State of the Wahlkampf

Mein Ergebnis beim Test von Dagens Nyheter (Ausriss: dn.se)

Der Sommer geht langsam zu Ende und der Wahlkampf beginnt.

Bislang nimmt sich das alles noch recht brav aus, was auch nicht verwundert, denn das schwedische Sommerloch ist im Vergleich zum deutschen ein Krater.

Meine Hauszeitung Dagens Nyheter hatte in den letzten Wochen eine Serie über die Maßnahmen der bürgerlichen Regierung, die seit 2006 an der Macht ist. Der Eindruck daraus war, dass die meisten vorher versprochenen Maßnahmen auch durchgeführt wurden. Das wäre auch so meiner gewesen. Man kann dieser Regierung bestimmt einiges vorwerfen, aber man muss ihr lassen, dass sie ziemlich genau das gemacht hat, was vorher versprochen wurde. Und das Ganze – Frau Merkel aufgepasst! – weitgehend geräuschlos mit sage und schreibe vier Parteien in der Koalition.

Einen Skandal hatte der Wahlkampf aber auch schon. Arbeitsmarktsminister Sven Otto Littorin hat hingeworfen – zunächst hieß es, aus persönlichen Gründen, was auch nicht überraschend war, da er sich gerade in einem Sorgerechtsstreit befidnet. Dann kam aber ans Licht, dass ihm vorgeworfen werde, er habe die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen. Freier machen sich in Schweden aber strafbar. Also war dies der Auslöser, der ihn zum Rückzug bewegte. Premierminister Fredrik Reinfeldt gab zunächst vor, davon nichts gewusst zu haben, musste dann aber einräumen, dass es doch so gewesen sein. Das kostete Vertrauen.

Auf den zweiten Blick war die ganze Affäre aber auch ein Skandal der Zeitung Aftonbladet. Deren Reporter hat mit der besagten Dame ihre Kontaktlisten durchgesehen, wo eine Nummer auftauchte, die zu besagtem Zeitpunkt einmal Littorin gehört haben soll. Das war es dann aber schon. Es gibt keine weiteren Beweise, keine weiteren Ermittlungen. Erst ließ Aftonbladet vermelden, man wisse etwas, aber wolle lieber nicht zuviel sagen, um es dann kurz darauf doch zu tun. Es folgten journalistisch und ethisch fragwürdige Winkelzüge. Die Prostituierte bleibt bislang anonym, und so steht Wort gegen Wort. Littorin gab dann der DN ein (schriftliches) Exklusivinterview, das Aftonbladet wohl gerne gehabt hätte, aber nicht bekam. Das alles sei ein Alptraum. Er sei zu Unrecht angeklagt und könne sich nicht wehren.
Aftonbladet hat vorgeführt, wie man mit zunächst gestreuten Gerüchten gefolgt von unbewiesenen Behauptungen einen Minister vernichten kann, ohne dass hierfür irgendein rechtsstaatliches Organ einen Finger rühren muss. Denn das vermeintliche Verbrechen soll sich vor vier Jahren zugetragen haben und ist mittlerweile verjährt. Zu einem Verfahren ist es daher nur in einer Hinsicht gekommen: die Justizkanzlerin überprüfte Anzeigen gegen Aftonbladet, die von einige Privatpersonen eingereicht worden waren, und lehnte sie ab.

So ist die Angelegenheit eingeschlafen – und das ist auch ganz gut so, denn rechtsstaatlich nicht überprüfbare, auf dünnem Beweismaterial aufgebaute Vorwürfe gegen einen Minister haben mit der Arbeit der Regierung nichts zu tun. Und genau diese soll bei einer Wahl bewertet werden.

Die ersten Umfragen nach dem Sommer zeigen daher wenig erstaunlich wieder eine Führung der Regierung.

SIFO-Umfrage für August 2010 (Ausriss: svd.se)

Für die Sozialdemokraten ist das eine ernste Lage. In dem obigen Diagramm sind sie mit 30,6% verzeichnet. Die Moderaterna sollen demnach 32,6% erhalten. Andere Umfragen sehen nicht viel anders aus. Wenn das Ergebnis der Wahl wirklich so ausfallen wird, dann verlieren die Sozialdemokraten nicht einfach noch eine Wahl. Der Nimbus der Staatspartei, die Schweden über Jahrzehnte so geprägt hat wie keine andere, wäre dahin. Es wäre das erste Mal seit September 1914, dass eine andere Partei mehr Stimmen erhält als die Sozialdemokraten, und das schwächste Wahlergebnis seit März 1914. Da ist schon fraglich, ob sich Mona Sahlin als Parteichefin wird halten können. Mein Eindruck ist, dass sie als Person nicht allzu großes Vertrauen genießt.

Über die Ursachen vermag ich nur zu spekulieren. Die letzten vier Jahre mit bürgerlicher Regierung taugen anscheinend nicht zur Abschreckung. Das verwundert nicht: Schweden hat die Krise ganz passabel gemeistert, soziale Kahlschläge sind ausgeblieben, und die Privatisierung verschiedener Bereiche wie z.B. dem Apothekenwesen scheint nicht an den Sympathien zu nagen. Ehemalige politische Harakiri-Themen wie die Fortführung der Kernkraft haben auch keine Sprengkraft mehr.
Der linken Seite scheint mir hier ein Konzept zu fehlen, das den Regierungsbonus überwinden kann.

Interessanterweise könnte es trotz allem nicht für eine Mehrheit der bürgerlichen Allianz reichen. Die rechtsradikalen Sverigedemokraterna (Schwedendemokraten), die sich rechtskonservativ-bieder wie dereinst in Deutschland die Republikaner geben, werden mit einiger Wahrscheinlichkeit die Vier-Prozent-Hürde meistern und dann möglicherweise einen Patt auslösen. Es steht zu befürchten, dass sie dann doch in die Regierungsarbeit eingebunden werden. Eine wenig ansprechende Aussicht.

Wie Schweden vermeintlich seine Bildungskosten den Nachbarn aufbrummt

Die ZEIT gilt ja als ein sehr renommiertes Blatt. Zurecht, soweit ich das sehe. Das schließt aber keine Ausreißer nach unten aus. Ein solcher wurde mir von Jan zugetragen (Danke!).

In Zeit Campus Ausgabe 04/2010 findet sich dieser Bericht mit dem Titel „Schweden-Export“, der darlegen soll, wie dreist der schwedische Staat sich studienwilliger Einwohner entledigt, indem er sie ins Ausland schickt. Das spare nämlich Geld, weil die Zeche schließlich das jeweilige Gastland zahlt.

Nach einer nebulösen Einleitung („hatte die dortige Regierung schon vor Jahrzehnten eine Idee“) kommen dann die vermeintlichen Fakten. 300 Euro pro Monat bekämen die Studenten geschenkt, darüber hinaus „über 600 Euro“ als „zinsloses Darlehen“.

Und jetzt kommt der Skandal:

Die Staaten, in denen sie studieren, finanzieren den Studienplatz, bekommen aber keine Absolventen, die mit ihren Steuern die Investition zurückzahlen. Kaum einer der Schweden möchte später in Deutschland leben. Auch Johannes Hallquist nicht, der mit dem Stipendium sein Medizinstudium in Gießen finanzierte und heute in Schweden als Arzt arbeitet. Für ihn ist die Motivation hinter dem Förderprogramm vollkommen klar: »Der schwedische Staat spart gewaltig«, sagt er.

Das Ganze wird garniert mit folgender Rechnung: Hallquists Studienplatz habe 25.210 € pro Jahr gekostet, der schwedische Staat habe aber nur 3.600 € pro Jahr an Studienförderung bezahlt und für diesen Schnäppchenpreis einen Arzt bekommen. Deutschland sei folglich auf dem Rest der Kosten sitzen geblieben. Der Die investigativ recherchierende Autorin hat auch gleich mal bei den Bildungsministerien von drei Bundesländern angefragt, die aber nur lapidar gesagt hätten, dass in der EU eben jeder überall studieren könne.

Hätte der anonym bleibende Autor die Autorin Marie-Charlotte Maas auch jemanden gefragt, der etwas von der Materie versteht, wäre der Artikel kein Gebräu von Falschbehauptungen und Halbwahrheiten. Er ist nämlich extrem schlecht recherchiert.

Das allgemeine System gibt es seit 1965, aber die jetzige Form der Auslandsunterstützung existiert erst seit 1989. Da von Jahrzehnten zu sprechen ist weiter ausgeholt als nötig.

Das ist aber alles harmlos gegenüber den Milchmädchenrechnungen zu den Finanzen.

Das vermeintliche „Geschenk“ des Staates von 300 € im Monat nimmt sich beträchtlich kleiner aus, wenn man sich anschaut, dass der BAföG-Bedarfssatz für Hochschulstudenten derzeit mindestens 414 € beträgt, von dem die Hälfte, also 212 €, in jedem Fall geschenkt sind. Wer z.B. besonders gut ist oder nach Studienende besonder schnell zurückzahlt, erhält darauf auch Abschläge. Der Maximalsatz beträgt übrigens 648 € – da fällt das Geschenk schon deutlich größer ist als 300 €.

Noch weiter geht der Autor die Autorin bei dem vermeintlich zinslosen Darlehen, das zu dem „Geschenk“ hinzukommt. Der Betrag von 600 € kommt noch einigermaßen hin: derzeit sind es 1500 kr (ca. 160 €) pro Woche. Für Zusatzkosten kann man bis 1350 kr (ca. 145 €) pro Woche extra erhalten. Das alles bezieht sich auf Studien in Deutschland. Die jeweiligen Beträge sind nämlich abhängig von den Lebenshaltungskosten im Gastland. In den USA gibt es wegen der längeren Heimreise und den hohen Studiengebühre bis zu 450 € pro Woche als Darlehen. Zinsfrei ist das alles aber mitnichten. Derzeit fallen 2,4% p.a. an, und irgendwelche Abschläge für Schnellzahler gibt es auch nicht. Es wird auch verschwiegen, dass diese Zahlungen nur für Studienwochen geleistet werden. In den Semesterferien erhält man gar nichts.

Ebenso für nicht erwähnenswert wird wohl auch gehalten, dass dieses System nicht dazu gedacht ist, die Studenten ins Ausland zu jagen. Der schwedische Staat besitzt schlicht die Dreistigkeit, seine Studenten so zu unterstützen, dass sie von den Zahlungen nicht nur studieren, sondern tatsächlich auch noch davon leben können. Was nebenbei dazu führt, dass weit mehr Abiturienten ein Hochschulstudium aufnehmen als z.B. in Deutschland. Dass diese Unterstützung auch Auslandsstudien ermöglichen und so die Mobilität fördern soll, ist für den Autor Maas aber anscheinend eine verwerfliche Zielsetzung.

Der Artikel versucht zudem, durch pauschalisierende Behauptungen zu übertünchen, dass offenkundig kaum Daten eingeholt wurden.

So kann man sich schon fragen, woher die Aussage kommt, dass kaum einer der Schweden in Deutschland bleiben möchte. Gibt es dazu irgendwelche belastbaren Fakten? Das schwedische System hat nämlich erhebliche Probleme mit ehemaligen Studenten, die im Ausland bleiben und ihre Schulden nicht bezahlen.

Die genannte Zahl von 29.600 im Ausland studierenden Schweden stammt auch aus einer nicht nachvollziehbaren Quelle. Laut der zuständigen Behörde CSN betrug die Zahl der im Ausland studierenden Schweden – d.h. keine Austauschstudenten – seit 1997 nie mehr als 28.132. Derzeit sind 25.519 Studenten im Ausland. Das ist ja noch einigermaßen verzeihlich. Die Behauptung, das sei „alles auf Kosten der Nachbarländer“, hat der Autor Maas aber anscheinend ohne Kenntnis der Verteilung der Auslandsstudenten gemacht. In der Tat studieren 2.100 Schweden in Dänemark, was angesichts der engen Bindungen untereinander und der Lage Kopenhagens vor Südschwedens Haustür kein Wunder ist. Aber 4.700 studieren in Großbritannien, 4.100 in den USA, 1.800 in Australien und 1.300 in Frankreich – alles Länder, die stattliche Studiengebühren verlangen und sich wohl kaum übers Ohr hauen lassen. Zusammengerechnet sind das nebenbei bemerkt knapp die Hälfte aller Studenten. Dass der schwedische Staat hier viel spart, ist also höchst zweifelhaft. Unter den Ländern mit geringeren Studiengebühren finden sich lediglich Spanien (1.600 Studenten) und Deutschland (1.000 Studenten), die vierstellige Studentenzahlen erreichen.

Interessant ist auch, wenn man sich einmal anschaut, wieviele Ausländer in Schweden studieren. Die Hochschulbehörde Högskoleverket schreibt in ihrem Bericht zur internationalen Mobilität im Studienjahr 2008/09:

[Seit 1999/2000] hat sich die Zahl einreisender Studenten verdreifacht und erreichte 36.600 im Jahr 2008/09. Im Durchschnitt ist das eine Steigerung von 14 Prozent pro Jahr. Dies beinhaltet, dass die Anzahl der einreisenden Studenten nunmehr größer ist als die der ausreisenden Studenten.

Zuletzt studierten über 4.000 Studenten aus Asien in Schweden, die nicht über ein Austauschprogramm gekommen waren.

Nebenbei bemerkt sei auch, dass Schweden auch bei den Austauschstudenten ausgesprochen großzügig ist. Schweden nahm 8.840 Erasmus-Studenten entgegen, schickte selbst aber nur 2.684 ins Ausland. Deutschland hingegen beherbergte 21.939 Studenten, schickte aber 27.894 ins Ausland.

Schweden schickt also viele Leute ins Ausland, nimmt aber noch mehr selbst auf. Bis Mitte dieses Jahres war das sogar gänzlich studiengebührenfrei. Nun werden Nicht-EU-Bürger zur Kasse gebeten.

Eine Reihe von Recherchefehlern und -nachlässigkeiten machen aus dem Zeit-Artikel ein ins Absurde verdrehtes Pamphlet, bei der eine Ausnutzung ausländischer Studiensysteme herbeigeschrieben wird, die eigentlich nicht existiert.

Man kann sogar eine gewisse Böswilligkeit unterstellen, wenn ein vorbildliches – und nebenbei bemerkt erfreulich unbürokratisches – Studienförderungssystem dafür an den Pranger gestellt, dass es seinen Empfängern zuviel Möglichkeiten bietet.

Ein journalistisches Trauerspiel.

Nachtrag: Ich hatte den Namen der Autorin übersehen. Sie heißt Marie-Charlotte Maas. Danke an Jan.

Volkes Stimme

Aufatmen in Rastatt: die badischen Flaggen dürfen weiter auf dem Schloss wehen. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, hat nochmals nachzählen lassen und dabei festgestellt, dass das Schloss wirklich vier Fahnenmasten hat. Das war ihm anscheinend zunächst nicht bekannt gewesen. In dem Fall könne natürlich alles beim alten bleiben, denn nur bei einem einzelnen Mast hätte es ausschließlich die baden-württembergische Fahne sein müssen.

Natürlich könnte ich mir jetzt einbilden, ihm hätten die Knie geschlottert, als er sah, dass mein kleiner Facebook-Aufstand zur Rettung der Flaggenparität auf dem Rastatter Schloss sich auf 32 Mitglieder vergrößert hatte. Das lasse ich aber mal lieber bleiben. Trotz zweimaliger Erwähnung in der Zeitung hat sie heute nämlich 38 Mitglieder, was eigentlich nur eines belegt: Facebook-Protest ist in Deutschland weitgehend sinnlos. An Mails und Anrufen zum Thema hat es in der Redaktion nämlich nicht gemangelt, und mein Beitrag war sogar recht prominent platziert. Vermutlich geben sich selbst bei großen Protestgruppen einfach nur viele Facebook-Nutzer der Illusion hin, es würde irgendeinen Menschen – gar einen Nicht-Facebook-Nutzer – auch nur im geringsten interessieren.

Ich bin dann mal weg

Es steht nämlich eine wichtige Reise an. Vor zwei Tagen erhielt ich folgende Mail:

I am General John Myam.A General in the Republic Ghana Army and i am also
the Chief security officer in charge of the Kotoka International Airport
Accra Ghana.

Na, das ist doch mal eine Hausnummer! Kein Vergleich mit diesen zwielichtigen Bankern aus Hongkong, die mir immer irgendwelche Quatschmails schreiben.

Compliment of the season and how are you today?

Danke, sehr gut – so ein Compliment of the season im Sommer schmeckt bestimmt auch gut mit Sahne.

This is to notify you
that a Man was arrested with Two Strong metallic consignment boxes with
your name on it. He was holding fake Diplomatic Passports claiming that
he is a Diplomat who is on a special delivery that he suppose to deliver
the two consignment boxes to you.

Oha, na das ist ja mal eine Sache. Diplomatische Kisten für mich? Ich kenne doch gar keine Diplomaten. Aber wer weiß, bei meiner Prominenz.

After one week of serious interrogation , our investigation revealed that
he stole these boxes from the original Diplomat who was to deliver these
consignment boxes to you.

Na, nach einer Woche „serious interrogation“ (*zwinker* *zwinker*) packen die bösen Buben aus, notfalls auch zwei Koffer an mich. Ich bin da ganz bei Ihnen, General Myam.

Because he do not have the keys to this boxes we have to take these
boxesto the scanning room and scan them .They both contains clean
spendable hundred Dollars bills and bigger metallic boxes have $7.2
million USD inside it and the smaller one have $4.7 Million USD inside it
also.

Sapperlot – was macht denn der mit Geld, das an mich adressiert ist? Jetzt wird es ja interessant.

Both are bearing your contact on them . so i want to know if you will want
me to help you deliver this Boxes to you. I can deliver these boxes myself
to you with my influence as a General in the Army of the Republic of Ghana
and who have served under the United Nations during the formally United
Nation secretary General Dr. Kofi Annan who happen to be a Ghanaian too
and also my blood relative.

Dann schöne Grüße an die Verwandtschaft – ich finde, Kofi war ein Spitzen-Generalsekretär.

Dem lieben General bin ich natürlich gerne bei der Auslieferung behilflich. Ich muss lediglich eine vierstellige Anzahlung für die Formalitäten leisten. Aber wenn es sonst nichts ist.

Also, ich bin dann mal unterwegs. Accra, ich komme!

PS: Aus terminlichen Gründen muss ich leider die Entgegennahme des folgenden Gewinns absagen:

Guten Tag Online User 3687,

Ihr Apple iPhone 4G ist bereit zum Versand. Es könnte schon in wenigen Tagen bei Ihnen sein.

Natürlich fallen keine Kosten für Sie an, und das Handy ist an keinen Vertrag gebunden. Sie können ganz einfach Ihre SIM Karte in dem Gerät verwenden.

Bitte klicken Sie hier:
[…]
Bitte besuchen Sie nun unsere Seite!

Viele Grüsse,

Berit Eisenhauer

Wer das Telefon haben möchte, kann sich gerne bei mir melden.

Man kann ja mal fragen

Heute morgen stellt ein Freund die Frage, ob ich denn nun auch Schwede werden wollen. Daran hatte ich schon seit einiger Zeit nicht mehr gedacht, aber im Grunde hat er recht: 5 Jahre ständiger Aufenthalt in Schweden sind die übliche Voraussetzung für den Erwerb der schwedischen Staatsbürgerschaft.

Gegen ihren Erwerb spricht wenig. Deutschland hat schließlich auch sein Staatsbürgerschaftsrecht reformiert und lässt Deutsche nun auch eine andere EU-Staatsbürgerschaft oder die schweizerische Staatsbürgerschaft erwerben, ohne dass hier für die deutsche Staatsbürgerschaft aufgegeben werden oder man eine Genehmigung einholen muss. Zudem hat Schweden vor kurzem die Wehrpflicht abgeschafft, so dass man sich nicht auch noch das an die Backe holt.

Ich rechnete trotzdem nicht damit, Schwede werden zu können. Soweit ich das nämlich mitbekommen habe, werden Studienzeiten in den 5 Jahren nicht mit angerechnet.

Aber: man kann ja mal fragen. Also rief ich an, denn das Migrationsverket hat einen ziemlichen Rückstau bei schriftlichen Anfragen. Keine 10 Minuten später hatte ich den Kundendienst an der (drahtlosen) Strippe. Ich schilderte meinen Fall: 5 Jahre in Schweden, anfangs nur Studien und später dann Arbeit. Er bat mich, zu warten, und hatte die Antwort bald parat: ich kann (noch) kein Schwede werden.

Der Grund ist aber ein anderer, als ich erwartet hatte. Als ich 2005 hierher kam, musste ich noch eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Diese galt für ein Jahr. Als es zur Verlängerung ging, war dann auch in Schweden neues europäisches Recht umgesetzt worden. Ich erhielt deshalb im Herbst 2006 die Registrierung für das Aufenthaltsrecht, das dann bis auf weiteres gilt, solange man die Anforderungen für den Aufenthalt erfüllt.

Nun wird, so wurde mir gesagt, das erste Jahr der zeitlich befristeten Aufenthaltsgenehmigung nicht zu den 5 Jahren hinzugerechnet. Also ist im Herbst 2011 Stichtag. Das ergibt auch irgendwo Sinn, denn nach 5 Jahren Aufenthaltsrecht geht dieses in das permanente Aufenthaltsrecht über, mit dem in jedem Fall bleiben darf. Dies ist aber auch eine Vorbedingung für die Erteilung der schwedischen Staatsbürgerschaft.

Folglich kann ich noch kein Schwede werden. Aber interessant zu wissen, wann ich es werde könnte.

Aufruhr im Ländle (vielleicht)

Wie ich hier vor drei Tagen anmerkte, bin ich nun 5 Jahre in Schweden. Dennoch beobachte ich interessiert und aktiv die Vorgänge in meiner Heimat, mit der ich meine Verbundenheit nie verloren habe. Ich weiß, dass das Folgende fürchterlich kleinkariert erscheinen muss. Vermutlich muss man aus dem Ländle kommen, um so etwas nachvollziehen zu können. Heute morgen las ich nämlich in meiner alten Heimatzeitung Badisches Tagblatt über das Vorhaben einer Landesbehörde, das sicherlich noch für allerlei Wirbel sorgen wird.

In meiner Heimatstadt Rastatt steht ein Schloss, nämlich dieses hier:

Autor: Wikipedia-Benutzer Manecke/Lizenz: CC 3.0

Es wurde dereinst vom Markgraf von Baden erbaut und ist nicht ganz zufällig Versailles sehr stark nachempfunden. Als besonderes Feature hat es vier Flaggenmasten, die bislang mit zwei Ausgaben der baden-württtembergischen Flagge

Flagge Baden-Württembergs

und zwei Ausgaben der Flagge des früheren Landes Baden (und dessen Vorgängern) bestückt wurden.

Flagge des Landes Baden

Nun sind letztere vom vielen Wehen schon ganz zerschlissen und sollen ersetzt werden. Man nimmt hierfür aber nicht etwa neuerlich badische Flaggen, sondern künftig sollen nur noch die baden-württembergischen Flaggen zu sehen sein. Das erzeugt bei mir ein leichtes lokalpatriotisches Unbehagen.

Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: ich bin überzeugter Baden-Württemberger und trage heute zufällig sogar ein Shirt des Bundeslandes. Jedoch hat Baden-Württemberg schon aus historischen Gründen stark geprägte Regionalidentitäten. Diesen muss man nicht unbedingt in der Verwaltung etc. Rechnung tragen, aber wenn es um Geschichte und Kultur geht, kann dies durchaus anders sein. Für mich ist nicht ersichtlich, wieso eine Landesbehörde, deren Zweck die Präsentation des Kulturgutes im Ländle ist, hier eine einheitliche Lösung wählt, die die Geschichte des Schlosses und seine derzeitige Nutzung einfach nicht hergeben.

Rastatt hatte eine nicht unerhebliche Rolle in der Revolution 1848/49. Heute befindet sich die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“ im Schloss, was am ehesten eine schwarz-rot-goldene Beflaggung rechtfertigen würde. Dass dort auch der Stammsitz des Hauses Baden-Baden war, spräche für eine badische Beflaggung. Für die baden-württembergische Flagge spricht hingegen lediglich, dass im Schloss auch das Amtsgericht ist. Weder hat das Schloss eine große Rolle in Entstehung und Entwicklung von Baden-Württemberg gespielt noch hat Baden-Württemberg eine besondere Bedeutung für die Geschichte dieses Gebäudes – wenn man einmal davon absieht, dass es heute der Besitzer ist.

Wäre auch ein guter Kandidat gewesen: Flagge der Revolution 1848/49 und heutige Bundesflagge

Wenn es nur einen Flaggenmast gäbe, hätte jeder der drei Kandidaten ein gutes Recht, dort gehisst zu werden. Dass aber bei vier Flaggenmasten gleich alle vier Masten mit der Flagge bestückt werden sollen, die im berechtigten Verdacht steht, den geringsten Anspruch darauf zu haben, ist bedauerlich.

Ich bin jedenfalls gespannt auf die Leserreaktionen in der morgigen Ausgabe. Ich habe das jedenfalls zum Anlass genommen, in sinnlosen Aktionismus zu verfallen und eine Facebook-Gruppe „Badische Fahnen auf dem Rastatter Schloss“ einzurichten.

Deutschland ist Weltmeister: eine Nachlese

Es ist zugegebenermaßen ein exotisches Vorhaben, sich für eine U20-WM der Frauen zu interessieren. Schon die männlichen Pendants spielen scheinbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber dann auch noch bei der Frauen: das riecht nach Begeisterung für die Wasserball-Regionalliga.
Doch war es nach der großen WM eine schöne Gelegenheit, sich auf eine Veranstaltung zu konzentrieren, die im Ambiente ähnlich ist und doch eine Spielfreude der anderen Art bietet. Man muss sich nicht in den gewöhnlichen Vereinsfußball begeben, sondern kann sich an den klaren Sympathiebindungen erfreuen, die ein solches internationales Turnier mit sich bringt. Dass beide für mich relevanten Mannschaften auch noch ziemlich gut sind, versüßt das Ganze.

In einem Punkt lag ich falsch: auch wenn viele Spiele am medialen Katzentisch (sprich Eurosport 2) ausgestrahlt wurden und man Berichte teilweise mit der Lupe suchen musste, so war das Interesse weitaus größer als gedacht. Nämlich so, dass die Bild-Zeitung sogar Spitznamen für die Spielerinnen erfand. Und auch sonst war etwas los. Nicht nur zum Finale waren über 20.000 Zuschauer anwesend – von solchen Zahlen konnte Frauenfußball vor nicht allzu langer Zeit nur träumen. Bei den verwendeten Stadien bedeutete dies praktisch volle Besetzung, und das macht die Atmosphäre aus. Klar, dass bei einer Vorrundenpartie wie z.B. Ghana-Südkorea die Bude nicht voll wird. Das wurde sie aber auch bei der großen WM bei einer Reihe von Spielen nicht. Die Zeiten, als die ganze Fan-Gemeinde aus Freunden und Familien der Spielerinnen bestand, sind jedenfalls vorbei.

Auch das Spielniveau sollte man nicht unterschätzen. Gäbe es einen absoluten Maßstab für spielerische Qualität, so würden die Partien vermutlich ein gutes Stück unter denen der männlichen Kollegen landen. Aber nur im Durchschnitt, und selbst der ist höher als man bei der viel geringeren Zahl an aktiven Spielern meinen sollte.

Das betrifft nicht nur die Spielgeschwindigkeit, die nicht wesentlich langsamer war als bei den Männern – zumindest gefühlt. Wenn man die Ergebnisse anschaut, sieht man kein 17:0 oder dergleichen. Überhaupt wurden nur 6 der 32 Spiele mit mehr als 2 Toren Unterschied gewonnen, also knapp 19%. Bei der Junioren-WM der Männer 2009 waren es knapp 29% (15 von 52 Spielen). Da sollte man sicher nicht zuviel hinein interpretieren. Doch es deutet darauf hin, dass sich nicht irgendwelche Gurkentruppen zur WM qualifiziert haben, die an einem schlechten Tag auch vom FC Hintertupfingen vorgeführt würden. Hier begegnen sich fast nur Teams auf Augenhöhe, und die ist recht hoch.

Natürlich habe ich auch Szenen wie aus der F-Jugend gesehen, sozusagen „der Ball im Spielerhaufen“. Es gab auch dämliche Szenen wie der kuriose Handelfmeter der Südkoreanerin aus dem Halbfinale. Auch fielen einige Tore, die nun wirklich nicht hätten sein müssen. Wenn ich mir aber überlege, mit welchen idiotischen Aktionen unglaublich gut bezahlte Weltklassespieler in enorm wichtigen Entscheidungsspielen vom Platz geflogen sind (siehe Zidane im WM-Finale 2006), dann sollte man hier denselben Maßstab anlegen. Und der kann nicht sein, dass bei den Männern solche Dinge zu Anekdoten verklärt werden, während man bei den Frauen hierüber bescheinigt, dass sie es einfach nicht drauf haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei der Junioren-WM der Männer weniger dämliche Aktionen gibt.
Das gilt übrigens auch für die Schiedsrichterseite: angesichts der Kette von Fehlentscheidungen bei der großen WM wirkte die Leistung der Schiedsrichterinnen recht solide, wenn man einmal von dem fälschlich nicht gegebenen Tor der Französinnen im Spiel gegen Deutschland absieht.

Festzuhalten bleibt, dass am Ende trotz meiner Zweifel zwei würdige Teams im Finale standen, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass Nigeria nur durch ein glückliches frühes Tor dahin gekommen war. Das Finale war so ausgeglichen, dass es dieser Veranstaltung angemessen war.

So schaffen unsere Mädels ein sehr versöhnliches Ende für diese Saison, das sehr viel Hoffnungen macht für kommendes Jahr. Ich träume schon von einem Sommermärchen.

Fünf Jahre

Da war es wieder einmal soweit: heute sind es auf den Tag genau fünf Jahre, seit ich nach Schweden gezogen bin.

Ich begehe dieses Jubiläum fast schon traditionell mit der Veröffentlichung von neuen Teilen des Auswandererguides. Da viele der „großen“ Themen schon behandelt wurde, habe ich mir dieses Mal ein eher bürokratisches und zwei eher praktische Themen ausgewählt:

Dieses Mal mehr als jemals zuvor freue ich mich über sachdienliche Hinweise und Verbesserungsvorschläge. Gerade Telefon, Internet und Fernsehen sind so umfänglich, dass es durchaus passiert sein kann, dass mir hier wichtige Informationen durch die Lappen gegangen sind.

Gedanken zum Tage

Da die heutigen Themen kaum unter einen Hut zu kriegen sind, reaktiviere ich diese uralte Rubrik:

  • Heute war, wie im letzten Beitrag vergeblich angekündigt (Import funktionierte nicht), die Prideparade in Stockholm. Fast schon traditionell war ich als Busfahrer unterwegs und hatte so meinen Spaß mit umgelegten Fahrstrecken. Spaß kann man wirklich so sehen, denn es ist nicht nur eine angenehme Abweichung vom Alltäglichen, sondern auch eine schöne Gelegenheit, als Dienstleister zu fungieren – die Passagiere sind dankbar für jede Hilfestellung. Nur einer nicht, der nicht nur reichlich betrunken, sondern der Meinung war, seit 30 Minuten sei kein Bus mehr gekommen (was eigentlich angesichts der Straßenverhältnisse nicht sein kann), und dies auch in entsprechendem Ton von sich gab. Dummerweise gilt da für mich die goldene Regel: wer mir blöd kommt, dem komme ich auch blöd. Ohne Ticket ging nichts.
  • Das andere Extrem zu Pride fand in Duisburg statt. Ich hatte das Beben in Hannelores Kraft Stimme ja erst dem Livestream angekreidet, aber die Presse schreibt einhellig, dass sie wirklich den Tränen sehr nahe war. Wie ich auch gelesen habe in meinen heutigen Pausen, waren die öffentlichen Übertragungen der Trauerfeier nicht gut besucht. Vielleicht ist es bezeichnend, im Stillen und privat über eine Tragödie zu trauern, die so öffentlich war und ist.
  • Wie schon beim Liveblogging-Beitrag angemerkt: wirklich funktioniert hat auch dieses System nicht. Ein literarischer Hochgenuss war es sowieso nicht. Das Spiel war auch nicht direkt schön, weil es oft nicht ganz fair zuging. Jedoch ist das Ergebnis berechtigt. Die Südkoreanerinnen haben durch schwere Abwehrfehler jegliche Chancen auf den Sieg verschenkt. Geradezu kurios war das letzte Tor: ein Schuss von Alexandra Popp prallt an der Latte ab und fliegt nach oben. Der Ball verlässt aber nie den Spielraum, was der im Strafraum stehenden koreanischen Abwehrspielerin nicht klar gewesen zu sein scheint. Sie nimmt den Ball einfach in die Hand, was natürlich vollkommen korrekt als Handspiel gewertet wurde, wie auch die Schiedsrichterin nach Absprache mit der Linienrichter so sah. Popp verwandelte den Elfmeter – eine Demütigung für die Koreanerinnen. So bleibt an diesem Punkt des Turniers festzuhalten, dass die Unterschiede doch noch viel größer sind als erwartet. Einzig die Nordkoreanerinnen schienen unserem Team einigermaßen gewachsen zu sein. Deswegen ist schon mehr oder weniger klar, wer morgen Weltmeister wird. Die Nigerianerinnen, die sich schon gegen die USA erst im Elfmeterschießen durchsetzten, gewannen gegen Kolumbien auch nur durch ein glückliches sehr frühes Tor. Da ich das Spiel nicht live werde sehen können, kommt eine Nachlese später.

Damit genug für heute – mehr morgen.