In der Schlange

Die Strecke der Tömilen laut meiner Läufer-App.
Die Strecke der Tömilen laut meiner Läufer-App.

Vier Wochen sind seit dem durchwachsenen Hässelbyloppet vergangen. Meine Ziele versuchte ich daher realistisch zu halten:

  1. Ankommen (versteht sich eigentlich von selbst
  2. Weniger als eine Stunde. Das hatte ich ja schon in Hässelby vergeblich versucht
  3. Weniger als 57:52 Minuten – das war meine Zeit letztes Jahr bei Kungsholmen Runt, gleichzeitig Jahresbestzeit 2012 und in einer guten Zwischenphase aufgestellt. Das zu schlagen würde die gute Entwicklung der letzten Zeit unterstreichen, denn die Strecke bei Kungsholmen Runt ist relativ flach.
  4. Weniger als 57:15 Minuten – das war meine Bestzeit auf der Strecke von 2008.

Das war trotz allem ambitioniert, denn die Strecke ist nicht ohne und geht mitten durchs Grüne. Nach einem Kilometer geht es steil hoch auf einem Trampelpfad, und bei Kilometer vier nochmal – da man zwei Runden durchläuft, trifft das gleich doppelt.

Wie sich herausstellen sollte, ist erstere Stelle ausgerechnet in diesem Jahr zu einem Problem geworden, denn die Teilnehmerzahlenentwicklung der letzten Jahre sieht so aus:

Seit meiner letzten Teilnahme im Jahr 2008 sind die Zahlen gestiegen, aber dieses Jahr machten sie einen ziemlichen Sprung. Am Ende des Trampelpfades nach Kilometer 1 ist ein enger Durchgang, und dort bildete sich eine Schlange. Viel Zeit hat es nicht gekostet – vielleicht 10 Sekunden – aber ich gehe davon aus, dass dies bei weniger Läufern nicht passiert wäre und die Strecke daher eigentlich nicht für so viele Läufer geeignet ist.

Ich will es jedoch nicht darauf schieben, dass ich nur zwei meiner vier Ziele erreichen konnte. Ab Kilometer 3 bekam ich Seitenstechen und musste einen Gang runterschalten. Erst gegen Kilometer 8 hatte ich mich etwas erholt und konnte wieder schneller werden. Vielleicht war es Alkohol am Vorabend, vielleicht auch nur einfach etwas zu hohe Erwartungen, die das verursachten.

Am Ende wurden es 58:05 Minuten, also knapp unter dem Erreichen des dritten Ziels, aber immer noch in Ordnung. Sollte die Strecke so bleiben, wie sie ist, werde ich die Tömilen in den nächsten Jahren wohl kaum noch laufen.

Im kommenden Jahr gibt es auch schon eine attraktive Alternative: der Stockholm Tunnel Run 2014 wird nächsten November zur Eröffnung der Norra Länken, der neuen nördlichen Querspange im Stockholmer Straßennetz, stattfinden. Da es sich wahrscheinlich um eine einmalige Sache handeln wird, bin ich da gerne dabei. Hügel sind keine zu erwarten, und dank Tunnel ist man auch wetterunabhängig.

Vorher liegt aber freilich noch einiges an: zunächst einmal der Halbmarathon an Silvester.

Ein bisschen neidisch auf: Pamela Anderson

NYC Marathon Alec Baldwin from Marc Beroza on Vimeo.

Es gibt nicht viele Dinge, die ich Pamela Anderson nachmachen möchte. Ich strebe keine Rolle in einer seichten Rettungsschwimmerserie an, will mit Sicherheit nicht das Big-Brother-Haus, habe keinen Bedarf an kurzlebigen destruktiven Ehen mit Rockstars, und einen akuten Bedarf an Brustimplatanten habe ich auch nicht.

Aber eine Sache hätte ich ihr gerne nachgetan: gestern den New-York-City-Marathon zu laufen. Gerade in diesem ersten Jahr nach dem Hurrikan, der erstmal den Marathon in seiner Geschichte stoppte, und nach dem Attentat von Boston wohnt dem Ganzen ein besonderer Zauber inne. Zwar gab es viel Kritik, aber mit garantierten Startplätzen für alle letztjährigen Teilnehmer und anderem Engagement für die Opfer dürfte der Lauf in den Herzen der New Yorker immer noch seinen besonderen Platz haben.

Nächstes Jahr werden es zehn Jahre sein, dass ich diesen Lauf gemacht habe. Dass ich seit kurzem wieder laufe, um mehr zu erreichen als nur anzukommen, hat auch mit dem Wunsch zu tun, nicht nur irgendeinen Marathon, sonder nach Möglichkeit genau diesen Marathon noch einmal zu machen. Die Faszination für diese Stadt hat mich nie losgelassen, und jedes Jahr im November schaue ich wehmütig zurück.

Dieser Lauf ist etwas besonderes, und auch wenn ich ihn machen will: in einem Punkt möchte ich es Pamela Anderson mit einer Finisherzeit von 5:41 nicht nachtun. Eine Rakete werde ich nie werden, aber unter 5 Stunden sollten hoffentlich drin sein, wenn ich mich im Gegensatz zum letzten Mal (Finisherzeit 6:11 Stunden) ordentlich darauf vorbereite.

Also trainiere ich auf dieses Ziel zu, verliere Gewicht. Und hoffe, denn mehr als dies kann ich kaum.

Wer nicht Tausende von Euro an Spendengeldern zu wohltätigen Zwecken oder für einen Reiseagenturplatz übrig hat, wer nicht ein Spitzenläufer ist, wer nicht die jetzt auslaufenden Optionen von mindestens 15-malige Teilnahme oder dreifaches Pech bei der Ergatterung eines Platzes in Folge für sich in Anspruch nehmen kann, wer nicht massenhaft Läufe in New York macht und mal als Freiwilliger bei einem hilft, dem bleibt kaum mehr übrig, als ein Los in der Lotterie zu kaufen. Diese ist mittlerweile dreigeteilt: ein Drittel der Plätze geht in den Großraum New York, ein Drittel in den Rest der USA, ein Drittel in den Rest der Welt. Dementsprechend mager sind die Chancen.

Ich werde mir mein Los kaufen und gespannt den Mai 2014 abwarten. Vielleicht wird meines gezogen und ich bin dabei. Wenn nicht, werde ich woanders laufen – und ein Los für 2015 kaufen.

Midnattsloppet 2012

In Blau durch die Nacht: Midnattsloppet 2012

Ich muss den Organisatoren ein Kompliment machen: der diesjährige Midnattsloppet hat endlich einmal wieder das in den Vordergrund gestellt, was diesen Lauf so attraktiv macht.
Nicht dass der Kommerz weniger geworden wären.

Dass man die Zahl der Anmeldungen von 20.000 auf 30.000 erhöht hat, obwohl vor 2 Jahren zwei Läufer umgekommen waren und das Wasser nicht reichte, machte mich gelinde gesagt skeptisch, ob man hier nicht ein Desaster heraufbeschwört. Hierzu musste man nämlich Startgruppen in Nebenstraßen verlegen, weil auch der breite Ringvägen hierfür nicht genügend Fläche hat. Das Wuchern der Veranstaltung ist schon etwas bedenklich: ich war eine gute halbe Stunde vor dem Start vor Ort, und zu dem Zeitpunkt waren die ersten Startgruppen schon unterwegs. Bis man nämlich alle im 5-Minuten-Takt auf die Strecke geschickt hat, sind alleine schon 75 Minuten vergangen. Oder anders gesagt: wenn die ersten auf dem Weg nach Hause sind, haben die letzten ihren Lauf noch lange nicht begonnen.

Der Weg zur Startgruppe war auch schon sehr dicht gedrängt, und es ging kaum voran. Es mag zwar übertrieben klingen, aber vielleicht sollte man bei der Gelegenheit den Zaun der Schule an der Ecke abbauen, um das Vorankommen zu beschleunigen. Ich war denn auch etwas zu spät in meiner Startgruppe, aber da man ohnehin Verspätung beim Start hatte, war dies auch egal.

Bei der Läuferzahl wenig überraschend war es die ganzen 10 Kilometer dicht gedrängt. Auch wenn es mir manchmal etwas zu langsam ging, bin ich doch so realistisch zu wissen, dass für das Springen von Lücke zu Lücke keine Kondition da war. Sportlich hatte man also wie eigentlich schon immer nicht so viel zu erwarten, aber dafür stimmte dieses Jahr das Erlebnis wieder: im Schnitt war ca. alle 200 Meter Musik aufgebaut. Das Publikum stand fast auf dem ganzen Kurs, während es in den letzten Jahren in bestimmten Abschnitten doch eher still war.

Ich schaffte es, durchzulaufen, und schaute kein einziges Mal auf die Uhr – sehr ungewöhnlich für mich. Was eigentlich positiv ist, hatte freilich den Nachteil, dass meine Zeit nicht ganz so gut ausfiel wie erhofft: 1:05:21. Das ist zwar rund 4 Minuten schneller als letztes Jahr, aber eben auch ziemlich weit weg von der 60-Minuten-Marke.

Dennoch: es hat Spaß gemacht, auch dank meiner persönlichen Unterstützung. Die Abfertigung nach dem Ziel und die Gepäckrückgabe klappte auch sehr ordentlich. Wenn die Organisatoren nicht auf die Idee kommen, den Lauf nochmals gewaltig zu erweitern, dann bin ich nächstes Jahr wieder, dann zum 9. Mal, am Start.

Ein Viertel

Die Strecke des Kvartsmarathon: einmal um den Årstaviken herum. (Karte: Openstreetmap, CC-BY-SA 2.0)

Juli ist Urlaubszeit in Schweden. Die Busse und Bahnen sind weitgehend leer. Alle sind ausgeflogen, das öffentliche Leben ruht. Deswegen gibt es normalerweise auch eines nicht in Stockholm: Läufe.

Es würde ganz einfach niemand teilnehmen, könnte man zumindest meinen. Aber Spårvägens FK, der unter anderem für den Stockholm Marathon und die Tjejmilen verantwortlich ist, wollte wohl eine Probe aufs Exempel machen.

So wurde dieses Jahr der Stockholm Kvartsmarathon ins Leben gerufen, also ein Viertelmarathon. Eine ungewöhnliche Distanz, besonders für schwedische Verhältnisse. Denn nominell sind das 10,54875 km, also nahe an den 10 km, die in Schweden die Standarddistanz schlechthin sind. Es ist nicht so, dass es der erste in Schweden wäre. Es gibt schon seit 1999 den Halbmarathon in Gävle, der die Distanz Viertelmarathon anbietet. Auch in Leksand und Värnamo gibt es solche Läufe. Doch keiner scheint größere Teilnehmerzahlen anzuziehen.

Um die Sache schmackhaft zu machen, gab es für Voranmeldungen ein Laufshirt inklusive. Die Laufstrecke (siehe oben) hat auch ihre Reize: nicht nur, dass ich die Årstabro noch nie zu Fuß überquert hatte und die Strecke Teile meiner alten Laufrunde enthielt. Es gibt meines Wissens keinen Lauf, der so weit entlang des Årstaviken führt. Das ist natürlich reizvoll. Man wollte sich mit der Organisation aber nicht übernehmen: 1000 Läufer waren das Limit.

Man kam letzten Endes nicht einmal in die Nähe davon: 348 Läufer gingen an den Start, was zwar wohl immer noch als größter Viertelmarathon der schwedischen Geschichte durchgehen dürfte, aber natürlich sehr überschaubar. Trotzdem gab es zwischendrin immer wieder Leute die anfeuern.

Für mich selbst war es ein Debakel. Es war sehr schwül und hatte aus verschiedenen Gründen seit Wochen nicht mehr trainiert, so dass ich bald eine Gehpause einlegen musste. Meine Beine waren zum Ende hin auch nur noch Matsch. Ich kam erst nach 1:16:33 ins Ziel, was für einen souveränen drittletzten Platz bei den Männern reichte. Immerhin durfte ich so einmal die Solidarität der besseren erleben, die mich auf den nervigen letzten 500 Metern – man hatte die 48,5 Meter unter den Tisch fallen lassen und ganz praktisch 10,5 km daraus gemacht – anfeuerten.

Ich muss also noch eine Menge Schippen drauflegen, um im Herbst wieder an die vielversprechenden Frühjahrsresultate anzuknüpfen. Eigentlich muss ich mich nächstes Jahr wieder anmelden, um zumindest das diesjährige Ergebnis etwas zu relativieren.

Aufstieg und Tragödie

Die Strecke - nicht ganz um Kungsholmen herum, aber fast (Karte: OpenStreetMap, CC 2.0)

An Kungsholmen Runt hatte ich bislang nur einmal teilgenommen – es war ein Debakel. Ich bekam Krämpfe und legte eine miserable Halbmarathonzeit hin. Nachher wusste ich, es wäre schlauer gewesen, statt der Halbmarathonstrecke besser nur 10 km zu machen. Passend dazu stieg der KSC in die 2. Liga ab.

Das war 2009, und seither gab es noch eine Menge miserable Läufe. Am Samstag war wieder Kungsholmen Runt, und um den KSC steht es noch schlechter – gestern konnte er sich gerade so vor dem direkten Abstieg in die 3. Liga auf den Relegationsplatz retten, was zumindest noch Hoffnung gibt. Denkbar schlechte Vorzeichen für einen neuen Start in dem Lauf. Immerhin hatte ich mich dieses Mal für die 10 km entschieden. Eine Strecke, die ich vor nicht allzu langer Zeit schon geschafft hatte.

Am Start zeigte sich, wie gewaltig die Veranstaltung gewachsen war. Es gab gestaffelte Startgruppen und zwei Startzeiten. Das war wohl vor drei Jahren nicht ganz so.

Der Mittelteil war wie erwartet hart. Dazu kam stellenweise starker Gegenwind. Insgesamt lief es aber äußerst gut. Es reichte noch gut für einen Schlusssprint. Das Minimalziel war eine Verbesserung, und die habe ich erreicht: 57:52 Minuten war meine Zeit, und damit über 5 Minuten schneller als bei der Premiärmilen im März, und die beste Zeit seit dem Hässelbyloppet im Oktober 2010. Das freute mich, schien mir aber nicht so überragend.

Ein Blick in die GPS-Daten und in meine Laufliste ergab aber ein anderes Bild. Der Hässelbyloppet ist traditionell der schnellste Lauf des Jahres. Er hat eine sehr flache Strecke und ist am Ende der Saison, so dass man viel Zeit zu trainieren hatte. Also suchte ich nach Läufen ähnlich früh in der Saison, bei denen ich solche Zeiten erreicht habe – und fand keine. Am nähesten kam noch der Midnattsloppet 2008, aber der war nach der Sommerpause (hat aber auch die härteste Strecke). Hinzu kommt noch, dass zumindest laut der GPS-Daten bei Kungsholmen Runt 196 Meter Steigung überwunden werden mussten. Bei Premiärmilen und meiner privaten Runde sind es nur rund 140 Meter – allerdings fällt es mir schwer, dies zu glauben, denn die Strecke am Samstag schien mir recht flach.

Wie dem auch sei: das alles ist super, v.a. gemessen daran, dass ich massives Übergewicht habe, schlimmer als bei jedem anderen Lauf, bei dem ich vergleichbare Leistungen erbracht habe. Es ermutigt, weiter zu machen.

Dennoch ist bei aller Freude auch etwas trauriges dabei. Am Samstag kollabierte ein Läufer kurz vor dem Ziel und verstarb trotz schneller Hilfe noch bevor er das Krankenhaus erreichte. Es führt nach den zwei Toten beim Midnattsloppet 2010 erneut vor Augen, dass das nicht immer ein harmloser Spaß ist. Bei solchen Belastungen können die Grenzen des eigenen Körpers überschritten werden. Sicherlich können es auch unentdeckte Krankheiten sein – der Tote bei Kungsholmen Runt war Jahrgang 1975, und auch beim Midnattsloppet 2010 war einer der beiden Toten bestens trainiert und noch sehr jung. Manche brechen sich Knochen, bei vielen reißen Bänder, werden Gelenke in Mitgliedschaft – und im schlimmsten Fall stirbt jemand. Wenn ich daran denke, bin ich sehr dankbar dafür, nie auch nur mehr als einen Krampf gehabt zu haben. Trotzdem ist es auch für mich eine Mahnung, mich nicht zu überschätzen und Warnsignale ernst zu nehmen.

Loslaufen

Symbolbild: Ich demnächst (Foto: Thomas Fan, CC-BY-NC 2.0)

Das Jahr 2011 war sportlich für mich ein Jammertal. Training betrieb ich bestenfalls sporadisch. Der innere Schweinehund war übergroß, und das Gewicht wuchs. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt abgenommen habe, doch seit einigen Wochen trainiere ich fleißig.

Es zeigt Wirkung. Gestern hatte ich den ersten Lauf des Jahres. Die Premiärmilen ist so ziemlich der erste Lauf des Jahres. Två sjöar runt ist zwar noch eine Woche früher, aber hat es mit seinen ungewöhnlichen Streckenlängen (u.a. 5,7 km und 11,2 km) und kleinem Marketingetat schwer. Die Premiärmilen hingegen wird von der Organisation arrangiert, die auch den Stockholmer Marathon und das dazugehörige Trainingsteam veranstaltet. Letztere hat die Premiärmilen als festen Trainingslauf im Programm, und nicht nur deswegen ist die Teilnehmerzahl sehr beachtlich. Rund 2.000 Läufer waren auch gestern dabei.

Nach den desaströsen Ergebnissen bei den beiden Läufen im letzten Jahr – 1:19 beim Midnattsloppet und 1:14 beim Hässelbyloppet – waren meine Ziele bescheiden: unter 70 Minuten hätte ich gerne gehabt. Dafür durfte ich schlicht nicht gehen, denn das kostet massiv Zeit und war letztes Jahr auch das Hauptproblem. Im Training der letzten Wochen war ich jedoch schon nach 6 Kilometern fertig, auch wenn ich sie gut unter dem Schnitt von 7 Minuten pro Kilometer schaffte.

Training zahlt sich aus, kann ich nur sagen. Zwischenzeitlich empfand ich zwar die Hoffnung auf eine Zeit unter 65 Minuten als Hybris, doch mir war schon bald klar, dass 70 Minuten kein Problem darstellen würden, wenn ich mich nur zusammenreiße. Bei Kilometer 8 hatte ich das Gefühl, es könnte zu einem Krampf kommen – dieses Problem habe ich immer in der linken Wade, wenn ich mich übernommen habe. Dieses Mal blieb es aber aus, und der letzte Kilometer lief sehr gut. 63:19 Minuten war das Ergebnis, und damit weit besser als erhofft. Bemerkenswert fand ich die Konstanz, mit der ich lief. Meine Geschwindigkeit sank gegen Ende hin nicht ab, sondern blieb auf einem annähernd gleichmäßigen Niveau. Ich ging fröhlich nach Hause.

Es bleibt also das größte Problem zu beseitigen: das Gewicht. Mit einem BMI unter 30 wären auch deutlich bessere Zeiten drin, und auch ein Halbmarathon ist dieses Jahr wohl im Bereich des Möglichen. Die Hoffnungen auf einen Marathon habe ich aber aufgegeben – wieder einmal. Das ist diesmal doppelt schade, denn im Juli ist der Jubiläumsmarathon, ein Marathonlauf zum 100. Jahrestag des entsprechenden Laufs bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm.

Ich war angemeldet, aber habe die letzte Gelegenheit genutzt, meinen Startplatz zurückzugeben. Nicht nur habe ich Geld zurückbekommen. Der Platz konnte nun auch an jemanden gehen, der realistische Chancen hat. Selbst zu starten wäre unvernünftig gewesen, den Startplatz wieder einmal verfallen zu lassen unfair gegenüber all denen, die keinen bekommen konnten.

Mein Horizont sind nun Åland im Oktober – diesen habe ich 2011 ganz realistisch ausgesetzt, ausgerechnet zu dessen 30. Jubiläum – und der Stockholmer Halbmarathon im September.

Für alle Nichtläufer und Läufer möchte ich auch noch etwas empfehlen. Die BBC brachte kürzlich eine Reportage über einen der seltsamsten Marathons der Welt, den Marathon in Gaza. Ich kann die Sendung nur empfehlen, denn es ist schon beeindruckend, wenn man sieht, unter welchen Umständen manche Leute laufen.

Laufshirtparade

Beim Sortieren der Wäsche kam mir eine Idee: jedes Jahr mache ich den Midnattsloppet, jedes Jahr gibt es dort ein Shirt. Also habe ich alle mal herausgekramt und fotografiert – gleichsam eine Schau meiner Fitness in 6 Jahren Schweden.

Man sieht den Shirts auch etwas die Entwicklung des Laufes an: die Shirts werden schicker und werbereicher, dafür aber wird z.B. gespart, indem man die Startgruppe nicht mehr aufdruckt. In den letzten beiden Jahren fehlt sogar die Jahreszahl auf dem Shirt – ich habe mal vorgeschlagen, das wieder einzuführen.

Die Zeit von letztem Samstag sagt eigentlich alles: 1:19:00 – schlimm vor allem deswegen, weil ich im Training auf ähnlichem Terrain Zeiten laufe, die mich zumindest auf das schwache Vorjahresniveau bringen würden.

Ich habe noch viel vor in den nächsten Monaten. Beim Hässelbyloppet werde ich testen können, wie gut es wirklich läuft.

Stockholm Marathon 2011

Etwas verspätet der Kurzbericht zum Stockholm Marathon 2011: wir hatten immerhin drei Leute zum Anfeuern, was uns dazu bewog, erstmals dem ganzen Marathon beizuwohnen. Da ich vor zwei Jahren bei jeglichen Erspähversuchen scheiterte, weil das Feld einfach zu dicht war, stellten wir uns an den Norr Mälarstrand kurz vor Kilometer 10. Dort sahen wir dann immerhin Andreas.

Man fragt sich, wie man früher Leute in diesem Gewirr fand ohne die lustigen Hilfsmittel der live übertragenen Zwischendaten im Internet. Man hat vielleicht eine Sekunde, um die Kamera anzusetzen, und kann froh sein, wenn der Angefeuerte einen auch sieht.

Wir wechselten zum Nybroplan, wo sich Kilometer 29 befand. Andreas sah uns zuerst, Helena konnte uns wegen Ohrenstöpseln nicht hören – ehrlich gesagt ist es mir bis heute ein Rätsel, wieso sich jemand mit Musik auf einen öffentlichen Lauf begibt. Die ganze Atmosphäre ist Teil des Erlebnisses, und wenn ich mich dagegen abschotten will, dann kann ich auch alleine im Wald laufen. Während wir auf Nicole warteten, stellte sich neben uns eine Dixieland-Kapelle, die alte Gassenhauer wie „It’s a long way to Tipperary“ spielten. Angemessene Unterhaltung also, könnte man sagen. Nicole flog an uns vorbei und konnte uns dann dank lauten Rufens sozusagen noch im Rückspiegel wahrnehmen.

Am Ziel waren wir weniger erfolgreich. Andreas war schon im Ziel, als wir ankamen, und Nicole verpassten wir ganz. Die Rosen – das Stück für 60 kr (!) – die wir am Ausgang überreichen wollten, mussten noch eine Weile warten. Festzuhalten bleibt aber in jedem Fall, dass die drei sich heldenhaft mit Bestzeiten geschlagen haben. Gratulation!

Und, needless to say: ich würde auch gerne mal wieder – dazu müsste man aber sowas machen, das der Fachmann Training nennt.

Wunderlauf

Es ist schon erstaunlich: vor einigen Wochen kämpfte ich mich bei einem 5-Kilometer-Lauf auf recht flacher Strecke auf 28:35 Minuten. Nun schaffe ich einen sogar leicht besseren Schnitt auf der doppelten Strecke: 57:25 Minuten beim Hässelbyloppet.
Die Strecke in Hässelby ist wohl so ziemlich die flachste der ganzen Region, aber es ist doch bemerkenswert, wie hier jedes Jahr spielend die Jahresbestzeit aufgestellt wird. Und es scheint nicht nur mir so zu gehen.

Meine Zeit ist sogar leicht besser als die von 2007, was auf der einen Seite erfreulich ist, denn es ist ausnahmsweise mal kein neuer Tiefpunkt meiner Läuferkarriere. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich 2007 kurz danach den Åland-Halbmarathon in äußerst schwachen 2:28 Stunden lief. Ich hoffe, das wird dieses Mal nicht so schlimm.

5K@EASD

Nicht viel los: schien zunächst ein sehr schwach besuchtes Event zu werden
Eines kann ich gleich vorab sagen: ich werde an diesem Lauf voraussichtlich nie wieder teilnehmen.

Nicht weil er zu teuer wäre. Er war nämlich kostenlos, ohne dass man einem Team beitreten musste, und das habe ich in 8 Jahren des Laufens eigentlich noch nie erlebt.

Ich werde deswegen nie mehr daran teilnehmen, weil dieser Lauf in Zusammenhang mit dem 46. jährlichen Meeting der European Association for the Study of Diabetes (EASD) stattfand. Da treffen sich also viele Leute, die sich auskennen, über die Krankheit und vor allem, was man dagegen tun kann. Ob Laufen dazu gehört, weiß ich nicht, aber schaden kann es vermutlich nicht. Jedenfalls findet diese Konferenz jedes Jahr an einem anderen Ort statt. Nächstes Jahr wird sie in Lissabon sein. Da würde ich nicht ungerne noch einmal hinfahren, aber nur wegen eines 5-km-Laufs bestimmt nicht.

Ziemlich leer

Außerdem war die Sache nur kostenlos für Konferenzteilnehmer und „Citizens of Stockholm“ – streng genommen bin ich beides nicht, aber ich habe das mal großzügig dahingehend interpretiert, dass ich ja immerhin Einwohner der Region Stockholm bin. Beschwert hat sich keiner.

Das hätte mich auch überrascht, denn das Geld für die Sache stammte einzig und allein von Novo Nordisk, einem großen Hersteller von Medikamenten für Diabetiker. Offenkundig kann man mit so etwas viel Geld verdienen, denn dieses Jahr veranstalten sie rund um die Welt ganze 6 derartige Läufe. Es ist anzunehmen, dass es darum ging, genügend Läufer zu haben, um Eindruck zu machen und entsprechende Fotos zu schießen. Woher die Läufer kommen, ist dabei vermutlich zweitrangig.

Füllte sich erst beim Aerobic - die Wiese beim Sjöhistoriska Museet

Die Zusammenhänge sind dabei klar: die Strecke ist mit der ersten Runde des Laufs Milspåret identisch. Mit anderen Worten: Novo Nordisk hat den Veranstalter der Milspåret, den Verein Spårvägens FK, damit beauftragt, nun eine verkleinerte Version jenes Laufs zu veranstalten und hat die Rechnung dafür übernommen. Die war nicht klein: jeder Teilnehmer erhielt ein T-Shirt, und die Ordner waren mit kleinen Utensilien wie Taschenlampen ausgestattet worden.
Dafür durfte der Schwedenchef des Sponsors auch nach dem mittlerweile üblichen Aerobic-Aufwärmgehampel etwas sagen. Da liefen aber alle schon zum Start. Immerhin warteten sie noch ein bisschen mit dem Start, was auch etwas ungewöhnlich ist, denn üblicherweise wird auf die Minute genau die geplante Startzeit eingehalten.

Mich hatte man per E-Mail geworben, wobei die Adressen vermutlich aus dem Pool der Anmeldungen der Milspåret geholt wurden. Und da er praktisch gelegen war und kostenlos, sagte ich nicht nein.

Ehrlich gesagt war ich anfangs etwas amüsiert, denn viel los schien nicht zu sein, und das hatte ich auch erwartet. Das Ganze lief ja außerhalb der üblichen Werbemaschinerie für Läufe, war brandneu, und die Strecke von 5 km ist in Schweden vergleichsweise unüblich.
Das hatte aber auch einen Vorteil, denn man konnte bei der Zeitmessung sparen – statt der heute üblichen Chipverfahren verwendete man ein Verfahren, bei dem von Hand die Zeit gestoppt werden und man dann anhand der Reihenfolge der Angekommen feststelle, welche Zeiten alle hatten. Sonderlich genau ist das nicht – zu meiner Überraschung war die offizielle Zeit mehrere Sekunden kürzer als meine selbstgemessene Zeit.

Schon besser

Laut der hatte ich nach 28:45 Minuten meinen Beitrag zu „changing diabetes“ (das ist der Slogan von Novo Nordisk) geleistet.

Wieviel wirklich los war, zeigte sich bei der Gepäckausgabe. Auf die durfte ich rund 15 Minuten warten – da war die Planung nicht ganz so gut. Es waren insgesamt 443 Läufer und 107 Walker, also insgesamt 550 Teilnehmer. Gar nicht mal schlecht für so ein Event. Anschließend gab es auch noch kostenlos Wasser (natürlich mit Logo von Novo Nordisk) und Bananen (ausnahmsweise ohne Logo).

Ich bin mit meiner Leistung sogar im mittleren Drittel, und es ist der erste Lauf dieses Jahres, den ich klar unter 6 Minuten pro Kilometer absolviert habe. Dummerweise ist ein Halbmarathon viermal so lang.