Es ist eben immer noch die geilste Stadt der Welt. Nach sieben langen Jahren bot sich diesen Herbst nun endlich die Gelegenheit, New York erneut einen Besuch abzustatten. Mitgebracht habe ich einen Sack voll Bilder und einige Erkenntnisse, die dem interessierten Touristen vielleicht helfen können. Daher möchte ich in diesem Beitrag und den Folgebeiträge ein bisschen über die Erfahrungen berichten.
Wie ich erst nach der Buchung feststellte, waren wir über Thanksgiving in New York. Wir waren unsicher, welche Konsequenzen dies haben würde. Von total überfüllten Attraktionen bis zu gähnender Leere war schließlich alles denkbar.
Jedoch wollten wir in jedem Fall ein echtes Dinner mit Truthahn haben. Die erste dem suchenden Touristen ins Auge fallende Lokalität ist das Central Park Boathouse, malerisch am See mitten im Park gelegen. Das wäre sicher schön gewesen, und das komplette Menü hatte 75 Dollar gekostet. Allerdings war mit starkem Touristenverkehr zu rechnen. Ich fragte zu früh und konnte nicht buchen. Dann vergaß ich es, und als ich nochmal fragte, war es schon zu spät. Daher zum Mitschreiben: Buchungen werden dort ab zwei Monate im Voraus entgegen genommen, also ab Ende September. Ab dann sollte man schnellstmöglich buchen. Als ich Mitte Oktober nachfragte, war alles schon ausgebucht.
Stattdessen buchten wir bei Sarabeth’s Central Park South. Trotz der noblen Adresse kostete das Menü nur 68 Dollar. Der Service war exzellent und das Essen vorzüglich. Einzig unsere Platzierung in einem eher düsteren Korridor direkt vor der Küche war nicht optimal. Da hatten wir etwas Pech. Ich habe es in der Bewertung des Restaurants angemerkt, und vielleicht vermeiden sie künftig die Belegung dieser Plätze.
Was macht man an Thanksgiving? Das ist gar keine so leichte Frage, denn die großen Museen haben an Thanksgiving allesamt geschlossen. Das offenkundige große Event ist die Macy’s Thanksgiving Day Parade, eine vom Kaufhaus Macy’s seit 1924 jährlich veranstaltete Parade. Es hat etwas von einem Karnevalsumzug – es gibt Wagen und Fußtruppen. Am beeindrucksten sind aber freilich die riesigen Heliumballons, die in Form von Kürbissen, Truthähnen (natürlich) sowie bekannten und weniger bekannten Comicfiguren über der Straße schweben. Die Parade ist sehr beliebt – auf der ca. 3 Kilometer langen Strecke stehen ca. 3 Millionen Menschen. Wenn man einen guten Platz haben will, sollte man schon früh morgens da sein. Die Parade begann um 9 Uhr morgens, und gute Plätze waren wohl schon ab 7 Uhr belegt.
Wir waren natürlich erst um halb zehn da. Nachdem wir zunächst einen ganz passablen Platz in der vierten Reihe hatten, zogen wir weiter in die falsche Richtung: Richtung Times Square, wo die Parade endet. Dort ist das Gedränge enorm. Daher meine Empfehlung: früh da sein und sich vom Times Square fernhalten. Die besten Plätze sind vermutlich am Central Park, wo auch Tribünen aufgebaut wurden. Dort gingen wir auch hin, wo wir den Rest der Parade aus der Ferne sahen, was dann auch genügte. Den Abschluss machte natürlich – wie sollte es anders sein – der Weihnachtsmann (oder von mir aus auch Santa Claus) in einem großen Rentierschlitten.
Danach unternahmen wir eine dreistündige Bootsrundfahrt um die Insel Manhattan, die trotz Feiertags zum regulären Zeitpunkt um 12:30 Uhr ging. Wir schafften es also zu Fuß genau pünktlich zur Abfahrt. Ich empfehle die telefonische Nachfrage zu den Abfahrtszeiten, denn auf der Homepage hieß es bis zuletzt, dass an Thanksgiving ein anderer Fahrplan gelte. Die Tour war nett und der Guide, ein Collegeprofessor, sehr gut informiert. Jedoch würde ich es nicht als Pflichtunternehmung einordnen, denn die Hauptsehenswürdigkeiten kann man auch anderweitig vom Wasser aus sehen.
Am Abend nach dem Thanksgiving-Dinner beschlossen wir, zum Empire State Building zu gehen. Das war eine gute Entscheidung, denn es war so gut wie nichts los. Dem Umfang der Warteräume nach zu urteilen kann man durchaus Stunden in den Warteschlangen verbringen. Wir waren hingegen in 15 Minuten oben. Es ist zwar für jeden, der schonmal „Schlaflos in Seattle“ gesehen hat, fast Pflicht, zur Aussichtsplattform hochzufahren, aber man muss auch realistisch sein: es handelt sich bei der Sache genau deswegen um eine ziemlich unverschämte Geldmacherei. Will man beide Aussichtsplattformen besuchen, so kostet dies inklusive aller Steuern etc. schonmal irgendetwas um die 50 Dollar. Lässt man sich dann noch zu den bescheuerten Souvenirfotos hinreißen, ist man bei gut und gerne 75 Dollar. Wir haben zwar etwas gespart (siehe weiter unten), aber man sollte sich schon überlegen, ob es sich lohnt. Der Thanksgiving-Abend scheint jedenfalls mangels großer Besuchermassen der optimale Zeitpunkt zu sein – so kurze Wartezeiten hat man vermutlich selten.
Gestern erhielt ich von meiner Hausbank SEB eine neue Maestro-Karte. Das kommt mir natürlich sehr recht, denn mit der alten hatte ich wiederholt Chipprobleme. Die Vorderseite hat sich nicht nennswert verändert, aber beim Blick auf die Rückseite fiel mir etwas auf.
Auf der alten stand:
Reward given to the finder of this card. Please send this card, cut in two pieces, to Skandinaviska Enskilda Banken AB, SE-103 83 Stockholm, Sweden.
Customer Service +46 771 365 365
Auf der neuen hingegen nur noch:
Customer Service +46 771 365 365
Nun kann man getrost davon ausgehen, dass es sich nicht um ein Bekenntnis zu neuer Schlichtheit handelt. Ich wundere mich darüber.
Zwar könnte man vermuten, dass es am Herstellerwechsel liegt: 2008 war das noch die schwedische XPonCard Group AP, heute ist es die französische Firma Oberthur Technologies. Das ist aber nur ein vermeintlicher Unterschied, denn XPonCard wurde 2008 von Oberthur aufgekauft, und man kann wohl annehmen, dass sich im Herstellungsprozess nicht so wahnsinnig viel verändert hat. Zudem habe ich eine andere neuere SEB-Maestro-Karte hier, die von Oberthur hergestellt wurde und den Hinweis enthält. Auch eine neue Visa-Karte der SEB enthält das Finderlohnangebot.
Die SEB ist also sicherlich immer noch bereit, verlorene Karten per Post entgegenzunehmen. Man muss davon ausgehen, dass jemand bei der SEB aktiv die Entscheidung getroffen hat, diesen Hinweis zu entfernen. Eine Mitteilung darüber ist mir nicht bekannt, und ich konnte auch nichts darüber auf der SEB-Homepage finden.
Nun wissen wir alle seit 2008, dass Banken bemitleidenswerte Wesen sind, die in ihrem Gewinnstreben jäh durch Risiken in ihren Geschäften und der daraus resultierenden Verantwortung für ihre Handlungen gestoppt wurden. Glücklicherweise waren die Staaten so nett, ihnen Risiken, Verantwortung und netterweise gleich auch noch jegliche Haftung für ihre Unternehmungen abzunehmen, so dass sie künftig sorgenfrei spekulieren, leihen und vor allem verleihen können. Aber natürlich habe ich volles Verständnis dafür, dass nach dieser schweren Lektion künftig die Boni der Bankmitarbeiter nicht durch etwaige Finderlöhne für verlorene Maestro-Karten auf’s Spiel gesetzt werden können.
Jedoch frage ich mich, ob es nicht allgemein sinnvoll ist, den hoffentlich wohlwollenden Finder der Karte darauf hinzuweisen, was er mit dieser machen soll. Ist es etwa besser, wenn die Karte nachher irgendwo im Hausmüll landet? Wohl kaum.
Wenn man also die anscheinend heimliche Entfernung dieses Hinweises nicht als eine Frechheit deuten soll, so ist es dennoch eine unbedachte Schnapsidee erster Güte.
Ich habe die SEB mal gefragt, wie es denn dazu gekommen ist. Ich bin gespannt.
Eigentlich sollte man erwarten, dass nach einem solchen Fauxpas, bei dem ein gefälschtes Bild auf Seite 2 erschien, selbiges nur noch im Giftschrank der Redaktion anzutreffen sein würde. Zumal das betreffende Bild zu jenem Zeitpunkt schon als Fälschung enttarnt war und trotzdem gedruckt wurde.
Nein, Dagens Nyheter präsentiert es drei Jahre später nochmal.
Vor 6 Jahren hatte ich das Vergnügen, einmal beim Nobelbankett dabei zu sein. Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, voraussichtlich das einzige Mal. Ich habe wieder einmal in der Nobellotterie nicht gewonnen, und das war dann so ziemlich die letzte Gelegenheit, noch einmal zum Nobelbankett zu kommen.
Das Nobelbankett findet im Anschluss an die Nobelpreisverleihung statt. Der Veranstaltungsort ist das Stadshuset. Alle sind äußerst schick gekleidet, die königliche Familie ist dabei und die Preisträger natürlich auch. Es gibt Essen vom Feinsten und ein minutiös arrangiertes Unterhaltungsprogramm. Das Ganze wird im Fernsehen gezeigt.
Als Normalsterblicher kommt man dort kaum rein, denn es sind nur gut 1000 Gäste zugelassen. Für sich genommen schon eine erstaunliche Zahl, denn wer schon einmal im Stadshuset war, wird Schwierigkeiten haben, sich so viele Leute in diesem kleinen Saal vorzustellen. Es geht bemerkenswert gut, aber es ist an der Grenze. Daher muss man auch knallhart einschränken wer kommen, darf: die Ehrengäste, zu denen auch die Vertreter der Länder zählen, aus denen die Preisträger kommen – meist Botschafter, aber auch Westerwelle hat sich das nicht entgehen lassen. Hinzu kommen Mitglieder der Akademien, die den Preis vergeben, sowie natürlich Angehörige der Preisträger.
Dann ist der Saal auch fast schon voll. Aber nur fast, denn 100 Plätze gehen traditionell an Studenten. Diese werden per Lotterie als 50 Paartickets verlost, wobei man aber nur das Recht gewinnt, die Tickets zu kaufen. Neben den Aufwendungen für Lose müssen dann die Tickets selbst bezahlt werden (1800 kr pro Person). Die Party danach kostet nochmal 500 kr, und die Kosten für die Kleidung darf man natürlich auch tragen, denn für Männer ist z.B. ein Frack verpflichtend. Letzten Endes ist eine Monatsmiete pro Person weg. Aber wann macht man das schonmal?
Ein Los kostet 50 kr, also gut 5 €. 2005 hatte ich 5 Stück oder so gekauft und prompt gewonnen. Was mir damals nicht so ganz bewusst war: ich hatte großes Glück. Man kann soviele Lose kaufen, wie man möchte. Dieses Jahr wurden 3354 Lose verkauft, also für jeden Platz rund 67 Lose. Die reale Gewinnchance ist freilich höher, denn jeder Teilnehmer darf nur einmal gewinnen. 607 Studenten haben Lose gekauft, also rund 5,5 Lose pro Teilnehmer. Es verfallen also mit fast jedem Gewinner eine Reihe Lose, was natürlich die Chancen der anderen erhöht.
Gering sind sie trotzdem, und so konnte ich auch dieses Jahr trotz des Kaufs von deutlich mehr als 5 Losen nicht gewinnen. Ob es nächstes Jahr nochmal eine Möglichkeit geben wird, weiß ich nicht, aber ich halte es eher für unwahrscheinlich. Schade.
Eines davon ist die dynamische Entwicklung der Hauptstädte Tallinn und Helsinki, die spätestens seit dem EU- und Schengenbeitritt Estlands durch geringe Entfernung (rund 70 km über das Meer) und ähnliche Sprache sehr nah aneinandergerückt sind. Man spricht mittlerweile schon von Talsinki. Interessant auch, dass dort relativ offen über eine direkte Verbindung der Städte durch einen Tunnel gesprochen wird. Ich halte es allerdings wegen der Abstände und den zu erwartenden exorbitanten Kosten für Träumerei.
Weit realer ist das andere und hier schon öfters diskutierte Beispiel der Fehmarnbeltquerung. Es kommt u.a. der Malte Siegert zu Wort, der das Aktionsbündnis gegen den Bau der Querung anführt. Immerhin begrüßt er, dass nun statt einer Brücke ein Tunnel gebaut werden sollte, wenn auch kein gebohrter Tunnel.
Die restlichen Argumente sind bekannt: ökologische Bedenken wegen des Eingriffs ins Meer und eventuelle Effekte auf den lokalen Tourismus.
Alles sehr hörenswert – ich störte mich aber an einem Argument, das von Karl-Heinz Breitzmann, Direktor am Ostseeinstitut Rostock, ins Feld geführt wird. Breitzmann sagt zunächst:
Man muss also als Ökonom […] eine Nutzen-Kosten-Gegenüberstellung machen. […] Welchen Nutzen würde denn eine solche feste Querung haben im Vergleich zur jetzigen hocheffizienten Lösung? […] wenn man sich einmal […] die hohen Investitionen und auch die nicht unerheblichen Betriebskosten, wenn der Tunnel dann genutzt wird, im Vergleich zur jetzigen Fährlösung ansieht, dann kommt man auf ein sehr ungünstiges Nutzen-Kosten-Verhältnis. Und dann fragt man sich: Haben wir nicht viele andere große Projekte, Verkehrs- und Infrastrukturprojekte im Ostseeraum, die ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis haben?
Direkt im Anschluss sagt der Sprecher:
Projekte wie die Anbindung des Hinterlands im östlichen Teil Europas etwa, die fehlt vor allem in Teilen Russlands und in den baltischen Staaten. Autobahnen nach westlichem Vorbild gibt es dort fast keine, und in Estland beispielsweise ist ein Schienennetz quasi nicht vorhanden.
Das Problem dabei ist, dass ein Zusammenhang entsteht, der meines Erachtens nicht existiert. Der Tunnel wird meines Wissens nämlich zu 100% vom dänischen Staat finanziert, der sein Geld für Dänemark ausgeben will und nicht für Eisenbahnstrecken in Estland.
Das Ganze so hinzustellen, als käme das Geld aus irgendeinem EU-Fördertopf, der sein Geld nach Priorität verteilen soll, ist also irreführend. Wenn das Geld nicht dort ausgegeben würde, dann woanders in Dänemark, aber bestimmt nicht in anderen Teilen des Ostseeraums.
Dort äußern sich zwei Uni-Vertreter, einer von der KTH hier in Stockholm und einer aus Göteborg, zu den Studiengebühren und den Effekten. Sie sind sehr kritisch gegenüber den Studiengebühren und meinen, man müsse die beiden Hauptargumente für die Gebühren – zuviele (und damit teure) Studenten sowie Qualität statt Billigheimer – noch einmal überprüfen.
Leider bleibt es dabei aber auch. Es kommen keine weiteren handfesten Fakten, welche die Argumentationslinie, dass die außereuropäischen Studenten Schweden auch etwas brachten, unterstützen würden. Allenfalls den naheliegenden Effekt, dass viele Kurse einfach ganz eingestellt werden, benennen sie konkret.
Sie stellen u.a. fest, dass die schwedische Wirtschaft und Gesellschaft die Absolventen bräuchten. Das ist alles wohl wahr, aber beantwortet nicht die Frage, inwieweit Wirtschaft und Gesellschaft diese auch bekommen haben, solange das Studium kostenlos war. Ich hoffe, dass es hierzu konkreteres geben wird.
Es hat ja lange gedauert, aber der geplante Tunnel zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rödby in Dänemark hat es endlich auch in die schwedischen Medien geschafft. Vor gut zwei Wochen war dieser Artikel im Svenska Dagbladet, der im Wesentlichen die Fakten auf den Tisch legt und durchscheinen lässt, dass die deutsche Seite so aus der Affäre gezogen hat, dass sie minimale Verantwortung und minimale Kosten hat.
Viel mehr aufgefallen ist mir aber dieser Beitrag, der schon Ende August im Deutschlandfunk lief. Er entstand aus dem Anlass, dass ein „Dialogforum“ zum Bau der festen Querung eingerichtet wurde. Ich habe auch schon zuvor keinen Hehl daraus gemacht: spätestens seit die geplante Brücke durch einen Tunnel ersetzt wurde, bin ich vorbehaltlos für dieses Projekt. Die Umweltfolgen sind gering, der langfristige Nutzen erheblich.
Daher bin ich auch bei dem Dialogforum etwas skeptisch. Es wirkt nämlich wie eine Überreaktion der Politik, die bei einem Bürgerprotest gleich ein neues Stuttgart 21 befürchtet. Also bietet man an, über etwas zu reden. Nur wie bei S21 sind Verträge geschlossen, so dass es im Grunde eigentlich nichts mehr zu bereden gibt und damit die Gegner nicht zufrieden sein kann. Das „Ob“ steht außer Frage, nur das „wie“ ist noch gestaltbar. Der Vergleich mit S21 hinkt aber an so vielen Stellen, dass es ein Witz ist, auch nur andeutungsweise beides auf eine Ebene zu stellen. Das beginnt schon damit, dass nicht einmal die Fehmarner selbst voll hinter den Gegnern stehen.
Das Forum könnte allenfalls die sinnvolle Planung der Hinterlandbindung unterstützen, aber darum geht es den Gegnern des Projekts wiederum nicht. Insofern sehe ich nicht, wohin eine solche Plattform führen soll. Ich bin gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt – und hoffe, dass die nächsten Beiträge sich eher mit den Plänen beschäftigen als mit der übersteigerten Reaktion auf Protest.
In der letzten Woche durfte ich per Dagens Nyheter eine Stockholmer Institution kennenlernen: die Fernseheiche. Den Baum habe ich in meiner Busfahrerzeit zigmal gesehen, aber keine weitere Beachtung geschenkt. Dabei ist das nicht irgendein Gewächs: seit rund 2 Wochen hat sie sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel, denn sie ist bis zu 1000 Jahre alt und damit eine der ältesten Eichen in Stockholm.
Ihren Namen erhielt sie, weil sie heute direkt vor dem Hauptgebäude des schwedischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens steht. Früher hieß anscheinend auch schon Radioeiche, denn das öffentlich-rechtliche Radio hat seinen Sitz gleich daneben. Dass sie heute dort noch steht, hat sie dem Architekten Holger Blom zu verdanken, der in den 1960er Jahren dafür sorgte, dass die Straße in der Mitte eine große Verkehrsinsel bekam, die dem Baum Platz gab. Leider war das nicht allzu erfolgreich. Die Wurzeln sind schwer angegriffen. Obwohl die Krone gestutzt wurde, gibt es ein erhebliches Risiko, dass Äste herunterfallen. Der Druck durch die Straße und das Beschneiden der Äste führte letztendlich zum Befall und dem langsamen Sterben des Baums.
Sie ist also kaum mehr zu retten. Eigentlich wäre ihr langes Leben letzte Woche Montag zu Ende gegangen, aber eine beherzte Aktion von Freunden der Eiche konnte dies verhindern: sie tanzten um den Baum herum. Sie waren zu allem entschlossen, und einige übernachteten sogar im Geäst.
Für’s Erste hat der Baum eine Gnadenfrist bekommen. Schnell wurde das Thema zu einer politischen Frage. Ein Vorschlag war, die Eiche umfänglich (siehe hier) zu sichern und das Ganze mit der ohnehin in der Ecke geplanten Straßenbahn zu kombinieren. Das könnte sogar eine Touristenattraktion werden. Eine schöne Idee, wie ich finde, wenn auch die Praktikabilität bezweifelt werden kann.
Als botanisch Uninformierter frage ich mich auch, ob das nicht dazu führen wird, dass irgendwann nur noch ein kahler Stumpf übrig bleiben wird.
Erfreulich wäre es in jedem Fall, wenn ein hunderte Jahre altes Lebewesen nicht von 40 Jahren Stadtplanung dahingerafft würde.
Die Stockholmer Schären sind schön. Ich habe sogar das Privileg, auf einer Schäreninsel zu wohnen – obwohl diese natürlich so groß ist, dass man es eigentlich nur bei der Fahrt über die Brücken merkt. Ausflüge auf richtige Schäreninseln sind leider vielzu selten.
Als reisejournalistisches Subjekt sind sie auch nicht uninteressant. So war vor einiger Zeit dieser Bericht im Spiegel und Manager-Magazin über einen 90-jährigen Winzer zu lesen, der auf dem von mir nicht weit entfernten Tynningö doch tatsächlich einigermaßen erfolgreich Wein anbaut.
Die letzten beiden Tage habe ich Statistiken bemüht und aus dem Nähkästchen geplaudert, um ein bisschen darzulegen, wie es vor der Einführung von Studiengebühren war, die seit 2011 für Masterstudiengänge für Studenten erhoben werden, die nicht aus der EU, dem EWR oder der Schweiz stammen.
Um das Ganze etwas zu unterstreichen, habe ich hier einen Bericht aus erster Hand, auf den mich Holger dankenswerterweise hingewiesen hat. Dieser Text wurde bei Wikinews von einem Benutzer aus Islamabad in Pakistan eingetragen (er steht unter CC-BY-Lizenz):
In 2008 i left my Government job on contract and went to Sweden for higher studies. I got admission at The royal institute of technology – KTH, Stockholm, Sweden which is ranked in top 200 universities among the world. I was in the batch of 2008-2010 enrolled in the degree of Masters in Information and communication Systems security. There were lots of Pakistani in our class. As some of our courses were common in other degree courses. So we have a chance of meeting our Pakistani fellow from the degree of Engineering and management of Information Systems and Software Engineering in Distributed systems. Coming from our homeland to a new place was not that easy. The temperature start getting down from September. The days were getting shorter and long nights in winter. Surviving on our own savings made us to share room with other guys. Soon in about two months we were looking for most available source of income which were odd jobs. In Stockholm we found the newspaper job as almost the only available option. My first day was most horrible. Reaching the office at 8 o clock in the morning. There were other people sitting on the chairs. There were carts on side with two tires. A Russian lady was busy giving instructions and doing paper work. After an hour wait i was called and given a paper with a street map. The lady told me where to pick the newspaper and where to distribute it . I take the cart and pushing it went to the destination. It was snowing and pushing the cart took more power. finally i reach there and found a very big pile of newspapers there.unpacking the wrapping and putting the load in cart , soon my fingers got very cold and blue. I have to go inside buildings to keep them warm. During distribution it was hard to find the building , finding different key for them and go inside. So it took me almost 7 hours to complete the jobs. I got extremely tired. I guess i earned 200 Kr for that work . This work was once a week. I was able to pay my food expense from this work. Study was quite tough in KTH. We have to study hard and took daily classes to manage with the pace of studies. We have to complete 30 Credits in one semester which was for about 4 months. I took 2 extra courses to finish the studies more quickly. Sweden is quite cold and dark in winters. At times the temperature drops to -25. It has affect on moods of people .With the passage of times i did lots of jobs to survive along with doing studies. These odd jobs include Newspaper distribution on foot and car, Shoveling snow, distributing ads on cars, looking after special kids, moving house items, working in cinema, grass cutting and unlocking mobile phones.
Summer is enjoyable time for swedes. They go for summer vacations. The long sunny day is a treat. we feel more energetic. There is a break from studies during this time. Although before coming from Pakistan i had 4 years of work experience which includes one year professional work experience in Hongkong ,still me and many of my friends like me were not able to find professional jobs. In my last semester i took thesis with my University professor along with my class fellow, which was later published as a paper. I used to distribute newspaper daily from 2:00 Am night to 6:00 Am. then i would go for thesis work at around 11 Am till 5 pm. It was tough but i was hopeful to complete studies and go back home . Soon i got another paid internship in a professional company. The pay was however modest and keeping in mind to have savings for going back to Pakistan, i continued my other two routines of thesis and job at night. These activities gave me hardly 5 hours of sleep and really hard next 5 months. By June 2010 i was able to successfully complete my masters Degree and internship. So i did Europe tour of few countries , and went back to Pakistan for good after 2 years with high hopes. From my class of 2008 masters session around 4 other Pakistani including my thesis fellow completed their degree and 3 of them went back home.I started applying for jobs in Pakistan after 2 week rest. In the resume along with 4 years experience now adding a foreign masters degree along with experience of working in a Swedish company. The response for jobs was quite slow. Initially through friends request i was able to go for some interviews. The interviewers seems not interested in my qualification and asking questions from their own perspective. Judging the kind of interviews i face, i have to buy the fundamental books that i studies in bachelors back in early 2000’s. But interviews results keep on coming in negative. Wat ever i learned and gained from Sweden seems to be , of no interest. I checked my other friends who came back to Pakistan from Sweden surprisingly they were all struggling to get job. Finally after 18 job interviews in different companies and 7 months later i was able to land in a job for merely Rs 20,000 or 232$ per month. I accept it as i see no other choice. After 2 weeks i got another better offer and switched to that job. Meanwhile my thesis fellow also came back to Pakistan, and start looking fro jobs as well. Interestingly from our specialization we didn’t got any response from any private or government organizations ,so me my friends have to find other related work of teaching etc. A month back my thesis fellow went back to Sweden after vain search of jobs in Pakistan for about 8 months.
Its been around a year and half but i still have those memories come back again and again. Dark cold nights and i am pushing a very heavy cart full of newspaper in the snow.Remembering the A grade i got in my master thesis and then searching for jobs for 7 long months. My good friend went back hopeless. It comes to my mind a lot of time that had i knew about all this situation i would have never went to Sweden. As in my country there is not much value for ones own talent and education , it is combination of some other factors which solves the purpose.
Zwar ist das Fazit letzten Endes, dass sich Bildung im Ausland in Pakistan nicht auszahlt. Aber als Botschafter Schwedens kann dieser Mann sicherlich auch nicht herhalten. Denn in der Breite, in der er über seinen vermeintlich unerträglichen Zeitungsjob spricht, kann wohl kaum ein positiver Eindruck entstehen.
Ich sehe in dem Text auch eine gewisse Naivität und übersteigerte Erwartungen. Der Autor hatte anscheinend erwartet, dass man ihm trotz anzunehmenderweise nichtexistenten Schwedischkenntnissen direkt einen gut bezahlten Job zu Füßen legen werde. Stattdessen musste er in der Kälte Zeitungen austragen – etwas, das er für unangemessen hielt. Bei so hohen Erwartungen ist die Enttäuschung natürlich groß.
Das wirft die Frage auf, ob die ganze Masterstudiengeschichte nicht schon alleine daran gescheitert ist, dass die Unis falsche Erwartungen von den Studenten hatte und die Studenten falsche Erwartungen von Schweden. Die Unis klammerten sich an die Hoffnung, damit einen positiven Effekt zu erreichen. Die Studenten klammerten sich in dem fremden Land aneinander und blieben fremd.
Verallgemeinerbar?
Sind diese beiden Beispiele typisch? Es ist zwar hart, dies zu sagen, aber mir erscheint es so, und es ist analog durchaus auch auf China übertragbar.
Ich habe in den 6 Jahren hier keinen pakistanischen und nur wenige chinesische Masterstudenten erlebt, die ernsthaft beabsichtigten, schwedisch zu lernen. Sie lebten größtenteils in einer Parallelwelt, in überfüllten Zimmern zusammengepackt.
Das Ziel des Unternehmens war also wohl, so schnell und so billig wie möglich irgendeinen Abschluss an einer westlichen Universität zu erwerben. Schweden kam da gerade recht, denn es machte das ultimative Angebot: eine europäische Ausbildung zum Nulltarif, und das auch noch auf englisch. So etwas gibt es woanders kaum.
Was hat Schweden davon?
Die Frage bleibt aber, ob Schweden sich einen Gefallen damit tat, es so zu machen – und ob sie jetzt besser fahren.
Erstere Frage muss ich zumindest im Wesentlichen mit Nein beantworten. Nach den obigen Betrachtungen habe ich wenig Zweifel daran, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis für den schwedischen Staat sehr bescheiden war. Viele, wenn nicht die meisten dieser Studenten nahmen die Ausbildung gerne und gingen dann weg, ohne jemals einen Nutzen für Wissenschaft und Wirtschaft in Schweden zu erbringen.
Zwar suchte man die Exzellenz durch Englisch-Nachweise in Form des TOEFL-Tests und zwingend erforderliche Empfehlungsschreiben zu sichern. Dass dies aber nicht immer fruchtete, zeigt meine kleine Helsinki-Anekdote. Eine Flut von hoffnungsvollen Nachwuchsakademikern in Schweden scheint jedenfalls ausgeblieben zu sein.
Der schwedische Steuerzahler, der das ganze Unternehmen finanzierte, hatte letztlich wenig bis gar nichts davon.
Das Ganze war auch kein Beitrag zur Imagepflege. Sogar das Minimalziel, vielleicht durch das Angebot solcher Studiengänge eine Art Entwicklungshilfe zu leisten, wurde möglicherweise nicht erreicht, wenn die Absolventen nachher die hoffentlich erworbenen Kenntnisse nicht zum Einsatz bringen können.
Ich kann daher die Regierung verstehen, dass sie der ganzen Sache einen Riegel vorgeschoben hat. Zwar ist es immer etwas schade, wenn eine solche weltoffen daherkommende Einrichtung zu Grabe getragen wird, aber die Gründe sind nur allzu verständlich.
Fährt man jetzt besser?
Vielleicht ist die jetzige Rückkehr zu kleineren Studentenzahlen auch irgendwo eine Gesundschrumpfung, denn 18.000 Masterstudenten pro Jahr nahmen sich gegenüber den 180.000 insgesamt angenommenen Studenten nicht unerheblich aus. Es ist anzunehmen, dass dies doch einige Herausforderungen an die schwedische Hochschullandschaft stellte.
Die Zahlen spiegeln auch wieder, dass die schwedischen Universitäten im Ansehen eben nicht in einer Liga mit Harvard spielen. Allein Anziehungspunkt zu sein, weil es so billig war, konnte kaum ein erstrebenswerter Zustand sein.
Jedoch empfinde ich den jetzigen Zustand auch nicht wirklich befriedigend. Dass man kostendeckende Studiengebühren verlangen will, erscheint durchaus nachvollziehbar. Jedoch bleibt dies nicht ohne Folgen für das Kursangebot. Wenn statt 20 nur noch 3 Anmeldungen für einen Kurs kommen, dann findet dieser vielleicht gar nicht statt.
Veranstaltet man ihn dennoch, so hat man in einigen Bereichen weniger Kosten, aber die Lohnkosten für die Vorlesungen reduzieren sich nicht, und auch bei den Raummieten kann man nicht immer sparen. 75% weniger Studenten bedeutet also nicht unbedingt 75% weniger Kosten.
Zudem nahm man dieses Jahr 85% der tauglichen Bewerber an, letztes Jahr nur 63% – es ist anzunehmen, dass man in einigen Bereichen Leute angenommen hat, um das Masterprogramm zu erhalten, obwohl man über die Bewerber nicht glücklich war. Das kann auch keine Lösung sein.
Die Universitäten sollten die Studiengebühren nach ihrem Marktwert festlegen können, d.h. so, dass die Kurse voll werden, aber immer noch genug Einkünfte entstehen, um den Betrieb zumindest zu unterstützen. Vielleicht müsste man auch noch mehr tun – z.B. durch großzügige Stipendien – um besonders gute Studenten anzuziehen.
Das Fazit ist also: vorher gab man viel Geld für zuwenig aus. Jetzt spart man zwar, aber tut sich damit auch keinen Gefallen.