Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben

So soll der Tunnel einmal von innen aussehen (Bild: Femern A/S)

Es hat ja lange gedauert, aber der geplante Tunnel zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rödby in Dänemark hat es endlich auch in die schwedischen Medien geschafft. Vor gut zwei Wochen war dieser Artikel im Svenska Dagbladet, der im Wesentlichen die Fakten auf den Tisch legt und durchscheinen lässt, dass die deutsche Seite so aus der Affäre gezogen hat, dass sie minimale Verantwortung und minimale Kosten hat.

Viel mehr aufgefallen ist mir aber dieser Beitrag, der schon Ende August im Deutschlandfunk lief. Er entstand aus dem Anlass, dass ein „Dialogforum“ zum Bau der festen Querung eingerichtet wurde. Ich habe auch schon zuvor keinen Hehl daraus gemacht: spätestens seit die geplante Brücke durch einen Tunnel ersetzt wurde, bin ich vorbehaltlos für dieses Projekt. Die Umweltfolgen sind gering, der langfristige Nutzen erheblich.

Daher bin ich auch bei dem Dialogforum etwas skeptisch. Es wirkt nämlich wie eine Überreaktion der Politik, die bei einem Bürgerprotest gleich ein neues Stuttgart 21 befürchtet. Also bietet man an, über etwas zu reden. Nur wie bei S21 sind Verträge geschlossen, so dass es im Grunde eigentlich nichts mehr zu bereden gibt und damit die Gegner nicht zufrieden sein kann. Das „Ob“ steht außer Frage, nur das „wie“ ist noch gestaltbar. Der Vergleich mit S21 hinkt aber an so vielen Stellen, dass es ein Witz ist, auch nur andeutungsweise beides auf eine Ebene zu stellen. Das beginnt schon damit, dass nicht einmal die Fehmarner selbst voll hinter den Gegnern stehen.

Das Forum könnte allenfalls die sinnvolle Planung der Hinterlandbindung unterstützen, aber darum geht es den Gegnern des Projekts wiederum nicht. Insofern sehe ich nicht, wohin eine solche Plattform führen soll. Ich bin gespannt, wie sich die Sache weiter entwickelt – und hoffe, dass die nächsten Beiträge sich eher mit den Plänen beschäftigen als mit der übersteigerten Reaktion auf Protest.

10 Jahre

Dan Rather brachte es noch am selben Abend auf den Punkt:

You will remember this day as long as you live.

Heute vor 10 Jahren war ich zum ersten Mal in Schweden. Ich stand in einem Souvenirgeschäft in Kiruna, und der Verkäufer erzählte mir entgeistert, dass es in New York einen Terroranschlag gegeben habe. Es waren mehrere Leute im Laden, und alle hörten gebannt dem Radio zu. Es schien surreal. Ich war perplex. In der Jugendherberge gab es kein internationales Fernsehen, und die schwedischen Kanäle zeigten immer wieder dieselben Abschnitte. Ich fühlte mich sehr weit weg von allem.

Es gäbe noch mehr zu erzählen, und jeder hat so eine Geschichte. Sie heute zu erzählen ist aber fast schon Folklore. Es macht etwas traurig, wie banal dieses Ereignis geworden scheint. Manche instrumentalisieren es für krude Verschwörungstheorien, die die Opfer verhöhnen unter dem Deckmantel einer angeblichen Suche nach der Wahrheit. Für andere ist es kaum mehr als ein Anlass, auf die Dinge abzuheben, die nach dem 11. September falsch gelaufen sind.

Wie tief es uns alle getroffen hat, wollen wir uns dabei nicht eingestehen. Wir vergessen, wie unvorstellbar, wie unfassbar dieses Ereignis war. Wir können heute fast nicht verstehen, wie wir damals so naiv sein konnten, zu glauben, niemand würde ein Flugzeug unter Aufopferung seines Lebens zerstören oder gar als Waffe einsetzen wollen. Jede Tragödie, und sei sie auch noch so schrecklich, wird danach ein bisschen Normalität. Könnte ein neues Winnenden, ein neuer Breivik uns noch einmal derart schockieren? Ich glaube nicht.

Auch wenn wir es verdrängen, so ist der 11. September eine Zäsur. Und wir haben immer noch keine Antworten für die Zeit danach.

Darum heute einen sehr interessanten Dokumentarfilm, den ich noch nicht kannt und der etwas die menschliche Dimension zeigt:

Aus der Serengeti

Zeit, die Safari zu beenden – waren jetzt auch schon neun Monate.
Wir begannen den letzten Tag früher. Man sieht die Tiere ganz früh am Morgen einfach besser. So konnten wir zwei Löwinnen beobachten, die gerade ein erlegtes Tier gefrühstückt hatten.
Auf dem langen staubigen Rückweg konnten wir dann etwas schlafen. Ich hatte auf dem Hinweg gesehen, dass sich am Wegesrand eine Art Grabstein für Bernhard Grzimek befindet. Dessen Sohn Michael war nach den Dreharbeiten zu „Serengeti darf nicht sterben“ am Ngorongoro-Krater verunglückt, weswegen sich Bernhard Grzimek dort auch beerdigen ließ.
Am Ende des Tagestrips waren wir nicht nur zurück in der Zivilisation. Wir konnten sogar einen Blick auf das nächste (und letzte) Tagesziel werfen: Lake Manyare, ein kleiner Nationalpark. Den See dazu gibt es zwar noch, aber er wird in den kommenden Jahrzehnten verschwinden, so dass es sich eher um einen Wald handelt.

Die Nacht verbrachten wir auf einem „Luxus“-Campingplatz. Über den Luxus der sanitären Anlagen kann man sich streiten, aber der Pool sah ganz angenehm aus. Ein Vorteil war auch nicht zu verachten: man konnte nachts auf Klo gehen, ohne ein Zusammentreffen mit gefährlichen Tieren zu riskieren.

Hyresgäst ohne Förening – Mieter ohne Bund

Vorgestern, 20:50 Uhr: es klingelt an der Tür. Das kommt nicht so oft vor, schon gar nicht um diese Zeit. Vor der Tür steht ein Mann mit einer Liste. Er ist von der Hyresgästföreningen, und daher ist das eigentlich ein Besuch, den ich schon vor längerem erwartet habe. Ich bin nämlich vor einiger Zeit aus dem Verein ausgetreten.

Der schwedischer Mieterverband – eine eigenwillige Konstruktion

Die Hyresgästföreningen (Hyresgäst = Mieter) ist sozusagen der schwedische Mieterverband. Die Mitgliedschaft ist keine Pflicht, aber üblich. De facto verhandelt der Verein nahezu alle Mieten in Schweden. Der Vermieter schließt eine Art Tarifvertrag ab, dass die Hyresgästförening die Mieter vertritt, egal ob der Mieter nun Mitglied ist oder nicht.

Das ist für den Vermieter bequem, denn er könnte durchaus mit dem Mieter direkt verhandeln, was aber sicher mehr Aufwand darstellt. Im schwedischen System ist es nachvollziehbar, einen professionellen Verhandlungsführer zu haben, denn die Mieten sind streng reguliert. Würde der Mieter selbst verhandeln, würde er sich wohl über den Tisch ziehen lassen und müsste die Miete bei einem Disput von der Mietbehörde Hyresnämnden prüfen lassen. Die Hyresgästföreningen lässt es dazu erst gar nicht kommen, weil sie Gesetze und Fakten kennen.

Ein prinzipielles Problem, das ich damit habe, ist die Art der Vertretung. Nicht nur, dass ich mir nicht aussuchen kann, von wem ich vertreten werde. Die Hyresgästföreningen betreibt ihre interne Demokratie so, dass einmal im Jahr Hauptversammlung ist. Verpasst man sie, erhält man nur Briefe und Magazine, die Lobeshymnen auf die Heldentaten des Vereins singen. Das ist schon ein höchst fragwürdiges Vertretungsmodell, zumal ich davon ausgehe, dass die Wahlen bei der Hauptversammlung auf typisch schwedische Art laufen: von einem Wahlkomitee vorgelegte Vorschläge werden durch gemeinsames „JA!“-Rufen bestätigt. So kann auch eine Minderheit einen Kandidaten wählen, und was das Wahlkomitee vorschlägt, ist letzten Endes Gesetz.

Auf diese Art gibt es natürlich auch kaum eine Möglichkeit, über irgendwelche Sachfragen zu entscheiden. Was der Vorstand beschlossen hat, wird gemacht. Das erinnert mich sehr an die Gewerkschaft, der ich als Busfahrer angehörte. Dort wurde man auch nicht gefragt, ob man nun streiken will. Man hatte gefälligst zu streiken.

Das eigentliche Problem: Lobbyismus

Das ist aber nicht der Grund, weswegen ich ausgetreten bin, denn gewohnt bin ich diese Verhältnisse schon aus anderen Zusammenhängen.

Es ist vielmehr das Selbstverständnis und die Politik der Vereinigung: die meisten Mieter treten nicht aus Idealismus für eine bestmögliche Vertretung bei. Sie wollen schlicht eine Absicherung für den Fall, dass es Ärger mit dem Vermieter gibt. Die Hyresgästföreningen ist sozusagen eine Rechtsschutzversicherung für Mieterprobleme.

Das Problem entsteht dadurch, dass die Hyresgästförening sich auf dieser fragwürdigen Basis die Legitimation nimmt, in der Wohnungspolitik als Vertreter der Mieter zu agieren. So formuliert der Verband mit seinen 500.000 Mitgliedern im Rücken Forderungen an die Politik, was nun zu tun sei. Das erinnert mich an den ADAC, der nie um eine verkehrspolitische Forderung verlegen ist, obwohl die allermeisten Mitglieder nur wegen Pannenschutz, Versicherung, Reisen und derlei Dingen dabei sind.

Da stelle ich mir die Frage: mit welchem Recht eigentlich? Mit keinem, für meine Begriffe. Zwar kann man die Hyresgästföreningen nicht mit einem sehr industriefreundlichen konzernartigen Gebilde wie dem ADAC gleichsetzen, aber das ändert nichts am Problem. Die Mitglieder werden schön aus dem Blickwinkel des Vereins informiert und dürfen dann einmal im Jahr zu allem Ja und Amen sagen. Eine solche Organisation mag ja noch einigermaßen legitimiert sein, anständige Mieten auszuhandeln. Aber eine politische Vertretung ihrer Mitglieder ist sie mitnichten.

Wenn wenigstens die Richtung stimmen würde

Wenn die Politik des Verbandes wenigstens irgendwie mit meinen Ansichten übereinstimmen würde. Aber das ist natürlich nicht zu erwarten. Sie zielt nur darauf ab, ein System, das seit 40 Jahren permanent scheitert, zu zementieren. Es soll am besten alles so bleiben, wie es war – und natürlich müssen mehr Mietwohnungen gebaut werden. Als ob das jemals den Bedarf decken würde.

Daher habe ich mir die Frage gestellt, ob ich allen Ernstes dem größten Lobbyverband gegen alles, was ich in der Wohnungspolitik für richtig halte, angehören soll.

Ansichten, die man selten hört

Der Mann an der Tür rechnet damit natürlich nicht. Er fragt nach, ob ich mit den Leistungen unzufrieden gewesen sei. Das verneine ich, denn ich habe die Hilfe des Verbandes ja nie gebraucht. Auf Nachfrage sage ich ihm dann, dass ich mit der Politik nicht einverstanden bin und das ganze System mit stark regulierten Mieten für eine sehr schlechte Idee halte.

Er ist sehr überrascht, denn so eine Ansicht hört er von Schweden natürlich so gut wie nie. Den Schweden wird seit vielen Jahren das Horrorszenario vorgehalten, dass die Mieten in enorme Höhen steigen werden, wenn man das System auch nur irgendwie ändert. Ich erkläre ihm kurz das deutsche System: Marktmieten, aber mit umfänglichen Mieterrechten und Schutz vor horrenden Mieterhöhungen. Seine Antwort ist bezeichnend: „Also nicht so wie in den USA, wo der Vermieter die Mieten beliebig erhöht?“

Nein, so nicht. Aus irgendeinem Grund scheinen das die beiden einzigen Optionen zu sein, die die Schweden kennen: entweder purer Sozialismus wie hierzulande, der die Mieten niedrig hält, aber bei der Bedarfsdeckung vollkommen versagt und einen Schwarzmarkt erzeugt. Oder purer Kapitalismus, wo nur der Reichste eine Wohnung kriegt. Wenn man in solchen Schubladen denkt, ist es kein Wunder, dass jede Diskussion über einen vernünftig regulierten Mietmarkt ein Tabu ist.

Vielleicht irgendwann einmal wieder

Er will keine lange Diskussion haben, aber mir scheint, dass das für ihn doch einmal ein interessanter Denkanstoß war. Er lässt mir seine Visitenkarte und ein paar Infos mit den Forderungen des Verbandes da.

Darin steht, dass 150.000 Wohnungen in den nächsten 10 Jahren gebaut werden sollen. Was sinnvoll ist, aber vollkommen unglaubwürdig, weil es in den vergangenen Jahrzehnten nie gelungen ist, ausreichend Wohnungen zu bauen. Wenn also 150.000 genügen würden, so ist wirklich nicht damit zu rechnen, dass auch nur etwas in der Nähe dieser Größenordnung gebaut wird.

Weiterhin heißt es dort, dass man Steuervergünstigungen für Mieter einführen soll, um die mangelnde wirtschaftliche Attraktivität für Vermieter zu beheben. Mit anderen Worten sollen die Abzugsmöglichkeiten, die schon bei Eigentumswohnungen einen vollkommen verzerrten Markt geschaffen haben, nun auch noch auf die Mietwohnungen ausgedehnt werden. Dass man mit Miethäusern keinen Gewinn machen kann, soll der Staat durch Steuersenkungen ausbügeln. Bravo!

Ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt.

Dabei will ich eine neuerliche Mitgliedschaft gar nicht ausschließen, wenn ich den Verband einmal für das brauchen sollte, was meiner Ansicht nach seine Hauptaufgabe sein sollte: als Dienstleister in Mietrechtsfragen.

Boiron, C200 und der Streisand-Effekt

Pietro Longhi: Der Scharlatan (1757)

Ich halte nicht viel von Online-Prangern, aber selbst wenn dies einer wäre: in dem Fall hätte ich wenige Hemmungen angesichts dessen, was die Firma Boiron da vorhat. Das Portal Esowatch ruft dazu auf, den aktuellen Blogeintrag wiederzugeben:

Wieder ist ein Blogger unter Beschuss, diesmal von der multinationalen Firma Boiron, dem weltweit größten Hersteller homöopathischer Produkte. Dieser hat den Blogger mit Klage bedroht. Es wird Zeit, dass auch Boiron den Streisand Effekt kennenlernt um davon zu profitieren.

Der italienische Blogger Samuele Riva hat im Juli zwei Artikel (1 und 2) online gestellt, in denen er die Zuckerkügelchen mit dem Namen Oscillococcinum C200 auf die Schippe nimmt. Oscillococcinum wird als Grippemittel beworben und ist in den USA das meistverkaufte homöopathische Mittelchen. Und jetzt haltet euch fest, das Zeug, das einen Umsatz von 20 Millionen Dollar macht, wird aus Entenleber hergestellt. Also wenn das nicht Quack, Quack, Quacksalberei in Hochpotenz ist …

Naja, das Schöne ist, bei C200 musste vermutlich nicht einmal eine Ente dran glauben. Man nimmt einfach ein Tröpfchen aus einem See, über den mal eine Ente geflogen ist. Im Mittelalter oder so.

Nun, jedenfalls witzelte Samuele darüber, dass kein einziges Molekül von der Ursprungssubstanz mehr drin sein könne. Zur Erinnerung: C200 bedeutet, in einer Verdünnung von 1:10^400. Das sind 400 Nullen! Unser ganzes Universum besteht schätzungsweise aus 10^78 Molekülen. Selbst wenn man kein Stück Leber, sondern unser ganzes Universum verdünnt hätte, wäre schon ganz lange nichts mehr übrig gewesen.

Ist ungefähr so, als wollte man 1 Bonbon unter 10 Leuten aufteilen. Nur sind es nicht 10 Leute oder 100 oder gar 6 Millarden (6*10^9), sondern viel, viel mehr. Selbst wenn man jedes Sonnensystem und jeden Planeten im ganzen Universum mit Milliarden Menschen besiedeln würde, würde dieses Bonbon noch immer reichen müssen.

Boiron reagierte nicht sehr amüsiert darüber, dass jemand Fakten über ihr Produkt schreibt und drohte sofort mit Klage. Ein Brief ging an den Internetprovider mit der Beschwerde, dass die Artikel und Überschriften “untrue and derogatory both of homeopathy and [the] company” seien und den Ruf der Firma beschädigen.

Nun, damit haben sie jedenfalls eines erreicht: Zu den 150 Leuten, die den Blogbeitrag in den ersten 56 Stunden gelesen haben, haben sich nun einige mehr gesellt und mit diesem Blog hier hoffentlich noch weitere! Über 100 Seiten im Internet, darunter auch das British Medical Journal haben schon berichtet. Je mehr Support dieser Blogger erhält, je mehr Wellen das ganze schlägt desto besser.

Wir von Esowatch bitten daher alle, die dies lesen, sich schamlos bei uns zu bedienen! Bloggt das auch, nehmt die Info von uns, zitiert uns oder zitiert uns nicht, uns ist eines wichtig: Dieser Angriff auf die Redefreiheit und Wissenschaft, auf Wahrheit und Fakten darf nicht durchgehen!

Und gleichzeitig möchten wir Cheerleader für die kommende Klage gegen Boiron spielen und hoffen, dass dieser Prozess verhandelt wird!

Nun muss man Esowatch nicht mögen. Das Portal bleibt unter dem Deckmantel der Anonymität und geht agressiv vor. Nur: während andere ihre Tiraden mit logischen Fehlschlüssen und Falschbehauptungen spicken, stellt sich Esowatch auf den Boden von nachprüfbaren (und nachgeprüften) Fakten, was es schlecht angreifbar macht.

Ich bin des Italienischen nicht mächtig, aber eine Firma, die homöopathische Arzneimittel herstellt und Leute wegen Rufschädigung vor Gericht bringen will, muss sich schon sehr warm anziehen. Also entweder hat der Blogger da etwas vollkommen ungeheuerliches behauptet – was ich nicht glaube – oder die Firma schickt sich an, gegen die Behauptung zu klagen, Homöopathie sei Humbug.

Und das ist eine verdammt schwere Beweisführung, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zwar bin ich kein Freund des Arguments, Homöopathie wirke wegen der starken Verdünnung nicht. Es ist zwar physikalisch und chemisch plausibel, aber man kann eine Methode, die Verdünnung als Basis hat, nicht dadurch widerlegen, dass sie Verdünnung verwendet.

Die ganze Sache ist viel simpler: wenn Homöopathie tatsächlich so stark wirken würde wie die Unterstützer behaupten, dann muss es auch eine Methode geben, mit der sich das nachweisen lässt.

Bislang kommt da aber nur, dass die Methoden, die die Wissenschaft verwendet, in dem Fall nicht anwendbar seien. Schön und gut, aber welche Methoden könnte man denn dann verwenden? Man kann sich nicht hinstellen und behaupten, man habe einen Geist gesehen. „Wo?“ – „Der ist immer da, wenn du nicht da bist“.
Oder das Standardargument „Bei mir wirkt es aber“. Das haben die Leute, die den Aderlass überlebten, auch gesagt. Subjektive Wahrnehmung kann nicht einfach als objektiver Beweis herhalten.

Insofern beteilige ich mich gerne, hier einen kleinen Streisand-Effekt aufzubauen, wie es andere schon getan haben.

Wer das Kilo Zucker für über 200 € verkauft, muss das ertragen.

Das radioaktive Orchester

Manchmal erfährt man über 5 Ecken, was neben einem passiert. Die Kollegen von der KTH haben ein sehr interessantes Projekt gestartet: die Energien von Gamma-Zerfällen in Musik umwandeln. Der Musiker, mit dem sie das zusammen entwickelt haben, will daraus sogar echte Stücke machen.

Für den Moment gibt es aber schon einmal ein sehr schickes Präsentationsvideo (schwedisch mit englischen Untertiteln):

Und natürlich kann man auch selbst ein paar radioaktive Isotope nehmen und das Ganze klimpern lassen, nämlich auf der Webseite von The Radioactive Orchestra.

Eine lustige Sache, zumal Kooperationen zwischen Kunst und Naturwissenschaft nicht übermäßig oft vorkommen, und nebenbei auch der pädagogische Zweck verfolgt, zu erklären, dass es tatsächlich natürliche Radioaktivität gibt.

Bo Cederwall sitzt interessanterweise nur einen Korridor unter mir, und fast hätte ich einmal einen Kurs bei ihm gemacht. Vielleicht werde ich meinen Enkeln einmal erzählen müssen, dass ich einen Kurs bei einem der bedeutendsten Musiker des 21. Jahrhunderts geschmissen habe.

[via Geeks are Sexy]

Akademische Weihen

Queen's University in Belfast - Die Vorträge waren leider in einem nicht ganz so schicken Nebengebäude (Foto: Fasach Nua, PD)

Heute wird es einmal hochwissenschaftlich. Die Schweigsamkeit an dieser Stelle war nicht nur den tragischen Ereignissen in Norwegen geschuldet. Ich durfte zum ersten (und voraussichtlich einzigen) Mal zu einer großen Fachkonferenz in meinem Bereich mit. Ein sehr interessantes Erlebnis, auch wenn ich gestehen muss, dass das allermeiste der zahlreichen Vorträge, die ich mir angeschaut habe, schon längst wieder vergessen ist. Böse Zungen werden sagen, dass das für viele Wissenschaftler jenseits unseres kleinen Kontinents nur ein willkommener Anlass ist, Urlaub in Übersee zu machen – womit man nicht einmal so falsch liegen dürfte, denn für die Begleitpersonen (sprich Ehegatten) gab es auch Programm. Auch bräuchte es wohl strenggenommen nicht ein Galadinner und zwei Empfänge, um so etwas durchzuführen. Das Flair hat dennoch etwas für sich, denn das Zusammentreffen ist eine spannende Sache und natürlich auch etwas anderes, als wenn man nur online kommunizieren würde. Daher bin ich dankbar, bei so etwas einmal dabei gewesen zu sein. Ganz nebenbei ist nicht zu verachten, dass ich so endlich einmal den Giant’s Causeway zu sehen bekam, der als Poster mein altes Zimmer zierte. Nach weiteren Zwischenstopps bin ich nun wieder zuhause, aber fühle mich bemüßigt, ein kleines Juwel aus dem akademischen Bereich auszupacken.

Neulich erhielt ich eine Mail:

Dear Professor Seitz!

Nein, ich habe keine akademische Blitzkarriere hingelegt. Realistisch betrachtet wird ein „Professor“ auch nie vor meinem Namen stehen, bestenfalls ein „Doktor“. Letzterer ist mittlerweile fast Normalität geworden, denn mit einiger Regelmäßigkeit werde ich in Mails als solcher angesprochen. Freilich bin ich das (noch) nicht, und auch wenn mir in Schweden wohl keine strafrechtlichen Konsequenzen drohen würde, fiele es mir nicht im Traum ein, mich mit solchen fremden Federn zu schmücken. Meist handelt es sich ohnehin um Werbung. Es gibt aber bemerkenswerte Ausnahmen. So wurde angefragt, ob ein von mir geschossenes Bild in einem Buch verwendet werden darf, das anscheinend diesen Herbst erscheint. Ich habe zugestimmt, die Sache mit dem Doktor korrigiert und bin schon gespannt auf das Probbeexemplar.

Als Professor wurde ich aber nur neulich bei einer Fachzeitschrift versehentlich tituliert. Und bei einer ganz besonderen Form des Spam, der einem wohl nur blüht, wenn man im akademischen Betrieb arbeitet. Ich erhalte z.B. regelmäßig Mails von aufstrebenden Fachzeitschriften, die (wahrheitswidrig) behaupten, ich würde in ihrem Bereich arbeiten und solle doch Artikel einsenden. Die Seriösität darf bezweifelt werden.

Relativitätsleugner

Hartnäckig ist auch ein Ungar, der unter dem Betreff „The theories are all wrong“ immer mal wieder darauf hinweist, dass die Relativitätstheorie Nonsens sei und er eine Theorie gebastelt habe, die alles erklärt ohne Relativität. Abgesehen davon, dass das ein mehr als gewagtes Versprechen ist: der Mann hat nicht verstanden, was Naturwissenschaft ist. Theorien werden nicht bewiesen, sondern immer wieder überprüft anhand dem, was sie vorhersagen. Sobald eine Vorhersage den experimentellen Befunden wiederspricht, ist die Theorie hinfällig. Solange also die Relativitätstheorie nicht auf diesem Wege widerlegt wird, ist sie nicht widerlegt. Leider gibt es eine nicht ganz unbeträchtliche Untergrundströmung in der Physik, die sich auf die Scharlatanerie einlässt – leider nicht der einzige Bereich der Wissenschaft, wo das so ist.

Post vom größten Komponisten unserer Zeit

Obige zitierte Anrede stammt aber von jemand ganz anderem, nämlich dem größten Komponisten unserer Zeit: Peter Hübner. Wer ihn nicht kennt, ist ein Banause – man denke nur an sein 144 CDs umfassendes Werk, das er in aller Bescheidenheit im Jahr 1997 veröffentlichte.

Ich habe es mir nicht angehört, aber habe keinen Zweifel daran, dass es pure Brillanz ist. Und daher verwundert mich es auch gar nicht, dass dieser Mann noch genügend Energie hat, um die akademische Welt zu revolutionieren:

It is beyond question: Whoever is seriously interested in the project of the integration of sciences and arts – and especially: who wants to participate or get personally involved in the realization of this supreme known goal of all times in the fields of science and art, for him the personal acquaintance with the higher states of consciousness and especially with intuition is an essential step.
[…]
Also we must take seriously Albert Einstein, when he notes by own experience and tells us:

„Intuition is everything.“
Albert Einstein

Ich verzichte auf das weitere Zitieren dieses Geschwurbels. Bezeichnend ist freilich, dass man mit einem Einstein-Zitat deutlich machen will, dass es sich hierbei um ganz schlaues Zeugs handelt – als ob alles, was ein intelligenter Mensch jemals von sich gegeben hat, pure Weisheit wäre. Sei’s drum: ich habe mir die tolle Webseite einmal angeschaut. Ich halte ja viel von Vielseitigkeit, auch wenn nach besagter Mail nicht wirklich viel zu erwarten war.

Wer klickt, kommt zu einem Studienprogramm. Ich dachte zunächst, man wolle mir irgendwelchen halbseidenen Mist andrehen, aber auch nach einigen Klicks fand ich nur eines: Text, Text und noch mehr Text, gewandet in einem etwas eigenwilligen Design, das massiv auf den Farbbereich blau-gelb-rot setzt, weswegen das alles irgendwie lila daherkommt. Das ist wiederum passend, denn genauso fühlt man sich beim Lesen auch.

Migräne geheilt per Musik-CD – für schlappe 19,90 €

Scharlatanerie gibt es freilich trotzdem, denn hinter dem ganzen Gedöns findet sich die von Hübner eigenhändig erfundene Musiktherapie, die es als CDs zu kaufen gibt. Die Musik soll z.B. gegen Migräne helfen. Der Preis von knapp 20 € pro CD ist zwar nicht ohne, aber gemessen daran, dass man zum gleichen Preis auch ein zwei Fläschchen Wasser oder ein paar Dutzend Zuckerkügelchen kaufen kann (a.k.a. homoöpathische Arzneimittel), die ähnlich wirkungsvoll sind, kann man beruhigt sagen: in der Welt des medizinischen Hokuspokus ist das ein sehr günstiger Preis.

Angeblich finden das eine Menge honorige Wissenschaftler gut. An der Authentizität dieser Testimonials habe ich so meine Zweifel.

Wer komponiert und heilt, der kann auch Politik

Hängengeblieben bin ich eigentlich nur, weil von einer „German Cultural Foundation“ die Rede war, die das Ganze angeblich zusammen mit der „International Philharmony Foundation“, der „German Academy of Sciences“ und „German Academy of Sciences & Arts“ durchführt. Bei soviel German auf einem Haufen kann man sich schonmal fragen, ob das nicht alles ein bisschen rechtslastig ist.

Denn die Deutsche Kulturstiftung, wie sich die German Cultural Foundation auch mal nennt, ist auch politisch aktiv. Direkt angeschlossen ist nämlich „Die Goldene Partei Deutschlands“, die natürlich die wahre Vertreterin des Volkes ist. Es wird die antidemokratische Praxis in Deutschland angeprangert, aber irgendetwas Stichhaltiges wäre mir nicht aufgefallen.

Stattdessen gibt es ohne Ende Texte mit Briefen an irgendjemanden. Die politische Brisanz erreicht ihren Höhepunkt bei der „Post-Affäre“, in der beschrieben wird, welche Schwierigkeiten die Deutsche Kulturstiftung hatte, im Jahr 1983 ihren Telefonanschluss um einen Telexanschluss zu erweitern. Wahrhaft skandalös.

Ich kann jedem, der solchen realsatirischen Nonsens erhalten möchte, nur raten: werden sie Wissenschaftler.

Unfassbar

(BIld: Bernt Sønvisen, CC)

Ich möchte nicht allzuviele Worte der Anteilnahme schreiben – das haben andere schon getan, und sie können das vermutlich auch viel besser.

Mir geht es mehr darum, etwas den schwedischen und auch skandinavischen Blickwinkel einzubringen. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Norwegen für Schweden zwar Ausland ist, aber die Bindungen viel enger sind, als es dieser Begriff ausdrückt. Man kann es vielleicht mit dem Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland beschreiben, aber auch der Vergleich hinkt ein bisschen. Die Norweger sprechen eine Sprache, die selbst für einen schwedischen Fremdsprachler wie mich recht gut verständlich ist. Eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte schafft ein Gefühl der Verbundenheit, und es ist nicht übertrieben, wenn Kommentatoren vom Brudervolk sprechen.

Es wirkt fast so, als sei es in Schweden gewesen. Auch Fredrik Reinfeldt wirkte angeschlagen, als er heute morgen vor die Presse trat. Mein ungeteilter Respekt gilt aber Jens Stoltenberg. Anstatt wie viele Politiker vor ihm auf Rache zu sinnen, hat er das einzig Richtige getan und gesagt, dass dies die norwegische Demokratie nur stärken wird. Dieser Mann ist eine Inspiration. Bei allem Terror, der der Welt in den letzten 10 Jahren widerfahren ist, hat es kaum einen gegeben, der nicht bereit war, die Ideale, die die Terroristen – von welcher Seite sie auch kamen – angreifen wollten, über Bord zu werfen. Er lässt den Terror nicht siegen, indem er ihnen einen Teilerfolg verschafft. In dem unaufhörlichen Trend der letzten Dekade, bürgerliche Freiheit zugunsten von vermeintlicher Sicherheit zu opfern, ist das bewundernswert. Ich hoffe, er bleibt dabei.

Interessanterweise schienen mir seine Aussagen auch einen kleinen Blick in die norwegische Seele zu geben. Er sagte wörtlich: „Wir sind ein kleines Land, aber ein stolzes Land.“ Das ist etwas, das ich mir aus dem Mund eines Schweden nicht so ganz vorstellen könnte. Die Schweden mit ihrer Historie als ehemalige Großmacht sind in der Welt bekannt und geschätzt, was ein sehr gesundes Selbstbewusstsein zu geben scheint. Die Norweger hingegen fühlen sich als kleinen Akteur am Rand, der eher bescheiden zur Seite tritt und anderen den Vortritt lässt. Aber wenn ihnen der Wind ins Gesicht bläst, fallen sie nicht um. Ich wünsche ihnen diese Stärke auch in der kommenden Zeit, die sicher nicht einfach werden wird.

Auch der norwegischen Polizei muss man ein Kompliment aussprechen, die trotz des gewaltigen Medieninteresses nicht zur Vorverurteilung des mutmaßlichen Täters übergegangen ist, sondern sich streng an die gesicherten Fakten hielt.

Die Rolle der Medien: nicht nur Licht

Jenseits dieser Lobeshymnen muss ich aber auch noch zu den dunklen Seiten dieser unfassbaren Tragödie kommen.
So kann ich leider ein bisschen Medienschelte nicht verkneifen. Während deutsche Newsportale noch munter verkündeten, Stoltenberg sei an einem unbekannten Ort, während er gerade vor der versammelten Weltpresse sprach, schaute ich TV2 Norge im Livestream, das dankenswerterweise in Zusammenarbeit mit der schwedischen Boulevardzeitung Aftonbladet zur Verfügung gestellt wurde. Zwar war die Berichterstattung insgesamt mehr als ordentlich, aber es gab auch einige betrübliche Tiefpunkte. Genauso wie Johannes B. Kerner vor 9 Jahren beim Amoklauf in Erfurt stellten sich die Fernsehreporter hin und interviewten schamlos Jugendliche, die das Massaker überlebt hatten. Damals wie heute ist es pietätslos und ohne Erkenntnisgewinn für die Öffentlichkeit, wenn traumatisierte Jugendliche vor eine Fernsehkamera gestellt werden. Auch Handykameravideos, die direkt nach der Bombenexplosion aufgenommen wurden, hätte man nicht zeigen müssen. Der britische Telegraph hat sich auch nicht gerade verdient gemacht, als er gestern Bilder von blutüberströmten Menschen zeigte. Dass auch seriöse schwedische Medien Bilder und den vollen Namen des mutmaßlichen Attentäters publizierten, muss man wohl hinnehmen – das ist man leider gewohnt.

Populismus und geistiges Brandstiftertum

Welche unfassbaren Dinge man auch in den Medien gesehen haben mag: noch weniger begreiflich sind die Motive des mutmaßlichen Täters. Es ist alles noch sehr vorläufig, aber das Bild, das sich abzeichnet, ist erschreckend.
Es ist kein Wunder, dass die „Islamkritiker“ von Politically Incorrect sich äußerst knapp halten und die Kommentatoren Gift und Galle versprühen, um allen anderen die Verantwortung für diese Morde anzulasten, nur nicht sich selbst. Es sieht nämlich so aus, dass Anders B. ein Produkt dieses geistigen Brandstiftertums ist, das Geert Wilders und zahlreiche rechtspopulistische Parteien in Europa seit längerem betreiben. Diese Menschen betreiben eine Ideologie des Hasses, die vermeintlich eine bürgerliche Gesellschaft verteidigt, aber in Wirklichkeit ihre fundamentalsten Prinzipien missachtet.

Mutmaßlicher Täter war Mitglied in der „Fortschrittspartei“

Nicht ganz zufällig war der mutmaßliche Attentäter bis 2004 Mitglied in der Fremskrittspartiet (Fortschrittspartei), die wie die Schwedendemokraten auch versuchen, sich einen bürgerlichen Anstrich zu geben. Die Parteivorsitzende Siv Jensen ist bemüht, ihre Solidarität mit dem sozialdemokratischen Jugendverband AUF auszudrücken. Sie sagt es mit „Heute sind wir alle AUF-ler“ – ein Ausdruck, der aber nicht von ihr erfunden wurde, sondern an vielen Stellen zu lesen ist.

Doch habe ich wenige Zweifel, dass der Nährboden für diesen Irrsinn in solchen rechtspopulistischen Parteien vorhanden ist. Noch schlimmer sind freilich Portale wie Politically Incorrect oder das jetzt im Rampenlicht stehende document.no, wo Hass auf den Islam und alle, die ihn nicht teilen, gepredigt wird. Document.no hat wenigstens den Mut, die Aussagen, die der mutmaßliche Täter auf ihrem Portal von Herbst 2009 bis Herbst 2010 getätigt hat, in voller Länge zu veröffentlichen. Ich habe weder Zeit noch Lust, das alles durchzulesen, aber schon ein paar Leseproben zeigen, wohin die Reise geht. Leider sieht man nicht, wie andere reagiert haben, aber man kann es sich denken.
Wer derartigen Hass versprüht, braucht sich nicht zu wundern, wenn irgendein Wahnsinniger die Vorstellungen zur Wirklichkeit werden lässt. Sie können nicht sagen, sie hätten das nicht gewollt.

Man kann nur hoffen, dass infolge dieser schreckliche Tat der Wahnsinn, der zu ihr beitrug, ein Ende haben wird.

Danke, Space Shuttle

Das Space Shuttle Atlantis landet auf dem Kennedy Space Center - die letzte Landung des Shuttles. (Photo: NASA)

Vor kurzem wurde mir bewusst: Ich werde nie in meinem Leben einen Space-Shuttle-Start sehen. Zwar hatte ich es nie zu meinem Lebensziel gemacht, solche Starts zu sehen, aber es ist doch ein gewisses wehmütiges Gefühl dabei. Es wird auf einige Zeit der letzte Start in Florida gewesen sein. Man braucht sich nichts vorzumachen: damit geht die vorerst letzte große Ära des Weltraumflugs zu Ende.

Seit fast 40 Jahren war man nicht mehr auf dem Mond, und das Shuttle war die wirklich letzte große Neuerung in diesem Bereich. Die Russen fliegen letzten Endes ja auch nur mit einem System, das sie seit den 1960er Jahren nur im Detail verbessert haben.

Nun wird das letzte Space Shuttle eingemottet, und man kann nur Danke sagen für dieses einzigartige Transportmittel und seine überragende Leistung.

Was danach kommt, weiß man nicht. Es fällt schwer, irgendwelche optimistischen Visionen einer Rückkehr zum Mond als realistisch zu erachten. Weltraumflug im 21. Jahrhundert wird so sein wie ein Paketdienst: man kommt zum Ziel, aber Postschiffe waren spannender.

Man muss es wohl mit Humor nehmen:

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
Final Countdown
www.thedailyshow.com
Daily Show Full Episodes Political Humor & Satire Blog The Daily Show on Facebook

Japanskor, Japanskor, överallt japanskor

Es ist nicht mehr unbedingt nötig, sich noch weiter über die gestrige Niederlage auszulassen. Natürlich war ich auch etwas geknickt. Bis zum Halbfinale hätte es schon weitergehen können und sollen.

Man muss das Positive sehen – Fußball ist aus zwei Gründen ein interessanter Sport. Zum Ersten, weil wenige Tore fallen und damit ein einziges Tor den Spielverlauf komplett umwerfen kann. Lange Zeit war es im Frauenfußball aber so, dass Spiele erdrutschartig in wenigen Minuten gewonnen wurden. Das ist vorbei. Zum Zweiten ist es wichtig, dass Spiele unerwartet ausgehen können. Das ist bei den Männern so, wenn Griechenland Europameister wird und Frankreich in der Vorrunde sieg- und torlos ausscheidet. Das ist bei den Frauen nun auch so. Frauenfußball ist eben normaler Fußball geworden. Gut so.

Ich kann immerhin noch auf mein zweites Pferd umsatteln: Schweden. Die sind nämlich auch unerwartet, aber unerwartet gut. Vielleicht schaffen die es ja, die Japanerinnen zu besiegen.

Die Überschrift ist übrigens die weibliche Variation eines geflügelten Wortes im schwedischen Fußball – vielleicht vergleichbar mit „Aus, aus, das Spiel ist aus“. Es geht auf den unerwarteten Sieg Japans über Schweden bei den Olympischen Spielen 1936 zurück, bei dem der Radioreporter Sven Jerring den verzweifelten Ausruf:

Japaner, Japaner, överallt Japaner!

oder zu deutsch

Japaner, Japaner, überall Japaner!