwei europäische Länder, deren Hauptstadt keine Umgehungsstraße hat.

Und darunter klein:

Albanien ist das eine.

Womit sich jeder denken, welches das andere ist: Schweden.

In der Tat gibt es derzeit genau drei Möglichkeiten, die Region Stockholm zu umfahren – und von denen sind zwei so abwegig, dass sie nie jemand dafür benutzen würde.
De facto gibt es also nur einen Weg, nämlich den Essingeleden, eine Autobahn über Kungsholmen, auf der trotz vierspurigen Ausbaus jeden Morgen Stau ist.

Die Schaffung einer Alternative tut also not. Diese soll die „Förbifart Stockholm“ werden, also die Vorbeifahrt an Stockholm. Eine Autobahn, größtenteils unterirdisch verlegt wird – 17 der 21 km werden Tunnel sein – soll einen Bogen im Westen über die Inseln der Gemeinde Ekerö schlagen und dann im Nordwesten die Anbindung an die großen Straßen E4 und E18 schaffen. Bis 2020 „kann“ der Bau fertig sein, was soviel heißt, dass er bis dahin nicht fertig sein wird.

Kritik wird laut von einigen Seiten. Man fürchtet um den Umwelt- und vor allem den Klimaschutz. Auch die Bewohner der Insel Lovö, unter der ein Teil des Tunnels verlaufen und die auch eine Autobahnabfahrt bekommen soll, sind nicht begeistert.

Die Argumente dieser Gegner sind mir doch einigermaßen schleierhaft. Ein Tunnel schadet ja wohl kaum der Natur. Wenig stichhaltig erscheint mir das Argument, der CO2-Ausstoß werde dadurch erhöht, denn dies beruht auf der Annahme, der Verkehr werde weniger wachsen, wenn man einfach keine Straßen für ihn baut. Diejenigen, die so argumentieren, verweisen auch auf die Stadtmaut, die man dafür benutzen könne, den Verkehr fernzuhalten.

Dabei hat gerade die Trängselskatt gezeigt, dass eine solche Maßnahme bestenfalls lenken kann – fernhalten kann es den Verkehr aber nicht wirklich. Die Straßen Stockholms sind mittlerweile genauso verstopft wie vor Einführung der Maut. Man hat sie seit 2007 nicht mehr angehoben, was einen starken Gewöhnungseffekt erzeugt.

Der Bau der Förbifart ist mehr als überfällig und ich kann sie eigentlich nur unterstützen. Außerdem erscheinen mir Klagen aus Ekerö übertreiben, weil Ekerö eine der Kommunen ist, die die schlechteste Verkehrsanbindung haben – die meisten werden wohl froh darum sein, wenn sie keine Fähre mehr nehmen oder den endlosen Umweg über Bromma fahren müssen.

Der Ablauf der Planung scheint mir aber symptomatisch zu sein für Verkehrsplanung im Raum Stockholm.

Slussen baut man erst um, nachdem es zu einem heruntergekommenen und nach Urin stinkenden Schandfleck geworden ist. Die Citybanan, ein S-Bahn-Tunnel unter Stockholm zur Entlastung des südwärts gerichteten Schienennetzes, wird in Angriff angenommen, nachdem die S-Bahn Pendeltåg schon seit vielen Jahren ein Synonym für Unzuverlässigkeit und Störungsanfälligkeit ist. Die am schnellsten wachsenden Kommunen sind nur durch Busse angebunden und haben nichtmal in Aussicht, Schienenverkehr zu erhalten. Zu der Insel, auf der ich wohne, gibt es nur eine altersschwache und überlastete Brücke, aber eine neue Brücke soll es erst in 15 Jahren geben – von einer Anbindung an den Schienenverkehr wird erst gar nicht gesprochen, obwohl jetzt schon die Busse in kurzen Takten fahren und trotzdem voll sind.

Wenn man von dem zukunftsweisenden Projekt der Tvärbanan absieht, baut man immer erst dann, wenn die Situation eine Zumutung geworden ist. Man repariert einen Schaden erst, wenn er eingetreten ist, aber versucht nicht, ihn vorsorglich zu verhindern.

Insofern kann ich der Förbifart eigentlich nur einen Kritikpunkt entgegen bringen, nämlich den, warum das Projekt nicht gleich durch eine Erweiterung des Nahverkehrs ergänzt hat. Eine direkte S-Bahn von Södertälje nach Akalla und Hjulsta wäre der Region sehr zuträglich.

Ich bin ein Star…

Heute abend stand ich in der U-Bahn, als eine junge Dame auf mich zutrat und mir bedeutete, ich solle doch meine Ohrenstöpsel herausnehmen. Sie fragte mich, ob ich denn Fabian sei. Das konnte ich durchaus bejahen. Es stellte sich heraus, dass sie dieses Blog gelesen hatte und auch meine Aktivitäten in Schwedenforen gesehen hatte, wo ich seit einiger Zeit meinen krankhaften Drang zur Rechthaberei auslebe und sie offenbar irgendwo korrigiert hatte. Sie nahm es mir anscheinend nicht übel, was mich beruhigt, denn ab und zu gibt es auch schonmal Zoff, wenn ich (mal wieder) recht habe und andere – nun ja – nicht. Ab und zu gibt es auch Zoff, wenn ich nicht recht habe und andere dafür schon – aber das kommt natürlich so gut wie nie vor.

Worauf ich eigentlich hinaus will: ich wusste, irgendwann komme ich mit dem Blog hier nochmal groß raus. Künftig werde ich wohl mit einem Bodyguard herumlaufen müssen, der die schreienden Groupies bändigt. Ich erwarte in Kürze einen Anruf von RTL, ob ich denn nicht ins Dschungelcamp möchte. Aber was nimmt man nicht alles auf sich für ein bisschen Ruhm.

PS: Meine U-Bahn-Bekanntschaft erwähnte zwar kurz ihren Namen, den ich aber leider nicht einer Person im Forum zuordnen konnte. Daher würde ich mich über Kontaktaufnahme ihrerseits freuen.

Tunnelbana wechselt Betreiber

Gerade wurde entschieden, dass die Hongkonger Gesellschaft MTR die U-Bahn in Stockholm übernimmt und in den nächsten 8 Jahren betreiben wird. Es gab insgesamt 6 Firmen in der Ausschreibung, darunter ein von der Deutschen Bahn gestütztes Konsortium. Es war allerdings erwartet worden, dass entweder der aktuelle Betreiber Veolia oder MTR die Ausschreibung gewinnen würde. So bleiben Veolia nach der Aufgabe des Busverkehrs nur noch einige der anderen Lokalbahnen.

Es ist soweit

Die ganze Welt schaut in diese eine Hauptstadt, wo heute unter großem Pomp ein historischer Moment gefeiert wird. Millionen sind angereist, um persönlich zu erleben, wenn heute ein Mann auf eine Bühne tritt und verkündet, welche Betreibergesellschaft künftig die Stockholmer U-Bahn betreuen wird.

Ganz nebenbei wird 6641 Kilometer westlich davon ein neuer US-Präsident vereidigt. Er heißt Barack Obama, und fährt auch gerne mit der Bahn:

Aber wen interessiert das schon?

Mich zum Beispiel, und deshalb werde ich heute etwas länger auf Arbeit bleiben und mir das Spektakel im Internet angucken, wenn ich es technisch hinbekomme. Hier schonmal eine Liste von Videostreams, wo es funktionieren könnte.

Natürlich interessiert mich auch die U-Bahn – vielleicht wird es dazu auch überraschendes im Laufe des Tages geben.

Nachtrag (12:08 Uhr): Es gibt das ganze auch eingebettet zum Ansehen

Nicht schlecht – nur funktionieren muss es.

Schlimme Geschichte

Es ist manchmal schon seltsam, wie gewohnte Umgebungen plötzlich der Schauplatz von Unglücken werden.

In Kista, wo ich meine Masterarbeit schrieb, ist vor knapp zwei Stunden eine Brücke eingestürzt – ein Vorkommnis, das man in einer Industrienation wie Schweden nicht erwartet. Ein Toter und zwei Verletzte sind schon bestätigt, und da noch u.a. ein Auto unter der Brücke eingeklemmt sein sollen, können sich diese Zahlen noch erhöhen.

Erst hieß es, es handele sich um eine Fußgängerbrücke zwischen dem Einkaufszentrum Kista Centrum und der U-Bahn-Station. Diese habe ich schon unzählige Male überquert, und natürlich macht man sich Gedanken, wie viele normalerweise auf dieser Brücke jede Minute entlang laufen und dass so etwas auch einen selbst treffen kann, auch wenn dies in der Industrienation Schweden natürlich sehr selten ist.

Obwohl ich die Ecke doch ganz gut kenne, bin ich aber immer noch unsicher, welche Brücke nun denn genau eingestürzt ist. Mittlerweile ist von einem Einsturz bei einer Baustelle die Rede, und so muss es wohl eine andere Brücke sein. Es muss also wohl eine der beiden Brücken über den Hanstavägen sein – eine von denen lag auch auf dem Weg zu meiner damaligen Wirkungsstätte und wird tatäglich von den Unzähligen frequentiert, die in einem der vielen Technologieunternehmen in Kista arbeiten oder an der IT-University studieren.

Das ist schon alles sehr tragisch. Zwar fühle ich mich natürlich nicht direkt betroffen, aber irgendwie möchte ich natürlich schon so schnell wie möglich mehr erfahren. Das wird wohl aber noch etwas warten müssen.

Aus dem Spamordner

Spam wird auch immer seltsamer:

Die Berliner U-Bahn Mitarbeiter fanden die Reste eines unbekannten Flugkoerpers.
Interessant findet man auch die Ermittlung von moeglichen Gruenden des Unwohlseins einiger U-Bahn Angestellten. Nach etlichen Inspektionen wurde ein Fremdkoerper gefunden. Wie Wissenschaftler behaupten, koennte der Koerper so gross wie ein Bus sein. Es wurde auch vermutet, er haette seltsame Strahlen aussenden koennen und das wegen rund um dem Rumpf gebildeter „Totzone“.
Naeheres dazu unter […]

Die Webadresse will einem wohl Viren oder dergleichen unterjubeln. Die Mail verzichtet glücklicherweise darauf und bindet einem nur einen handelsüblichen Bären auf.

Baby, don’t fear the blogger

The blogger is back – ja, ab heute bin ich hier in meinem kuschligen Büro mit abgestorbenem Minibaum und geniesse das beschissene Wetter. Beste Bedingungen also, Beiträge über alles mögliche zu schreiben.

Was in der Zwischenzeit geschah:

  • Anna Sjödin hat irgendwo nochmal Berufung eingelegt – gähn
  • Die U-Bahnen haben neue schöne Streckennetzpläne bekommen. Die enthalten zwar das gleiche wie die alten, aber dafür kann man sie auch dann lesen, wenn man nicht gerade 3 Zentimeter vor ihnen steht. Ich bin begeistert.
  • HLX war ausnahmsweise mal einigermassen pünktlich. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
  • Carl Bildt, seines Zeichens Aussenminister Schwedens, muss sich einer Anhörung stellen. Darüber mehr zu einer anderen Zeit.
  • Alphaville spielt am 22.3. auf dem Schiff Cinderella. Ich ziehe stark in Betracht, auch mit an Bord zu gehen.
  • Ich bin noch viel dicker geworden seit Weihnachten. Deswegen nehme ich jetzt ab und trainiere wieder.

In diesem Sinne auf blogreiches Jahr…