Dating mal anders

Die Loveparade 2007 wird nicht in Berlin stattfinden, weil die Stadt zu langsam mit der Erteilung der Genehmigung ist. Wo der Bus mit den Leuten ist, die das interessiert, mag sich mancher fragen – zurecht.

Interessant ist jedenfalls, was die Süddeutsche Zeitung darüber schreibt:

Ein Bescheid sei aber für die Planungssicherheit unbedingt notwendig. Berlin habe die „Dateline definitiv überschritten“, erklärte Schaller. Sein Anwalt Niko Härting sagte, der Antrag bei der Stadt werde in den nächsten Tagen zurückgezogen.

Arm und sexy reicht beim Dating manchmal wohl doch nicht…

Heute…

…vor 142 Jahren fiel der letzte Seehafen der amerikanischen Südstaaten in die Hände der Unionstruppen
…vor 64 Jahren wurden die Geschwister Scholl zum Tode verurteilt und hingerichtet
…vor 20 Jahren bringt Flugzeughersteller Airbus das erste Modell der A320-Serie heraus
…vor 10 Jahren wurde die geglückte Klonung Dollys bekanntgegeben (nein, nicht Buster)
…vor 2,5 Stunden habe ich einen Zwischentest versemmelt

Tja, so kann es gehen.

Dennoch gibt es auch fröhliche Dinge zu berichten. Wissenschaftler der britischen Universität Warwick haben herausgefunden, dass der Blutdruck mit der Fröhlichkeit der Menschen zusammenhängt. Wenig Blutdruckprobleme sind also ein Zeichen unglaublicher Glückseligkeit. Deshalb haben sie 15.000 Menschen in 15 westlichen Ländern untersucht. Die Forscher konstatieren sogar:

Although it sounds strange to suggest it in 2007, perhaps blood-pressure readings will one day replace or augment GDP as a measure of the success of a country. Maybe economists and doctors are going to have to work together in the design of future economic policies.

Das ist gelinde gesagt etwas gewagt, aber spannend ist das Ergebnis trotzdem: Gewinner ist Schweden, gefolgt von Dänemark und Grossbritannien. Letzteres hat mich etwas überrascht, denn im Vereinigten Königreich hat man ja bekanntlich ziemliche Probleme in Sachen Fettleibigkeit, was wiederum hohen Blutdruck massiv begünstigt. Ganz hinten landet Portugal, und nur knapp davor Deutschland. Das überrascht wiederum wenig – wir Deutschen wussten ja vorher schon, dass wir unglücklich sind.

ID-Skandal

Nachdem die englischsprachige Zeitung „The Local“ am Donnerstag auf die Missstände bei der Erlangung einer schwedischen ID-Karte (ähnlich eines Personalausweises hingewiesen hatte, zieht das langsam weitere Kreise.

Laut dem Sprecher der Europäischen Kommission in Stockholm, Eric Degerbeck, könnte das sogar ein Verstoß gegen EU-Recht sein, weil dies die Freizügigkeit behindere. Gut möglich, dass Kassaservice bald zurückrudern wird müssen.

Im Osten nichts Neues

Die Enttäuschung kam schleichend. Das nordkoreanische leicht (um nicht zu sagen sehr) propagandistisch angehauchte Blatt „The Pyongyang Chronicles“ ist mittlerweile anscheinend eingestellt worden. Seit Oktober hatte ich meine neue Lieblingszeitung, wie ich sie gerne nannte, verfolgt, und der stetige Fluss von neuen Nachrichten versiegte letztendlich im Dezember. Heute ist das vormalige Magazin nur noch eine Ruine.

Die Frage nach dem Warum stellt sich normalerweise nicht, denn die Urheber und deren Motive bleiben normalerweise unbekannt. Wenn jemand dann den Spass daran verliert, täglich meist krude zusammengezimmerte Texte online zu stellen, so ist dies nur allzu verständlich.

The Pyongyang Chronicles 14th February 2007
Die Startseite der „Pyongyang Chronicles“ nach aktuellem Stand – eine vermeintliche Baustelle

In einer Hinsicht unterscheiden sich die „Pyongyang Chronicles“: sie erheben den Anspruch, direkt von Bürgern Nordkoreas erstellt worden zu sein. Nordkoreanische Seiten finden sich nur in geringer Anzahl im Netz, denn das Reich Kim Jong Ils ist kommunikationstechnisch vom Rest der Welt weitgehend abgeschnitte. Telefon und Fax gibt es zwar, aber dies auch nur eingeschränkt. So wurden die ersten ausgegebenen Mobiltelefone innerhalb kürzester Zeit wieder verboten und eingezogen. Freier Informationsfluss zwischen Ausland und Inland ist in Nordkorea unerwünscht, denn das Land kann, glaubt man Besucherberichten und Experten, nur durch diese Blockade überleben.

Schon ab dem Kindergarten wird den Einwohnern erklärt, dass ihre beiden bisherigen Führer, der verstorbene Präsident Kim Il Sung und dessen Kim Jong Il, gottgleiche Wesen seien, die als wahre Multitalente die Koreaner in die Glückseligkeit führe würden. Die allermeisten Bewohner dieses Orwellschen Universums, in dem jegliche externe Informationen fehlen, glauben dies – an was sollten sie auch sonst glauben?

Externen Berichten zufolge sind mittlerweile Zehntausende Flüchtlinge in China untergetaucht. Bei insgesamt 22 Millionen Einwohnern bleiben die Dimensionen damit weit unter dem Brain Drain, den die DDR vor dem Mauerbau ereilte. Dabei sind die Lebensbedingungen katastrophal – manche Schätzungen gehen davon aus, dass in den 1990er Jahren mehrere Millionen Menschen in dem Land verhungert sind.

Wie die interne Propaganda Nordkoreas aussieht, dürfen die wenigen Touristen, die das Land besuchen, selbst bewundern. Nach aussen wird sie aber nur bedingt getragen. Zwar berichtet die staatlichen Nachrichtenagentur KCNA fast täglich über Buchveröffentlichungen im Ausland, aber in den Buchhandlungen dürfte man diese vergeblich suchen. Kim Jong Il ist zwar laut Propaganda ein echter Vielschreiber, aber auch im grossen Internetbuchhandel Amazon bringt er es gerade einmal auf vier Einträge, von denen zwei auch noch auf Bücher verweisen, die nicht einmal 100 Seiten stark sind. Auch sein Vater Kim Il Sung, im Land als der „Grosse Führer“ bekannt, ist dort nur mit fünf Büchern vertreten – immerhin nehmen sich seine Bücher etwas umfangreicher aus.

Mit Ausnahme der offizielle KCNA-Meldungen dringt also kaum etwas zum aktuellen Zeitgeschehen nach aussen. Umso interessanter sind da die inoffiziellen Seiten. Eine solche ist das Songun Blog, wo in mehr oder weniger regelmässigen Abständen der grossen Heldenverehrung gefrönt wird. Abgesehen von grotesken Videos, die offenbar schon Jahrzehnte alt und mit informationsfreien Texten unterlegt sind, findet sich dort aber wenig. Manche der Videos legen aber nahe, dass es sich beim Ersteller am ehesten um einen koreanischstämmigen Amerikaner handelt, der seine verklärten Vorstellungen von Nordkorea der Welt verkünden möchte.

Ganz anders da die „Pyongyang Chronicles“, die zumindest behaupten, direkt aus dem Land zu kommen. Die Erklärung der Redaktion über das Zustandekommen ist abenteuerlich und haarsträubend: da die USA den Nordkoreanern den Zugang zum Internet verwehrten, würde man die Artikel einem externen Helfer faxen, der diese wiederum publiziere.

Ein Blick hinter die Kulissen der Zeitung deutet darauf hin, dass dies zumindest nicht vollkommen unsinnig ist. Die Adresse des Angebots ist auf die Domainendung .su registriert, die eigentlich der Sowjetunion gehörte, aber immer noch vergeben wird. Da die eigene Domainendung .kp inaktiv ist, liegt dieser Schritt nicht allzuweit weg. Interessanter sind allerdings die anderen Registrierungsdaten. Die Domain ist auf einen „Warren Murphy“ registriert, was wenig koreanisch klingt. Ein Mann dieses Namens ist, wenn man von einem literarisch scheinbar weniger wertvollen Abenteuerroman absieht, kaum mit Nordkorea in Verbindung zu bringen. Als Telefonnummer ist allerdings eine Nummer in Nordkorea eingetragen.

Die Seiten selbst sind technisch unbedarft erstellt worden, wie Struktur und die dahinterstehende Technik schnell verraten. Sie wurden nämlich mit dem reichlich angestaubten Programm Microsoft Frontpage 4.0 erstellt, das im Jahr 1999 erschien.

Der Server, auf dem die Seiten liegen, steht allerdings im Herzen des ideologischen Feindes: in Texas bei der Firma Softlayer. Die Seiten selbst wiederum verweisen auf einen Anbieter namens abrint.com, der in Brasilien ansässig, aber nicht erreichbar.

Dies alles ist verwirrend – fast so verwirrend wie das dahingeschiedene Magazin.

Dort fand man im Oktober nicht selten auf aktuelle Ereignisse bezugnehmend umgedichtete Meldungen vor. In den Pyongyang Chronicles bequemte sich etwa nicht die nordkoreanische Führung zurück an den Verhandlungstisch – nein, die angeblich nicht gesprächsbereiten Amerikaner sollen eingelenkt haben. Die Fragerubrik „Ask a Korean“ beantwortete ernstgemeinte Fragen von Lesern mit der Standardantwort, dass der Fragesteller offenbar westlicher Gehirnwäsche ausgesetzt gewesen sein. Die Artikeltexte sind aber selten so subtil. Meist zeigten sie nur die Naivität der Ersteller. Die Wahlberichterstattung über eine angebliche im Dezember abgehaltene Wahl glänzte mit enthusiastischen Berichten über angebliche Wahlkampfauftritte Kim Jong Ils und abschätzigen Tiraden auf alle anderen Parteien, worunter sich angeblich sogar eine grüne Partei befinden sollte.

Seit Ende Januar nun verkündet nun ein Begrüssungsbildschirm, dass die Webseite vorübergehend nicht erreichbar sei. Dies ist allerdings genauso erfunden wie der Rest der Seite – die Archive und sämtliche anderen Seiten sind nämlich nach wie vor erreichbar. Die letzte Meldung bleibt allerdings nach wie vor ein Neujahrsgruss.

Wer also auch immer hinter diesem seltsamen Propagandaorgan gesteckt haben mag – anscheinend sind in absehbarer Zeit keine Neuigkeiten mehr zu erwarten. Sollten es echte Nordkoreaner gewesen sein, dann dürfte wohl spätestens die Einigung bei den Sechs-Parteien-Gesprächen eine Fortführung der Zeitung erschwert haben. War es jemand anders, dann hat er wohl einfach keine Lust mehr.

Auf echte Nachrichten von der nördlichen Hälfte der koreanischen Halbinsel wird man also wohl noch länger warten müssen.

Uiuiui

Hoch, runter, links, rechts – Masterarbeit, Relativitätstheorie, Sittensen und jetzt tritt auch noch Merz zurück. Man hat es wirklich nicht leicht.

Eigentlich hatte ich so viel vorbereitet gehabt, aber da ich derzeit etwas fleißig bin, kam das Schreiben zu kurz.
Daher kommt nun die Kurzfassung:

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Dieser komische Typ aus der Media Markt-Werbung, der anscheinend einen Deutschen darstellen soll, bekommt jetzt auch noch einen Namen: Peter Antoine – Gott allein weiß wohl, wie sie darauf gekommen sind. Er sagt übrigens: „Wenn ich diese Angebote verpasse, werde ich saurer als Tante Helgas Sauerkraut.“

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Geradezu aufgeräumt wirkt da diese Meldung aus der U-Bahn-Zeitung „City“ von letzter Woche: das Bild ist einfach grau, die Schlagzeile eher schwarz: „Milde Strafen für Totschlag“

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Viel erfreulicher hingegen diese Meldung – SL hat ja kürzlich SMS-Tickets eingeführt. Man schickt eine SMS an eine bestimmte Nummer, und erhält dafür eine Nahverkehrskarte als SMS zurück. Dieser Bericht handelt davon, dass man da leicht bescheißen könnte. Wie dieser Betrug allerdings vonstatten gehen soll, bleibt unbekannt.

Mein aktueller Gewichtsstand hat die 97 kg unterschritten und war auch schon unterhalb der kritischen Grenze von 96,1 kg (das entspricht bei mir Body-Mass-Index von 30). Natürlich muss das noch weitergehen, denn schon im März ist mein erster Lauf.

Zum Abschluss das Wetter (in diesem Zusammenhang auch interessant): nach einigen Tagen mit Ekeltemperaturen um die 0°C (alles nass, alles rutschig) hatten wir gestern dann wieder etwas Schnee und heute -5 °C. Der Winter bleibt trotzdem eine Enttäuschung. Meinen Thermometer habe ich kürzlich auf Reset gesetzt, um Höchst- und Tiefsttemperaturen zu messen. Bisher war die Spanne zwischen 5,1 °C und – 10,8 °C – das ist in der Tat etwas dürftig für einen schwedischen Winter.

ÖPNV-Wunderland

Neue Kampagne Media Markt (1)

Die neue Media Markt-Kampagne – Übersetzung eigentlich unnötig

SL, seines Zeichens Nahverkehrsverbund für ganz Stockholms Län, ist in vieler Hinsicht einzigartig.

Er ist beispielsweise ein Kabinett der Absurditäten. Obwohl die Züge der U-Bahn hochmodern sind und so langsam wohl auch der allseits verhasste Nahverkehrszug Pendeltåg unter neuer Führung ab und an pünktlich kommt, leistet man sich allerhand Anachronistisches. Vor allem gibt es keine Fahrkartenautomaten – ja, diese nicht gerade moderne Einrichtung hat Stockholm noch nicht erreicht. Den Verkauf von Einzelkarten nehmen dann Leute in den Kabinen am Stationseingang vor. Zwar will ich meine Partei hier nicht anschwärzen, aber mir kommt es manchmal so vor, als seien diese Arbeitsplätze das Ergebnis einer verzerrten sozialdemokratischen Philantropie. Denn man scheint bewusst einiges in Kauf zu nehmen, um diese Jobs zu erhalten – koste es, was es wolle, im wahrsten Sinne des Wortes.
Wenn beispielsweise ein solcher Fahrkartenverkäufer Pause macht – und das kommt meiner Einschätzung nach ziemlich oft vor – dann kann jeder die Sperre vor ihm ganz offiziell passieren, ohne ein Ticket kaufen zu müssen. Es ist die amtliche Absegnung der Schwarzfahrerei. Ohne zu übertreiben kostet so eine 10minütige Pause den SL mehr, als dieser Mitarbeiter in der Stunde verdient. Hinzu kommt, dass diese Leute auch nicht gerade ein Beitrag zum Service sind. Drückt irgendein Idiot am Wochenende auf den „Nödstopp“ der Rolltreppen, so bequemt sich dieser nicht etwa mit dem entsprechenden Schlüssel hin und wirft das Gerät wieder ein an. Nein, notfalls steht sie es bis Montagmorgen.
Ebenso seelenruhig schauen sie auch zu, wenn Schwarzfahrer die elektronischen Sperren überspringen. Noch schlimmer ist es, wo es solche Sperren gar nicht gibt und sie die Fahrkartenkontrolle direkt übernehmen. Schwarzfahren kann man hier eigentlich immer, wenn man sich nicht allzu blöd anstellt.

.SE Reklam Pamuk

Die Domainendung .se ist in Schweden nicht allzu beliebt – .nu und .com werden nämlich sehr gerne genutzt. Daher macht man jetzt Werbung für .se-Domains und nimmt dazu auch gerne den aktuellen Literaturnobelpreisträger zu Hilfe. Ich nehme allerdings nicht an, dass der diese Woche Busse fahren wird.

Sicherlich kann man ihnen die letzteren beiden Dinge im Interesse ihrer eigenen Sicherheit nicht wirklich vorwerfen. Dennoch stellt man sich die Frage, was diese Menschen mehr tun als ein Fahrkartenautomat mit Abstempelfunktion. Man kann bei ihnen ja nicht mal alle Fahrkartensorten erwerben. Ausser 10er-, 20er- und Einzeltickets gibt es bei ihnen nämlich nichts zu kaufen – den Verkauf von Dauerkarten aller Art übernehmen Kioske.
Es gibt übrigens einen Pilotversuch für die Einführung von Fahrkartenautomaten – diese verkaufen aber nur Dauerkarten.

Der Gipfel der Absurdität kommt in der aktuellen Debatte um die Busfahrer. Die wurden in der letzten Zeit nämlich des Öfteren ausgeraubt, was schon einmal kurzzeitig zu der Massnahme führte, dass sie keine Karten mehr verkaufen durften, um keine Geldbestände an Bord zu haben. Ab 1.1.2007 ist das nun auch der Dauerzustand: Karten gibt es an Bord nicht mehr. Ein paar hellen Köpfen bei SL und den regionalen Behörden ist nun dann auch schon gedämmert, dass man dann ja nirgendwo mehr Karten kaufen kann, es sei denn, ein Kiosk ist unmittelbarer Nähe der Haltestelle.

Manchmal scheint es mir nicht verwunderlich, dass die Monatskarte über 60 € kostet.

Für manche Dinge kann der SL aber wenig. Als im Frühjahr der Versuch zur Gedrängesteuer („Trängselskatt“) genannten Stadtmaut für Stockholm lief, wurden die Einnahmen daraus direkt in den öffentlichen Nahverkehr gepumpt. Heraus kamen u.a. eine Menge Buslinien, die zur Kenntlichmachung mit einem X versehen wurden. Das erweiterte Budget für 2006 konnte wegen des Machtwechsels nicht mehr gesichert werden. Dementsprechend fallen die X-Linien von 151X bis 815X dem Rotstift zum Opfer. Die kürzen Intervalle der U-Bahn bleiben aber glücklicherweise erhalten – wenn sie denn nicht von technischen Problemen geplagt ist.

Die neue Regierung hat auch schon erste Massnahmen beschlossen. So soll im nächsten Jahr eine verbilligte Monatskarte für Studenten eingeführt werden (endlich!). Dafür wird aber die reguläre Karte teurer und das Zonensystem für die Tarife der Einzelfahrkarten wird auch wieder eingeführt.

Richtig weit vorne ist SL in Sachen Umwelt. Sie machen derzeit Werbung mit dem hier:

SL Biogas (1)

SL Biogas (2)

Darauf bedankt sich SL bei all denjenigen, die kürzlich Sushi, Köttbullar usw. gegessen haben. Der Grund: aus den Abwässern Stockholms wird Biogas gewonnen, mit dem die Biogasbusse fahren.
Na dann Guten Appetit!

PS: Der Anlass dieses Artikels ist meine heutige Busfahrt hierher, auf der ich diese Fotos geschossen habe.

Satire online

Als ehemaliger TITANIC-Abonnent versorge ich mich heute über das Netz mit Satire. Dazu dient mir natürlich nicht zuletzt die Homepage des Magazins.

Neuerdings hat die Seite auch gewissermassen noch einen Ableger, nämlich die SPAM-Seite von SPIEGEL Online, wofür sich der ehemalige TITANIC-Chefredakteur Martin Sonneborn verantwortlich zeigt.

In letzter Zeit beobachte ich bei mir aber eine gewisse Müdigkeit gegenüber des Humors dort. Es scheint mir, dass die Redakteure die immer gleichen und mittlerweile recht ausgelutschten Stilmittel anwenden. Besonders fällt mir auf:

  • Man versucht eine Pointe einzubauen, indem man in einer Klammer einen vorher nicht dagewesenen Bezug herzustellen versucht. Aktuelles Beispiel: in SPAM wird eine Online-Umfrage mit der Frage

    Welche Länder sollen Ihrer Meinung nach noch mehr Truppen nach Afghanistan schicken?

    gemacht. Unter den Antworten befindet sich

    Deutschland jedenfalls nicht, wir haben schon genug geleistet (20. Jahrhundert)!

    Ist das komisch? Beim ersten Mal vielleicht ja, aber nach dem 30. Mal wirkt es doch sehr bemüht. Ähnliches Beispiel vom 13.11.2006 aus der TITANIC

    Daum: Absage an Telekom

    (…) Daum betonte aber auch, daß die Telekom ihm eine Herzensangelegenheit sei. Schließlich sei er mit einem Telefon großgeworden und habe mit dem Internetanschluß der Telekom unvergeßliche Erfolge gefeiert (Kokain-Großbestellung 1999). (…)

  • In diesem Zusammenhang werden gerne ungebräuchliche Abkürzungen verwendet. Beispielsweise „i.e.“, das der Anglophile als Entsprechung zu „d.h.“ kennen dürfte. Mit derlei Kunstgriffen mag zwar eine gewisse Intellektualität entstehen, die die Macher sicherlich haben – aber für mich ist da eher die Frage, ob man sich dabei nicht zuweit von den zu parodierenden Medien entfernt, denn sowas dürfte auch in DIE ZEIT oder der FAZ selten anzutreffen sein.
  • Die immer wieder angebrachten Anspielung auf den Zigaretten- und Alkoholkonsum der Redaktion sind auch nicht gerade neu.
  • Der SPAM-Rubrik sieht man leider viel zu sehr an, von wem sie gemacht ist. Dass man die entrüstete Kritik einiger Leser an den Beiträgen in voller Länge einbringt, steht zwar in der guten Tradition „TITANIC-Leser stellen sich vor“, ist aber nicht einmal halb so amüsant, und die Kritik leider auch ziemlich berechtigt. Richtig gute Lacher waren bisher jedenfalls die Ausnahme. Kurze Stücke mit häufig mässigen Pointen dominieren das Bild. Sich über Hinterbänkler im Bundestag lustig zu machen oder vermeintliche Heimatkunde zu betreiben geht leider auch am Ziel vorbei, wenn man es mit brillianten Aktionen wie den Einsätzen als falsches Wahlkampfteam für die SPD oder die FDP vergleicht. Dass derartige Perlen der TITANIC-Vergangenheit nun recycelt werden, ist zwar gut gemeint, aber dass man einen schon ziemlich angestaubten Anti-Nazi-Werbespot wieder bringt oder ohne jeglichen aktuellen Bezug darüber berichtet, wie man einmal Eckart von Klaeden auf dem Höhepunkt der CDU-Spendenaffäre vor 7 Jahren hereinlegte, zeugt vielmehr von der Misere des ganzen Angebots.

So brilliant das TITANIC-Magazin oft ist – SPAM sollte ein getrenntes Angebot sein und statt drei mässigen Beiträgen lieber zwei gute veröffentlichen. Die tagesaktuellen Comics sind auf alle Fälle mal ein Ansatz.
Die neue Seite des TITANIC-Magazins ist in vieler Hinsicht auch besser als die alte. Aber auch könnte man Qualität durch Quantität ersetzen. Die exzellente Rubrik „Vom Fachmann für Kenner“ ist etwas, was ich mir täglich wünschen würde.

Es lohnt sich in dem Fall auch mal ein Blick über den Teich. Dort produziert The Onion eine tagesaktuelle Satire-Zeitung mit garantiert erfundenen Meldungen. Das ist in vieler Hinsicht besser als Satire auf die Internet-Nachrichtenseiten als SPAM.

Kansas Outlaws Practice Of Evolution

The Onion

Kansas Outlaws Practice Of Evolution

TOPEKA, KS—Any living being that undergoes genetic modification favoring survival could face jail time under the new law.

Da lache ich mich zwar nicht tot, aber die Nachrichtensatire ist treffend und erweckt auf den ersten Blick den Anschein richtiger Nachrichten. The Onion bezeichnet sich ja auch als „America’s finest news source“. Dorthin muss SPAM mit seinem erfundenen Bundespräsident Bob Schneider erst noch kommen.