Nigeria-Connection zieht um

Wenn man seit Jahren die gleiche Betrügermasche abzieht, wird es vielleicht etwas langweilig und man möchte einen Tapetenwechsel. Also ist zumindest ein Teil der Nigeria-Connection in den aufstrebenden Irak umgezogen.

Es hat sich offenbar gelohnt, denn:

Hello,
I write you after proper consideration that a telephone conversation may not be the ideal medium to contact you. I got your contact through my search on the internet for a reliable person. i am in National Guard Artillery unit here in Iraq, we discovered some funds when on routine foot patrol in Khalis Iraq at companies compound, We can’t keep these funds so we want to move the funds to you to keep it for us in your safe account. The money is legit. if you are interested get back to me for details. This business is risk free.

Capt. G. Smith

Massenvernichtungswaffen waren keine da, aber was soll man schon machen, wenn man bei einer Fußstreife auf eine Menge Geld stößt? Da würde ich auch eine E-Mail an irgendjemanden schreiben.

Anruf aus dem Irak

Vielleicht bin ich der einzige Betroffene. Von Zeit zu Zeit erhalte ich mysteriöse Anrufe aus weit entfernten Ländern auf mein Handy. Die Ländercodes der Anrufer kommen von überall her. Meist sind es natürlich Abzockversuche, bei denen der Anrufer anklingelt, um dann durch den Rückruf Telefongebühren zu kassieren. Heute morgen war jedoch ein hartnäckiger Anrufer dran. Um 6:15 Uhr brummte der Vibrationsalarm, und ich ging ran – nur rauschen. Nach mehreren weiteren Versuchen nahm ich erneut ab. Eine Stimme „Hello“ und dann etwas, das nach „You speak Ali“ klang. Das ergab keinen Sinn, und sämtliche weiteren Versuche, das Anliegen zu erfahren, scheiterten.
Der Anrufer hatte einmal die Nummer +9647701673XXX oder +7701673XXX – also zweimal das gleiche, nur beim ersten Mal die 964 vorgestellt. Daher ist wohl anzunehmen, dass es sich um einen Anruf aus dem Irak gehandelt hat (+770 wäre Kasachstan).

Leider gelang es ihm nicht, mir irgendetwas brauchbares mitzuteilen. So nehme ich an, dass er sich verwählt hatte oder es ein Scherz war.

Und für sowas zahle ich Roaming-Gebühren.

Bitte stimmen Sie jetzt

Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor: es gibt einen Delegierten mit Bart, der zu fast jedem Antrag seinen Senf dazugeben muss – so einen gab es bei den Jusos BaWü auch mal, bis er dann 35 Jahre wurde und nicht mehr teilnehmen durfte. Es gibt auch einen, der Parsa Marvi recht ähnlich sieht. Einer hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Niels Annen, aber der ist ja gar nicht aus BaWü.

In jedem Fall wird das hier gerade spaßig. Es wurde um Globalisierung diskutiert – ein klassisch linkes Thema natürlich. Und nun wurde abgestimmt wie wild. Was wir beschlossen haben, ist mir nicht so ganz klar, aber ich glaube, unsere Kompromisshaltung „ja mit Einschränkungen“ scheint durchgekommen zu sein. Ich sehe mich eh mehr als „Röstboskap“ (Stimmvieh) 🙂
Nochmal kurz zum Abstimmungsverfahren hier:

  • Erst wird gefragt, ob einem Antrag zugestimmt werden soll. Oft kommt es auch vor, dass zwei Anträge gegeneinander gestellt werden. Man sagt „ja“, um Zustimmung anzuzeigen.
  • Das Verfahren hat natürlich die Schwäche, dass wenn die Minderheit lauter schreit, ein verfälschter Eintrag entstehen kann. Daher kann man dann „Kvotering“ rufen, was dann zur Abstimmung mit dem Heben von Stimmkarten führt.
  • Ist dann jemand immer noch nicht zufrieden, kann er „Rösträkning“ (Stimmenzählung) rufen. Dann wird gezählt.

Die Möglichkeit, sich zu enthalten, gibt es im Übrigen nicht. Normal reicht meist die erste Stufe, aber bei kontroversen Themen kommt es öfters vor, dass mit Stimmkarten entschieden werden muss. Soeben häufig geschehen.

Woanders werden Entscheidungen durch viel Schweiß herbeigeführt. In Gelsenkirchen beispielsweise, wo Polen soeben gegen Ecuador verloren hat, womit ich mit meinen Vorhersagen gründlich falsch lag. Die letzten Minuten schaute ich mir im chinesischen Fernsehen an – dank Sopcast.

Im Deutschlandspiel gab es übrigens nur ein Abseitstor. Naja, wir haben ja so oder so gewonnen.

Es wird Zeit, zu zeigen, wie der schwedische Finanzminister aussieht:

Der geübte Beobachter wird feststellen: Er sieht wie ein verschwommener Fleck aus, der ein Polo-Shirt trägt. Im Ernst – ich bin immer wieder beeindruckend über die Formlosigkeit, die in diesem Land üblich ist. Der Justizminister fläzte sich auf dem Sofa, der Finanzminister kommt im Polo-Shirt. Ich weiß zwar nicht, ob das der Volksnähe dient, aber Politiker erscheinen hierdurch definitiv menschlicher. Wobei kein Zweifel daran bestehen kann, dass Politik überall ein schmutziges Geschäft ist.

Mittlerweile geht es um Antrag Nr. 23 – die Sozis sollen sich im Irak engagieren. Das ist eine gute Idee, wie mir scheint, auch wenn es mir schleierhaft ist, wieso daran gerade eine Diskussion aufbaut. In jedem Fall: Nette Idee – Freiwillige vor.

Der Verbandsvorstand will außerdem noch hinzufügen, dass die USA den Irak verlassen und durch eine UN-Truppe ersetzt werden sollen. Das halte ich persönlich für eine blöde Idee, weil mehr als nur fraglich ist, welches Land bereit ist, sich auf ein solches Himmelfahrtskommando einzulassen. Allerdings hab ich hier ja nicht zu melden, sondern nur schon bereits bei uns in Stockholm gefällte Beschlüsse auszuführen. Also werde ich auch dafür stimmen.