Es ist soweit, in 90 Minuten beginnt meine erste Vorlesung.
Nachdem ich nun gestern abend beim SSU, dem Stockholms Socialdemokratiska Ungdomsdistrikt, war und die ersten organisatorischen Dinge hier auf dem Flur geregelt habe, ist die vorlesungsfreie Zeit vorbei.
Der SSU war recht spannend, da ich über zwei Stunden lang normalem Schwedisch lauschen konnte, was im Normalfall nicht immer so leicht möglich ist. Im Radio wird schließlich keine Umgangssprache gesprochen. Immerhin schaffte ich es, rund 10 bis 20 Prozent zu verstehen. Da ist also noch viel Luft nach oben. Jedenfalls wurde ich sehr herzlich aufgenommen und werde nächste Woche wohl wieder hingehen.
Hier auf dem Flur habe ich mal ein paar Schilder zur Aufteilung der Schränke aufgehängt. Langsam sieht man auch die Abgründe hier. Der nervige Moldawier hier ist mit seiner Frau/Freundin/was auch immer eingezogen. Das ist unverständlich, weil die Räume nicht gerade spottbillig sind und es für zwei Personen sicher passenderes gäbe. Es entsteht auch nicht gerade der Eindruck, als wäre sie sonderlich glücklich hier: sie meidet Kontakt und ist im Allgemeinen sehr selten zu sehen. Auch zwei Chinesinnen bewohnen ein Zimmer zusammen. Der Mietvertrag besagt, dass der Raum nur vom Mieter bewohnt werden darf – ich glaube nicht, dass da eine zweite Person vorgesehen ist.
Der Moldawier hat auch aus anderen Gründen meinen Unmut auf sich gezogen. Gestern verkündete er doch einigen Mitbewohnern, die sich über die Möglichkeiten, einen Sprachkurs zu belegen, unterhielten, dass man doch gar nicht Schwedisch lernen müsse – wozu denn, schließlich könne hier jeder Englisch. Ich wies ihn deutlich darauf hin, dass der schwedische Staat ihm seine Ausbildung schenke und dass es dann wohl eine Frage des Respekts sei, sich etwas mit diesem Land zu beschäftigen.
Mit dem Beginn der Vorlesungszeit heute ist es Zeit, die Rubrik „Die ersten Wochen in Stockholm“ zu schließen. Ich habe mich eingelebt hier – nun gilt es die Herausforderungen des neuen Alltags zu meistern.