Doctor, Doctor, give me the news…

*Plopp* machte es, und mein linkes Ohr war zugefallen. Das war vor rund 10 Tagen.

Am Freitag dann wieder *Plopp* – mit etwas Beunruhigung beschloss, ich am Wochenende, dass es Zeit wäre, zum Doktor zu gehen. Eine Herausforderung für ganz harte, wie sich herausstellen konnte – nicht die potenzielle Krankheit, sondern der Arztbesuch.

In Schweden gibt es keine freie Arztwahl in dem Sinne wie in Deutschland. Es gibt sogenannte Vårdcentralen, die wie früher in der DDR eine zentrale Anlaufstelle sind. Es gab auch eine für mich, denn ich bin hier ja superoffiziell registriert. Nicht nur das, genaugenommen bin ich derzeit dreifach versichert: einmal hier beim Staat, einmal in Deutschland beim Staat, und einmal hier bei einer privaten Versicherung. Da kann eigentlich nichts schiefgehen beim Doktor.

Versuch 1: Weil mir am nähesten gelegen und auch am besten zu erreichen, fahre ich nach Mörby Centrum, wo gleich im Gebäude auch die Vårdcentralen ist. An der Rezeption sitzt eine Dame, die auch als Exorzist arbeiten könnte. Sie teilt mir schroff mit, dass ich in Danderyd wohnen muss, um dort behandelt werden zu können. Stockholm selbst ist nämlich eigentlich recht klein – die umgebenden Orte sind alle eigenständig, gehören aber zu Stockholms Län, einer Art größeren Landkreises. Administrativ wohne ich also am äußersten nördlichen Ende von Stockholm.

Versuch 2: Also bin ich zur Gärdet Vårdcentralen gegangen, etwas südlich von hier und hoffentlich die richtige. Nach etwas Herumirren habe ich es auch tatsächlich gefunden – sehr einladend untergebracht in einem Altersheim. Aber Fehlanzeige: nicht zuständig für mein Wohngebiet. Man kann nach einigem Hin und Her konnte man mir sagen, wohin ich muss.
Versuch 3: Narvavägens Husläkare sind die Hausärzte meiner Wahl. Ich habe einen Termin für heute bekommen – großartig.

In der Zwischenzeit fand ich heraus, dass meine Symptome hervorragend zu einem Hörsturz passen würden. Ich war ziemlich beunruhigt – Leute treten von Parteivorsitzen zurück deswegen.

Heute die Entwarnung – wohl eher nur eine Schwellung infolge einer Erkältung oder so. Da bin ich ja froh.

Frelich weniger froh bin ich über die Vorgänge in meiner Partei – aber das ist eine Geschichte für das nächste Mal.

Bus verpasst, Bild gemacht

Die Überschriftung reimt sich nicht wirklich – allerdings habe ich wirklich gerade (mal wieder) den Bus verpasst und somit eine einigermaßen zeitige Ankunft in meiner Vorlesung effizient unterbunden.

Zur Feier des Tages gibt es daher erstmals seit langem wieder schöne Bilder zum Anschauen.

Ich habe auf meinem Handy ein Panorama von letztem Herbst entdeckt – da war Stockholm noch nicht weiß.

Panorama Albanova

Außerdem zwei kurze Impressionen von der Jahreskonferenz der Stockholmer Jusos, wenn man so will:


Und nun der ultimative Beweis, dass ich wirklich irgendwo mal Delegierter war:


So, und jetzt geht es aber wirklich auf den Bus.

Endlich Winter

Das für seinen milden Winter bekannte Schweden überrascht einen doch immer wieder. Es schneit – ja, richtig gelesen, es schneit. Es fiel eben mal so gefrorenes Wasser vom Himmel.

Im Ernst: ich hatte ja gehofft, dass der Winter jetzt vorbei sein und der Schnee schmelzen würde. Leider etwas verfrüht, denn es schneit heute wieder.

Es gibt aber auch Gutes zu berichten. Gestern wurde unsere Bewerbung zu SquVALp angenommen. Unser ziemlich groß dimensioniert Seelenverkäufer heißt Dragon Boat und wird von unserem Team Captain Kellog and his floating cornflakes gebaut werden. Das Ganze ist eine Art Regatta mit selbstgebauten Booten. Das Material wird gestellt, der Bau selbst muss am 13. Mai von 6:08 Uhr bis 14:08 Uhr erfolgen. Unser Team besteht aus 5 Schweizern, 2 Österreichern, zwei Hongkong-Chinesen, einer Französin und mir. Lustig wird es auf alle Fälle.

Televisionen auf Schwedisch

Ich saß gerade in der Küche und durfte das grandiose Vorabendprogramm des schwedischen Fernsehens begutachten. Ich war fasziniert.

SVT 1 (Sveriges Television – die Kanäle sind im Allgemeinen nummeriert hier) zeigte eine Kunstauktion oder etwas in der Art. Ich machte mir nicht die Mühe, den Sinn der Sache zu verfolgen. Es folgte eine kurze Werbung für „Lilla Melodifestivalen“ – das Melodifestivalen ist der nationale Vorausscheid zum Eurovision Song Contest (hier auch unter dem Namen „Schlagerfestivalen“ bekannt). „Lilla“ bedeutet klein und heißt soviel, dass sich hier also Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren auf der Bühne zum Affen machen und dann per SMS und Telefon abgestimmt wird. Die beiden Teilnehmerinnen der letzten derartigen Veranstaltung, die für die ganze Sache warben, wirkten wie Medienprofis und bekundeten, dass der Wettbewerb das „größte Erlebnis in ihrem ganzen Leben“ gewesen sein. Der Zyniker wird anmerken, dass vorher ja noch nicht viel passiert sein kann.

SVT 2 überzeugt mit einem amerikanischen Film (wie immer angenehmerweise nur untertitelt), bei dem allen alles leid tut und sich eigentlich alle gern haben. Das ist schön. Danach kommt… nichts – ja, vor allem im zweiten Fernsehen sind weder der nächtliche Sendeschluss noch erhebliche Pausen im Programm abgeschafft. Im ersten Kanal kommt nachts nur die Übernahme aus dem staatlichen Nachrichtenkanal. Ab und zu gibt es sogar das fast vergessene Testbild zu bewundern. Ich fühle mich an deutsches Fernsehen der frühen 90er Jahre zurück versetzt. Persönlich schätze ich es aber, wenn irgendwie immer etwas im Fernsehen kommt.

Man sollte vielleicht noch anmerken, dass SVT1 und SVT2 staatlich sind und per Gesetz werbefrei. Vielleicht sähen ARD und ZDF genauso aus, wenn es dort keine Werbung gäbe: Bildungsfernsehen, kein Schlager, Informationsmagazine – allerdings auch Gottesdienste, Sendepausen, und wenig Filme. Was besser ist, sei dahingestellt.

Mal schauen, was das Privatfernsehen so zu bieten hat:

Kanal 3 überrascht mit einer grotesken Mischung aus DSDS und Hundedressur. Das heißt konkret, dass Hundebesitzer ihre Hunde Kunststücke vorführen lassen und dann eine Nanny-artige Hundeexpertin ihren Senf dazu abgibt. Ich bin begeistert, dass Volksverblödungsfernsehen auch hier Einzug gehalten hat.

Kanal 4 spielt die sportliche Karte und zeigt Pferdegespannrennen. Überhaupt scheint das recht beliebt hier zu sein. Der vierte Kanal ist auch das einzige Privatfernsehen, das über Antenne ausgestrahlt wird. Abends erinnert das Programm etwas an RTL – allerdings bei deutlich niedrigerer Beliebtheit, schätze ich.

Kanal 5 zeigte irgendetwas, das mich nicht interessiert und das ich deswegen auch sofort vergessen habe. Ah, jetzt fällt es mir wieder ein: irgendein Eishockeyspiel. Der Kanal ist sonst aber typisches Privatfernsehen. Ein Kanal (vielleicht dieser) erdreistet sich sogar, die US-amerikanische Serie COPS („Bad Boys, Bad Boys, what you’re gonna do when they come for you“) zu zeigen, die ein verzerrtes Bild amerikanischer Realität zeigt, indem man eine Woche bei der Polizei mitfährt und dann die schlimmsten Sachen zusammenschneidet, um den Leuten zu suggerieren, dass man mächtig Schiss haben sollte, wenn man auch nur den Fuß vor die Tür setzt. Vielleicht soll das als pädagogisches Format dienen, um Schweden auf das Zusammentreffen mit der amerikanischen Polizei vorzubereiten. Man muss zur Verteidung von 3 und 5 allerdings sagen, dass hier auch die ganzen guten Serien wie „The Simpsons“ usw. laufen, und zwar im Originalton.

Kanal 6 zeigte einen Film, wo alle über ihre Gefühle und Träume reden, permanent hart an der international einheitlich festgelegten Heulgrenze. Dass nicht die ganze Filmbesetzung schluchzt, ist auch schon alles. Beverly Hills 90210 lässt grüßen – dieses Früh-90er-Machwerk habe ich im Übrigen neulich schon auf einem der Kanäle erspäht. Shannen Doherty und Tori Spelling alias Brenda und Donna liefen durch ein so offensichtlich unechtes Filmkulisse-Paris, dass man sich fragen muss, wie wir auf diesen Käse früher hereinfallen konnten.

Kanal 7 gibt es nicht und wäre eigentlich Z TV, aber das ist vorne nicht einprogrammiert. Stattdessen geht es mit MTV Nordic weiter, wo gerade All Access läuft. Zwei oberflächliche amerikanische Gerade-nicht-mehr-Teenager gehen auf ein Britney-Spears-Konzert und treffen die Hupfdohle persönlich. Diese fragt „Did you enjoy my show?“, worauf diese natürlich bejahen. „Show“ ist eigentlich auch das richtige Wort, denn Konzert kann man das Gehüpfe eigentlich nicht nennen – singen ist dabei unmöglich. Letztes Jahr an Silvester habe ich mir bei der Konzertserie „Pop around the Clock“ auf 3sat alle Konzerte und damit auch ihres aufgenommen. Sie sang genau ein Lied selbst, und das auch nur unter sichtlicher Anstrengung.

Eurosport zeigte den üblichen Käse.

SVT24, der Nachrichtenkanal des staatlichen Fernsehens, brachte wie früher, als morgens noch Videotext im Fernsehen lief, die Nachrichten des Tages in Textform. Freilich graphisch besser aufbereitet.

Fazit: es gib Tage, an dem am Sinn der Erfindung Fernsehen zweifelt.

Nichts erspart

Manchmal im Leben bleibt einem wirklich nichts erspart:

  • die Vogelgrippe kommt: die Spamversender haben sich schon darauf eingestellt und verbreiten munter, dass man sich mit einem Mittel namens Tamiflu gegen Grippe schützen könnte. Und hoffen, dass genügend Leute dumm genug sind, das auch gegen Vogelgrippe wirksam zu halten. Auch hier hat man schon mächtig Schiss vor der „Fågelinfluensan“ – wie gut, dass ich keine Katze habe.
  • Mein Computer macht lustige Späße – der CPU-Kühler rührt sich wenig bis gar nicht, so dass ich „von Hand“ (d.h. mit offenem Fenster) kühlen muss. Jetzt, da ich alles für teures Geld neu gekauft habe, läuft er auf einmal wie ne eins.
  • Deutschland verliert souverän 1:4 – Klinsi kann dies nicht als taktische Niederlage verkaufen und fliegt gleich mal in die USA zurück. Wörns wurde rausgeworfen, guckt dumm aus der Wäsche und schießt heute ein Tor aus Trotz, weil er nicht mitspielen durfte. Vielleicht überstehen wir gar nicht erst die Vorrunde und müssen so gar nicht gegen Schweden spielen, was mir eventuell einen schwierigen Abend im Juni ersparen würde.
  • Nach 8 Monaten erzählt man mir, dass ich eigentlich schon zu alt bin, um mit meiner Familie krankenversichert zu sein. Stattdessen habe ich die ganze Zeit stramm meine 56€ im Monat abdrücken dürfen. Vielleicht sollte ich mich einfach aus Deutschland abmelden. Ich fühle mich auch schon furchtbar alt.
  • Während hier gerade die 532. Vorrunde zum Eurovision Song Contest im Fernsehen läuft, wird man bei uns die Entscheidung zwischen Thomas Anders (!), Vicky Leandros (!!!) und Texas Lightning fällen dürfen bzw. müssen, denn mehr sind nicht in der Endrunde. Während man hier in Schweden diesen albernen Wettbewerb als nationales Ereignis mit Titelseitenqualität inszeniert, um dann am Schluss doch nur mit großer Begeisterung einen miesen Platz abzuräumen, gibt man sich bei uns die aufs Miniformat reduzierte Variante und hat dafür ausgerechnet zwei Künstler ausgewählt, bei deren Teilnahme ich nur sehr verschämt für Deutschland stimmen könnte. Wenigstens gibt es mit Texas Lightning (Band mit Olli Dittrich) einen ansatzweise alternativen Hoffnungsschimmer. Darum meine kleine parteiische Bitte: Wählt am Donnerstag Texas Lightning, damit ich hier nicht eingehe im Mai!

Und sonst? Schneetreiben vom Feinsten, aber hübsch siehts aus….

Worte zum Tage

Am Rosenmontag bin ich geboooooren,
am Rosenmontag, in Mainz am Rhein.
Bis Aschermittwoch bin ich verlooooren,
denn Rosenmontagskinder müssen närrisch seein,
denn Rosenmontagskinder müssen närrisch sein.

Man spricht dieser Tage verstärkt darauf an, ob es hier so etwas wie Fasnacht/Karneval/Fasching gäbe. Abgesehen von einer Jazzbar, die den Namen Fasching trägt, gibt es nichts dergleichen. Das verwundert auch nicht weiter, denn Karneval ist bekanntermaßen so katholisch wie der Papst, und daher findet man eine solche Tradition in evangelischen Gegenden nur vor, wenn Katholiken in unmittelbarer Nähe sind, z.B. im Schwäbischen. Auf Schweden trifft das nichtmal ansatzweise zu – hier sind nur 150.000 Katholiken zu finden. Bis man auf nennenswerte Ansammlungen stößt, muss man zwar nur über die Ostsee nach Polen (verdammt katholisch), aber auf dem Landweg wird es schwer, denn zwischendrin kommen Dänemark (35000 Katholiken bzw. 0,6 % Katholiken) und Schleswig-Holstein (6,3 % Katholiken).

Insofern erscheint es mir etwas albern, dass einige aus meinem Schwedischkurs sich in der nächsten Stunde verkleiden wollen. Zwar kommt zumindest eine der drei aus Schleswig-Holstein, aber es könnte definitiv daran liegen, dass sie in Mainz studieren. Als Antwort hat einer schon in Unkenntnis der Materie vorgeschlagen, man könnte am Donnerstag verkleidet kommen. Dabei ist am Aschermittwoch bekanntermaßen alles vorbei. Gott sei Dank….

Wie ich die Nobellotterie (und den Parkplatzkrieg) gewann

Manche Menschen gewinnen selten bis nie. Ich gewinne manchmal. Zum Beispiel wurde mir bei einem Gewinnspiel mal ein AMD-Athlon-Gehäusesticker zugelost. Dummerweise hatte ich zu der Zeit keinen Athlon. Auch toll war das interne Fußballtippspiel bei DASDING zur WM 2002. Ich siegte souverän und gewann 50 € – allerdings haftet mir der Verdacht an, ich habe die Datenbank manipuliert. Dem war nicht so – ich hatte schlicht in Wagemut und fußballerischer Unkenntnis auf ein schwaches Abschneiden Frankreichs und ähnliche Spinnereien getippt. Zeitzeugen werden sich erinnern, dass Frankreich torlos ausschied. Nicht minder überraschend kam Deutschland ins Finale. Die 10 Sonderpunkte für einen Titelgewinn unseres Landes konnte ich allerdings leider nicht einstreichen.

Parking Permission

Zu oft bin ich auch auf der Verliererseite gewesen. Auf einen überragenden Lottogewinn warte ich bis heute. Allerdings wäre hierzu auch eine Lottoteilnahme notwendig. An Oddset bin ich spektakulär gescheitert. Mathematisch sinnvoll hatte ich auf die Kombinationen mit der niedrigsten Quoten genommen. Nach 6 Spielen auf dem Tippschein war ich in der Gewinnzone angelangt. Da meinte ein Mitschüler, Manchester United würde unbedingt gegen Arsenal oder Wimbledon oder so gewinnen. Mein Ergebnis war prächtig – sämtliche 6 Niedrigquotentipps waren wie erwartet ausgegangen. Und ManU? Wenn sie wenigstens anständig verloren hätten. Stattdessen haben sie 1:1 gespielt. Diese Pfeifen.

Heute habe ich aber gewonnen – es ist zwar nur so ein Halbgewinn wie dereinst beim NYC Marathon, denn dort gewinnt man auch nur die Berechtigung, ein Ticket zu kaufen. Genauer gesagt bekommt man beim Marathon einfach das Geld abgebucht, ohne erneut gefragt zu werden. Bei meinem heutigen Gewinn wurde ich aber gefragt, denn ich habe die Berechtigung, Karten für das Nobelbankett zu kaufen, gewonnen!
Ja, das heißt, ich werde am 10.12. am Bankett nach der Preisverleihung des Nobelpreises teilnehmen dürfen.

Billig ist es freilich nicht: 1000 kr für die Karte, 300 kr für die After-Show-Party und 1800 kr für die Ausleihgebühr des Fracks. Ja, ich muss nämlich mit Frack dort auftauchen, und zwar mit weißer Weste und weißer Fliege – anders kommt man gar nicht erst rein. Meine bezaubernde Begleitung soll ein Ballkleid tragen. Allerdings versuche ich gerade möglichst neutral und diplomatisch zu entscheiden, wer denn mit darf. Ich hoffe, das kommt bei den in der engen Auswahl befindlichen auch so an – wäre schade, wenn es deswegen lange Gesichter geben würde.

Etwas anderes habe ich auch noch gewonnen: meinen kleinen Parkplatzkrieg. Urplötzlich war ja doch jemand zuständig. Mittlerweile habe ich eine wundervolle Parkgenehmigung. Wir sind seither unzertrennlich und machen alles zusammen. Nächste Woche mache ich ihr einen Heiratsantrag.

Zum Schluss nach knallharte (gelegentlich auch flüssige) Neuigkeiten: meine erste Packung Toilettenpapier ist leer. Wie das statistische Bundesamt daraufhin ermittelte, beträgt mein durchschnittlicher Verbrauch daher 9,9 Blätter pro Tag.

Nicht der Reihe nach: Mami, ich war im Fernsehen!

Nobelpreis Literatur

Eigentlich geht es hier derzeit ja der Reihe nach – aber welterschütternde Ereignisse müssen unmittelbar berichtet werden. Heute wurde der diesjährige Preisträger des Nobelpreises für Literatur verkündet. Der Unterschied zu Physik und Chemie ist nicht nur rein fachlich beträchtlich – hierfür ist nämlich nicht die Königliche Akademie der Wissenschaften zuständig, sondern die Schwedische Akademie. Diese hat eine etwas andere Informationspolitik. Selbst der Zeitpunkt der Bekanntgabe wird erst kurz vorher festgelegt. Auch von Dramaturgie verstehen sie eine Menge: der Vorsitzende der Akademie tritt aus einer Tür heraus und verkündet den Namen des Gewinners in mehreren Sprachen. Die ganze Presse drängelt sich vor eben jener Tür und wartet gespannt. Die Medienpräsenz war auch deutlich höher als bei den anderen Nobelpreisen – was wohl unter anderem auch daran lag, dass es vorher einen kleinen Skandal gegeben hatte, als ein Akademiemitglied sich von der Vergabeprozedur zurückzog. Angesichts dessen, dass die Akademie ohnehin nur 16 Mitglieder hat und normalerweise in der Zeit vor der Nobelpreisbekanntgabe sehr schweigsam ist, eine interessante Begebenheit.

Bianca und ich hatten uns getroffen, um dorthin zu gehen. Wieder einmal durfte man ohne jegliche Kontrolle hinein, musste jedoch zuvor die Tasche an der Garderobe abgeben – was glücklicherweise kostenlos war. Der Saal ist zwar nicht so schön wie in der Wissenschaftsakademie, aber macht doch etwas her. Wir postierten uns und warteten.

Die ganze Verkündung als Film: Hier klicken

Harold Pinter hat ihn bekommen. Nicht, dass mir der Name zuvor ein Begriff gewesen wäre.

Das wirklich Spannende ist für mich nämlich, dass ich in der Tagesschau zu sehen war – und in den Tagesthemen gleich nochmal! Das schafft sonst nur der Kanzler, auch wenn der künftig nichts mehr schafft. Respektable 56 Frames und damit etwas mehr als 2 Sekunden war ich zu sehen – andere müssen für so etwas viel Geld bezahlen.

Hier der Beweis: Hier klicken.

Wer mich trotzdem übersieht, hier eine Nahaufnahme:

Nobelpreis Literatur

Das ganze epochale Ereignis nochmals in Bildern:

Nobelpreis Literatur
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Der Reihe nach – Teil 2: And the Winner is…

Mittlerweile wurde im Parkplatzkrieg ein Waffenstillstand erreicht, in Berlin wurde erstmals seit einigen Monaten wieder politische Intelligenz beobachtet, der Spiegel fragt in seiner aktuellen Ausgabe „Wozu Sex?“ – ich sage: blöde Frage – und ich habe mir ein Fahrrad gekauft. Aber das kommt später, denn wir machen das ja der Reihe nach hier – streng chronologisch wie beim Schulaufsatz.

Nobel Panorama

Stockholm, 10:30 Uhr – der Boden schwankt. Nein, ich bin nicht betrunken. Angesichts der letzten Nacht bin ich sogar vergleichsweise fit. Vielmehr ist es darauf zurückzuführen, dass der Gleicgewichtssinn nach zwei Nächten auf einem Schiff doch schon etwas aus dem Takt ist. Schön kann man das auch nach langen Zugfahrten beobachten.
Mein Mitbewohner hatte mich doch ziemlich angenervt, aber das ist jetzt sowieso egal. Ich stand zuletzt mit Bianca am Ausgang des Schiffes und wartete, dass es endlich geöffnet wurde. Damit ließ man sich dann auch 20 Minuten Zeit. Der erhoffte Zeitvorteil war also auf Null geschwunden. Dennoch waren wir recht schnell vom Schiff unten, und das war wichtig, denn ich hatte es eilig, zu einer bestimmten Veranstaltung zu kommen. Es handelte sich um nichts Geringeres als die offizielle Bekanntgabe der Preisträger des Nobelpreises in Physik 2005. Ich verabschiedete mich vor der Passkontrolle – nach ihr rannte ich direkt los. Es war 10:45 Uhr – noch eine Stunde bis zur angesetzten Zeit.
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