Skärtorsdag – Schweden und seine Halbfeiertage

Das umfängliche Gründonnerstagprogramm im Albanova Universitätszentrum: Nichts

Der Schwede hat sich seine Freizeit sehr pragmatisch eingerichtet. Zwar rechnet er sich selbst vor, dass er doch gar nicht so viel frei habe, aber man behilft sich anderweitig.

Man umgeht das „Problem“ der eher spärlich gesäten „echten“ Feiertage dadurch, dass die Tage vor den Feiertagen nur halbe Arbeitstage bzw. gar keine Arbeitstage sind. Schweden hat nämlich nur folgende gesetzliche Feiertage:

  • Neujahr, 1. Januar
  • Trettondedag jul (also der „dreizehnte Tag Weihnachten“), 6. Januar
  • Långfredagen (Karfreitag)
  • Påskdagen (Ostersonntag)
  • Annandag påsk („der zweite Tag Ostern“, also Ostermontag)
  • Första maj, 1. Mai (wird seit 1939 und trägt also auch hier keinen beschönigenden Namen)
  • Kristi himmelsfärdsdag (Christi Himmelfahrt)
  • Pingstdagen (Pfingstsonntag)
  • Sveriges nationaldag (Schwedischer Nationalfeiertag), 6. Juni; dieser wurde 2005 zum arbeitsfreien Feiertag erklärt, wodurch der Pfingstmontag wegfiel
  • Midsommardagen (Mittsommertag), der immer am Samstag nach dem längsten Tag des Jahres gefeiert wird
  • Alla helgons dag (Allerheiligen), der aber im Gegensatz zu Deutschland nicht am 1. November gefeiert wird, sondern an dem Samstag, der zwischen 31. Oktober und 6. November liegt
  • Juldagen (Weihnachtstag, d.h. der erste Weihnachtsfeiertag), 25. Dezember
  • Annandag jul („der zweite Tag Weihnachten“, zweiter Weihnachtsfeiertag), 26. Dezember

Von diesen 13 Tagen fallen aber 4 ohnehin auf das Wochenende, so dass es de facto nur 9 sind.

Also hat man sich etwas Geniales einfallen lassen: man macht die Tage vor Feiertagen auch arbeitsfrei – schließlich muss man sich mental auf das Ereignis vorbereiten. Heute morgen war der Bus zur Arbeit zum ersten Mal in den zwei Jahren, seit ich auf Värmdö wohne, leer, als ich einstieg.

Der Gründonnerstag („Skärtorsdag“) ist nämlich so ein Tag. Das durfte ich vor drei Jahren am eigenen Leib erfahren, als meine lang erhoffte Fisteloperation auf diesen Tag gelegt wurde. Ich sagte meine lukrativen Osterarbeitstage als Busfahrer ab, weil mit Arbeitsfähigkeit nicht zu rechnen war. Nur um dann zu erfahren, dass ihnen aufgefallen ist, dass sie am Gründonnerstag ja gar nicht arbeiten und folglich auch nicht operieren. Total unvorhersehbar natürlich, dass das so ein Tag ist! Adé schönes Osterzubrot.

Ähnlich ist es an Midsommar. Während technisch gesehen der Midsommarafton, also der Freitag vor dem Midsommartag, ein normaler Arbeitstag sein sollte, wird an diesem Tag die nationale Schnapsreserve dezimiert und um eine Stange getanzt. Gearbeitet wird aber nicht.

Brückentage, insbesondere natürlich der offensichtliche Tag nach Christi Himmelfahrt, sind oft auch einfach so frei, ohne dass man dafür einen Urlaubstag opfern müsste. Das Ganze soll ja nicht die lebenswichtigen 4 Wochen (und mehr) Urlaub im Sommer gefährden. Ich selbst habe bescheidene 31 (!) Tage Urlaub im Jahr.

Bevor das hier zu einer Lästertirade wird: das trifft nicht auf alle zu – mein Urlaub ist verhältnismäßig lang – und die Schweden schaffen es auf offenkundig auf bewundernswerte Weise, ihre Arbeitszeit effektiv zu nutzen, denn produktiv ist man schließlich.

Es verwundert mich nur immer wieder, wie man Werktage einfach so landesweit zu Quasifeiertagen gemacht hat. Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis jemand auf die Idee kommt, „Nationaldagsafton“, also dem Tag vor dem Nationalfeiertag, nicht mehr zu arbeiten. Das wird wohl noch ein paar Jährchen warten müssen.

Bis dahin: ich schreite nun zur grundonnerstäglichen Nichtarbeit und wünsche Frohe Ostern (bzw. Glad Påsk)!

Frohe Pfingsten

Am Freitag wurde mir von einer Freundin Frohe Pfingsten gewünscht. Ich war überrascht – nicht wegen des Wunsches, sondern von der Tatsache, dass Pfingsten ist.

Schweden hat den Pfingstmontag als Feiertag im Jahr 2005 abgeschafft. Seither ist stattdessen der Nationalfeiertag am 6. Juni arbeitsfrei.

Dementsprechend ist dieses Fest im schwedischen öffentlichen Leben ähnlich bedeutend wie der „Schnitzel und Blowjob Tag“. Hätte man mich nicht darauf hingewiesen, wäre es mir vermutlich gar nicht aufgefallen.

Einen Nachteil hat diese Feiertagsumstrukturierung: der Pfingstmontag fällt mit ziemlich großer Sicherheit auf einen Montag. Der 6. Juni hingegen landet durchaus auch mal auf einem Sonntag – so auch dieses Jahr.

Mein Furor ob dieser Arbeitszeitverlängerung hält sich aber in Grenzen. Hand aufs Herz: wer weiß schon, um was es bei Pfingsten eigentlich geht? Ich selbst wüsste auf Anhieb auch nur, dass es irgendwas mit Aposteln zu tun hat. Meine spirituelle Beeinträchtigung kann ich hier also gerade noch so verkraften.

Zudem wurde damals bei der Umstellung die Arbeitgeber angehalten, die im Schnitt 2 Stunden 17 Minuten längere Arbeitszeit anderweitig auszugleichen. Schweden pflegt ohnehin einen recht legeren Umgang mit Feiertagen. Brückentage sind oft ganz frei, und an Tagen vor Feiertagen wird auch meist nur eingeschränkt gearbeitet, wenn überhaupt. Da kommt es auf den einen Tag, der gelegentlich ausfällt, auch nicht mehr wirklich an.

Trotzdem: allen Lesern noch ein schönes Restpfingsten.