Inga Lindström – Die Prinzessin des Herzens oder wie man Zuschauern ein Nashorn als Elch verkauft

Eine der besten Szenen kommt gleich zu Anfang. Die Hauptfigur – eine Prinzessin, aber dazu später mehr – ist in Stockholm auf der Flucht vor Paparazzi. Sie rennt ihnen davon, und zwar ungefähr auf diesem Weg:


Visa Weg der „Prinzessin“ på en större karta

Neben der offenkundigen geographischen Unsinnigkeit der Szenen ist die Geschwindigkeit beeindruckend: ca. 5,4 km in 45 Filmsekunden – das macht 419 km/h im Schnitt. Eine beachtliche Leistung, das muss man schon sagen. Ich erinnere mich noch genau an den Drehtag, als ich den von der Prinzessin verursachten Überschnallknall vernahm.

Die Flucht gelingt, auch weil sie sich von einem herumstehenden Motorrad einen Helm nimmt. Der Besitzer des Gefährts kehrt aber zurück, ist ausgesprochen gutaussehend und die Prinzessin ist peinlich berührt.

Die meiste Zeit des Films ist es aber eher der Zuschauer, dem das Gezeigte die Schamesröte ins Gesicht treibt. Nicht wegen solcher sehr freien Interpretationen der Stockholmer Geografie wie oben dargestellt. Die Geschichte ist nämlich derart hanebüchen, dass es auch hartgesottenen Rosamunde-Pilcher-erprobten ZDF-Zuschauern reichlich obstrus vorkommen muss.

Weniger rasant, aber mindestens genauso unsinnig: die Handlung

Die Prinzessin heißt Christina, und ist nicht etwa Tochter eines Königs, sondern des Herzogs von Köping, einem Adelsspross aus einer Nebenlinie des Königshauses. Der ist mit Rufus Beck besetzt, der v.a. dank seiner Frisur ungefähr so gut in die Rolle eines schwedischen Aristrokraten passt wie Pete Doherty in die Rolle eines Entzugsklinikchefs. Christina wird in Kürze heiraten, und zwar den schnieken Henrik, seines Zeichens Prinz von Lappland. Und wenn der König von Lappland einmal abdankt oder den Löffel abgibt, dann wird sie Königin vom allseits bekannten Königreich Lappland mit all seinen Rentieren, Elchen, Wölfen, Bären und Rentieren – ach ne, die hatten wir ja schon. Ein Superdeal also, und der Herzog macht ihr deutlich, dass es ja wohl eine Sache des Pflichtbewusstseins sei, diese Ehe einzugehen.

Wenn da nicht Sven wäre, der wiederum Landschaftsarchitekt ist – das sind in dem Film Gärtner, die mit einem Bauplan herumstehen – und das Motorrad besitzt, an dem sich die Prinzessin eines Helms bemächtigt hat. Rein zufällig natürlich begegnen sich die beiden wieder bei der Eröffnung eines Golfclubs, die die Prinzessin durchführen soll. Sie hat ein bisschen Zeit und kommt beim Umherschlendern unter die Sprinkleranlage für den Rasen. Und wie man das eben so macht, bleibt man gleich im Wasser stehen und unterhält sich angeregt. Trocknen kann man schließlich später. Sven ist nämlich ein echter Gentleman und nimmt sie auf dem Motorrad mit zu sich nach Hause. Sein Haus ist – Achtung, jetzt wird es anarchisch – gelb und nicht rot, hat aber einen Kleiderschrank mit Klamotten seiner Schwester, woraus ihre Durchlaucht ein (trockenes) Kleid erhält. Sven ist nämlich Single und in Royal-Sachen ziemlich unbewandert. Deswegen ist ihm auch nicht ganz klar, wen er sich da ins Haus geholt hat. Seinen Schwestern – er hat zwei davon – aber schon, weswegen sie auch prompt einen Take-That-Gedächtniskreischer loslassen.

Es ist immer der Gärtner, pardon, Landschaftsarchitekt

Zur Familie von Sven gehört noch eine bezaubernde Nichte und ein Statist, der Fische durch die Gegend trägt und vermutlich der einzige echte Schwede in der Veranstaltung ist. Deswegen darf er sicherheitshalber nur ein paar Halbsätze sagen, und sogar die wurden auch noch synchronisiert. Die ganze Baggage lernt Christina kennen, als sie das Kleid zurückbringt. Natürlich findet sie Sven höchst charmant, und es kommt, wie es in solchen Filmen kommen muss: die beiden mögen sich ziemlich.

Dumm nur, dass die Gute ja schon kurz vor dem Traualtar steht. Dieser wiederum steht, wie man eingangs bei der Generalprobe sieht, sozusagen unter einem Partyzelt vor dem herzöglichen Landschloss. Der Herzog selbst ist übrigens Witwer und hat eine Affäre mit einer Klatschjournalistin, die den fast schon comichaften Namen Mona Misselholm trägt. Sie verlangt, dass er sich zu ihr bekennt, was er aber noch nicht so recht möchte. Das findet sie tendenziell eher nicht so gut. Es kommt zum Zerwürfnis. Was er nicht weiß: sie ist schwanger.

Derweil geht es auf einer schönen Insel – vermutlich auf dem Mälaren – zwischen Christina und Sven heiß her. Wie das so in Filmen ist, war das bescheidene königliche Boot (ohne Ironie: es ist eine Nussschale) unzureichend betankt und die beiden stranden auf jenem Eiland, weswegen die Durchlauchte das Krankenhaus nicht einweihen kann, das ihre selige Mutter einst auf den Weg brachte. Das gibt mächtig Ärger, als sie zurückkommt: sie muss ohne Abendessen ins Bett, und Henrik zeigt zwar, dass er sie liebt, aber im Grunde doch ein ziemlicher Schnösel ist. Sven ist mächtig deprimiert und beschließt, nach Finnland zu gehen.

Irgendwann hat der Herzog auch noch einen Autounfall, aber das ist nur Vorgeplänkel für den großen Schlussakt: er entdeckt in Monas Handtasche ein Ultraschallfoto. Die Gute ist nämlich schwanger, und zwar in der 12. Woche. Das Kind auf dem Foto ist aber eher in der 36. Woche und macht vermutlich eine Woche nach Geburt seinen Schulabschluss. Aber zurück zum Herzog: der hat Schwierigkeiten, mit Gips am Bein auf die Knie zu gehen, tut es aber trotzdem, denn er will Mona heiraten. Das findet sie tendenziell eher gut und sagt ja. Sie will aber den Artikel über die Sache selbst schreiben. Vielleicht kann sie an dem Artikel weiterschreiben, den sie angefangen hatte, als sie von dem Autounfall erfuhr. Er begann so:

Danpå en, som en sen
Som mycktiga här sides synenetta

Was soviel heißt wie „Das halten wir beim Produktionsteam für Schwedisch.“.

Der nun milde gestimmte Herzog kann letzten Endes akzeptieren, dass Christina den werten Henrik doch nicht mehr heiraten will. Dieser ist ein bisschen geknickt und muss alleine auf dem Elch nach Hause reiten. Christina hingegen ist außerordentlich glücklich, aber Sven ja schon auf dem Weg nach Finnland. Die schnellste Prinzessin der Welt schafft es in bemerkenswerten 30 Minuten, vom Landschloss am Mälaren zum Viking-Line-Terminal auf Södermalm zu fahren, wo Sven sich scheinbar gerade auf das Schiff Mariella (Farbe: rot) begibt, um kurz darauf mit dem Schiff Cinderella (Farbe: weiß) wegzufahren. In Wirklichkeit sitzt er aber an einem Aussichtspunkt und denkt intensivst nach. Da kommt ihm Christina natürlich gerade recht. Friede, Freude, Eierkuchen.

Vergessen wir einmal den ganzen Schmalz dieser Geschichte. Selbst wenn man über die üblichen unplausiblen Darstellungen Schwedens in den Lindström-Filmen hinwegsieht, so erreicht dieses Machwerk eine neue Dimension. Da braucht man gar nicht so sehr ins Detail zu gehen.

Zuschauer für dumm verkaufen

Für Royal-Desinteressierte muss die Darstellung des Adels schon absurd erscheinen. Für Royal-Begeisterte ist es der blanke Hohn.
Nun ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Herzog auch eine Prinzessin hat. Aber nicht in Schweden. Die einzigen Herzöge, die dieses Land heute noch hat, sind die Kinder des Königs. Und selbst wenn es noch Herzöge gäbe, dann bestimmt keinen von Köping – wobei ich immerhin hoch anrechnen muss, dass Köping im Film korrekt als „Schöping“ ausgesprochen wird. Zudem sind Geographienamen in Adelsnamen in Schweden eher ungebräuchlich, soweit ich weiß. Erst recht abstrus wird es, wenn der Umgang mit der Prinzessin dargestellt wird. Der Umgang mit der aus irgendeiner Nebenlinie stammenden Adeligen schwankt zwischen Superstar und vollkommen unbekannt. Alle, die sie kennen, verfallen in eine Untertänigkeit, die man selbst in England nur bei der königlichen Familie selbst zeigen würde. Alle, die sie nicht kennen, sind überrascht, dass die anderen sie kennen. Als Sahnehäubchen macht sie auch noch einen auf Prinzessin auf der Erbse, die sich bei der ihr natürlich vollkommen unbekannten Tätigkeit des Kartoffelschälens nach 100 Millisekunden in die Finger schneidet.

Der Abschuss ist freilich der Prinz von Lappland. Musste es gleich ein Königssohn sein? Ich kann ja noch verstehen, dass man sich mit keinem existierenden Königshaus anlegen wollte, aber dass man ausgerechnet mit Lappland einen der dünnsten besiedelten Landstriche des Kontinents gewählt hat, der zudem auch noch teilweise zu Schweden selbst gehört, ist ein schlechter Witz.

Noch grotesker ist der zentrale Konflikt des Films: die Prinzessin fühlt sich aus Pflichtbewusstsein dazu genötigt, den Spitzenadligen Henrik zu heiraten und nicht den gewöhnlichen Bürgerlichen Sven. Und das wohl gemerkt in einem Jahr, in dem die schwedische Thronfolgerin ihren ehemaligen Fitnesstrainer heiratete!! Das hätte man sich nicht schlechter aussuchen können, zumal dieser Film offenkundig ein Trittbrettfahrer in Sachen Prinzessinnenhochzeit ist.

In diesem Film stimmt also so ziemlich gar nichts – mit dem feinen Unterschied, dass auch diejenigen, die wirklich glaubten, das Ganze habe etwas mit Schweden zu tun, sich gründlich verarscht vorkommen müssen.

Christiane Sadlo, wie Inga Lindström wirklich heißt, hätte besser von royalen Ambitionen die Finger gelassen. Das ewig gleiche Grundthema des idealisierten schwedischen Landlebens mit Holzhäusern und Picknick im Grünen gegenüber der vermeintlich hektischen Stadt, die immer Stockholm, aber nie Göteborg oder Malmö ist, hätte ohne diese an den Haaren herbeigezogenen Adligen erheblich besser funktioniert. Dass sie das Land Schweden verhöhnt, indem sie es zu einer Naturkulisse für Schmachtgeschichten degradiert und dabei ein Kunstprodukt ohne realen Bezug erzeugt, ist schlimm genug. Ihre Zuschauer aber für derart dumm zu halten, dass sie ihr diesen gequirlten Blödsinn abkaufen, ist armselig.

Sandbergen, die Perle Schwedens

Seit Sonntag suchen irgendwelche Leute nach „Sandbergen“ und ähnlichem, was sie anscheinend zu meiner Seite führt. Offenkundig wollen sie wissen, wo dieser Ort liegt, den die Schwedin Inga Lindström in ihrem Herzschmerzkracher „Der Zauber von Sandbergen“, der am Sonntag im ZDF lief, zum Schauplatz der Handlung macht.

Was sie nicht wissen: weder ist Inga Lindström echt noch ist die dahinter stehende Autorin Schweden, noch hat das Gezeigte sonderlich viel mit Schweden zu tun.

Gibt es Sandbergen überhaupt?

Ja, es gibt ein Sandbergen in Schweden, und es liegt genau hier. Wer das sagenhafte Örtchen besuchen will, muss sich also ein Boot besorgen, denn Sandbergen ist ein Teil des mittelschwedischen Sees Hjälmaren in der Nähe von Eskilstuna.

Da war es vorbei mit der Billigfliegerei – Strecke Karlsruhe-Stockholm bei Ryanair wird eingestellt

Es fällt nicht leicht, nette Dinge über Ryanair zu schreiben. Die Airline ist oft billig, manchmal nicht. Sie versucht, ihre Passagieren mit immer neuen Tricks das Geld aus der Tasche zu ziehen, quetscht sie in abwaschbare, nicht verstellbare Sitze und verkauft ihnen Lose.

Trotzdem tut sie eines: sie fliegt, und zwar meist dahin, wohin viele gar nicht wollen, aber es trotzdem tun, um dann den nächsten Bus von dort weg zu nehmen.

In meinem Fall trifft sich das ganz gut, denn sie fliegen seit ca. 2007 ab Stockholm-Skavsta nach Karlsruhe-Baden, was meinem Heimatort außerordentlich nahe ist.

Leider werden sie das in Kürze nicht mehr tun. Die Strecke, die schon vor einiger Zeit auf zwei Flüge die Woche reduziert wurde, findet sich im Winterflugplan nicht mehr. Am 29. Oktober gehen die letzte Flüge. Der Baden-Airport hat mir geschrieben, dass die Strecke bis auf weiteres aus dem Programm genommen wurde. Mit einer Rückkehr ist also nicht akut zu rechnen.

Natürlich sollte ich es nicht ganz so egoistisch sehen: die Ryanair-Option war für mich nur so gut, weil nur die Anfahrtskosten (ins weit abgelegene) Skavsta anfielen, denn direkt nach Landung war ich schon zuhause. Rechnet man fair, schaffte man die Reise mit Gepäck selten unter 130 €.

Das Dumme ist nur, dass allgemein Alternativen für Reisen nach Baden-Württemberg nun recht dünn gesät sind. Die Flüge ab Stuttgart nach Stockholm, die es noch 2007 gab, sind schon lange eingestellt worden.

Was bleibt sonst noch?

  • Andere Ryanair-Flughäfen. Da wären Frankfurt-Hahn und Memmingen zu nennen. Das ist aber nur interessant, wenn man einigermaßen passende Reiseziele hat. Hahn liegt weitab der Bahn und allem sonst, wie man manchmal denken könnte. Ab Memmingen zahlt man auch gut und gerne 60 €, um zum Ziel zu kommen. Hinzu kommen die vergleichsweise hohen Kosten für die Busse nach Skavsta. Das kann interessant sein, aber von Tür zu Tür kommen da schonmal über 9 Stunden Reisedauer zusammen – und 150 € dürften am Schluss auch weg sein.
  • Flüge über Frankfurt. Also der Flughafen, der wirklich in Frankfurt ist und nicht nur so heißt. Mit Rail&Fly ist das noch einigermaßen angenehm. Kostenpunkt ist aber auch gut 150 € (billigstenfalls 100 € für den Flug plus 50 € für den Zug), und das auch nur, wenn keine Kosten für die Anreise zum Flughafen Arlanda anfallen.
  • Umsteigeflüge. Da wären v.a. Air Berlin und Germanwings zu nennen. Air Berlin fliegt sogar nach Karlsruhe/Baden, aber verlangt dafür auch nur mit Glück weniger als 170 € – teilweise muss man dafür in Wien (!) unsteigen. Bei Germanwings geht es über Berlin-Schönefeld nach Stuttgart, aber die Kosten sind nicht geringer. Im Gegenteil: billiger als 170 € scheint es nicht zu sein, und Gepäck kostet extra.
  • Flüge über Kopenhagen. Ab Kopenhagen wird das Angebot erheblich breiter. Unter 140 € für die Flüge kommt man aber auch nur, wenn man nach Basel mit EasyJet fliegt. Die Rechnung wird da auch nicht viel besser, denn der Flug mag mit Gepäck nur um die 70 € kosten. Für eine Fahrt nach Kopenhagen legt man aber mindestens 40 € hin, und für die Fahrt ab Basel zum Zielort nochmal ca. genauso viel. Da spart man vielleicht ein bisschen, aber dafür sind die Wege endlos.
  • Züge über Kopenhagen. Ja, es gibt tatsächlich einen Nachtzug von Kopenhagen in den Südwesten. Das ist umweltfreundlich und bequem, wenn man von der Anreise nach Kopenhagen absieht. Aber: selbst im Liegewagen ist man schnell 60 € pro Strecke los, selbst wenn man sofort nach Verfügbarkeit (leider erst 92 Tage vor Abfahrt) bucht. Auf 160 bis 170 € summiert es sich also auch.

So endet zumindest für mich die Ära der Billigfliegerei. Die Preise steigen, und alle angebotenen Strecken sind zumindest für mich umständlicher. Da bleibt für mich nur zu hoffen, dass die eine oder andere Strecke wieder eingeführt wird. Gefallen würde mir auch ein verlängter Nachtzug ab Stockholm nach Süddeutschland, aber darauf hoffen kann man nicht ernsthaft.

Schweden feiert Street View?

Die taz berichtet heute über die schwedische Begeisterung über Street View. Zwar stimmt in dem Bericht vieles, aber er übergeht mit Allgemeinplätzen, dass außer einer Einzelmeldung aus Örnsköldsvik nichts Aktuelles darin zu finden ist.

In der Tat werden solche Dienste im relativ offenen Schweden gut aufgenommen. Es gibt mit hitta.se und eniro.se sogar zwei lokale Konkurrenten mit vergleichbaren Diensten.

Daraus aber abzuleiten, dass die Begeisterung in Örnsköldsvik ein Beweis dafür ist, dass Schweden Street View „feiert“, halte ich für eine gewagte These.

Dass sich Örnsköldsvik über Google freut, wundert mich nämlich nicht, denn der Ort hat gerade einmal 28.000 Einwohner und liegt im dünn besiedelten Norden des Landes. Die ganze Kommune rangiert mit gut 55.000 Einwohnern in der Größe einer deutschen großen Kreisstadt – aber auf eine Fläche verteilt, die mehr als doppelt so groß wie das Saarland ist. Anders gesagt: Örnsköldsvik steht nicht gerade im Verdacht, Anzugspunkt zu sein oder bald zu werden, und kann der Googleschen Aufmerksamkeit daher auch mehr abgewinnen. Insbesondere, weil der weltläufige Suchmaschinenriese in ihre Stadt kommt, während die nationale Konkurrenz hitta.se und eniro.se noch keinen Wagen geschickt hat.

Von der Verwunderung über die deutsche Debatte, die in der Überschrift erwähnt wird, ist im Bericht nichts zu lesen. Gerade die hätte mich aber interessant.

Botschaft zieht um

Wie ich gerade lese, zieht die deutsche Botschaft nach über 2 Jahren in der Artillerigatan 64 wieder zurück in ihr altes Domizil, das Botschaftsgebäude in der Skarpögatan 9. Von 3. bis 6. September ist deswegen geschlossen, und ab 7. September wird der Betrieb dort aufgenommen.

Das alte Botschaftsgebäude ist geschichtsträchtig, denn dort versuchte die RAF im Jahr 1975, durch eine Geiselnahme im Gefängnis einsitzende RAF-Mitglieder freizupressen. Zwei Botschaftsmitarbeiter wurden dabei ermordet und zwei RAF-Mitglieder kamen um. Die Botschaft behielt aber auch nach dieser Tragödie ihren Sitz in dem Gebäude im Botschaftsviertel von Stockholm.

Leider ist wohl nicht zu erwarten, dass die Grundsanierung die Immobilie so hübsch gemacht hat wie z.B. die italienische Botschaft.

Oakhill, Sitz der italienischen Botschaft in Stockholm; Quelle: Holger.Ellgaard, CC-3.0

Sie ist nämlich ein nicht gerade sehr ansehnlicher Zweckbau vom Ende der 1950er Jahre.

Gebäude der Deutschen Botschaft; Quelle: Holger.Ellgaard/CC-3.0

Der vorübergehende Sitz in der Artillerigatan ist allerdings auch nicht viel hübscher, was nicht nur an der Bildqualität in folgendem Foto liegt.

Vorübergehendes Gebäude in der Artillerigatan

Viel Grund zu Wehmut gäbe es eigentlich nicht. Jedoch ist die neue Lokalität für Menschen, die dort etwas wollen, weit weniger gut gelegen. Nicht nur, weil man ein ziemliches Stück laufen muss, wenn man mit der U-Bahn dort hin will. Bei Passanträgen verlangt die Botschaft zudem die Gebühren in bar und Passfotos im richtigen Format. Das konnte man bislang alles im nahegelegenen Fältöversten beschaffen. In der Skarpögatan gibt es aber mit Sicherheit weder Geldautomat noch Fotogeschäft, was die ganze Sache weitaus beschwerlicher macht.

Es gilt also, die Merkblätter vor dem Besuch gründlichst zu lesen und alles wichtige mitzubringen, damit man keine langen Märsche antreten muss.

Wie Schweden vermeintlich seine Bildungskosten den Nachbarn aufbrummt

Die ZEIT gilt ja als ein sehr renommiertes Blatt. Zurecht, soweit ich das sehe. Das schließt aber keine Ausreißer nach unten aus. Ein solcher wurde mir von Jan zugetragen (Danke!).

In Zeit Campus Ausgabe 04/2010 findet sich dieser Bericht mit dem Titel „Schweden-Export“, der darlegen soll, wie dreist der schwedische Staat sich studienwilliger Einwohner entledigt, indem er sie ins Ausland schickt. Das spare nämlich Geld, weil die Zeche schließlich das jeweilige Gastland zahlt.

Nach einer nebulösen Einleitung („hatte die dortige Regierung schon vor Jahrzehnten eine Idee“) kommen dann die vermeintlichen Fakten. 300 Euro pro Monat bekämen die Studenten geschenkt, darüber hinaus „über 600 Euro“ als „zinsloses Darlehen“.

Und jetzt kommt der Skandal:

Die Staaten, in denen sie studieren, finanzieren den Studienplatz, bekommen aber keine Absolventen, die mit ihren Steuern die Investition zurückzahlen. Kaum einer der Schweden möchte später in Deutschland leben. Auch Johannes Hallquist nicht, der mit dem Stipendium sein Medizinstudium in Gießen finanzierte und heute in Schweden als Arzt arbeitet. Für ihn ist die Motivation hinter dem Förderprogramm vollkommen klar: »Der schwedische Staat spart gewaltig«, sagt er.

Das Ganze wird garniert mit folgender Rechnung: Hallquists Studienplatz habe 25.210 € pro Jahr gekostet, der schwedische Staat habe aber nur 3.600 € pro Jahr an Studienförderung bezahlt und für diesen Schnäppchenpreis einen Arzt bekommen. Deutschland sei folglich auf dem Rest der Kosten sitzen geblieben. Der Die investigativ recherchierende Autorin hat auch gleich mal bei den Bildungsministerien von drei Bundesländern angefragt, die aber nur lapidar gesagt hätten, dass in der EU eben jeder überall studieren könne.

Hätte der anonym bleibende Autor die Autorin Marie-Charlotte Maas auch jemanden gefragt, der etwas von der Materie versteht, wäre der Artikel kein Gebräu von Falschbehauptungen und Halbwahrheiten. Er ist nämlich extrem schlecht recherchiert.

Das allgemeine System gibt es seit 1965, aber die jetzige Form der Auslandsunterstützung existiert erst seit 1989. Da von Jahrzehnten zu sprechen ist weiter ausgeholt als nötig.

Das ist aber alles harmlos gegenüber den Milchmädchenrechnungen zu den Finanzen.

Das vermeintliche „Geschenk“ des Staates von 300 € im Monat nimmt sich beträchtlich kleiner aus, wenn man sich anschaut, dass der BAföG-Bedarfssatz für Hochschulstudenten derzeit mindestens 414 € beträgt, von dem die Hälfte, also 212 €, in jedem Fall geschenkt sind. Wer z.B. besonders gut ist oder nach Studienende besonder schnell zurückzahlt, erhält darauf auch Abschläge. Der Maximalsatz beträgt übrigens 648 € – da fällt das Geschenk schon deutlich größer ist als 300 €.

Noch weiter geht der Autor die Autorin bei dem vermeintlich zinslosen Darlehen, das zu dem „Geschenk“ hinzukommt. Der Betrag von 600 € kommt noch einigermaßen hin: derzeit sind es 1500 kr (ca. 160 €) pro Woche. Für Zusatzkosten kann man bis 1350 kr (ca. 145 €) pro Woche extra erhalten. Das alles bezieht sich auf Studien in Deutschland. Die jeweiligen Beträge sind nämlich abhängig von den Lebenshaltungskosten im Gastland. In den USA gibt es wegen der längeren Heimreise und den hohen Studiengebühre bis zu 450 € pro Woche als Darlehen. Zinsfrei ist das alles aber mitnichten. Derzeit fallen 2,4% p.a. an, und irgendwelche Abschläge für Schnellzahler gibt es auch nicht. Es wird auch verschwiegen, dass diese Zahlungen nur für Studienwochen geleistet werden. In den Semesterferien erhält man gar nichts.

Ebenso für nicht erwähnenswert wird wohl auch gehalten, dass dieses System nicht dazu gedacht ist, die Studenten ins Ausland zu jagen. Der schwedische Staat besitzt schlicht die Dreistigkeit, seine Studenten so zu unterstützen, dass sie von den Zahlungen nicht nur studieren, sondern tatsächlich auch noch davon leben können. Was nebenbei dazu führt, dass weit mehr Abiturienten ein Hochschulstudium aufnehmen als z.B. in Deutschland. Dass diese Unterstützung auch Auslandsstudien ermöglichen und so die Mobilität fördern soll, ist für den Autor Maas aber anscheinend eine verwerfliche Zielsetzung.

Der Artikel versucht zudem, durch pauschalisierende Behauptungen zu übertünchen, dass offenkundig kaum Daten eingeholt wurden.

So kann man sich schon fragen, woher die Aussage kommt, dass kaum einer der Schweden in Deutschland bleiben möchte. Gibt es dazu irgendwelche belastbaren Fakten? Das schwedische System hat nämlich erhebliche Probleme mit ehemaligen Studenten, die im Ausland bleiben und ihre Schulden nicht bezahlen.

Die genannte Zahl von 29.600 im Ausland studierenden Schweden stammt auch aus einer nicht nachvollziehbaren Quelle. Laut der zuständigen Behörde CSN betrug die Zahl der im Ausland studierenden Schweden – d.h. keine Austauschstudenten – seit 1997 nie mehr als 28.132. Derzeit sind 25.519 Studenten im Ausland. Das ist ja noch einigermaßen verzeihlich. Die Behauptung, das sei „alles auf Kosten der Nachbarländer“, hat der Autor Maas aber anscheinend ohne Kenntnis der Verteilung der Auslandsstudenten gemacht. In der Tat studieren 2.100 Schweden in Dänemark, was angesichts der engen Bindungen untereinander und der Lage Kopenhagens vor Südschwedens Haustür kein Wunder ist. Aber 4.700 studieren in Großbritannien, 4.100 in den USA, 1.800 in Australien und 1.300 in Frankreich – alles Länder, die stattliche Studiengebühren verlangen und sich wohl kaum übers Ohr hauen lassen. Zusammengerechnet sind das nebenbei bemerkt knapp die Hälfte aller Studenten. Dass der schwedische Staat hier viel spart, ist also höchst zweifelhaft. Unter den Ländern mit geringeren Studiengebühren finden sich lediglich Spanien (1.600 Studenten) und Deutschland (1.000 Studenten), die vierstellige Studentenzahlen erreichen.

Interessant ist auch, wenn man sich einmal anschaut, wieviele Ausländer in Schweden studieren. Die Hochschulbehörde Högskoleverket schreibt in ihrem Bericht zur internationalen Mobilität im Studienjahr 2008/09:

[Seit 1999/2000] hat sich die Zahl einreisender Studenten verdreifacht und erreichte 36.600 im Jahr 2008/09. Im Durchschnitt ist das eine Steigerung von 14 Prozent pro Jahr. Dies beinhaltet, dass die Anzahl der einreisenden Studenten nunmehr größer ist als die der ausreisenden Studenten.

Zuletzt studierten über 4.000 Studenten aus Asien in Schweden, die nicht über ein Austauschprogramm gekommen waren.

Nebenbei bemerkt sei auch, dass Schweden auch bei den Austauschstudenten ausgesprochen großzügig ist. Schweden nahm 8.840 Erasmus-Studenten entgegen, schickte selbst aber nur 2.684 ins Ausland. Deutschland hingegen beherbergte 21.939 Studenten, schickte aber 27.894 ins Ausland.

Schweden schickt also viele Leute ins Ausland, nimmt aber noch mehr selbst auf. Bis Mitte dieses Jahres war das sogar gänzlich studiengebührenfrei. Nun werden Nicht-EU-Bürger zur Kasse gebeten.

Eine Reihe von Recherchefehlern und -nachlässigkeiten machen aus dem Zeit-Artikel ein ins Absurde verdrehtes Pamphlet, bei der eine Ausnutzung ausländischer Studiensysteme herbeigeschrieben wird, die eigentlich nicht existiert.

Man kann sogar eine gewisse Böswilligkeit unterstellen, wenn ein vorbildliches – und nebenbei bemerkt erfreulich unbürokratisches – Studienförderungssystem dafür an den Pranger gestellt, dass es seinen Empfängern zuviel Möglichkeiten bietet.

Ein journalistisches Trauerspiel.

Nachtrag: Ich hatte den Namen der Autorin übersehen. Sie heißt Marie-Charlotte Maas. Danke an Jan.

Volkes Stimme

Aufatmen in Rastatt: die badischen Flaggen dürfen weiter auf dem Schloss wehen. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, hat nochmals nachzählen lassen und dabei festgestellt, dass das Schloss wirklich vier Fahnenmasten hat. Das war ihm anscheinend zunächst nicht bekannt gewesen. In dem Fall könne natürlich alles beim alten bleiben, denn nur bei einem einzelnen Mast hätte es ausschließlich die baden-württembergische Fahne sein müssen.

Natürlich könnte ich mir jetzt einbilden, ihm hätten die Knie geschlottert, als er sah, dass mein kleiner Facebook-Aufstand zur Rettung der Flaggenparität auf dem Rastatter Schloss sich auf 32 Mitglieder vergrößert hatte. Das lasse ich aber mal lieber bleiben. Trotz zweimaliger Erwähnung in der Zeitung hat sie heute nämlich 38 Mitglieder, was eigentlich nur eines belegt: Facebook-Protest ist in Deutschland weitgehend sinnlos. An Mails und Anrufen zum Thema hat es in der Redaktion nämlich nicht gemangelt, und mein Beitrag war sogar recht prominent platziert. Vermutlich geben sich selbst bei großen Protestgruppen einfach nur viele Facebook-Nutzer der Illusion hin, es würde irgendeinen Menschen – gar einen Nicht-Facebook-Nutzer – auch nur im geringsten interessieren.

Aufruhr im Ländle (vielleicht)

Wie ich hier vor drei Tagen anmerkte, bin ich nun 5 Jahre in Schweden. Dennoch beobachte ich interessiert und aktiv die Vorgänge in meiner Heimat, mit der ich meine Verbundenheit nie verloren habe. Ich weiß, dass das Folgende fürchterlich kleinkariert erscheinen muss. Vermutlich muss man aus dem Ländle kommen, um so etwas nachvollziehen zu können. Heute morgen las ich nämlich in meiner alten Heimatzeitung Badisches Tagblatt über das Vorhaben einer Landesbehörde, das sicherlich noch für allerlei Wirbel sorgen wird.

In meiner Heimatstadt Rastatt steht ein Schloss, nämlich dieses hier:

Autor: Wikipedia-Benutzer Manecke/Lizenz: CC 3.0

Es wurde dereinst vom Markgraf von Baden erbaut und ist nicht ganz zufällig Versailles sehr stark nachempfunden. Als besonderes Feature hat es vier Flaggenmasten, die bislang mit zwei Ausgaben der baden-württtembergischen Flagge

Flagge Baden-Württembergs

und zwei Ausgaben der Flagge des früheren Landes Baden (und dessen Vorgängern) bestückt wurden.

Flagge des Landes Baden

Nun sind letztere vom vielen Wehen schon ganz zerschlissen und sollen ersetzt werden. Man nimmt hierfür aber nicht etwa neuerlich badische Flaggen, sondern künftig sollen nur noch die baden-württembergischen Flaggen zu sehen sein. Das erzeugt bei mir ein leichtes lokalpatriotisches Unbehagen.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: ich bin überzeugter Baden-Württemberger und trage heute zufällig sogar ein Shirt des Bundeslandes. Jedoch hat Baden-Württemberg schon aus historischen Gründen stark geprägte Regionalidentitäten. Diesen muss man nicht unbedingt in der Verwaltung etc. Rechnung tragen, aber wenn es um Geschichte und Kultur geht, kann dies durchaus anders sein. Für mich ist nicht ersichtlich, wieso eine Landesbehörde, deren Zweck die Präsentation des Kulturgutes im Ländle ist, hier eine einheitliche Lösung wählt, die die Geschichte des Schlosses und seine derzeitige Nutzung einfach nicht hergeben.

Rastatt hatte eine nicht unerhebliche Rolle in der Revolution 1848/49. Heute befindet sich die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“ im Schloss, was am ehesten eine schwarz-rot-goldene Beflaggung rechtfertigen würde. Dass dort auch der Stammsitz des Hauses Baden-Baden war, spräche für eine badische Beflaggung. Für die baden-württembergische Flagge spricht hingegen lediglich, dass im Schloss auch das Amtsgericht ist. Weder hat das Schloss eine große Rolle in Entstehung und Entwicklung von Baden-Württemberg gespielt noch hat Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung für die Geschichte dieses Gebäudes – wenn man einmal davon absieht, dass es heute der Besitzer ist.

Wäre auch ein guter Kandidat gewesen: Flagge der Revolution 1848/49 und heutige Bundesflagge

Wenn es nur einen Flaggenmast gäbe, hätte jeder der drei Kandidaten ein gutes Recht, dort gehisst zu werden. Dass aber bei vier Flaggenmasten gleich alle vier Masten mit der Flagge bestückt werden sollen, die im berechtigten Verdacht steht, den geringsten Anspruch darauf zu haben, ist bedauerlich.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die Leserreaktionen in der morgigen Ausgabe. Ich habe das jedenfalls zum Anlass genommen, in sinnlosen Aktionismus zu verfallen und eine Facebook-Gruppe „Badische Fahnen auf dem Rastatter Schloss“ einzurichten.

Von wem die Deutsche Bahn vielleicht etwas lernen könnte

Quelle: sxc.hu, Benutzer sagoland

Es ist herrlich, im Moment anzusehen, wie sich zwei ehemalige Staatsmonopolisten im Detail unterscheiden.

Auf der einen Seite ist die Deutsche Bahn (DB). Sie ist eines der unbeliebtesten Unternehmen des Landes. Da fielen im Winter schon massenhaft Züge wegen des ungewöhnlich kalten Wetters aus. Nun im Sommer streiken die Klimaanlagen des ICE. Kommt es mir nur so vor oder bringt es bei der Bahn wirklich keiner zustande, einfach zu sagen „Sorry, das ist dumm gelaufen. Unser Fehler und wir werden uns bessern.“ ? Stattdessen speisen sie Leute, die in einem Sauna-ICE mitfahren durfte, zunächst mit eineinhalb Reisegutscheinen ab und und zahlen dann widerwillig ein Schmerzensgeld.. Jetzt schieben sie die Schuld auf die Zughersteller ab.

Auf der anderen Seite ist die schwedische Bahn (SJ). Auch sie ist eines der unbeliebtesten Unternehmen des Landes. Auch ihr fielen im Winter massenhaft Züge wegen eingefrorener Weichen aus. Und kürzlich blieb ihnen ein Zug stehen, der dann prompt auch zur Sauna wurde. Und was sagen die Oberen bei SJ? Ulf Adelsohn, Vorstandsvorsitzender bei SJ, sagte z.B.:

So etwas darf nicht passieren.

Alles ist verschlissen. Wir haben unsere Systeme nicht ordentlich gewartet.

Heute morgen in der DN (leider nicht online) waren Zitate des Geschäftsführers Jan Forsberg zu lesen. Er sprach davon, dass man nun den Tiefpunkt erreicht habe.

Vielleicht wirkt es nur so, aber bei der Deutschen Bahn scheint man die gleiche PR-Beratungsfirma wie BP zu haben. Man glaubt, man sieht gut aus, wenn man die Schuld abschiebt und sich selbst ein bisschen bemitleidet. Bei SJ hingegen kann man immerhin so etwas wie Demut herauslesen. Dort scheinen einige begriffen zu haben, dass man als Dienstleister auch mal die Schuld auf sich nehmen muss, wenn man gar nichts dafür kann. Eine Lektion, die man bei der Bahn wohl noch lernen muss.

Frankreich – Deutschland 1:4

Den Preis für die tagesdümmste Aktion hätte beinahe Amélie Barbetta. Die Schiedsrichterin pfiff Foul. Das sah Amélie nicht so und kickte verärgert den Ball weg. Gelb. Dumm, aber nicht schlimm, wenn der Torstand in jener 72. Minute nicht so gewesen wäre, dass Kolumbien und Frankreich in Sachen Punkte und Torverhältnis so gleich gewesen wären, dass die Fair-Play-Wertung entschieden hätte und diese Aktion Frankreich das Weiterkommen gekostet hätte. 4 Punkte für beide, 4:4 Tore für beide, 1:1 gegeneinander.

Aber alles nur Spekulation, denn mit dem 4:1 von Dzsenifer Marozsán war der Fall ohnehin klar: Frankreich ist raus. Und es hätte noch deutlicher ausfallen können. In der 8. Minute schoss Marina Hegering einen Foulelfmeter an den Pfosten, und damit die Möglichkeit zur noch früheren Führung. War aber sowieso wurscht, denn in der 10. fiel das Tor. Dann machte Alexandra Popp den Müller und zimmerte drei Kisten. Hübsch.

Das Ganze trübt aber eine etwas durchwachsene Schiedsrichterleistung – manche Entscheidungen schienen etwas zweifelhaft, aber in der Endphase wurde es dann doch sehr bitter. Wissend um ihre prekäre Lage versuchten die Französinnen da nämlich alles, um ein Tor zu schießen. Das gelang ihnen auch, aber die Schiedsrichterin hat es nicht gesehen. Sinnigerweise kommt diese aus England. Aber auch die Linienrichterinnen aus Schweden haben es verpasst.

So kostete dieser Fehler den Französinnen beinahe das Weiterkommen. Man muss sagen, zum Glück beinahe, denn wenn das den Ausschlag gegeben hätte, wäre das schon sehr traurig. Die Entscheidung brachten die Kolumbianerinnen nämlich selbst, durch einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit.

Aber alles egal: so wie unsere Mädels spielen, werden sie sowieso Weltmeister.