Buchtipp: Christoph Borchelt – Überall ist Lönneberga

Mit Buchhinweisen habe ich bislang gemischte Erfahrungen. Davon lasse ich mich aber nicht abhalten, ab und zu einen neuen zu versuchen.

Gestern bin ich hierauf gestoßen: Christoph Borchelt hat ein Haus auf Öland, das er jedes Jahr besuchen muss, was er auch brav seit vielen Jahren tut. Er hat darüber ein Buch geschrieben, das „Überall ist Lönneberga“ heißt, vor gut einem Monat erschienen ist und dessen Beschreibung vielversprechend klingt.

Ob wirklich tiefere Einblicke in die schwedische Realität zu erhalten sind, wird nur der geneigte Leser herausfinden.

Sehr unterhaltsam ist es aber anscheinend, wie zumindest dieser Bericht von einer Lesung nahelegt.

Nach der WM ist während der WM

Es ist schon traurig. Da richtet der fraglos beliebteste, sympathischste und bescheidenste Weltfußballverband der Welt direkt nach der „großen“ Fußball-WM noch eine Weltmeisterschaft aus. Nein, nicht die im Sackhüpfen, sondern die U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2010. Und keiner guckt hin, obwohl sie optisch sogar noch mehr hermacht. Ich kann mir jedenfalls unangenehmeres vorstellen, als 22 Mädels unter 20 beim Fußballspielen zuzugucken.

Immerhin kommen die Spiele auf Eurosport, aber die Stadien sind praktisch leer. Eigentlich schade, dass sich bei Ticketpreisen ab teilweise 2,50€ kaum jemand findet, der ins Stadion kommt. Viel Hoffnung für die Frauen-WM nächstes Jahr macht mir das nicht.

Einen Ein-Mann-Autokorso werde ich wohl kaum veranstalten, aber ein bisschen reingucken schon. Immerhin machen die Mädels es ja wie die großen. Die Engländerinnern haben beim 1:1 gegen Nigeria das Gegentor jedenfalls durch einen grandiosen Torwartfehler bekommen.

Und jetzt: Werbung

Vor einiger Zeit machte folgendes Wahlwerbungsvideo Furore gemacht:

Das hat natürlich Stil, konnte aber aus mir vollkommen unerfindlichen Gründen nicht überzeugen. Peterson wurde nur Dritter in der Vorwahl und unterstützte deswegen gleich den Gewinner, John McMillan, was er auch gleich in einem entsprechenden Video bekannt gab:

Dieser John McMillan ist, wie Peterson selbst sagt, kein Charismatiker, aber er sei echt. Das liegt vermutlich daran, dass auch er ein Gewehr hat. Sowas überzeugt natürlich, und McMillan hat die Wahl nun auch knapp gewonnen.

Vielleicht sollte sich Fredrik Reinfeldt ein Gewehr kaufen – ein solches vertrauenserweckendes Utensil könnte er derzeit sicher gut gebrauchen. Vielleicht tut es aber auch schon ein absurdes Krakeeler-Wahlvideo, um vom aktuellen Skandal wegzukommen.

Hochzeitsnachlese

Eine Woche sind sie nun verheiratet – wer, das braucht wohl nicht dazu gesagt zu werden. Es ist sehr schnell Normalität eingekehrt, auch wenn natürlich viel darüber gesprochen wurde.

Noch in der Nacht türmte das Brautpaar in einem Privatjet eines befreundeten Multimillionär Richtung Tahiti. So wird Öland dieses Jahr ohne den traditionellen Besuch Victorias zu deren Geburtstag auskommen müssen.

Neben dieser Nachricht ging es in den letzten Tagen um zwei Dinge: die Rede von Prinz Daniel und der Streit des schwedischen Fernsehens mit verschiedenen internationalen Nachrichtenagenturen.

Für die Rede wird Daniel hochgelobt, nicht nur für deren rhetorische Qualität und romantische Note, sondern auch für den fliegenden Wechsel von Englisch zu Schwedisch und zurück. Er hatte sich in den letzten Jahren für solche Aufgaben vorbereitet und wird dies wohl auch noch eine Weile weiter tun.

Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Die Rede war souverän, romantisch und sympathisch, womit er auch Zweifel an seiner Eignung als Repräsentant des Landes ausgeräumt haben dürfte.

Der Streit mit den Nachrichtenagenturen ist ein Nebenschauplatz, wenn auch nicht ein unwichtiger. Es war keine Übereinkunft über die Verwendung der Videoaufnahmen gefunden worden, so dass die Agenturen knallhart die Berichterstattung boykottierten, was mal eben so die umfangreichste PR-Veranstaltung für Schweden in der Welt seit langem torpedierte. So offen schrieben es teilweise auch die Kommentatoren. Das schwedische Fernsehen SVT ging in die Offensive und veröffentlichte die Vertragsbedingungen. Danach schien die Sache im Sande zu verlaufen.

Anschauen kann man die ganzen Videos auch so, wenn auch zeitlich begrenzt.

Seither ist offiziell Monarchiejubelstimmung angesagt. Ich hatte auch einen Popularitätsschub erwartet, aber habe mittlerweile so meine Zweifel. Eine Sache, die mich jedenfalls etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass die Einschaltquoten geringer waren als bei den alljährlichen TV-Hochämtern, der Donald-Duck-Weihnachtsfolge am Heiligabend und dem Finale des Melodifestivalen. Wenn das erste derartige Ereignis seit über 30 Jahren weniger Leute vor den Fernseher bringt als diese beiden Sendungen, dann ist das schon irgendwie seltsam. Möglich, dass die Sache die Kluft zwischen Monarchiegegnern und -befürwortern nur noch weiter vertieft hat.

Heute habe ich auch mal in die Berichterstattung der deutschen Sender hineingesehen, die natürlich vom royalen Fachsender ZDF federführend, sekundiert von längeren Übertragungen im NDR, durchgeführt wurde. Meine schlimmsten Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Hanns-Joachim Friedrichs hat ja einmal folgenden Satz gesagt, den jeder Journalistikstudent seither hundertmal in sein Poesiealbum schreiben muss, bevor er ins zweite Semester darf:

Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazu gehört.

Daran gemessen scheinen die Sendungen ziemlich zweifelhaft zu sein. Es wimmelt nur so von Royal-Experten, die natürlich alle immer wiederholen, wie toll das doch alles sei. Stundenlange Dauerschwärmerei bis hin zu Äußerungen in der Art, das sei doch alles gar nicht so pompös gewesen und überhaupt waren die 2 Millionen Euro ein Schnäppchen, lassen dann doch die Distanz etwas vermissen. Wenn das nicht pompös gewesen sein soll, dann frage ich mich, was pompös ist. Ich kann mir auch nicht so ganz vorstellen, dass die Summe von 2 Millionen Euro alle direkten und indirekten Kosten abgedeckt haben soll, denn immerhin war das mit dem größten Polizeieinsatz der schwedischen Geschichte verbunden. Das mag ja trotzdem alles angemessen sein, aber derart unreflektiert daherzuschwärmen wird dem Thema nicht gerecht. Ich bin mir auch recht sicher, dass in all den Stunden Liveübertragung kein einziges Mal erwähnt wurde, dass die Popularität des Königshauses seit Jahren permanent sinkt. Das würde die schon durch einen Inga-Lindström-Film eingeleitete Schweden-Idylle ja nur trüben.

Ein öffentlich-rechtlicher Sender kann so ein Ereignis ja gerne begleiten, aber sollte sich dabei weniger vereinnahmen lassen.

Das googlesche Geheimnis

Warum ich blogge, fragte die Teilnehmerin bei dem Seminar, das ich neulich in Berlin mitgestaltet habe. Ich hatte keine wirkliche Antwort.

Es bringt mir im Grunde ja nichts – es kostet im Gegenteil. Umso schwerer ist zu sagen, wieso diese Veranstaltung hier über Jahre von einem kleinen Privatspaß zu einem großen Privatspaß mit angeschlossenem Schweden-Auswanderer-Informationsservice geworden ist.

Die Quintessenz ist dabei schlicht, dass es keine Einwegkommunikation ist. Manchmal schreibt man etwas, das wirklich jemand lesen möchte – und derjenige tut es dann oft sogar auch.

Und selten, ziemlich selten trifft man den Zeitgeist. Man trifft ein Thema, das auf ungewöhnlich viel Resonanz stößt. Das Mysterium ist und bleibt aber, was diese Themen ausmacht.

Denn es sind nicht immer die elaborierten Artikel, die Gefallen finden. So war es in der Vergangenheit einmal dieser Artikel, der Google-Sucher bei der Eingabe von „Tiersex“ offenkundig magisch anzog.

Das ist aber kein Vergleich dazu, was im Moment abläuft. Der Besucherrekord vom August 2008, der beim Erscheinen der zweiten Runde des Auswandererguides erreicht wurde, fiel gestern. Fast 3000 Menschen haben die Suche „Victoria von Schweden“ eingegeben, und sie landeten nicht etwa bei meinen Berichten zur Hochzeit, sondern ausgerechnet bei einem Artikel, der eher ein längst vergessenes Ärgernis war als irgendetwas, auf das man stolz sein könnte. So wurde ein absurdes Fundstück in einem Satireblog, dessen Macher ein etwas merkwürdiges Verhältnis zur Satire haben, zum größten Hit dieser Seite bisher. Der Juni 2010 wird so wohl der erfolgreichste Monat dieses Blogs werden, wenn man es rein nach den Besucherzahlen betrachtet.

Langfristig betrachtet wird aber kaum etwas bleiben. Die allermeisten Besucher gingen nämlich sofort wieder, und zwar nicht zu dem Satireblog, sondern ganz.

Dieser Google-Effekt wird mir dennoch unerklärlich bleiben, denn dass ich bei irgendeinem der genannten Suchbegriffe ganz oben in der Trefferliste stehe, scheint mir doch recht unwahrscheinlich.

My wedding day

Ach, was war das rührend gestern. Alle haben sich lieb, und so eine 11-stöckige Torte hat natürlich etwas. Ich konnte nur die Trauung live verfolgen. Danach ging es auf Arbeit.

Ich hatte eigentlich nur zwei Extreme erwartet: entweder würde die Stadt vollkommen leer oder total überfüllt sein. Aus meiner Sicht war es ersteres. Als ich gegen Ende der Kutschenfahrt des Brautpaares durch die Innenstadt auf dem Weg zu meinem Startpunkt war, präsentierte sich die U-Bahn, die für den Tag kostenlos war, um die Massen besser zu bewältigen, als weitgehend leer. Natürlich kann es auch sein, dass die Massen erst später gekommen wären. Aber auch auf meinen anschließenden Fahrten durch die Innenstadt blieb das Gedränge aus. Ein paar Familien mit Kindern, die Flaggen dabei oder eine Krone, war schon alles irgendwie.

Meine erste Linie, die 42, war einfach gekappt worden. Zwei Mädels fragten, ob die Busse heute auch kostenlos seien. Waren sie nicht, aber in dem Fall hätte ich das nicht so eng gesehen. Sie fuhren trotzdem nicht. Einen Fahrgast hatte ich trotzdem noch – er fragte mich, ob ich Däne bin (was ich als Kompliment betrachtete) und sprach über seinen Aufenthalt in Österreich. Er blieb dann aber auch der einzige.

Nachdem ich eine Runde auf einer nicht betroffenen Linie absolviert hatte, waren die Straßensperren weg. Vermutlich hätte man ab diesem Zeitpunkt schon wieder freigeben können. Die Fahrpläne waren aber ganztägig umgestellt worden.

So bestand die Hauptherausforderung in etwas Fahrgastberatung und der manuellen Einstellung der Linienschilder das einzige, denn die Computer hatte man für den einen Tag nicht umgestellt. Spät am abend durfte ich dann noch einige Zeit die Linie 62 mit meinen Diensten beglücken. Die führt fast direkt am Schloss vorbei, so dass man sie großzügig zweigeteilt hatte. Ich hatte den Abschnitt im Stadtteil Östermalm, und zwar schon mitten in der Nacht. Ganze 6 Minuten war der lang, und dementsprechend interessant war es, mitzufahren – das half wirklich nur Leuten, die nicht laufen können, und die waren um die Zeit schon lange zuhause. Trotzdem entschloss sich eine betrunkene Gruppe Jugendliche, 50 Meter mitzufahren. Sollte mir recht sein.

So unspektakulär war dieses pompöse Fest also von der Perspektive, wobei der Abend dann doch noch etwas unerwartet endete. Am Ende südlichen Querspange Södra Länken hatte es einen Unfall gegeben, bei dem sich ein Auto überschlagen hatte. Anscheinend gab es aber keine schwer Verletzten, denn der Sanitäter saß sehr entspannt am Fahrbahnrand. Kein Bedarf für Hilfe also – nur an dem Auto, das mitten auf der Straße lag, musste man vorbei.

Der Preis für die beste Aktion des Tages geht übrigens klar an Steffen und Franzi, die ihre Glückwünsche persönlich mit einem Strauß Blumen beim schwedischen Generalkonsulat in Istanbul überbrachten. Ich bin gespannt auf weitere Details.

Hochzeitsfieber steigt

Zwei Tage vorher kann auch ich, der die Boulevardpresse meidet, mich nicht mehr ganz der sich aufbauenden Welle entziehen. Falls ich Leser hinter dem Mond haben sollte: am Samstag heiratet Ihre Königliche Hoheit Victoria Ingrid Alice Désirée Kronprinzessin von Schweden und Herzogin von Västergötland den weit weniger blaublütigen Herrn Daniel Westling aus dem schönen Städtchen Ockelbo, der nach der Hochzeit Prinz Daniel von Schweden wird, nebenbei auch noch Herzog von Västergötland.

Das ist natürlich eine große Veranstaltung. Die Dimensionen übertreffen alles, was Schweden in jüngerer Geschichte so erlebt hat. Schon vor Wochen nahm das Brautpaar Geschenke entgegen. Es laufen Dokumentationen im Fernsehen und jedes Detail läuft sofort durch alle Medien. Für die Allgemeinheit gibt es schon seit einiger Zeit spezielle Hochzeitsschokolade mit dazu passenden Hochzeitsservietten zu kaufen.

Die Hochzeit selbst läuft dabei eigentlich recht einfach ab: 15:30 Uhr ist die Trauung in der Storkyrkan direkt neben dem Schloss. Danach geht es auf eine Kutschenfahrt durch die Innenstadt. Diese endet irgendwo beim Vasamuseum, wo die beiden in ein Boot steigen werden, das sie dann, von 18 Ruderern angetrieben, zurück zum Schloss bringen wird.

Das drumherum macht es freilich erst so pompös. Damit das Paar es auch schon gemütlich hat, wird die Prinzessin bei Mutti aus deren Einfamilienhaus ausziehen und die beiden werden zusammen ein frisch renoviertes Häuschen bewohnen. Die damit einhergehende Renovierung (insbesondere deren Kosten) samt der damit verbunden erweiterten Absperrung der Umgebung, welche zuvor ein öffentlich zugängliches Parkgelände war, sorgt für etwas Unmut.

Aber auch für das gemeine Volk wird einiges geboten. Seit über einer Woche läuft schon das Festival „Love Stockholm 2010“ mit zahlreichen Konzerten. Letztes Wochenende ließ man es richtig krachen: es gab die Möglichkeit der Drop-In-Hochzeit – wie in Las Vegas, nur ohne Elvis. Gut 350 Paare nahmen teil, was schon beachtlich ist – vielleicht ein Ausdruck davon, welches nüchterne Verhältnis viele Schweden zur Institution Ehe haben.

Mangels Zeit bin ich bislang nur mit dem Fahrrad an dem Festivalgelände vorbeigefahren. Gestern habe ich das nun genutzt, um ein paar Fotos zu machen.

Man sieht klar darauf, dass die Fernsehsender sich schon gut eingerichtet haben für die Hochzeit. Es wird die größte Fernsehübertragung der schwedischen Geschichte werden. Die Sponsoren haben sich auch nicht lumpen lassen und sind zahlreich und mit großen Ständen vertreten.

Das wird letzten Endes wohl auch der Grund sein, wieso ich schwer davon ausgehe, dass die schwedische Monarchie ab der nächsten Woche einen gewaltigen Popuralitätsaufschwung erleben wird. Schweden sind zwar im Allgemeinen nicht so leicht zu beeindrucken, aber so eine Traumhochzeit wird sie wohl auch weich machen. Bessere Umfragewerte kann das Königshaus auch gut gebrauchen. Laute einer aktuellen Umfrage ist weniger als die Hälfte für die Monarchie, und die Unterstützung des Königshauses an sich ist noch schlechter. Das mag an den exorbitanten Kosten dieser Hochzeit liegen, vielleicht auch an den Querelen um Prinzessin Madeleine, die von ihrem Verlobten mutmaßlich betrogen wurde, was ihn prompt zum Ex-Verlobten machte. Madde, wie sie auch gerne genannt wird, ist dieser Tage aus ihrem Kurzzeitexil in den USA zurückgekehrt, weil sie natürlich trotz dieser schwierigen persönlichen Situation bei der Hochzeit zugegen sein wird.

Allgemein ist der Andrang bei der Hochzeit aber nicht so groß wie erwartet (oder befürchtet). Ein Sonderzug aus Malmö wurde eingestellt, da es nicht genügend Interessenten gab – dafür wurde ein Zusatzug aus Göteborg bestellt.

Ich für meinen Teil hatte mich fast schon darauf gefreut, das Spektakel am Fernseher mitverfolgen zu können. Das werde ich nun auch, aber mit Einschränkungen. Ab frühem Abend darf ich nämlich Busfahren, was ein interessantes Erlebnis zu werden verspricht: Linien, die die Sperrzone in der Innenstadt berühren, werden einfach gekappt. Man sieht jetzt schon die Straßensperren, und die Polizei, die hier den bislang größten Einsatz ihrer Geschichte machen wird, hat keine Missverständnisse aufkommen lassen, dass weite Teile der Innenstadt eine No-Go-Area sein werden. So wird eine Linie, die ich fahre, nur 6 Minuten lang sein. Ich bin jedenfalls schon sehr darauf gespannt.

Noch lieber wäre ich freilich einer der Busfahrer gewesen, die die Hochzeitsgäste transportieren dürfen.

Heute morgen in der Zeitung

… und gerade als Karsten die Bratwurst auf den Grill legte, ruft jemand, dass das Spiel zwischen Deutschland und Serbien beginnt…

Yes – fest gebrannt. leicht abgewaschen.

Anmerkung: das Wort „bratwürsten“ ist meines Wissens kein schwedischer Sprachgebrauch – das würde alleine schon an der Nichtexistenz des Buchstaben „ü“ in der schwedischen Sprache scheitern. Der Endung nach zu urteilen ist es Singular, aber wenn sich die Werber solche Freiheiten herausnehmen, sind vielleicht mehrere Bratwürste gemeint.

WM-Gucken auf Schwedisch


Ausschnitt: TV4
Ich habe mich getäuscht: die WM findet in Schweden Aufmerksamkeit, und gar nicht mal wenig davon. Alle Partien werden frei empfangbar übertragen, und zwar auch per Livestream. Die Zeitungen kommentieren die Spiele zudem nicht zu knapp.

Es ist mittlerweile meine zweite WM hierzulande, und das dritte große Fußballturnier insgesamt. Schwedisches Fußballvokabular ist also nicht mehr vollkommen fremd, und auch nicht, dass die Kommentatoren mit großer Begeisterung jedes Tor bejubeln, obwohl ihr eigentliches Team in der Qualifikation gegen Dänemark und Portugal scheiterte.

Ein paar Besonderheiten fallen aber doch ins Auge. So lässt sich die Werbeindustrie durch nichts beirren und zeigt – wie vermutlich überall auf diesem Planeten – stark verstärkt Fußballwerbung, wobei man die (zwangsläufig in Südafrika abwesenden) schwedischen Fans gerne trotzdem zeigt. Als alter Media-Markt-Nerd ist für mich jedoch noch interessanter, dass „Media Markt“ den deutschstämmigen Fußballtrainer Peter Antoine reaktiviert hat und das erste Mal seit geraumer Zeit wieder eine Kampagne mit ihm fährt. Wie immer ist mit feinsinniger Kunst nicht zu rechnen, was ich dieses Mal sogar durch obiges Video illustrieren kann. Ich sollte unbedingt seine weiteren Werbespots sehen.

Ebenso augenfällig, aber sicherlich etwas mehr augengefällig ist die Expertenrunde des schwedischen Fernsehens. Die sieht nämlich öfters mal so aus:


Ausschnitt: SVT

Da müssen die Damen also nicht irgendwas von Reichsparteitagen daherfabulieren, um mal wahrgenommen zu werden. Sie werden sogar nach ihrer (Expertinnen-)Meinung gefragt. Man traut ihnen also zu, nicht nur Fußballer zu befragen, sondern sogar selbst etwas von Fußball zu verstehen. Das nenne ich mal Fortschritt. Demnächst dürfen Frauen vielleicht sogar wählen.

Das Spiel heute wird übrigens mittels modernster Technik in der Uni betrachtet. DVB-Stick an Verstärkerantenne gekoppelt, durch den Laptop an den Projektor angeschlossen – und als Backup Livestream über das WLAN. Vor 4 Jahren noch schwierig bis undenkbar.