Alle Räder stehen still… (Busfahrerstreik Tag 0)

…wenn dein starker Arm es will.

Eigentlich hatte ich keinen sonderlichen Wert darauf gelegt und im Kern ist es mir egal, was in den aktuellen Lohnverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Busgesellschaften abläuft. Dennoch kann man sich einem Streik wohl kaum entziehen, denn die Logistik basiert darauf, dass ein Fahrer spätestens nach 2,5 Stunden abgelöst werden muss. Steht diese Ablösung nicht bereit, bleibt der Bus bis zur nächsten Ablösung an der Haltestelle. Selbst wenn man umdisponiert, bleibt das Chaos nicht aus. Wenige bis gar keine Busse werden fahren. All diejenigen, die trotz Streiks arbeiten möchten, werden also in einige Probleme kommen.

Die Verhandlungen sind nun gescheitert. Hauptknackpunkt ist neben der üblichen Lohnerhöhung auch eine Angleichung der bei Privatfirmen angestellten Busfahrer mit denen im öffentlichen Dienst. Das klingt alles vernünftig, aber wie vernünftig es nun wirklich ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Trotz sozialdemokratischer Prägung habe ich eine sehr gesunde Skepsis gegenüber Gewerkschaftern – ich bin immer etwas reserviert gegenüber solchen überengagierten Leuten, die häufig selbst noch nie in der Branche gearbeitet haben, die sie vermeintlich so gut vertreten.

Etwas nervig finde ich auch, dass es keine Urabstimmung gab. Mich hat niemand gefragt, ob ich streiken möchte, und nun soll ich es einfach so tun.
So wird ab heute nacht 0 Uhr der Streik beginnen. Ich werde mitstreiken, zum Einen aus Solidarität, zum Anderen, weil ich in der Gewerkschaft bin und somit Entschädigung für Lohnausfälle erhalte. Allerdings werde ich mir das in einigen Tagen nochmal überlegen. Ich hatte nämlich auf das Geld gesetzt, um im August in Urlaub fahren zu können. Sollte die Entschädigung lange auf sich warten lassen, muss ich meine Entscheidung eventuell nochmals überdenken. Auch befürchte ich, dass mir obligatorische Zuschläge für Wochenende und Nachtdienste verloren gehen.
Ehrlich gesagt hoffe ich auch, dass in die Verhandlungen schnellstens Bewegung kommt – ich habe keine Lust, nach dem Streik wochenlang schlecht gelaunte Passagiere zu haben.

Auf der anderen Seite habe ich weniger zu tun, denn ich muss nur zwei Stunden pro Arbeitstag Streikwache machen.

Spannenderweise sollte ich bis heute nacht um 1 Uhr arbeiten. Gemäß der festgelegten Regeln wird die letzte Abfahrt vor 0 Uhr bis zur Endstation gefahren. In meinem Fall heißt das, dass ich um 0:05 Uhr der Zentrale mitteille, dass ich ab sofort streike und dann mit dem Bus ins Depot zurückkehre. Alles weitere dann morgen.

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